Polioviren auch in Abwasserproben in Düsseldorf nachgewiesen

Gesundheitsminister Laumann rät erneut zur Überprüfung des Impfschutzes

4. Dezember 2024
phb Labor, Wissenschaft, Reagenzglas, Forschung, Corona

Im aktualisierten Epidemiologischen Bulletin hat das RKI nun bekanntgegeben, dass in der 47. Kalenderwoche auch in Abwasserproben aus Düsseldorf VDPV2 nachgewiesen werden konnten.

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In der vergangenen Woche hat das Robert Koch-Institut (RKI) über den Nachweis von Schluckimpfstoff-abgeleiteten Polioviren Typ 2 (Vaccine-derived poliovirus type 2, VDPV2) in Abwasserproben informiert. Darunter befanden sich auch Abwasserproben aus Köln und Bonn, die in der 46. Kalenderwoche entnommen wurden. Im aktualisierten Epidemiologischen Bulletin hat das RKI nun bekanntgegeben, dass in der 47. Kalenderwoche auch in Abwasserproben aus Düsseldorf VDPV2 nachgewiesen werden konnten.

Neben den Proben der drei nordrhein-westfälischen Städte gibt es zudem positive Nachweise in Hamburg und München sowie nun auch in Dresden und Mainz. Die Nachweise erfolgten im Rahmen eines Forschungsprojektes des RKI, bei dem Abwasserproben aus verschiedenen Kläranlagen in Deutschland entnommen und auf Polioviren untersucht werden. Mit den sieben Nachweisen sind erstmals zirkulierende Polioviren (Circulating vaccine-derived poliovirus, cVDPV) im Abwasser in Deutschland gefunden worden.

Polioviren sind Auslöser der sogenannten „Kinderlähmung“ und werden vor allem über Schmierinfektionen (Stuhl-Hand-Mund) übertragen. Das Risiko, sich mit Polio zu infizieren, ist trotz des Nachweises im Abwasser auch weiterhin äußerst gering. Der letzte Polio-Fall in Deutschland wurde im Jahr 1990 registriert. Aktuell sind keine Polio-Erkrankungen oder Polioverdachtsfälle im ganzen Bundesgebiet bekannt. Der Großteil der nordrhein-westfälischen Bevölkerung ist vollständig geimpft und damit bestmöglich gegen die Erkrankung an Polio geschützt. So lag die Durchimpfungsrate bei der Schuleingangsuntersuchung im Jahr 2023 bei 96,1 Prozent.

„Wer vollständig gegen Polio geimpft ist, hat einen sehr guten Schutz gegen die Krankheit. Und zum Glück haben wir eine hohe Impfquote in Nordrhein-Westfalen. Die Nachweise von Polioviren im Abwasser müssen uns daher nicht beunruhigen. Aber sie zeigen auch, dass wir wachsam sein sollten. Daher empfehle ich jedem, einmal in seinen gelben Impfausweis schauen und im Zweifelsfall mit seiner Hausärztin oder seinem Hausarzt darüber reden, ob der eigene Impfstatus oder auch der Impfstatus der Kinder nach den Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (STIKO) vollständig ist. Zugleich sollten alle Akteure im Gesundheitssystem aktuell nochmal ein besonderes Augenmerk auf mögliche Anzeichen für Polioinfektionen legen“, sagt Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann.

Wie eine vollständige Polio-Impfung für Kinder, Jugendliche und Erwachsene aussieht, erklärt die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BzgA) auf ihrer Website. Aufgrund des Übertragungswegs gilt gerade bei Polio-Viren: Gründliches Händewaschen ist eine einfache und wirksame Maßnahme, um die Ansteckung und Verbreitung zu verringern. 

Durch Impfkampagnen konnten die Poliofälle weltweit um mehr als 99 Prozent reduziert werden. In Deutschland gilt Polio seit Jahrzehnten als ausgerottet. Grundsätzlich gibt es zwei Impfstoffarten für Polio: Den Lebendimpfstoff zum Schlucken („Schluckimpfung“), der seit 1998 in Deutschland nicht mehr verwendet wird, und einen Totimpfstoff zum Spritzen. In außereuropäischen Ländern werden zum Teil weiterhin Polio-Schluckimpfungen verwendet. Bei einer Schluckimpfung können abgeschwächte Impfviren mit dem Stuhl ausgeschieden und durch Schmierinfektion auf andere Personen übertragen werden. Wenn die Bevölkerung aufgrund zu niedriger Polio-Impfquoten nicht ausreichend geschützt ist, können diese Impfviren über einen längeren Zeitraum zirkulieren und sich in sehr seltenen Fällen dabei genetisch verändern und wieder Erkrankungen hervorrufen. Entsprechende vom Schluckimpfstoff-abgeleitete Polioviren Typ 2 wurden über das Abwasserfrühwarnsystem festgestellt.

Weitere Informationen zu diesem Thema finden Sie hier: www.mags.nrw/nachweis-impfinduzierter-polioviren

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