STAR – Jugendliche mit Beeinträchtigungen starten in die Arbeitswelt
Land, Landschaftsverbände und Bundesagentur für Arbeit investieren innerhalb von drei Jahren mehr als 22 Millionen Euro zur beruflichen Integration
NRW ebnet Jugendlichen mit Beeinträchtigungen den Weg in die Arbeitswelt. Landesregierung, Bundesagentur für Arbeit und die Landschaftsverbände stellen für das Programm STAR (Schule trifft Arbeitswelt) bis 2020 insgesamt rund 22,3 Millionen Euro zur Verfügung.
Nordrhein-Westfalen ebnet Jugendlichen mit Beeinträchtigungen den Weg in die Arbeitswelt. NRW hat als erstes Bundesland ein systematisches und flächendeckendes System der Berufsorientierung für Jugendliche mit Schwerbehinderungen oder Bedarf an sonderpädagogischer Unterstützung in den Förderschwerpunkten Geistige Entwicklung, Körperliche und Motorische Entwicklung, Hören und Kommunikation, Sehen und Sprache abgesichert. Landesregierung, Bundesagentur für Arbeit und die Landschaftsverbände stellen für das Programm STAR (Schule trifft Arbeitswelt) bis 2020 insgesamt rund 22,3 Millionen Euro zur Verfügung.
„Schülerinnen und Schüler mit einem besonderen Unterstützungsbedarf brauchen beim Übergang in die Arbeitswelt auch eine besondere Begleitung. Genau hier knüpft das Programm STAR an. Es ergänzt das landesweite Übergangssystem ‚Kein Abschluss ohne Anschluss‘, sodass auch Jugendliche mit einer schweren Behinderung daran teilnehmen können“, sagte Ludwig Hecke, Staatssekretär im Ministerium für Schule und Weiterbildung. Dr. Wilhelm Schäffer, Staatssekretär im Ministerium für Arbeit, Integration und Soziales, ergänzte: „STAR richtet sich an junge Menschen, die es am allgemeinen Arbeitsmarkt besonders schwer haben und die in der Vergangenheit kaum eine Chance auf Ausbildung oder Erwerbstätigkeit außerhalb der Werkstätten für behinderte Menschen hatten.“
„Hier setzt STAR an“, erklärte Matthias Münning, Sozialdezernent des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL). „Durch Potenzialanalysen, eine individuelle Berufswegeplanung, Betriebserkundungen und Praktika werden die jungen Leute ab der achten Klasse in einem dreijährigen Berufsorientierungsprozess systematisch bei der Suche nach einer Ausbildung oder Arbeitsstelle unterstützt.“
Zum Beispiel Christian H. (21 Jahre): An einer Förderschule für Jugendliche mit Bedarf an sonderpädagogischer Unterstützung im Bereich Geistige Entwicklung wurde Christian H. drei Jahre lang bis zu seiner Schulentlassung begleitet. Zunächst nahm er an einer zweitägigen Potenzialanalyse teil und lernte seine Stärken kennen. Weitere Stationen waren ein Berufsorientierungsseminar und ein Training arbeitsrelevanter sozialer Kompetenzen. Bei einem Betriebspraktikum auf einem Bauernhof am Niederrhein konnte er den Landwirt von seinem Können überzeugen. Im Laufe eines anschließenden Langzeitpraktikums auf dem Hof entwickelte er weitere Kompetenzen und übernahm immer mehr feste Aufgaben, wie die Kälber füttern und den Stall ausmisten. Der Integrationsfachdienst unterstützte und beriet den jungen Mann und seinen Arbeitgeber weiter, zum Beispiel bei der Finanzierung des Führerscheins für Traktoren. Seit August 2015 ist Christian H. als landwirtschaftlicher Helfer unbefristet angestellt und sagt: „Ich habe meinen Traumjob gefunden.“
„Dies ist ein beispielhafter Berufsorientierungsprozess“, erläuterte Prof. Dr. Angela Faber, Dezernentin für Schulen und Integration beim Landschaftsverband Rheinland (LVR). „Eine solche Erfolgsstory wäre ohne die differenzierten Instrumente aus dem STAR-Werkzeugkasten nicht möglich gewesen.“
Torsten Withake, Geschäftsführer Arbeitsmarktmanagement Regionaldirektion NRW der Bundesagentur für Arbeit: „Die Förderung junger Menschen mit Schwerbehinderung zahlt sich aus. Die Zahl der Jugendlichen mit Behinderung, die eine Ausbildung beginnt, nimmt gegen den Trend weiter zu – von 2015 bis 2016 um rund 19 Prozent. Diese jungen Menschen suchen engagiert ihre Chance auf einen frühen Einstieg ins Berufsleben. Das wollen wir tatkräftig unterstützen.“
Eine Zwischenbilanz von STAR bestätigt den Erfolg: Zwischen 2012 und 2016 wurden in NRW mehr als 11.000 Schülerinnen und Schüler unterstützt. Einige Tausend von ihnen befinden sich noch im Berufsorientierungsprozess, weil sie die Schule noch nicht abgeschlossen haben. 1.600 fanden bereits eine Chance auf dem Arbeitsmarkt oder in Vorbereitungsmaßnahmen: 285 begannen eine betriebliche Ausbildung und 182 eine außerbetriebliche Ausbildung. 123 sind in „Unterstützte Beschäftigung“ übergegangen, 178 sind auf dem ersten Arbeitsmarkt beschäftigt. Und 834 bereiten sich bei Bildungsträgern oder am Berufskolleg auf eine Ausbildung vor.
