Minister Liminski überreicht Verdienstkreuz 1. Klasse des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland an drei Bürger aus Nordrhein-Westfalen
Der Bundesverdienstorden ist die höchste Auszeichnung der Bundesrepublik Deutschland für besondere Leistungen im politischen, wirtschaftlichen, kulturellen, geistigen oder ehrenamtlichen Bereich.
Minister und Chef der Staatskanzlei Nathanael Liminski hat am Mittwoch, 28. Juni 2023, das Verdienstkreuz 1. Klasse des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland an Professor Dr. Jörg Baetge aus Münster, Icek Ostrowicz aus Mönchengladbach und Klaus Pavel aus Aachen ausgehändigt. Der Bundesverdienstorden ist die höchste Auszeichnung der Bundesrepublik Deutschland für besondere Leistungen im politischen, wirtschaftlichen, kulturellen, geistigen oder ehrenamtlichen Bereich.
Professor Dr. Jörg Baetge
Nach seiner Tätigkeit als Professor für Betriebswirtschaftslehre in den 1970er Jahren an der Johann-Wolfgang-Goethe-Universität in Frankfurt am Main und an der Universität in Wien leitete Jörg Baetge von 1980 bis zu seiner Emeritierung im Jahr 2002 das Institut für Revisionswesen in Münster. Bis heute sind von ihm rund 500 Beiträge vor allem zur Bilanzierung, zum Bilanzrating und zur Unternehmensbewertung veröffentlicht. Er ist Vorstand und Mitglied zahlreicher Fachgremien, Ehrendoktor und Träger zahlreicher Auszeichnungen sowie Ehrenmitglied des Institutes der Wirtschaftsprüfer (IDW). In Münster hat er 1968 den „Round Table 48“ gegründet und ist seit vielen Jahren Mitglied im Lions Club Münster Landois.
Minister Liminski: „Professor Dr. Jörg Baetge engagiert sich seit Jahrzehnten nicht nur wissenschaftlich, sondern auch im sozial-humanitären Bereich. Nach seiner Emeritierung hat er durch eine Lehrtätigkeit an der Kenyatta-University in Nairobi von den schlechten Bildungschancen der halbnomadischen Volksgruppe der Massai erfahren und nicht lange gezögert – mit Unterstützung des Lions Club wurde die einfache Schule Ilkeek Aare Primary School zum Internat umgewandelt. Heute bietet dieses Internat Klassenräume und Schlafmöglichkeiten für bis zu 500 Schülerinnen und Schüler und die ‚Jörg Baetge Stiftung.Home4Education‘ (H4E) führt das Projekt nachhaltig fort. Professor Dr. Baetge hat sich durch sein herausragendes Engagement nicht nur um das Gemeinwohl in Deutschland verdient gemacht. Er hat das Leben vieler junger Menschen und ihrer Familien nachhaltig verbessert und einen einzigartigen Beitrag zur Völkerverständigung geleistet.“
Icek Ostrowicz
Ostrowicz wurde in Kielce in Polen als Sohn eines jüdischen Kaufmanns und seiner Frau geboren. Im Alter von zwölf Jahren musste er miterleben, wie die deutsche Wehrmacht in Polen einmarschierte und der Zweite Weltkrieg begann. Die Familie musste zunächst ins Ghetto umziehen und wurde deportiert. Ostrowicz wurde von seiner Familie getrennt, weil er als „arbeitsfähig“ eingestuft wurde. Aus dem Konzentrationslager Groß-Rosen wurde er gemeinsam mit den anderen Häftlingen kurz vor dem Ende des Krieges auf einen der bekannten „Todesmärsche“ geschickt. Am 12. April 1945 wurden Ostrowicz und seine Mithäftlinge von den vorrückenden Amerikanern befreit. Er hatte als Einziger seiner Familie überlebt. Im Juli 1946 kam es in Kielce zu einem antijüdischen Pogrom – mehr als 40 Menschen wurden ermordet, weitere 80 verletzt. Icek Ostrowicz konnte entkommen und verließ das Land.
