Ministerpräsident Laschet verleiht am Tag des Landesgeburtstags den Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen an 19 Bürgerinnen und Bürger
Ehrenamtliche sind die Heldinnen und Helden des alltäglichen Lebens, so Ministerpräsident Laschet / Die Landesregierung will dieses Engagement weiter unterstützen und fördern
Am Tag des 72. Landesgeburtstags hat Ministerpräsident Armin Laschet 19 Bürgerinnen und Bürger für ihr überragendes Engagement ausgezeichnet. Die Landesregierung ehrt traditionell besonders engagierte Bürgerinnen und Bürger mit einer der höchsten Auszeichnungen des Landes am Tag des Landesgeburtstags, um die Verdienste für das Land Nordrhein-Westfalen zu würdigen.
Am Tag des 72. Landesgeburtstags hat Ministerpräsident Armin Laschet 19 Bürgerinnen und Bürger für ihr überragendes Engagement ausgezeichnet. Die Landesregierung ehrt traditionell besonders engagierte Bürgerinnen und Bürger mit einer der höchsten Auszeichnungen des Landes am Tag des Landesgeburtstags, um die Verdienste für das Land Nordrhein-Westfalen zu würdigen.
„Ich freue mich, an diesem besonderen Tag, dem Geburtstag von Nordrhein-Westfalen, Menschen auszeichnen zu können, die sich um das Land besonders verdient gemacht haben“, so Ministerpräsident Armin Laschet bei der Auszeichnung. „Mit Ihrem Engagement für Jung und Alt, für Mensch und Natur, leisten Sie einen unschätzbar wertvollen Beitrag für das gesellschaftliche Miteinander. Bedürftige Mitmenschen erhalten dank Ihnen Unterstützung und Hoffnung, sind mit ihren Sorgen nicht auf sich alleine gestellt. Neue Forschungsergebnisse eröffnen neue Perspektiven, die die Gesellschaft voranbringen. Menschen wie Sie sind es, die unsere Gesellschaft zusammenhalten. Dafür möchte ich heute im Namen des Landes Nordrhein-Westfalen und seiner Menschen ‚Danke‘ sagen.“
Der Ministerpräsident hob die besondere Bedeutung des Ehrenamts hervor: „Ich hoffe, dass Ihr Engagement Vorbild für viele weitere Menschen wird, sich ehrenamtlich zu engagieren. Ehrenamtliche sind die Heldinnen und Helden des alltäglichen Lebens, die trotz unserer schnelllebigen Zeit Momente finden, sich Zeit für ihre Mitmenschen zu nehmen. Sie machen unser Land so lebenswert. Dieses Engagement werden wir als Landesregierung weiter unterstützen und fördern.“
Auch für das politische Engagement bedankte sich Ministerpräsident Laschet besonders: „Für eine gelebte Demokratie ist es von essentieller Bedeutung, dass es Menschen wie Sie gibt, die sich für Europa, für ihre Region und für einen konstruktiven Dialog einsetzen. Einige von Ihnen tun dies bereits seit Jahrzehnten. Auch dafür meinen herzlichsten Dank.“
Die Verleihung fand im Rahmen einer Festveranstaltung im Schloss Dyck in Jüchen statt.
Der Verdienstorden des Landes ist 1986 aus Anlass des 40. Geburtstages des Landes Nordrhein-Westfalen gestiftet worden. Er wird an Bürgerinnen und Bürger als Anerkennung ihrer außerordentlichen Verdienste für die Allgemeinheit verliehen. Seit Bestehen sind 1.576 Frauen und Männer mit dem Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen ausgezeichnet worden. Die Zahl der Landesorden ist auf 2.500 begrenzt.
Der Ministerpräsident überreichte die Orden an:
- Andrea Berg (Andrea Ferber), Aspach / geb. in Krefeld
- Staatsminister a.D. Michael Breuer, Erftstadt
- vorm. Vorsitzender des Städtetages Nordrhein-Westfalen und Oberbürgermeister a.D., Norbert Bude, Mönchengladbach
- Prof. Dr. Thomas Druyen, Düsseldorf
- Staatsministerin a.D. Bärbel Höhn, Oberhausen
- Dr. Wilfried Kratzsch, Düsseldorf
- Susanne und Bernd Krispin, Dortmund
- Dr. Ingeborg Otto, Hagen
- Dr. Manfred Pollert, Münster
- Dr. Willi Rückert, Brühl
- Edgar Siemkes, Duisburg
- Turgay Tahtabas , Essen
- Wolfgang Ullrich, Lünen
- Thomas Vehoff, Hagen
- Staatsminister a.D. Harry Voigtsberger, Raeren
- Prof. Dr. Klaus von Wild, Münster
- Staatsminister a.D. Dr. Ingo Wolf, Euskirchen
- Monika Zimmermann, Kaarst
Hinweis:
Fotos von den Ordensempfängern stehen ab ca. 17.30 Uhr unter www.land.nrw zur Verfügung.
Die Laudationes im Wortlaut:
(es gilt das gesprochene Wort)
Andrea Berg aus Aspach
(bürgerlicher Name: Andrea Ferber)
Die erste Ordensempfängerin dürfte für die meisten von Ihnen keine Unbekannte sein. Andrea Berg ist eine der erfolgreichsten Schlagersängerinnen Deutschlands. Im vergangenen Jahr feierte sie ihr 25jähriges Bühnenjubiläum.
Mit ihrem neuesten Album „Abenteuer Leben“ zieht Andrea Berg nach 25 Jahren im Showbusiness eine reiche musikalische Bilanz. Millionen Fans, ausverkaufte Tourneen, zahlreiche Auszeichnungen stehen für eine großartige Karriere.
Aber nur wenige wissen, dass Andrea Berg auch ein ganz normales Leben mit Ausbildung und Berufstätigkeit hatte. Diese Lebenserfahrung spornt Andrea Berg an, Gutes zu tun. Denn sie weiß: Für viele Menschen hält das „Abenteuer Leben“ harte Prüfungen bereit. Zum Leben gehören Freude und Leid.
Liebe Frau Berg, Sie haben den Beruf der Krankenschwester erlernt und auf einer Intensivstation gearbeitet. Diese Arbeit mit Menschen, die oft zwischen Leben und Tod schweben, hat Sie geprägt. Und deshalb kümmern Sie sich seit vielen Jahren persönlich und als großzügige Spenderin um Menschen in Hospizen und um Kinder und Familien in Notlagen.
