Minister Laumann: Wir brauchen spezielle Angebote für wohnungslose Frauen
Fachtagung im Sozialministerium: Frauen und Wohnungslosigkeit
Sozialminister Karl-Josef Laumann wirbt bei Städten und Kreisen dafür, sich mit speziellen Angeboten stärker um wohnungslose Frauen zu kümmern.
Sozialminister Karl-Josef Laumann wirbt bei Städten und Kreisen dafür, sich mit speziellen Angeboten stärker um wohnungslose Frauen zu kümmern: „Wohnungslose Frauen sind in der Öffentlichkeit viel weniger sichtbar als Männer. Vielleicht ist das Hilfesystem deshalb vornehmlich an den Bedürfnissen von Männern ausgerichtet“, sagte Laumann auf einer Fachtagung seines Ministeriums unter dem Titel „Frauen und Wohnungslosigkeit. Bedarfe erkennen – Wege aufzeichnen – kommunale Lösungen entwickeln“.
Die Gründe für die Wohnungslosigkeit von Frauen seien oft andere als bei Männern, so der Minister: „Bei einer Trennung sind Frauen wegen ihrer oft schlechteren Einkommenssituation eher von Wohnungslosigkeit bedroht.“ Und Frauen, die jahrelang häusliche Gewalt in der Herkunftsfamilie oder der Beziehung erlebt haben, seien meist wirtschaftlich nicht abgesichert und verfügten oft über keine sozialen Netze, die sie auffangen könnten.
Zuständig für die Unterbringung und Betreuung von wohnungslosen Menschen sind die Kommunen. „Hier sollten die unterschiedlichsten Stellen eng zusammenarbeiten, um wohnungslosen und von Wohnungslosigkeit bedrohten Frauen gezielt zu helfen“, sagte Laumann. Er denke da beispielsweise an Ordnungsamt, Sozialamt, Schuldner- und Suchtberatungen, gegebenenfalls das Jobcenter und – wenn vorhanden – die kommunale Fachstelle für Wohnungsnotfallhilfe.
Auf der Tagung wurden auch erfolgreiche Projekte freier Träger vorgestellt, die sich besonders der Wohnungslosigkeit von Frauen annehmen, beispielsweise das Projekt „Sen(i)ora“ des Sozialdienstes katholischer Frauen (SkF) in Köln: „Es richtet sich“, so Monika Kleine, Geschäftsführerin des SkF in Köln, „an obdachlose oder von Obdachlosigkeit bedrohte Seniorinnen sowie an Frauen, die durch das Leben auf der Straße vor der Zeit alt geworden sind. Damit solche Frauen eine sichere Unterkunft finden und die letzten Jahre ihres Lebens in Würde verbringen können, unterstützen wir sie durch verlässliche Kontaktangebote, die Klärung bestehender Ansprüche, hauswirtschaftliche und pflegerische Betreuung und, sofern sie das wollen und die Möglichkeit besteht, durch den Einzug in eines der altersgerechten Appartements, die wir in den vergangenen Jahren geschaffen haben.“
Das Land unterstützt die Kommunen durch das Aktionsprogramm „Hilfen in Wohnungsnotfällen“. Mit jährlich rund einer Million Euro fördert es unter anderem Pilotprojekte, Studien und Veranstaltungen. In den vergangenen Jahren wurden unter anderem Projekte für alleinerziehende Frauen, Frauen in ländlichen Gebieten und Seniorinnen gefördert.
Nach der Wohnungslosenstatistik des Landes waren am Stichtag 30. Juni 2016 mehr als 6.400 Frauen in Nordrhein-Westfalen wohnungslos, das waren etwa ein Viertel aller als wohnungslos gemeldeten Personen (insgesamt 25.045 Personen am Stichtag). „Dass wohnungslose Frauen dennoch in der Öffentlichkeit kaum wahrgenommen werden, liegt daran, dass sie oft alles unternehmen, um ihre Wohnungslosigkeit nicht zu zeigen“, so der Minister: Wesentlich häufiger als Männer kämen sie vorübergehend bei Freunden und Bekannten unter.
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