Was tun gegen die Hitze?

Verbrauchertipps zum richtigen Umgang mit Hitzespitzen. Ministerin Heinen-Esser: „Jeder Einzelne von uns kann mit dazu beitragen, die Folgen der sommerlichen Hitzeentwicklung für seine eigene Gesundheit zu mildern.“

25. Juli 2018
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Zurzeit belastet die heiße, lang anhaltende Wetterlage besonders kreislaufsensible Bevölkerungsgruppen wie Senioren und Seniorinnen, Erkrankte und Kleinkinder stark.

Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz

Zurzeit belastet die heiße, lang anhaltende Wetterlage besonders kreislaufsensible Bevölkerungsgruppen wie Senioren und Seniorinnen, Erkrankte und Kleinkinder stark. Sie sind durch dauerhaft hohe Temperaturen tagsüber und nur schwache Abkühlung in der Nacht betroffen. Umweltministerin Heinen-Esser: „Sich an die derzeit deutlich spürbaren Folgen des Klimawandels anzupassen, ist eine vordringliche öffentliche Aufgabe. Aber auch jede und jeder Einzelne von uns kann mit dazu beitragen, die Folgen der sommerlichen Hitzeentwicklung für die eigene Gesundheit abzumildern. Dazu arbeiten die Landesregierung und die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen eng zusammen und stellen praktische Tipps und detaillierte Informationen zum Schutz vor Hitzebelastung im Internet zur Verfügung.“
 
Tipps der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen zum Schutz vor Hitzebelastung: www.verbraucherzentrale.nrw.
 
In eng bebauten Städten ist die Hitzebelastung besonders stark zu spüren, hier können sich regelrechte „Wärmeinseln“ entwickeln. Diese Wärmeinseln bilden sich gerade dort, wo eine dichte Bebauung (hoher Versiegelungsgrad) vorherrscht und Kaltluftschneisen mit Luftaustausch oder offenen Wasserflächen mit Abkühlung durch Verdunstung fehlen. Solche Stadtquartiere heizen sich deutlich stärker auf als das Umland, so sind hier die sogenannten „Tropennächte“, in denen die Lufttemperatur zwischen 18.00 Uhr und 6.00 Uhr nicht unter 20 Grad absinkt, besonders häufig.
 
Zu den wichtigen und wirkungsvollen Maßnahmen, die je nach privaten Umständen jeder Einzelne in diesen Tagen ergreifen kann, zählen die Gebäudelüftung in den kühleren Nachtstunden, das gilt selbst für die sogenannten „Tropennächte“ mit Temperaturen über 20 Grad. Weiterhin zählen dazu das Schließen von Fenstern und Türen tagsüber, außen angebrachte Sonnenschutzvorrichtungen und eine Wärmedämmung. Sie verhindern das Aufheizen der Innenräume. Fassaden- und Dachbegrünung ermöglichen Kühlungseffekte am und im Haus, Jalousien und Rollläden sollten außen statt innen montiert werden, um die direkte Sonneneinstrahlung zu unterbinden. Das ist gerade bei schrägen Dachfenstern sinnvoll. Markisen verschatten große Terrassen- und Balkonfenster und können schattige Aufenthaltsräume im Freien bieten. Mit diesen Maßnahmen kann dort, wo sie praktikabel sind, der höchste Nutzen und der beste Langzeiteffekt erzielt werden.
 
Bei Kauf oder Miete eines Hauses kann man auf einen großzügigen Dachüberstand achten, dieser trägt ebenfalls zur Verschattung bei und lässt Platz für eine spätere Wärmedämmung der Außenwand. Gleichzeitig kann ein höherer Grünanteil mit Bäumen vor dem Gebäude nicht nur Schatten spenden, sondern auch zusätzliche Kühlleistung durch Verdunstung bringen.
 
Vom Einsatz mobiler Klimageräte wird aufgrund der hohen Energiekosten und der oft nur kleinräumigen Wirkung abgeraten.
 
Oft unterschätzt wird der Einfluss innerer Wärmequellen, wie ständig laufende Fernseher, und Computer oder ältere Geräte mit einer hohen Wärmeentwicklung, die noch nicht heute verfügbaren Energieeffizienzklassen entsprechen. Sie heizen die Räume zusätzlich auf.