Ein besonders beeindruckendes Beispiel für Ihr Engagement ist das Krefelder Hospiz am Blumenplatz. Aber auch für das „stups-Kinderzentrum“ haben Sie als Patin des RTL-Spendenmarathons und mit eigenen Mitteln einen gewaltigen Beitrag geleistet. Dort findet ein Kinder- und Jugendhospiz neben vielen anderen Einrichtungen wie z. B. einer inklusiven Kindertagesstätte Platz. Das ist vorbildlich!
Ihr Engagement kennt keine Grenzen: Der von Ihnen unterstützte Verein „Die Wiege“ hilft Babys, kleinen Kindern und ihren Familien im In- und Ausland. Ganz unbürokratisch, indem er es möglich macht, wichtige medizinische Geräte anzuschaffen.
Trotz Ihres vollen Terminkalenders nehmen Sie sich die Zeit, sich um Menschen in Not zu kümmern und Menschen auf ihrem letzten Lebensweg zu begleiten und Trost zu spenden. Im Jahr 2009 erschien Ihr Lied „Da, wo ein Engel die Erde berührt“ – ich bin sicher: Sie sind für viele Menschen, denen Sie helfen, ein solcher Engel auf Erden.
Für Ihr vorbildliches Engagement überreiche ich Ihnen heute sehr gerne den Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen.
Staatsminister a.D. Michael Breuer
Seit Jahrzehnten ist Nordrhein-Westfalen ein weltoffenes Land im Herzen Europas mit vielfältigen Beziehungen zu seinen Nachbarn. Das verdanken wir auch Menschen wie Michael Breuer, die sich in vielen Bereichen für Europa stark machen.
Sie wissen, dass unser gemeinsames Haus Europa nicht allein aus Idealismus erbaut ist, sondern dass seine Fundamente erhalten und verstärkt werden müssen.
Als Europaminister konnten Sie dieses Wissen in praktische Politik umsetzen. Nordrhein-Westfalen spielte in Ihrer Amtszeit eine wichtige Rolle im Kreis der Europaminister der deutschen Länder. Das war wichtige Vorarbeit für die Aufnahme Nordrhein-Westfalens in den Kreis der Benelux-Länder, Niederlande, Belgien und Luxemburg im Jahr 2008.
Ihnen war auch immer klar, dass wir mit der Europa-Begeisterung früh anfangen müssen. Die Idee der Europaschulen, die Ihnen so am Herzen lag, ist ein Erfolg auf voller Linie. Heute gibt es mehr als 200 Europa-Schulen in Nordrhein-Westfalen, in denen junge Menschen die Geschichte, die Sprachen und die Ideale Europas lernen. Das ist eine echte Erfolgsgeschichte.
Michael Breuer hat unser Land in kurzer Zeit ein Stück europäischer und Europa stärker gemacht.
Michael Breuer hat aber auch noch eine andere Seite. Es ist gar keine Frage, dass er als Präsident des Rheinischen Sparkassen- und Giro-Verbandes gut mit Geld umgehen kann. Weniger sichtbar ist, dass er diese Fähigkeit in vielen Fällen auch dafür einsetzt, Gutes für andere zu tun, z. B. als Schatzmeister des Volksbundes Deutsche Kriegsgräber-fürsorge e.V., als Vorsitzender des Fördervereins der NRW-Stiftung oder im Förderverein der Brühler Schlosskonzerte.
Michael Breuer bringt sich ein – mit kühlem Verstand, aber auch immer mit ganz viel Herzblut und Temperament – bei all seinen Aufgaben und Engagements. Er genießt hohes Ansehen bei seinen Mitstreitern und großen Respekt. Sein fachlicher Rat wird überall geschätzt.
Lieber Michael Breuer, dieses große gesellschaftliche Engagement trägt Zinsen: Ich freue mich, Ihnen heute den Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalens zu verleihen.
Norbert Bude aus Mönchengladbach
Als Norbert Bude geboren wurde, firmierte die Borussia aus Mönchengladbach im deutschen Fußball noch unter „ferner liefen“. Doch nur wenige Jahre später liefen die legendären „Fohlen“ zur Höchstform auf und feierten am Bökelberg große Triumphe.
Die Geschichte der Borussia steht wie die Lebensleistung von Norbert Bude dafür, dass es sich lohnt, alle Kraft auf ein Ziel zu konzentrieren. Norbert Bude hat das getan: Zehn Jahre lang als Oberbürgermeister der Stadt Mönchengladbach, zehn Jahre beim Städtetag NRW, zuvor und danach im Dauereinsatz für seine Stadt und ihre Menschen.
Die Städte für die Bürgerinnen und Bürger lebenswert zu machen, das ist genau das Ziel, auf das er seine Kräfte konzentriert hat.
Norbert Bude hat das mit hohem Einsatz getan: er hat seine gesamte Persönlichkeit, sein politisches Können und sein demokratisches Fingerspitzengefühl in die Waagschale geworfen. Und das hat Ihnen, lieber Herr Bude, stets Respekt von allen Seiten eingetragen.
Heute ist Norbert Bude vor allem bei der Arbeiterwohlfahrt im Kreisverband Mönchengladbach aktiv. Hier hat er z. B. eine Ehrenamtskonferenz ins Leben gerufen, damit die ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wirklich überall mitreden können. Unter jenen Menschen, die sich vor Ort für das Gemeinwohl einsetzen, spielt Norbert Bude – genau wie die Borussia – weiter in der 1. Liga.
Norbert Bude hat sich aber nie auf den ernsten Teil der Politik beschränkt. Er ist auch ein Freund und Förderer des rheinischen Brauchtums. Und so war es nicht verwunderlich, dass er das Rathaus auch als Karnevalsprinz erobern konnte.
Brauchtum ist eben auch Heimat und gerade in einer Zeit, die immer stärker Flexibilität und Mobilität erfordert, sind Traditionen wichtig, die den Menschen Heimat geben.
Bei allen hohen Ämtern und großen Verdiensten sind Sie, lieber Norbert Bude, bodenständig geblieben. Umso mehr freue ich mich, Ihre vielfältigen Verdienste mit der Verleihung des Verdienstordens des Landes Nordrhein-Westfalen zu würdigen.
Prof. Dr. Thomas Druyen aus Düsseldorf
Dieser Ordensempfänger ist jemand, der es versteht, auch schwierige Zusammenhänge verständlich zu erläutern. Er beschäftigt sich als Soziologe vor allem mit Vermögensverteilung und der Frage, was Reichtum mit Menschen macht.
Lieber Prof. Druyen, dieses Forschungsgebiet hat Ihnen in der Presse bereits den griffigen Titel „Reichenforscher“ eingetragen.
