Moore als Kohlenstoffspeicher: Auftakt für landesweite Initiative

Umweltministerium, Land- und Forstwirtschaft unterzeichnen gemeinsame Vereinbarung für mehr Moorschutz

21. November 2024
Pilz auf feuchtem Waldboden

Bei der landesweit ersten Moorschutz-Konferenz im Umweltministerium Nordrhein-Westfalen haben am Donnerstag, 21. November 2024, mehr als 200 Fachleute und Interessierte die Möglichkeiten für mehr Moorschutz ausgelotet, um Klima und Natur besser zu schützen.

Umwelt, Naturschutz und Verkehr

Bei der landesweit ersten Moorschutz-Konferenz im Umweltministerium Nordrhein-Westfalen haben am Donnerstag, 21. November 2024, mehr als 200 Fachleute und Interessierte die Möglichkeiten für mehr Moorschutz ausgelotet, um Klima und Natur besser zu schützen. Zum Auftakt unterzeichneten der Westfälisch-Lippische Landwirtschaftsverband, der Rheinische Landwirtschaftsverband, der Waldbauernverband NRW und die Landwirtschaftskammer gemeinsam mit dem Ministerium eine Vereinbarung zur Zusammenarbeit. „Moore sind unsere wichtigsten natürlichen Klimaschützer, weil sie effiziente Kohlenstoffspeicher sind. Sie sind wertvolle Horte der biologischen Vielfalt und wichtige Wasserspeicher. Gleichzeitig sind sie aber selbst vom Klimawandel akut bedroht, weil sie besonders empfindlich auf Trockenphasen reagieren“, betonte Oliver Krischer, Minister für Umwelt, Naturschutz und Verkehr.

Über die Europäische Union (EU), Bund und Land stehen Förderangebote bereit, die eine Pflege und Renaturierung von Moorlebensräumen unterstützen. Weitere Angebote entstehen derzeit über das Aktionsprogramm Natürlicher Klimaschutz (ANK) des Bundes mit einem Gesamtvolumen in Höhe von 3,5 Milliarden Euro. Zur Identifizierung von Projekten und Unterstützung bei der Umsetzung wird 2025 ein ANK-Regionalbüro beim Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (LANUV) eingerichtet. Das Bundesumweltministerium stellt hierfür den Bundesländern Mittel für vier Stellen befristet für 3 Jahre zur Verfügung.

Moor-Lebensräume nur noch auf 4.100 Hektar

Intakte und naturnahe Moorflächen finden sich heute nur noch auf Restflächen, vor allem in Schutzgebieten. So nehmen Moor-Lebensraumtypen nach der europäischen Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie (FFH) heute nur noch rund 1.620 Hektar in Nordrhein-Westfalen ein. Beispiele sind das FFH-Gebiet „Großes Torfmoor, Altes Moor“ im Kreis Minden-Lübbecke, das „Amtsvenn und Hündfelder Moor“ im Kreis Borken oder das „Mettinger und Recker Moor“ im Kreis Steinfurt. Hinzu kommen rund 2.480 Hektar weitere naturschutzfachlich bedeutsame Moor-Lebensräume, die nicht durch die FFH-Richtlinie erfasst sind.

Im Mai hat das LANUV ein Naturschutz-Fachkonzept zur Wiederherstellung von Mooren vorgestellt. Demnach umfassen die historischen Moorstandorte mit einem theoretischen Potenzial für die Renaturierung insgesamt 23.260 Hektar. Von diesem Suchraum entfallen 2.240 Hektar auf eine mögliche Renaturierung von Hochmooren, die von Regenwasser gespeist werden und durch nährstoffarme Lebensräume charakterisiert sind. Das theoretische Potenzial für Übergangsmoore und Niedermoore, die Anschluss zum Grundwasser haben und häufig zum Beispiel in Flussniederungen vorkommen, umfasst 20.590 Hektar. Weiteres Potenzial besteht auf rund 430 Hektar, wobei der Moortyp dort indifferent ist.

