Corona: Gesundheitsministerium veröffentlicht Forschungsergebnisse zu Infektionsgeschehen und Schutzmaßnahmen

Minister Laumann: Wissenschaftliche Erkenntnisse für Umgang mit Pandemien entscheidend

27. Juni 2023
PHB Laumann, Karl-Josef - lächelnd, vor Flaggen (2022)

Das Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales hat den Abschlussbericht zu einem Forschungsvorhaben zum Infektionsgeschehen und den Schutzmaßnahmen in der Corona-Pandemie vorgelegt.

Arbeit, Gesundheit und Soziales

Das Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales (MAGS) hat am Dienstag, 27. Juni 2023, den Abschlussbericht zu einem Forschungsvorhaben zum Infektionsgeschehen und den Schutzmaßnahmen in der Corona-Pandemie vorgelegt. Der nordrhein-westfälische Landtag beauftragte die wissenschaftliche Untersuchung, die sich aus mehreren Studien zusammensetzt, Ende 2021. Mit den gewonnenen Daten sollte das Verständnis für die Entwicklung der Pandemie vertieft werden, um Grundlagen für ein zielgerichtetes und effektives Pandemiemanagement zu schaffen. Dafür stellte der Landtag 2,5 Millionen Euro bereit. Durchgeführt hat das Forschungsvorhaben die Forschungsallianz VIRAL NRW, ein Zusammenschluss der virologischen Institute an den universitätsmedizinischen Standorten in Nordrhein-Westfalen. Die Daten wurden von April 2022 bis Ende Februar 2023 von den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern in Bielefeld, Bonn, Bochum, Düsseldorf, Essen, Köln und Münster erhoben.

„Gerade um mit einer neuen Krankheit wie Corona umzugehen, sind wissenschaftliche Erkenntnisse essenziell. Entsprechend haben wir zur Bewertung der Pandemielage und effektiver Maßnahmen im letzten Herbst und Winter auch die Zwischenergebnisse von VIRAL NRW herangezogen. Durch dieses Forschungsvorhaben haben wir wichtige Einblicke in die Infektionsdynamik und zur Wirkung der Impfung gewonnen. Mit dem Ende der Pandemie endet aber nicht der Nutzen der Forschungsarbeit: Auch bei zukünftigen Krisen können die Ergebnisse, gerade was die Impfaufklärung und die Infektionskettenanalyse angeht, hilfreich sein“, erklärte Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann.

Das Forschungsvorhaben kam vorwiegend zu den folgenden Ergebnissen:

Immunität gegen das SARS-CoV-2-Virus in der Bevölkerung

Es wurde festgestellt, dass die Immunität während des Verlaufs der Pandemie deutlich zunahm. Im August und September 2022 konnte ein hoher Anteil (über 95 Prozent) von Antikörpern gegen SARS-CoV-2 beobachtet werden. Zudem kamen die Forscherinnen und Forscher zu dem Ergebnis, dass eine Kombination aus Impfung und Infektion einen besseren Schutz bietet als nur Impfung oder nur Infektion.

Impfinanspruchnahme in der Bevölkerung

Im Herbst und Winter 2022 gaben die allermeisten Bürgerinnen und Bürger (95 Prozent) an, mindestens einmal gegen Corona geimpft zu sein. Allerdings gab es Unterschiede in der Impfhäufigkeit und Impfbereitschaft zwischen verschiedenen Bevölkerungsgruppen, wobei Arbeitslosigkeit, geringe Bildung, geringes Einkommen und Migrationshintergrund mit einer geringeren Impfbereitschaft verbunden waren. Als Hauptgrund für eine Impfung stellte sich das Interesse, einen eigenen Impfschutz zu erhalten, heraus, während Angst vor (Langzeit‑)Nebenwirkungen der entscheidende Grund gegen Impfungen war.

Genomisch gestützte Infektionskettenanalyse

Die genomisch gestützte Infektionskettenanalyse ermöglicht es neben den Aussagen der befragten Personen auch Zusammenhänge von Ausbrüchen über die Gesamtgenomsequenz des Virus zu erkennen. Im Rahmen des Forschungsvorhabens wurden Algorithmen zur Identifizierung von Ausbrüchen anhand von Virussequenzen entwickelt und unter anderem zur Aufklärung von Übertragungsszenarien im Krankenhaus genutzt. Dabei zeigte sich, dass in der Phase der hohen Inzidenz vermutlich infizierte, aber initial negativ getestete Patientinnen und Patienten, eine wichtige Infektionsquelle im Krankenhaus darstellten. Damit Gesundheitsämter in Zukunft Verdachtsfälle für Übertragungsereignisse und Infektionsketten für SARS-CoV-2 und andere Erreger identifizieren können, wurden die Algorithmen über die dafür entwickelte Plattform „Dashboard-NRW“ für sie nutzbar gemacht.

Schutzwirkung der Impfung

Die Forscherinnen und Forscher fanden heraus, dass nach einer Impfung beziehungsweise Auffrischungsimpfung die Antikörperimmunität „geboostert“ wird. Anschließend kommt es mit individuellen Unterschieden über Wochen bis Monate wieder zu einem Absinken der Antikörperspiegel. Bei immungeschwächten Personen (zum Beispiel Patientinnen und Patienten nach Nierentransplantation) ist die Immunität nach der Impfung im Vergleich zu gesunden Personen verzögert und weniger ausgeprägt. Über alle Gruppen hinweg zeigte sich, dass vorhandene Antikörper nach Impfung oder Infektion gegen neue Omikron-Varianten eine geringere Wirksamkeit hatten. 

 

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