Doch in Wirklichkeit geht es in Ihrer Arbeit um viel mehr, nämlich darum, wie wir als Gesellschaft mit Chancen umgehen. Und darum, wie wir dafür sorgen können, dass eben nicht ein paar Superreiche das Geschick von Menschen und Staaten lenken.
In Ihrer Forschung sind Sie immer wieder zu interessanten Ergebnissen gekommen.
Unter anderem, dass Reichtum nicht unbedingt mit Glück einhergeht. Und dass soziale Gerechtigkeit auch darin bestehen kann, möglichst vielen Menschen den Aufstieg in die Mittelschicht zu ermöglichen.
Auch im zweiten Forschungsfeld, das Sie bearbeiten, geht es um große Fragen, die die ganze Gesellschaft betreffen. Sie haben dafür den Begriff „Zukunftspsychologie“ geprägt. Zukunftspsychologie ist empirische Forschung über die Fähigkeit und die Bereitschaft von Menschen, Veränderungen zuzulassen und von ihnen zu profitieren.
Aber auch dieses Forschungsfeld ist bei Ihnen an klare, humane Werte gebunden. Das Motto dafür haben Sie von Nelson Mandela: „If we want to shape the future, we have to grow beyond ourselves.“ Frei übersetzt: Wenn wir die Zukunft gestalten wollen, müssen wir über uns hinaus-wachsen.
Lieber Prof. Druyen, es geht Ihnen darum, Potenziale zu erkennen und eine menschenfreundliche Welt zu gestalten.
Kein Wunder, dass Sie dieses Ziel auch in zahlreichen Ehrenämtern verfolgen, z. B. im Vorstand der Peter-Ustinov-Stiftung für Kinder in Not.
Professor Druyen schaut weit über den Tellerrand hinaus und setzt sich auf vielen Gebieten zum Wohle anderer ein.
Darum ist es mir eine Ehre, Ihnen heute den Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen zu überreichen.
Staatsministerin a.D. Bärbel Höhn
„Unser persönliches Wohl ist eng verknüpft mit dem Wohl unserer Umwelt“, so der Dalai Lama.
Liebe Bärbel Höhn, für Sie bildet diese Verbindung zwischen dem Wohlergehen von Mensch und Natur ein Leitmotiv Ihres politischen Lebens.
Klimaschutz, Atomausstieg, Energiewende, Verbraucherschutz, bessere Luft und sauberere Flüsse – vieles von dem, was wir heute für selbstverständliche Ziele halten, war bis vor gar nicht allzu langer Zeit alles andere als selbstverständlich. Dass es überhaupt ein Bewusstsein dafür gibt, dass wir unsere Umwelt schützen und schonen müssen, dass wir unsere Erde nicht länger ausbeuten und vergiften dürfen, das haben wir Menschen wie Ihnen zu verdanken.
Bereits 1985 wurde die Oberhausenerin Bärbel Höhn Mitglied der „Grünen“ und kämpfte – oft gegen große Widerstände – als Landtagsabgeordnete, als Umweltministerin von Nordrhein-Westfalen sowie als Bundestagsabgeordnete für besseren Umweltschutz – hartnäckig, konsequent, furchtlos, erfolgreich. Manche sagen: Dabei schonte sie weder sich, noch die Nerven ihrer Kontrahenten. Und das hat sich ausgezahlt: Für uns alle!
Aus ihrer Zeit als Landesministerin gibt es viele Themen, die mit ihrem Namen eng verbunden sind, zum Beispiel die Gründung des Nationalparks Eifel und die Verankerung des Tierschutzes in der Landesverfassung oder die regionale Vermarktung landwirt¬schaftlicher Produkte „Aus der Region – für die Region“.
Als stellvertretende Vorsitzende der Bundestagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen hat sich Bärbel Höhn maßgeblich für einen breiten Konsens bei der Suche nach einem Endlager für nukleare Abfälle eingesetzt.
Liebe Bärbel Höhn, Ihr derzeitiges Tätigkeitsfeld ist vielleicht nicht so bekannt, aber heute ist auch eine Gelegenheit, das zu ändern.
Seit 2017 arbeiten Sie nämlich für das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung ehrenamtlich als Energiebeauftragte für Afrika. Auch dabei haben Sie den Ausgleich zwischen den berechtigten Interessen Afrikas an wirtschaftlicher Entwicklung und dem Schutz der Umwelt im Blick.
Für Ihren herausragenden Einsatz zum Wohle unserer Umwelt, zum Wohle unserer Landwirtschaft – man sagt, dass gerade die Landwirte einige Zeit brauchten, Sie und Ihre Arbeit zu respektieren – und zum Wohle der hier lebenden Menschen bedanke ich mich heute mit dem Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen.
Dr. Wilfried Kratzsch aus Düsseldorf
Schon in seiner Dissertation ergriff Dr. Wilfried Kratzsch Partei für Kinder, die behütet und gesund aufwachsen sollen. Dieses Thema ließ ihn nie mehr los, weder im Beruf noch im Ehrenamt.
In 25 Jahren als leitender Oberarzt am kinderneurologischen Zentrum der Sana-Kliniken in Düsseldorf-Gerresheim behandelte Wilfried Kratzsch viele Kinder. Dabei erkannte er, dass viele negative Entwicklungen durch rechtzeitiges Eingreifen aufgehalten werden können. Es blieb nicht bei der Erkenntnis – Wilfried Kratzsch wurde aktiv: Er organisierte Hilfe für Eltern, die von Überlastung und Existenzsorgen geplagt werden.
Sein Ansatz lautete: Alle Beteiligten an einen Tisch bringen. Hebammen und Krankenschwestern, Mitarbeiter von Jugend- und Gesundheitsämtern. Sie alle müssen miteinander und mit den Eltern kooperieren, um Familien und Kindern wirklich effektiv zu helfen.
Wilfried Kratzsch ist damit ein Erfinder der sogenannten „Frühen Hilfen“, die heute Standard in der Sozialarbeit mit Kindern und Familien sind. Auch aus diesem Grund wurde das von ihm maßgeblich mitentwickelte Projekt „Zukunft für Kinder in Düsseldorf“ 2006 mit dem „Deutschen Präventionspreis“ ausgezeichnet.
Auch nach seiner Pensionierung hilft Wilfried Kratzsch weiterhin Kindern und Familien. Im „Freundeskreis Gerresheimer Krankenhaus“ und als ehrenamtlicher Schularzt engagiert er sich bis heute an einer Düsseldorfer Förderschule. Hier berät er bei diagnostischen Fragestellungen, hospitiert im Unterricht und stellt Kontakte zu Kinder- und Jugendpsychiatern her.