Auf dieser Basis soll im nächsten Schritt mit den verschiedenen Akteurinnen und Akteuren weiter untersucht werden, auf welchen Flächen die aktuellen Nutzungen und die Boden- und Wasserverhältnisse konkrete Renaturierungsprojekte ermöglichen. Dabei liegt der Fokus auf öffentlichen Flächen und bereits geschützten Bereichen. Mit rund 11.750 Hektar befinden sich rund die Hälfte der Potenzialflächen innerhalb von Schutzgebieten. Für die Renaturierungen sollen laut Vereinbarung geeignete Förder- und Unterstützungsangebote genutzt und – wo erforderlich – entwickelt werden. 

An erfolgreiche Projekte anknüpfen

„Der weltweite Artenrückgang ist neben dem Klimawandel die zweite ökologische Krise unserer Zeit. Durch eine ambitionierte Naturschutzpolitik konnten wir in Nordrhein-Westfalen zwar schon Verbesserungen erreichen, aber es gibt noch viel zu tun. Der Moorschutz ist ein wichtiger Baustein unserer Strategie. Er ist die Brücke zwischen Klima- und Naturschutz“, sagte Umweltminister Krischer. 

Von einer erfolgreichen Wiedervernässung von Mooren profitieren viele seltene und gefährdete Arten. Hierzu gehört zum Beispiel die Bekassine, die heute in Nordrhein-Westfalen nur noch in drei FFH-Gebieten in den Kreisen Steinfurt und Minden-Lübbecke vorkommt. Aber auch Moorfrösche, Großlibellen wie die Große Moosjungfer, die verschiedenen Sonnentau- und Torfmoosarten oder die Moosbeere finden in Mooren wertvollen Lebensraum.

Das Große Torfmoor im Kreis Minden-Lübbecke ist das größte erhaltene Moorgebiet in Nordrhein-Westfalen. Mit Kofinanzierung des Landes konnte der NABU dort bereits ein erfolgreiches EU-LIFE-Projekt umsetzen. Maßnahmen waren unter anderem die Wiedervernässung, Beseitigung von Birkenaufwuchs, Schafbeweidung und Besucherlenkung. In der Folge konnte im Jahr 2008 im Gebiet der erste Nachweis einer Kranichbrut festgestellt werden. Das Besucherzentrum Moorhus bietet hierzu umfassende Informationen und Bildungsangebote.

Mit dem Projekt „Renaturierung von Moorlebensräumen auf der Bergischen Heideterrasse“ setzt sich der BUND NRW für die Renaturierung von mehr als 60 verschiedenen Moorflächen mit einer Größe von insgesamt 500 Hektar ein. Zahlreiche Moor-Lebensräume auf der Bergischen Heideterrasse sind von Entwässerungsgräben durchzogen. Um diese Biotope und ihre Ökosystemleistungen zu sichern, möchte der BUND NRW in Absprache mit Flächeneigentümerinnen bzw. Flächeneigentümern und Naturschutzbehörden geeignete Flächen renaturieren und wiedervernässen. Die Bevölkerung wird dabei aktiv über Mitmach-Aktionen im Gelände eingebunden. 

Mit einer gemeinsamen Initiative setzen sich Partnerorganisation aus den Niederlanden und Nordrhein-Westfalen derzeit für die Renaturierung von Hochmooren und Moorwäldern auf über 100 Hektar entlang der deutsch-niederländischen Grenze ein. Bis zum Jahr 2029 werden hierzu im niederländischen Aamsveen und im Hündfelder Moor im Kreis Borken Maßnahmen zur Wiedervernässung und zur Förderung der Naturnähe umgesetzt. Das internationale LIFE-Projekt CrossBoderBog hat ein Budget von 13 Millionen Euro.

Weitere Informationen

Naturschutz-Fachkonzept zur Wiederherstellung von Mooren in Nordrhein-Westfalen: https://www.lanuv.nrw.de/publikationen/publikation/naturschutz-fachkonzept-zur-wiederherstellung-von-mooren-in-nordrhein-westfalen-1

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