Hintergrund:

2016 und 2017 waren weltweit die wärmsten gemessenen Jahre seit Beginn der Wetteraufzeichnung im 19. Jahrhundert. In Deutschland war der März 2017 der wärmste März seit Beginn der Wetteraufzeichnungen, der darauffolgende Temperatursturz im April hatte katastrophale Auswirkungen auf Natur und Landwirtschaft (Frostschäden). Der folgende Oktober war wiederum der heißeste seit 1881. Auch 2018 sind für April und Mai wieder Rekordwerte gemessen worden.
 
Das Landesumweltamt (LANUV) hat im Auftrag des Umweltministeriums die Betroffenheit ermittelt und kommt zu folgendem Ergebnis: Mehr als fünf Millionen Menschen sind in Nordrhein-Westfalen nach der Studie „Klimaanalyse Nordrhein-Westfalen“ bei sommerlichen Wetterlagen bereits heute von besonders großen Hitzebelastungen betroffen. Nachts sind Siedlungsbereiche im Umfang von etwa 290 km2 (ca. 5 Prozent der Siedlungsfläche) bei entsprechenden sommerlichen Wetterlagen stark überwärmt. Tagsüber zeigen sich etwa 660 km2 der Siedlungsflächen im Land als extrem hitzebelastet, also ca. 12 Prozent der Siedlungsfläche.
 
Klimaprojektionen zeigen: die Hitzebelastung wird künftig weiter zunehmen. Hitzeperioden werden häufiger auftreten, länger andauern und die Hitzebelastung wird infolge noch höherer Temperaturen intensiver sein. Gleichzeitig steigt voraussichtlich der Anteil der betroffenen Bevölkerung durch den Trend zur Verstädterung (Urbanisierung). Unter der Annahme einer Erhöhung der Temperatur um ein Grad bis zur Mitte des Jahrhunderts wären weitere 3,7 Millionen Menschen in Nordrhein-Westfalen betroffen. Deshalb weist die Klimaanalyse zusätzlich Vorsorgebereiche aus.
 
Aktuell führt das Umweltministerium in Kooperation mit der EnergieAgentur.NRW, dem Landesumweltamt NRW (LANUV) und den Bezirksregierungen im Zeitraum 2018/2019 landesweit insgesamt sechs „Regionalforen zur Klimaanpassung“ durch, um für das Thema regionale und kommunale Klimaanpassung verstärkt zu sensibilisieren, mit den Akteuren vor Ort in Kontakt zu treten und diese zu vernetzen. Im Regierungsbezirk Detmold hat bereits im Juni erfolgreich und mit hoher Beteiligung und großem Interesse ein Regionalforum stattgefunden. Auf den Regionalforen informiert die Landesregierung über die jeweilige regionale Klimaentwicklung und ihre Folgen sowie über entsprechende Anpassungsmaßnahmen.
 
Eine der Antworten auf kommunale und besonders (groß-)städtische Fragen der Klimaanpassung ist das Thema „Grüne Infrastruktur“. Grüne Infrastruktur (GI) ist ein strategisch geplantes, multifunktionales Netzwerk von natürlichen und naturnahen Flächen einschließlich der Gewässer. Die Leistungen eines solchen Netzwerks sind höher als die von einzelnen, im Häusermeer isoliert liegenden Grünanlagen. Ein solches Netzwerk von Grün- und Wasserflächen dient bekanntermaßen dem Erhalt der Biodiversität und der Erholung, ist aber zudem z.B. in der Lage zur Kühlung der Innenstädte, zur Verbesserung der Luftqualität, zur Vorsorge für Starkregenereignisse, und zum Hochwasserschutz über Retentionsflächen beizutragen. Eine gut entwickelte „Grüne Infrastruktur“ kann für moderne Unternehmen und Dienstleistungen sowie für Haushalte von erheblicher Bedeutung bei ihrer Standortwahl sein. Umweltministerin Heinen-Esser: „Das Thema „Grüne Infrastruktur“ wird sich noch stärker zu einem Schlüsselfaktor für lebenswerte Innenstädte entwickeln.“
 
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