Bei seiner Berufung als Helfer mit Herz kommen Wilfried Kratzsch auch seine persönlichen Fähigkeiten zugute: Er kann mit Problemen menschlich umgehen, ohne anzuklagen, Organisationen leiten, ohne den Blick für Einzelne zu verlieren. Das Wichtigste ist aber seine Fähigkeit, so habe ich mir sagen lassen, schnell und tatkräftig zu helfen, ohne dabei jemals unfreundlich zu werden.
Familien in Not behutsam und einfühlsam zu helfen, ist die Richtschnur für das – im Wortsinne – ausgezeichnete Engagement von Wilfried Kratzsch zum Wohl von Kindern und jungen Menschen. Lieber Herr Dr. Kratzsch, dafür wurden Sie bereits vielfach ausgezeichnet. Heute erhalten Sie als Dank dafür den Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen.
Susanne und Bernd Krispin aus Dortmund
„Dem Leben, das es gut mit einem meint, etwas zurückgeben“ – für Susanne und Bernd Krispin ist das der Grund, aus dem sie sich seit vielen Jahren mit viel Herzblut für kranke und bedürftige Kinder und Jugendliche engagieren.
Um mehr tun zu können als zu spenden oder Spenden zu sammeln, gründeten sie in Dortmund 2006 gemeinsam den Verein „Kinderglück“. „Kinderglück“ hilft Kindern aus sozial schwachen Familien.
Und die Liste der Hilfsaktionen, die Kinderglück bisher durchgeführt hat, ist lang: Angefangen von einer Schulranzen-Aktion über Musik- und Kunstprojekte, bis hin zu Kinderglück-Ferienpatenschaften auf Ponyhöfen, am Meer oder Urlaube für bedürftige Kinder und Jugendliche aus Kinderheimen in einer Finca auf Mallorca.
Bemerkenswert finde ich, dass das Ehepaar Krispin diese Urlaube und Aktionen nicht nur organisiert und die Finanzierung sichert, sondern die jungen Menschen häufig selbst betreut und begleitet. Das ist eine Arbeit, die voller Herausforderungen steckt und die deshalb umso mehr Lob verdient.
Ein sehr schönes Projekt verbirgt sich hinter dem „Kinderglück-Kissen“, bei dem mit der Unterstützung von vielen ehrenamtlichen Helfern in Handarbeit, passend für kleine Kindergesichter, lachende Kuschelkissen genäht werden, die in Kliniken und Hospizen Trost spenden sollen.
Schließlich widmet sich Kinderglück noch einer besonders verdienstvollen Aufgabe: Der Verein erfüllt bedürftigen und erkrankten Kindern und Jugendlichen Wünsche.
Liebe Susanne und lieber Bernd Krispin, Ihr Engagement ist ein Full-Time-Job im Ehrenamt. Das zeigt, wie sehr Ihnen die Kinder am Herzen liegen.
Sie beeindrucken mit Ihrem Engagement für die bedürftigen Kinder und Jugendlichen nicht nur mich. Ihnen ist es gelungen, viele Menschen für diese gute Sache zu begeistern, Mitglieder zu finden und Förderer zu finanzieller Unterstützung anzuspornen. Sie sind ein leuchtendes Vorbild für uns alle.
Ich bin stolz darauf, Ihnen heute den Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen überreichen zu dürfen.
Dr. Ingeborg Otto aus Hagen
Die Auszeichnung einer Person, wie ich sie Ihnen gleich vorstellen werde, ist auch für mich ein absolutes Novum: Und das nicht etwa, weil Frau Dr. Ingeborg Otto seit fast 45 Jahren ehrenamtlich aktiv ist, sondern deshalb, weil sie es auch heute noch ist – und das – Frau Dr. Otto, ich hoffe, ich darf das verraten - in einem stolzen Alter von 98 Jahren.
Ingeborg Otto war über drei Jahrzehnte als Kinderärztin beim Gesundheitsamt in Hagen tätig. Dort war sie unter anderem als ärztliche Leiterin des Kinder- und Jugendärztlichen Dienstes zuständig für die Einschulungs- und Kleinkinderunter-suchungen, für die Anfertigung amtsärzt-licher Gutachten für Kinder sowie für die ärztliche Betreuung von Kindern in sogenannten „sozialen Brennpunkten“.
Da ihr die Frühförderung behinderter Kinder ganz besonders am Herzen liegt, setzt sie sich auch im Ruhestand für die Förderung von Familien mit behinderten Kindern ein.
Über 40 Jahre lang haben Sie, Frau Otto, außerdem Ihre professionellen Erfahrungen in die Erziehungs-, Familien- und Lebensberatungsstelle „ZeitRaum“ eingebracht, davon über 26 Jahre lang als Vorsitzende und stellvertretende Vorsitzende des Kuratoriums.
Ihr Engagement gilt nicht nur Kindern und Familien, die es schwer haben im Leben. Nein, Sie setzen sich wirklich für alle Menschen ein, die Hilfe benötigen.
Ein besonders wertvolles Projekt, bei dem Sie zu den Gründerinnen zählen, ist die „Suppenküche Hagen“. Der Erfolg dieses Projektes spricht für sich:
Bei der Eröffnung der Suppenküche im Jahr 1997 hatten Sie 25 Gäste, heute sind es zwischen 150 und 250 Menschen, die viermal in der Woche zu Ihnen kommen.
Das ist Hilfe, die wirklich ankommt. Und das ist auch kein Wunder, bei einer so resoluten Helferin, die, wie ich gehört habe, ihr Vorstandsamt bei der Suppenküche nicht etwa aus Gründen der Amtsmüdigkeit abgegeben hat, sondern weil sie das Durchschnittsalter des Vorstands senken wollte. Bis heute unterstützt Ingeborg Otto die Suppenküche; sie ist stets eine kluge Ratgeberin und steht nach wie vor dem Team und den Gästen als Ansprechpartnerin zur Verfügung.
Ich habe große Hochachtung vor Ihrem herausragenden sozialen Engagement und ich ziehe den Hut vor Ihrer Lebensleistung. Mit besonderer Freude überreiche ich Ihnen heute den Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen.
Dr. Manfred Pollert aus Münster
Mit Dr. Manfred Pollert ehren wir einen Pädagogen aus Leidenschaft und einen Vorkämpfer für gute Bildung für alle.
Fast 30 Jahre lang, von 1973 bis 2002 war Manfred Pollert Rektor der Grundschule Berg Fidel in Münster. Integration und Inklusion waren für ihn dabei von Beginn an Leitlinien seines pädagogischen Handelns. Denn Berg Fidel steht wegen der großen sozialen Unterschiede in der Schülerschaft vor besonderen Herausforderungen.
