Minister Laumann: Gerhard Richters Werke und der „Housing-First-Fonds“
Land startet innovatives Pilotprojekt gegen Wohnungslosigkeit
Sozialminister Karl-Josef Laumann hat ein neuartiges, vom Land Nordrhein-Westfalen gefördertes Pilotprojekt im Kampf gegen die Wohnungslosigkeit vorgestellt.
Sozialminister Karl-Josef Laumann hat ein neuartiges, vom Land Nordrhein-Westfalen gefördertes Pilotprojekt im Kampf gegen die Wohnungslosigkeit vorgestellt: „Wir erproben einen neuen Weg, um ein altes Problem anzugehen. Neu ist der Housing-First-Ansatz, nach dem Menschen, die schon lange wohnungslos sind, direkt eine Wohnung mit einem regulären Mietvertrag erhalten“, sagte Laumann in Düsseldorf. „Und neu ist der Public-Private-Partnership-Ansatz, indem hier ein weltbekannter Maler seine Werke zur Verfügung gestellt hat, aus deren Erlös der Kauf geeigneter Wohnungen bezuschusst werden soll.“
Durchgeführt wird das Projekt vom Paritätischen Wohlfahrtsverband Nordrhein-Westfalen. „Wohnen ist ein Menschenrecht, doch bezahlbarer Wohnraum ist Mangelware in Nordrhein-Westfalen. Erst recht für Menschen, die schon lange auf der Straße leben. Für sie schaffen wir hier eine ganz neue Perspektive“, so Christian Woltering, Landesgeschäftsführer des Paritätischen Nordrhein-Westfalen. „Housing-First heißt für uns dabei nicht Housing-Only: Nach Bezug der Wohnung werden die Betroffenen ermutigt, ihre individuellen Probleme anzugehen, unterstützt durch wohnbegleitende Hilfen zum dauerhaften Wohnungserhalt. In Portugal oder Österreich ist der Housing-First-Ansatz bereits sehr erfolgreich.“
Der Düsseldorfer Verein Asphalt e.V./Straßenmagazin fiftyfifty bringt 18 von dem Maler Gerhard Richter gestiftete Bilder und erste Erfahrungen mit dem Kauf von Wohnungen nach dem Housing-First-Ansatz in das Projekt mit ein: „Mit dem Verkauf gespendeter Kunst konnte fiftyfifty innerhalb der letzten zwei Jahre 48 Wohneinheiten ankaufen und diese an 53 Langzeitwohnungslose vermieten, so Julia von Lindern, Sozialarbeiterin und Streetworkerin bei Asphalt e.V. „Wir haben durchweg gute Erfahrungen mit dem Housing-First-Ansatz gemacht. Ein eigenes, dauerhaftes Zuhause – statt ein Obdach auf Zeit – hat auf unsere Klientinnen und Klienten eine sehr positive Wirkung.“
Aus den erwarteten Verkaufserlösen der Richter-Bilder in Höhe von mehr als einer Million Euro wird ein sogenannter „Housing-First-Fonds“ gespeist. Unter Anleitung des Paritätischen und gefördert aus Mitteln des Fonds sollen Träger der Freien Wohlfahrtspflege in allen Teilen Nordrhein-Westfalens ermuntert werden, geeignete Wohnungen zur Vermietung an zuvor wohnungslose Menschen zu erwerben. Mit Hilfe des Fonds soll der Ankauf von bis zu 100 Wohneinheiten durch Träger der freien Wohlfahrtspflege bezuschusst werden.
Die Projektkoordination durch den Paritätischen Nordrhein-Westfalen sorgt auch dafür, dass den neuen Mieterinnen und Mietern wohnbegleitende Hilfen angeboten werden, um einem erneuten Wohnungsverlust vorzubeugen. Im Rahmen des Pilotprojekts wird außerdem ein Weiterbildungskonzept zur Vermittlung des Housing-First-Ansatzes für die Träger und Praktikerinnen und Praktiker entwickelt, zudem wird das Projekt wissenschaftlich evaluiert. Das auf drei Jahre angelegte Pilotprojekt „Housing-First-Fonds – Wohnraumbeschaffende und wohnbegleitende Hilfen für wohnungslose Haushalte“ wird aus dem Aktionsprogramm des Landes „Hilfen in Wohnungsnotfällen“ mit insgesamt 424.000 Euro gefördert.
Grundsätzlich sind die Kommunen und Kreise für die Unterbringung von Menschen ohne Wohnung zuständig. Das Sozialministerium stellt mit dem Aktionsprogramm jährlich rund eine Million Euro zur Verfügung, um die Kommunen beispielsweise mit wegweisenden Modellprojekten zu unterstützen. Ein Schwerpunkt besteht in der Prävention, also der Verhinderung von Wohnungsverlust, der Suche nach neuem Wohnraum und der Unterstützung durch wohnbegleitende Hilfen.
Nach der Wohnungslosenstatistik des Landes Nordrhein-Westfalen waren zum Stichtag 30. Juni 2016 (neuere Zahlen liegen noch nicht vor) insgesamt 25.045 Menschen als wohnungslos gemeldet. Knapp die Hälfte von ihnen (rund 11.600) haben sich bei den Kommunen gemeldet; sie wurden in Obdachlosenunterkünften, sonstigen Unterkünften und Normalwohnungen untergebracht. Hinzu kommen rund 13.400 Menschen, die sich nicht an die Kommunen, sondern an die freien Träger der Wohnungslosenhilfe gewandt haben. Von dieser Gruppe ist der größte Teil (ca. 35 Prozent) bei Bekannten untergekommen, weitere rund 30 Prozent leben in einer Facheinrichtung. Rund 8 Prozent der von den Freien Trägern gemeldeten Wohnungslosen sind ohne jede Unterkunft.
Gerhard Richter, geboren 1932 in Dresden, ist Maler, Bildhauer und Fotograf. Er war von 1971 bis 1993 Professor für Malerei an der Kunstakademie Düsseldorf. Er wurde auch als „Picasso des 21. Jahrhunderts“ bezeichnet und gehört zu den höchstgehandelten zeitgenössischen Künstlern. (Informationen zum Künstler: www.gerhard-richter.com)
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- Bei Asphalt e.V./Straßenmagazin fiftyfifty: Julia von Lindern, Tel. 0179 / 920 88 79, E-Mail j.vonlindern@fiftyfifty-underdog.de, www.fiftyfifty-galerie.de
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