Ministerpräsident Hendrik Wüst: Unser Wald ist Lebensraum und Klimaschützer Nr. 1
Ministerpräsident Hendrik Wüst zu Informationsbesuch zur Waldzukunft im Kottenforst nahe Bonn: „Der Klimaschutz gehört zu den größten Herausforderungen unserer Zeit. Für die Zukunft ist es deshalb entscheidend, dass die Bemühungen für den Wald weiter honoriert werden.“
Ministerpräsident Hendrik Wüst informierte sich am Dienstag, 26. April 2022, im Kottenforst nahe Bonn bei Landesforstchefin Claudia Bönnighausen, Forstamtsleiter Stephan Schütte sowie IT-Experten der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg, wie der Weg in die Waldzukunft gelingen kann und welche Unterstützung dabei Drohnen und Digitalisierung leisten können.
Ministerpräsident Hendrik Wüst: „Unser Wald ist nicht nur ein wichtiger Lebensraum für Pflanze, Tier und Mensch, sondern er ist auch der Klimaschützer Nr. 1.. Der Klimaschutz und die Bewahrung der Schöpfung gehören zu den größten Herausforderungen unserer Zeit. Daher sind klimastabile Wälder das nachhaltigste Erbe, das wir unseren Kindern und Enkelkindern hinterlassen können. Für die Zukunft ist es deshalb entscheidend, dass die Bemühungen für den Wald weiter honoriert werden. Dort, wo Bäume gepflanzt werden und CO2 gespeichert wird, muss das auch finanziell unterstützt werden. Wir brauchen deshalb eine nach der CO2-Leistung bemessene Baumprämie für Waldbauern. Auch in städtischen Räumen müssen wir in Zukunft mindestens eine Million neue Bäume pflanzen. Dafür will ich mich weiter einsetzen.“
Zu dem von der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg vorgestellten Garrulus-Projekt betonte er: „Wir brauchen innovative Lösungen für die Wiederbewaldung, denn wir wollen unsere Wälder auf den Klimawandel vorbereiten. Als Land arbeiten wir daran, auch gemeinsam und im Austausch mit unserer traditionsreichen und starken Wald- und Holzwirtschaft.“
Die Videos vom Demonstrationsflug der Drohne finden Sie hier.
Wiederbewaldung mit flächenbezogenen Pauschalbeträgen
Klimawandel, Stürme, Trockenheit und in der Folge der Borkenkäfer haben den Wäldern in Nordrhein-Westfalen in den zurückliegenden Jahren massiv zugesetzt. Für die Schadensbewältigung und die Wiederbewaldung der Schadflächen bietet das Land breite finanzielle und fachliche Unterstützung. Über 45 Millionen Euro umfassen die forstlichen Förderprogramme für Nordrhein-Westfalen alleine in diesem Jahr. Im vergangenen Jahr wurden Fördermitteln in Höhe von 66,6 Millionen Euro bewilligt.
Mit einem vereinfachten und neu zugeschnittenen Förderangebot will das Land die Waldbesitzerinnen und Waldbesitzer bei der zukunftsgerechten, zeitnahen Wiederbewaldung der großen Schadflächen noch gezielter unterstützen. Hierzu erläutert Claudia Bönnighausen, Forstchefin und zuständige Abteilungsleiterin im Umweltministerium: „Die neue Förderung sieht flächenbezogene Pauschalbeträge für alle wesentlichen Maßnahmen für zehn Jahre Waldentwicklung vor. Ihre Höhe ist abgeleitet aus den Waldentwicklungstypen des Waldbaukonzepts. Das Land fördert damit Flächenvorbereitung, die Pflanzung und eventuelle Nachpflanzungen selbst sowie auch Pflegemaßnahmen, wie das Befreien von Brombeerranken. Nach der Beantragung und Bewilligung zu Beginn erfolgt der Abruf der Mittel bedarfsgerecht bei Durchführung der jeweiligen Maßnahmen.“
Um die Wälder zielgerichtet klimafit zu machen, ist eine Mischung aus natürlicher Wiederbewaldung und zielgerichteten Pflanzungen derzeit für viele Flächen der beste Weg. Die Novelle der Förderrichtlinie ist nach intensiver Abstimmung auch mit den Wald-Verbänden fachlich und politisch final abgestimmt, die Veröffentlichung im Ministerialblatt wird derzeit vorbereitet, womit die Neuerungen in Kürze in Kraft treten werden.
Vielfalt bei der Wiederbewaldung von zentraler Bedeutung
Nach dem Trockenstress der Vorjahre ist der Wald noch in der Revitalisierungsphase und daher sehr anfällig auch gegenüber kürzeren Trockenphasen. Erhebungen von Wald und Holz NRW ergeben zwischenzeitlich eine Schadfläche von 115.000 ha und einen Anstieg des Schadholzvolumens seit September 2021 um 1,6 Millionen Kubikmeter auf insgesamt rund 43 Millionen Kubikmeter Schadholz aus Stürmen, Dürre und Käferfraß seit Beginn 2018.
Stephan Schütte, Leiter Regionalforstamt Rhein-Sieg-Erft: „Bei der Wiederbewaldung der Schadflächen ist Vielfalt von zentraler Bedeutung. Vielfalt stärkt unsere Wälder. Verschiedene Baumarten, mehrstufiger Aufbau, mehrere Baumgenerationen auf einer Fläche – das sind die Wälder der Zukunft.“ Wichtig sei daher, die Schadentwicklung genau im Blick zu behalten, um die Borkenkäferausbreitung zu minimieren. Dazu müssen befallene Bäume unverzüglich aus dem Wald entfernt werden. Dies gelte insbesondere auch für die Windwürfe nach den Februar-Stürmen. so Schütte.
Baumsaat per Drohne
Welchen Beitrag zur Wiederbewaldung Drohnen und Digitalisierung leisten können, stellte Dr. Alexander Asteroth, Professor für Theoretische Grundlagen der Informatik an der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg vor. Mit finanzieller Förderung des Umweltministeriums entwickelt er mit seinem Team Methoden zur automatisierten Analyse der Mikro-Standortbedingungen auf den Kahlflächen.
Die Daten aus den Flugbildern sollen dabei helfen, die optimalen Stellen für die Saat zu bestimmen. In einem nächsten Schritt soll die Ausbringung von Saatgut mit Drohnen ermöglicht werden. Ziel ist es, mit hochauflösenden Drohnen-Bildern automatisiert optimale Saatstellen zu definieren. Dabei kommt es auf großen Flächen auf wenige Zentimeter an. „Auf einem Baumstumpf vertrocknet die Saat und Vögel fressen sie. Schon fünf Zentimeter daneben kann nährstoffreicher Boden Basis eines langen Baumlebens sein“, so Prof. Asteroth.
Weitere Informationen zum Waldbaukonzept:
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