Manfred Pollert hat diese Vielfalt immer als Bereicherung angesehen – unter einer Voraussetzung: Man muss sie gestalten. Und das hat er getan, indem er Berg Fidel in den 1980er Jahren zu einer der ersten integrativen und inklusiven Ganztagsgrundschulen in Nordrhein-Westfalen gemacht hat.
Dabei hat sich Manfred Pollert immer auch für Lehrerfortbildung und Schulentwicklung eingesetzt. 1981 berief ihn Kultusminister Jürgen Girgensohn deshalb zum Leiter einer Kommission für die Neufassung der Grundschulrichtlinien, die 1985 in Kraft traten.
Manfred Pollerts Motivation für sein außerordentliches pädagogisches Engagement hat ein festes Fundament im christlichen Glauben. Seit über 45 Jahren ist er in der Evangelischen Kirchengemeinde Dülmen aktiv, davon acht Jahre als Kirchenvorstand, bis heute engagiert er sich als Laienprediger und als Mitglied der Landessynode der Evangelischen Kirche von Westfalen.
Zahlreiche weitere Ehrenämter – vom Kuratoriumsvorsitz im Seniorenheim „Haus Simeon“, über den „Förderverein Alte Post – Berg Fidel“, der sich für Bildung und Kultur einsetzt, bis hin zur Begleitung Todkranker am Lebensende – zeigen:
Manfred Pollert ist ein vorbildlicher Pädagoge und engagierter Christ – kurzum, ein Mitbürger, wie man sich ihn nur wünschen kann.
Lieber Manfred Pollert, es ist mir eine Ehre und Freude, Sie dafür mit dem Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen auszuzeichnen.
Dr. Willi Rückert aus Brühl
Alt werden wir hoffentlich alle einmal. Aber vor dem Altwerden müssen wir keine Angst haben, weil es Menschen wie Dr. Willi Rückert gibt, einen herausragenden Fachmann für alle Fragen des Alters und der Hilfe für alte Menschen.
Als Leiter der Abteilung Sozialwirtschaft im Kuratorium Deutsche Altershilfe (KDA) war Willi Rückert beruflich für die Verbesserung der Pflege in Deutschland zuständig. Heute setzt er sich ehrenamtlich für die Verbesserung der Situation in Alten- und Pflegeheimen ein.
Willi Rückert war es immer wichtig, zwischen Politik, Gesellschaft und Betroffenen zu vermitteln. Im Jahr 2007 gehörte er zu den treibenden Kräften bei der Gründung der Stiftung „ProAlter – für Selbstbestimmung und Lebensqualität“. Bis heute ist er Mitglied im Stiftungsrat.
Die Stiftung hat sich zu einer kräftigen und kompetenten Stimme für die Belange älterer Menschen entwickelt.
Besonders Verbesserungen für Demenzpatienten liegen Ihnen, lieber Herr Rückert, seit vielen Jahren am Herzen. Sein Ziel war es dabei stets, ganz konkret das Leben von Demenzerkrankten und deren Angehörigen zu erleichtern, zu verbessern und einen würdevollen Umgang zu ermöglichen. Zum Beispiel mit der „Aktion Demenz“, die immer wieder darauf hinwirkt, dass auch Demenzkranke mehr verdienen als nur „satt und sauber“, nämlich Würde und Beteiligung am Alltag, etwa durch Zugang zu Kunst und Kultur.
Willi Rückert hat auch mit dafür gesorgt, dass es heute in Nordrhein-Westfalen mit den zwölf Demenz-Service¬zentren der „Landesinitiative Demenz-Service“ eine einheitliche Beratung für Demenzpatienten und deren Angehörige gibt.
Übrigens auch für Menschen mit Migrationshintergrund, bei denen Demenz oft eine besondere Herausforderung darstellt.
Willi Rückert blickt in seinem Engagement stets über den Tellerrand hinaus. Er stellte im Ausland bewährte Wohnkonzepte und Wohnformen vor und gab Kurse für pflegende Angehörige. Daneben führte er Innovationen wie das „Türöffnungskonzept“ ein, das Möglichkeiten eröffnet, Zugang zu dementiell erkrankten Personen zu bekommen.
Ihr Engagement als Vorkämpfer für die Rechte von Demenzpatienten ist überaus vielfältig und beindruckend. Wir ehren es heute mit dem Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen!
Edgar Siemkes aus Duisburg
Edgar Siemkes aus Duisburg ist nicht nur ein Tier- und Menschenfreund, sondern auch und vor allem ein großer Freund des Pferdesports und ein begeisterter Lokalpatriot.
Was lag da näher, als einem Verein beizutreten, der sich die „Ruhrpott-Reiter“ nennt? Bei diesem Reitverein steht das Wohlergehen der Tiere an erster Stelle. Und da ist es kaum verwunderlich, dass der engagierte Christ Edgar Siemkes die Ruhrpott-Reiter für eine, jedenfalls im Ruhrgebiet, ungewöhnliche Idee begeistert hat: Einen Tiergottesdienst für Pferde und ihre Halter, aber auch für alle anderen Haustiere und ihre Besitzer.
Dieser ökumenische Gottesdienst unter freiem Himmel im Duisburger Norden fand schnell großen Anklang.
Die Zahl der menschlichen Gottesdienst-besucher – und der dazugehörigen Tiere - wuchs schnell von rund 30 in den Anfängen auf heute rund 400 an.
Edgar Siemkes kümmerte sich um Schirmherren und ein geeignetes Gelände, verpflichtete Tanz- und Musikgruppen, regelte die Bewirtung und warb um Spenden. Die Einnahmen beim Tiergottes-dienst sind in erster Linie der Kinderklinik in Duisburg-Wedau zugutegekommen.
Hier waren sie eine willkommene Unterstützung bei der Anschaffung von Spielzeug, Bastelmaterial und Büchern. Auch ein Projekt, bei dem Geschwister von kranken Kindern betreut werden, wurde durch das Geld ermöglicht. Aber auch andere soziale Einrichtungen haben davon profitiert und profitieren bis heute davon.
Edgar Siemkes Herz gehört – neben den Pferden und seiner Familie – allen Kindern.
Auf ihn geht die Tradition eines berittenen Martinszuges in Duisburg-Marxloh zurück, die er über viele Jahre tatkräftig als Sankt Martin zu Pferde unterstützt hat.
Lieber Edgar Siemkes, als Dank für Ihr langjähriges Engagement zum Wohl von Mensch und Tier verleihe ich Ihnen heute den Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen.
