Minister Remmel: Preisbildung in der digitalen Welt muss transparent sein

Verbändegespräch thematisiert Preise im digitalen Zeitalter

24. November 2016

„Durchblick unerwünscht? Preise im digitalen Zeitalter“ – unter diesem Motto diskutieren heute Vertreterinnen und Vertreter von Verbraucherverbänden, Wirtschaft, Wissenschaft und Politik den Verbraucherschutz in der digitalen Welt.

Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz

„Durchblick unerwünscht? Preise im digitalen Zeitalter“ – unter diesem Motto diskutieren heute Vertreterinnen und Vertreter von Verbraucherverbänden, Wirtschaft, Wissenschaft und Politik den Verbraucherschutz in der digitalen Welt. Die thematischen Schwerpunkte des Verbändegesprächs, das im Rahmen des Verbraucherschutzministerkonferenz-Vorsitzes von Nordrhein-Westfalen stattfindet, sind „Preise im Online-Handel“ und „Digitale Preise im stationären Handel“. „Im Online-Handel ist es ein längst bekanntes Phänomen, dass die Preise immer kurzfristigeren Schwankungen unterliegen. Komplexe Algorithmen mit unzähligen Faktoren entscheiden über den Preisverlauf. Für Verbraucherinnen und Verbraucher sind diese Entwicklungen kaum noch nachzuvollziehen“, sagte Verbraucherschutzminister Johannes Remmel. „Die Weichen für eine verbraucherfreundliche Zukunft in der digitalen Gesellschaft müssen jetzt gelegt werden und dabei spielen Transparenz sowie die Begrenzung von unfairen Geschäftspraktiken die entscheidende Rolle, damit Verbraucherinnen und Verbraucher souveräne und eigenständige Konsumentscheidungen treffen können.“
 
Individuelle Preisbildung im Online-Handel
Die Möglichkeiten einer Preisgestaltung, bei der die Anbieter ihren Kundinnen und Kunden individualisierte Preisangebote unterbreiten, nehmen immer weiter zu. Verbraucherinnen und Verbraucher sind im Online-Handel aber nicht in der Lage, zu erkennen, ob ein Anbieter für ein bestimmtes Produkt von allen Kundinnen und Kunden den gleichen Preis verlangt, oder ob individualisierte Preise gebildet werden. Und wenn eine individualisierte Preisegestaltung stattfindet, können Verbraucherinnen und Verbraucher nicht beurteilen, ob sie vom Anbieter – im Vergleich zu anderen Kundinnen und Kunden desselben Anbieters – einen besonders hohen oder einen besonders günstigen Preis angeboten bekommen. Für Kundinnen und Kunden ist nicht erkennbar, ob sie zum Beispiel einen Preisnachlass angeboten bekommen oder ob sie einen Zuschlag bezahlen sollen, weil der Anbieter sie für besonders zahlungsfähig hält.
 
Die technischen Voraussetzungen für die Personalisierung von Preisen sind bereits vorhanden. So ist es möglich, dass in Zukunft nicht mehr nur die Herkunft, sondern auch andere subjektive Kriterien wie das vorausgegangene Kauf- und Surfverhalten oder das verwendete (mobile) Endgerät beziehungsweise Betriebssystem über den individuell angezeigten Preis bestimmen. „Das ist eine diskriminierende Preispolitik. Besonders die mangelnde Transparenz darüber, welche Daten gesammelt und ausgewertet werden, sorgt dafür, dass die Verbraucherinnen und Verbrauchern gegenüber den Anbietern klar im Nachteil sind“, sagte Minister Remmel.
 
Das sehen auch die Verbraucherinnen und Verbraucher so: In einer bevölkerungsrepräsentativen Befragung von Bürgerinnen und Bürgern in Nordrhein-Westfalen lehnten knapp 90 Prozent der Befragten eine Preisgestaltung auf Basis individueller Daten als unfair ab. „Die Studienergebnisse bestätigen unsere Sichtweise: Wenn der Wohnort oder das Tablet-Modell darüber entscheidet, ob ich einen Preisaufschlag zahlen muss, dann ist das eine sehr bedenkliche Entwicklung", kritisierte Minister Remmel. „Wir hinterlassen in der digitalen Welt permanent unsere Spuren, die unbemerkt gesammelt und weitergenutzt werden. Personalisierte Werbung ist ein Resultat von Big Data, das bereits jeder kennt. Personalisierte Preise könnten schon bald die nächste Stufe sein. Alle technischen Voraussetzungen für ein solches Szenario sind bereits vorhanden und werden durch die massive Datensammlung und die Auswertung unseres Konsumentenverhaltens geschaffen.“
 
Schwankende Preise im stationären Handel
Immer mehr deutsche Geschäfte und Supermärkte stellen von Papierpreisschilder auf digitale Preisschilder um. Aus Verbrauchersicht wird dieser Trend eher skeptisch betrachtet. Denn auf digitalem Wege können die Preise theoretisch stündlich oder gar minütlich umgestellt werden. Besonders heikel wird es dann, wenn Verbraucherinnen und Verbraucher einen höheren Preis für ein Produkt zahlen müssen, nur weil sie zum falschen Zeitpunkt in den Supermarkt gehen. Die Unternehmen – so die Befürchtung der Verbraucherschützer - könnten die Möglichkeit der schnellen Preisanpassungen nutzen, um beispielsweise die Preise für Getränke und Chips vor einem Fußballspiel anzuheben. Ob diese Form der Preispolitik Realität wird, müssen die Verbraucherschützer und Verbraucherpolitik beobachten.

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