Staatssekretär Dr. Schäffer sagte: „Wenn man bedenkt, dass diese jungen Menschen aufgrund ihrer Einschränkungen früher auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt so gut wie keine Chance hatten, dann sind diese Zahlen ein Riesenerfolg und jeder investierte Euro hat sich gelohnt!“
STAR wurde in NRW seit 2009 schrittweise auf- und ausgebaut, bis 2017 mit maßgeblicher Förderung der Berufsorientierungsmaßnahmen aus dem Bundesprogramm „Initiative Inklusion“. Mit dem Auslaufen der Bundesförderung zum 31. Juli 2017 wurde eine Neuorientierung erforderlich. Die Landesregierung, die beiden Landschaftsverbände und die Regionaldirektion NRW der Bundesagentur für Arbeit haben sich darauf verständigt, die Finanzierung der Berufsorientierungsmaßnahmen zu übernehmen und STAR in das Regelsystem „Kein Abschluss ohne Anschluss – Übergang Schule-Beruf in NRW“ (KAoA) zu überführen. Für einen Zeitraum von drei Jahren stellen Landesregierung, Landschaftsverbände und Bundesagentur für Arbeit insgesamt rund 22,3 Millionen Euro zur Verfügung, jeder Partner übernimmt mit rund 7,4 Millionen Euro ein Drittel. Insgesamt werden voraussichtlich rund 10.000 Schülerinnen und Schüler daran teilnehmen.
Drei Fallbeispiele
David B., 17 Jahre, Praktikant im Restaurant Grenzenlos e.V.
David B. besucht in Düsseldorf eine LVR-Schule mit dem Förderschwerpunkt körperliche und motorische Entwicklung. Er nahm an einer zweitägigen Potenzialanalyse teil und im Rahmen einer Berufswegekonferenz mit David B., seinen Eltern, dem Integrationsfachdienst (IFD), der Schule und der Reha-Beratung der Agentur für Arbeit wurde ein erstes Schnupperpraktikum in der Gastronomie verabredet. Zu seinen Aufgaben gehört es, die Servicekraft zu unterstützen und die Tische abzuräumen und neu einzudecken. Der IFD ist zuversichtlich, dass sich hieraus eine Perspektive auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt ergibt, die Davids individuellen Stärken entspricht.Marcel Z., 21 Jahre, Auszubildender Fachpraktiker Küche
Als Schüler einer sonderpädagogischen Förderklasse eines Berufskollegs in Mettmann hat Marcel Z. ein Schnupperpraktikum in der Küche eines Cateringunternehmens absolviert. Hieraus ergab sich ein Langzeitpraktikum, das er neben dem Schulbesuch absolvierte. In dem Unternehmen war man so zufrieden mit Marcel Z., dass ihm nach Abschluss der Schule ein Ausbildungsplatz zum Fachpraktiker Küche angeboten wurde. Der Integrationsfachdienst sorgte für einen Jobcoach, der Marcel Z. beim Erlernen neuer Tätigkeiten unterstützte, so dass ein erfolgreicher Abschluss der Ausbildung und eine Perspektive auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt zu erwarten sind.Jacqueline K., 19 Jahre, demnächst bei der Deutschen Bahn eingestellt
Die sehbehinderte Jacqueline K. hat an einem Bielefelder Gymnasium die Mittlere Reife erworben. Im Rahmen der Berufsorientierung nach STAR nahm sie noch als Schülerin an einer behinderungsspezifischen Potenzialanalyse in einem Förderzentrum für blinde und sehbehinderte Menschen teil und absolvierte zwei Praktika bei der Deutschen Bahn. Unterstützt durch den Integrationsfachdienst und die Agentur für Arbeit absolvierte sie anschließend eine Ausbildung bei der Deutschen Bahn und wird dort nach erfolgreicher Ausbildung ab dem Sommer 2017 unbefristet eingestellt.Kontakt
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