Turgay Tahtabaş aus Essen
Als nächsten Ordensempfänger bitte ich Herrn Turgay Tahtabaş aus Essen zu mir nach vorne.
Herrn Tahtabaş Lebensgeschichte ist bemerkenswert. Er kommt aus der Stadt Zonguldak am Schwarzen Meer, doch seine Heimat ist schon lange das Ruhrgebiet und die Stadt Essen. Und wir können uns glücklich schätzen, einen Mitbürger wie ihn zu haben.
Turgay Tahtabaş ist vor fast 30 Jahren ins Ruhrgebiet gekommen. Er heiratete, fand Arbeit, gründete eine Familie. Und, lieber Herr Tahtabaş, Sie erkannten sehr schnell, dass die Sprache der Schlüssel zur Integration ist – oder, wie das türkische Sprichwort sagt: „Bir lisan, bir insan. Iki lisan, iki Insan“ – das heißt frei übersetzt: „Sprache verbindet Menschen!“
Lieber Herr Tahtabaş, Ihnen war klar, dass Integration darin besteht, Chancen zu nutzen, die die deutsche Gesellschaft bietet. Von einer älteren Nachbarin erfuhren Sie zum Beispiel, dass es eine Vorschule namens „Kindergarten“ gibt. Bald besuchten auch die drei Kinder von Turgay Tahtabaş den Kindergarten, einen Turnverein und die Musikschule.
So knüpfte Turgay Tahtabaş ein Bildungsnetzwerk für seine Familie. Aber dabei blieb es nicht. Herr Tahtabaş macht sich seit Jahren dafür stark, dass auch andere Eltern und deren Kinder von einem Bildungsnetzwerk aus frühem Spracherwerb im Kindergarten, sowie Freizeit und Kultur in einem deutschsprachigen Umfeld profitieren.
Dafür setzte und setzt er sich in vielen Funktionen ein: Etwa in einem Elternverein und im Integrationsbeirat der Stadt Essen, seit 2006 auch in dem von Ihnen gegründeten Elterntreff in Karnap.
Vor drei Jahren gründeten Sie, lieber Herr Tahtabaş, dann das gemeinnützige Unter-nehmen „Zukunft Bildungswerk“. Bei Zukunft Bildungswerk geht es um Aufstieg und Integration durch Bildung für Kinder und Jugendliche mit und ohne Migrations-hintergrund. Zu den Projekten zählt zum Beispiel eine Kooperation mit Schulen, um die Sprachkompetenzen von Schülerinnen und Schülern zu stärken.
Turgay Tahtabaş ist ein Vorbild für erfolgreiche Integration und für den sozialen Aufstieg, der in unserer Gesellschaft für alle möglich sein soll. Ein Mann, der Chancen erkennt und großzügig mit anderen teilt. Das ist ein unschätzbar wertvoller Beitrag für ein gutes Zusammenleben in unserem Land.
Für diese herausragende Leistung verleihe ich Ihnen, lieber Herr Tahtabaş, heute mit großer Freude den Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen.
Wolfgang Ullrich aus Lünen
Als nächsten Ordenskandidaten ehren wir einen Mann, der neue Wege in der Suchthilfe aufgezeigt hat.
Lieber Wolfgang Ullrich,
vor vielen Jahren waren Sie selbst alkoholkrank. Sie haben sich nicht damit abgefunden, sondern zuerst für sich selbst Hilfe gesucht und mit dieser Erfahrung dann ein erfolgreiches Konzept für Selbsthilfegruppen entwickelt.
2003 haben Sie damit angefangen und inzwischen hat sich daraus der Verein „Return“ in Dortmund entwickelt.
Das Konzept von „Return“ ist ungewöhnlich: Der Mensch muss im Mittelpunkt stehen, nicht das Suchtmittel. Der Verein nimmt also Süchtige auf, unabhängig von den Suchtmitteln, die sie nutzen.
„Return“ achtet auch auf die konkreten Bedürfnisse der Süchtigen: Jemand, der gerade mit dem Trinken aufhört, braucht andere Hilfen als jemand, der seit Jahren trocken ist.
Humor und Leichtigkeit spielen bei Ihnen eine große Rolle. Es geht darum, auch Stärken zu sehen und für die Betroffenen wieder erlebbar zu machen. Zum Beispiel bei geführten Radtouren oder alkoholfreien Kochkursen. Nicht die Angst vor einem Rückfall soll im Vordergrund stehen, sondern der Wunsch nach Glück und einem suchtfreien Leben.
Und der Erfolg gibt Wolfgang Ullrich Recht. Fast 20 weitere Selbsthilfegruppen mit etwa 6000 Betroffenen an unterschiedlichen Standorten arbeiten inzwischen nach seinem Konzept.
Immer wieder gehen Sie, lieber Herr Ullrich, auch in Schulen und weisen auf die Gefahren eines unkontrollierten Alkoholkonsums hin.
Gemeinsam mit einer Schulklasse haben Sie z. B. ein Theaterstück entwickelt, das zum Nachdenken über das Thema Sucht anregt: Es geht darin nicht um ein völliges Verbot, sondern um einen verantwortungsvollen Umgang mit Suchtmitteln.
Lieber Wolfgang Ullrich: Return heißt Rückkehr – und Sie sind zurückgekehrt in ein selbstbestimmtes Leben ohne Suchtmittel. Seit vielen Jahren haben Sie ihre Krankheit im Griff und sind für viele Betroffenen Vorbild für ein zufriedenes abstinentes Leben.
Daraus ist ein vorbildliches Engagement gewachsen, für das ich Sie heute mit dem Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen auszeichne.
Thomas Vehoff aus Herdecke
Nun begrüßen wir einen hoch engagierten Umwelt- und Naturfreund. Für den Theologen und Sozialtherapeuten Thomas Vehoff ist die Bewahrung von Schöpfung und Heimat zugleich Herzensangelegenheit und Lebensaufgabe.
Thomas Vehoff gehört zu einer Gruppe engagierter Bürgerinnen und Bürger, die eine ehemalige Försterei im Staatswald Hilchenbach zum „Waldinformations-zentrum Forsthaus Hohenroth“ umgebaut haben.
Lieber Herr Vehoff, als Pionier der ersten Stunde haben Sie viel Zeit und Mühe in das Projekt investiert, das heute auch unter dem stolzen Namen „Waldland“ firmiert. Das ist ein passender Name für das Gebiet zwischen Nephten und Bad Laasphe, denn der Kreis Siegen-Wittgenstein ist tatsächlich der waldreichste Kreis in Deutschland.