In Mönchengladbach baute er sich schließlich ein neues Leben auf, gründete in der Tradition seines Vaters ein Unternehmen der Textilbranche, heiratete und bekam eine Tochter. Er engagiert sich seitdem für die Versöhnung zwischen den Religionen und für die Integration der jüdischen Gemeinde in das kommunale Leben. Im Jahr 2000, nach dem Tode seines Freundes Gerhard Starck, wurde die Gerhard C. Starck Stiftung errichtet, um den Vermögensanteil aus dem Erbe zur Förderung junger jüdischer Menschen einzusetzen. Sie sollten Bildungs- und Lebenschancen erhalten, die Icek Ostrowicz und seiner Generation junger jüdischer Menschen durch das nationalsozialistische Menschheitsverbrechen des Holocaust verwehrt geblieben waren.
Minister Liminski: „Icek Ostrowizc gehört zu den Zeitzeugen und Opfern der Shoah. Er hat durch die Verbrechen der Nationalsozialisten seine gesamte Familie verloren und unermessliches Leid erfahren. Seit vielen Jahrzehnten setzt er sich für den interkulturellen Dialog, für die Förderung junger Menschen und für die Belange der jüdischen Gemeinde in Mönchengladbach ein. Icek Ostrowicz ist eine Persönlichkeit mit gleichermaßen beeindruckender und herausragender Lebensleistung. Ich verneige mich vor so viel unerschütterlichem Lebensmut und großem Engagement.“
Klaus Pavel
Klaus Pavel hat als Sohn eines Berliner Unternehmers seine Jugend in Brasilien verbracht. In den 1950er Jahren kehrte Klaus Pavel mit seinem Vater nach Deutschland zurück, wo er nach erfolgreichem Abschluss des Studiums der Fertigungstechnik an der RWTH Aachen 1970 in das väterliche Unternehmen als geschäftsführender Gesellschafter der Rhein-Nadel-Gruppe einstieg, die heute zu den Marktführern im Bereich Automations- und Zuführanlagen gehört. Den Aachen-Laurensberger Rennverein (ALRV) entwickelte er als Präsident maßgeblich weiter. So gelang ihm, das jährliche Pferdesport-Turnier CHIO Aachen, zu einem international anerkannten Spitzenevent auszubauen. Klaus Pavel ist ehrenamtlich Honorarkonsul der Föderativen Republik Brasilien.
Minister Liminski: „Wir haben es dem herausragenden Engagement von Klaus Pavel für den Reitsport zu verdanken, dass wir auch in diesen Tagen wieder Höchstleistungen beim CHIO in Aachen bestaunen dürfen. Dieses Fest des Spitzensports made in NRW genießt weltweit größte Anerkennung und Aufmerksamkeit. Das Wirken von Klaus Pavel reicht weit über den Bereich des Sports hinaus, wie sein Einsatz in Brasilien, dem Land seiner Kindheit, eindrucksvoll belegt. Die 1992 mit seiner Ehefrau Gudrun im brasilianischen Bundesstaat Maranhão gegründete Einrichtung ‚Fundação Pavel‘ zur Kinder- und Jugendhilfe, heute die ‚Pavel Children Foundation‘ (PCF), ermöglicht heute tägliche Nachhilfe und Hausaufgabenbetreuung, Mal-, Musik-, Tanz-, Sport- und Computerkurse und vieles mehr. Dieses großartige Lebenswerk verdient unser aller Dank und hat unser aller Respekt.“
Über den Bundesverdienstorden
Der Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland wurde 1951 von Bundespräsident Theodor Heuss gestiftet und seitdem an über 260.000 Bürgerinnen und Bürger verliehen. Die Aushändigungen finden üblicherweise durch Ministerpräsidenten der Länder, Landes- oder Bundesminister, Regierungspräsidenten, Landräte, Oberbürgermeister oder Bürgermeister statt. Er ist die einzige allgemeine Verdienstauszeichnung in Deutschland und damit die höchste Anerkennung, die die Bundesrepublik für Verdienste um das Gemeinwohl ausspricht. Der Verdienstorden wird in acht Stufen verliehen. Eine finanzielle Zuwendung ist mit der Verleihung des Verdienstordens nicht verbunden.
Fotos von der feierlichen Verleihung in der Düsseldorfer Staatskanzlei können Sie zeitnah hier herunterladen und mit dem Hinweis „Land NRW / Robin Teller“ redaktionell weiterverwenden.
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