Ministerpräsident Hendrik Wüst zum Tod von Mevlüde Genç

31. Oktober 2022
Verabschiedung des Sarges von Mevlüde Genç, Solingen

Mevlüde Genç ist im Alter von 79 Jahren verstorben.

Staatskanzlei Nordrhein-Westfalen

Mevlüde Genç ist im Alter von 79 Jahren verstorben.

 Ministerpräsident Hendrik Wüst: „Mit Mevlüde Genç verliert unser Land ein großes Vorbild der Versöhnung. Wie wenig andere hat Mevlüde Genç den Glauben an das Gute im Menschen verkörpert. Ihr selbst wurde vor knapp 30 Jahren in Solingen aus purem Hass das wichtigste im Leben – Kinder, Enkelkinder, eine Nichte – genommen. Ein Anschlag auf ihr Leben und das ihrer Familie, ein Anschlag, von dem sich die meisten Menschen nie wieder erholt hätten. Doch Mevlüde Genç hat den Frieden und die Versöhnung immer an erste Stelle gesetzt. Sie verstand es, den unermesslichen Schmerz, der ihr zugefügt wurde, umzuwandeln in Kraft, um sich für andere Menschen einzusetzen. Sie hat den Hass, die Gewalt und die Missgunst, die ihr entgegenschlugen, als Großherzigkeit und Toleranz zurückgegeben. 

 Wir werden Mevlüde Genç und ihr Wirken schmerzlich vermissen. Ihr Vermächtnis und ihr Andenken werden auch durch die nach ihr benannte Mevlüde-Genç-Medaille des Landes Nordrhein-Westfalen weiterleben. Unsere Gedanken und Gebete sind bei ihrer Familie.“

 Mevlüde Genç und ihr Mann Durmuş Genç verloren zwei Töchter, zwei Enkelkinder und eine Nichte, als in der Nacht des 29. Mai 1993 vier Jugendliche Brandsätze in das Haus der Familie Genç in der Untere Wernerstraße in Solingen warfen. 17 Familienmitglieder wurden bei der Tat mit rechtsextremem Hintergrund zum Teil sehr schwer verletzt und leiden noch heute an den Folgen.

 2018 hat die Landesregierung die Mevlüde-Genç-Medaille für besondere Verdienste um Toleranz, Versöhnung zwischen den Kulturen und um das friedliche Miteinander der Religionen gestiftet. Sie wird jährlich rund um den Jahrestag des Brandanschlags von Solingen am 29. Mai verliehen und soll die vorbildliche Haltung von Mevlüde Genç in Erinnerung halten und damit zugleich diejenigen würdigen, die sich wie sie um Versöhnung, Toleranz und den gesamtgesellschaftlichen Zusammenhalt verdient gemacht haben. Die Verleihung erfolgt durch den Ministerpräsidenten.

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