Zum Waldland gehören nicht nur Bäume und die beeindruckende Mittelgebirgslandschaft, sondern auch das besonders innige Verhältnis der Siegerländer zu ihrem Wald, das sich aus der jahrhundertelangen Haubergwirtschaft entwickelt hat.
Lieber Herr Vehoff, mit den Vorträgen, Seminaren und Exkursionen im „Waldland Hohenroth“ machen Sie auch auf dieses wertvolle Kultur- und Naturerbe im Siegerland aufmerksam.
Angebote wie die Erlebnispfade, Waldgottesdienste und literarische Salons im Forsthaus locken jedes Jahr zahlreiche Besucher in jedem Alter ins Waldland – pro Jahr zählt alleine das Waldinformationszentrum zwischen 8.000 und 10.000 Besucher.
Und dieses breite Angebot sorgt zuverlässig für Nachwuchs beim Waldland Hohenroth Verein. Mittlerweile gibt es rund 300 Mitglieder und der Verein engagiert sich auch in vielen weiteren Bereichen, z. B. in der Arbeit mit Flüchtlingen.
Lieber Thomas Vehoff,
dieses beeindruckende Engagement für Umwelt und Heimat, ist maßgeblich Ihrem Einsatz zu verdanken. Für viele Menschen sind Sie das Gesicht des Waldlandes Hohenroth.
Und für dieses außerordentliche Engagement für die Menschen, für Natur und Kultur in Nordrhein-Westfalen verleihe ich Ihnen heute den Verdienstorden unseres Landes!
Staatsminister a.D. Harry Voigtsberger aus Raeren
Menschen zusammen führen, Jung und Alt, mit und ohne Handicap, diesem Ziel hat sich Staatsminister a.D. Harry Voigtsberger verschrieben. Harry Voigtsberger ist ein politisches Multitalent, ein engagierter Anwalt für Menschen mit Behinderung und ein bayerisch-rheinischer Europäer mit großem Herz!
Als Aachener fällt es mir persönlich leicht zu sagen, dass uns ohne die Aachener Hochschulen viel fehlen würde in Nordrhein-Westfalen. In jedem Fall würde uns Harry Voigtsberger fehlen, der als junger Mann zum Studium nach Aachen gekommen ist und gleich an der FH und an der RWTH studiert hat.
Der Weg hat ihn bald auch in die Kommunalpolitik seiner Wahlheimat und kurz darauf in die Landschaftsversammlung des Landschaftsverbandes Rheinland geführt.
Lieber Harry Voigtsberger,
alleine die ehrenamtlichen Stationen Ihres politischen Lebens sind bemerkenswert. Wenn man dann noch erfährt, dass Sie hauptberuflich 20 Jahre lang Schulleiter waren, werden manche vor Neid erblassen und andere werden sich fragen, ob der Tag für Harry Voigtsberger mehr als 24 Stunden hat.
Die Antwort kennen nur Sie, aber wir alle wissen, dass Sie Ihre ehrenamtliche Leidenschaft für Politik spät, aber mit umso mehr Entschlossenheit zu Ihrem Beruf gemacht haben – zuerst als Kämmerer, Baudezernent und Erster Landesrat des Landschaftsverbandes, dann von 2007 bis 2010 als LVR-Direktor und schließlich als Minister für Wirtschaft, Energie, Bauen, Wohnen und Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen.
In all diesen Ämtern haben Sie eines immer ganz klar gezeigt: Mut zur Veränderung, zu neuen Ideen und Lösungen. Z. B. beim Archäologischen Park Xanten, wo sich die Besucherzahlen in ihrer Amtszeit fast verdoppelt haben, oder bei der Entscheidung, den Stand¬streifen der A 57 freizu¬geben, damit Pendlerinnen und Pendler schneller zur Arbeit und in den Feierabend kommen.
Zwei Ihrer Herzensanliegen haben Sie auch im Ruhestand nicht losgelassen: Die Bewahrung des kulturellen Erbes in Nordrhein-Westfalen und die Inklusion von Menschen mit Behinderung. Beides haben Sie in Ehrenämtern verwirklicht, als Präsident und Ehrenpräsident der NRW-Stiftung und als Mitglied im Vorstand des Forschungsinstituts für Inklusion durch Bewegung und Sport an der Sporthochschule Köln.
Lieber Harry Voigtsberger, mit dem Verdienstorden unseres Landes würdigen wir heute Ihr außerordentliches Engagement für die Menschen und für die Kultur in Nordrhein-Westfalen.
Professor Klaus von Wild aus Münster
Als nächsten Ordenskandidaten rufe ich Prof. Dr. Klaus von Wild aus Münster zu mir. Prof. von Wild ist ein Pionier der neurochirurgischen Rehabilitation. Er hilft seit vielen Jahrzehnten Patienten, die – z. B. nach einem Unfall oder einer Tumoroperation – Verletzungen an Gehirn oder Rückenmark davontragen, zurück ins Leben.
Lieber Herr Prof. von Wild, Sie haben auf diesem Gebiet von Anfang an neue Wege beschritten, z. B. indem Sie interdisziplinär auch mit Orthopäden, Psychiatern oder Spezialisten für Innere Medizin zusammengearbeitet haben. Oder indem Sie immer wieder darauf gedrungen haben, dass die Rehabilitation nach Verletzungen am zentralen Nerven¬system so früh wie möglich beginnen muss.
Dieses Beharren auf höchsten chirurgischen Standards und Innovationen in der Behandlung haben früh zu einem exzellenten Ruf beigetragen. Zuerst als leitender Oberarzt bei Ihrem verehrten Lehrer, Prof. Dr. Madjid Samii, und ab 1982 dann als Chefarzt am Clemenshospital in Münster. Dort konnten Sie auch eine eigene Abteilung für frühe posttraumatische Neuro-Rehabilitation aufbauen und leiten.
Als Pionier der Neurochirurgie arbeiten Sie mit modernster digitaler Technik, z. B. mit Elektroden, die unterbrochene Nervenbahnen verbinden und es Gelähmten so ermöglichen können, sich wieder selbstständig zu bewegen. Bei allem Fortschritt haben Sie aber nie aus dem Blick verloren, dass es um Menschen und deren Heilung geht.
Diese Orientierung an den Bedürfnissen der Patienten, an ihrem Wunsch nach mehr Lebensqualität hat auch zu Ihrem besonderen Engagement in der Hannelore-Kohl-Stiftung geführt.
Dort haben Sie sich im Stiftungsbeirat für Menschen mit Verletzungen des zentralen Nervensystems eingesetzt und wirken weiterhin im Kuratorium und im Gutachtergremium mit.
Aber Ihr soziales Engagement geht noch weiter. Mit der Dres. Klaus und Monika von Wild-Stiftung unterstützen Sie gemeinsam mit Ihrer Frau seit vielen Jahren auch die Obdachlosenarbeit der evangelischen Epiphaniaskirche in Münster.
Dies alles, verehrter Professor von Wild, verdient große Anerkennung. Deshalb erhalten Sie heute den Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen!
Staatsminister a. D. Dr. Ingo Wolf aus Euskirchen
Der Mann, den wir als Nächstes aus-zeichnen, hat sich – im Ehrenamt und in der Politik – viele Verdienste um unser Land erworben. Ingo Wolf kennen die meisten als einen Innenminister, der stets die Balance gewahrt hat, zwischen Sicherheit und Freiheit, zwischen effizienten Reformen und dem Wohlergehen der Menschen im Land.
Als passionierter Hockeyspieler und ausgezeichneter Jurist hat Ingo Wolf seit vielen Jahren zwei Leidenschaften: Liberale Kommunalpolitik und ehrenamtliches Engagement für den Sport. Und als ehemaliger stellvertretender Stadt-direktor und Oberkreisdirektor in Euskirchen kennt Ingo Wolf die Chancen und Nöte der Kommunen auch aus eigener Erfahrung.
Da überrascht es nicht, dass Sie, lieber Herr Wolf viermal hintereinander in den Landtag gewählt wurden, wo eine schlanke, effiziente Verwaltung genauso zu Ihren Themen gehört hat, wie gute Bedingungen für Unternehmerinnen und Unternehmer in Nordrhein-Westfalen.
Von 2005 bis 2010 hatte Nordrhein-Westfalen dann mit Ingo Wolf nicht nur einen äußerst kompetenten, sondern auch einen sehr engagierten und zugänglichen Innen- und Sportminister. Eine gut geplante Verwaltungsreform und die Gründung der fünf Sportschulen in Nordrhein-Westfalen, sind sein dauerhaftes Erbe.
Aber auch nach dem Ministeramt hat Ingo Wolf nicht aufgehört, sich für seine Mitmenschen und vor allem für den Sport einzusetzen, z. B. als Vizepräsident des Deutschen Hockey-Bundes, wo er sich besonders um die Förderung der Nachwuchssportlerinnen und –sportler kümmert.
Auch die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft kann seit vielen Jahren auf Dr. Ingo Wolf zählen. Seit fast 20 Jahren übt er das Ehrenamt des Senats-präsidenten der DLRG Stiftung Westfalen aus. Ingo Wolf wirbt auch in der Öffentlichkeit immer wieder für die im wahrsten Sinne des Wortes lebenswichtigen Aufgaben der DLRG.
Selbst Vater von drei Kindern war und ist es Ingo Wolf ein Herzensanliegen, dass alle Kinder Schwimmen lernen – auch und vor allem, um tödliche Badeunfälle zu verhindern. Deshalb wurde 2006 – auf seine Initiative hin – das landesweite Projekt „quietschfidel – ab jetzt für immer: Schwimmer“ ins Leben gerufen.
Lieber Ingo Wolf, nicht nur die Politik, sondern auch der Sport waren und sind Ihre Leidenschaft. Auf beiden Feldern haben Sie viel für die Menschen in Nordrhein-Westfalen geleistet – dafür danke ich Ihnen heute sehr herzlich mit der Verleihung des Landesverdienstordens.
Monika Zimmermann aus Kaarst
Monika Zimmermann ist eine Streiterin für Frauenrechte, die mit großer Sachkenntnis aber auch der notwendigen Beharrlichkeit ihre Ziele verfolgt. Denn die Gleichberechtigung von Frau und Mann, liebe Monika Zimmermann, ist für Sie eine Herzensangelegenheit.
Das kommt nicht von ungefähr: Monika Zimmermann ist Sozialversicherungs-fachangestellte. Da weiß man von Haus aus, wie sich z. B. ungleiche Bezahlung im Rentenalter auswirkt.
Monika Zimmermann hat sich aber auch schon früh als Vertrauensfrau, als Personalrätin und als Frauenbeauftragte für die Rechte ihrer Kolleginnen eingesetzt. Monika Zimmermann hat als engagierte Gewerkschafterin viel Gutes bewirkt, für Frauen in Nordrhein-Westfalen und für den Kampf für Frauenrechte in Deutschland.
Liebe Frau Zimmermann, Ihnen geht es vor allem darum, dass Frauen selbst in Führungsfunktionen aufrücken und auch junge Frauen wichtige Funktionen im Beruf und in der Gewerkschaft wahrnehmen. Z. B. durch ein Mentoring-Projekt bei ver.di.
Alle Ämter und Positionen aufzuzählen, die Monika Zimmermann inne hatte und immer noch innehat, würden den Rahmen dieser Veranstaltung sprengen, aber einige will ich doch nennen: Sie war Vorsitzende des ver.di-Bezirksfrauenrates Düsseldorf und Mitglied des ver.di- Landesbezirksvorstandes Nordrhein-Westfalen.
Die Arbeit in Gremien wird oft unterschätzt, obwohl sie eine wichtige Grundlage der Demokratie und damit auch der Gleichberechtigung von Frau und Mann ist. Deshalb war es umso wichtiger, dass Sie, liebe Frau Zimmermann, an unzähligen Konferenzen und Kongressen von ver.di mitgewirkt haben. Nur wer aktiv mitmacht, kann Strukturen verändern!
Das gilt besonders für ein Gremium, das wahrscheinlich nicht vielen hier ein Begriff ist, aber tatsächlich so etwas wie den Ältestenrat einer Gewerkschaft darstellt: Seit 2015 sind Sie, liebe Frau Zimmermann, Mitglied der Bundes-revisionskommission von ver.di. Das ist eine äußerst verantwortungsvolle Aufgabe!
Besonders sympathisch finde ich, dass Sie sich auch nach vielen Jahren keineswegs auf die Rolle der „elder stateswoman“ zurückziehen. Jeden 1. Mai führen Sie, liebe Frau Zimmermann, in Düsseldorf den Demonstrationszug der Gewerkschafterinnen und Politikerinnen an, wo Sie in historischen Kostümen der Suffragetten auf die nach wie vor bestehenden Missstände bei der Gleichstellung aufmerksam machen.
Liebe Monika Zimmermann, für Ihre Verdienste um die Gleichberechtigung von Frau und Mann in Nordrhein-Westfalen ehren wir Sie heute mit dem Verdienstorden unseres Landes.
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