Minister Joachim Stamp nach Türkei-Wahlen: Wertevermittlung bei Zugewanderten wichtiger denn je
Bei den Präsidentschafts- und Parlamentswahlen in der Türkei haben die in Deutschland lebenden, türkischen Wahlberechtigen zu rund 65 Prozent für Präsident Erdogan und seine Wahlallianz Republik, dem Zusammenschluss der AKP und MHP, gestimmt. Dies geht aus einer Übersicht des Zentrums für Türkeistudien und Integrationsforschung an der Universität Duisburg-Essen (ZfTI) hervor.
Bei den Präsidentschafts- und Parlamentswahlen in der Türkei haben die in Deutschland lebenden, türkischen Wahlberechtigen zu rund 65 Prozent für Präsident Erdogan und seine Wahlallianz Republik, dem Zusammenschluss der AKP und MHP, gestimmt. Dies geht aus einer Übersicht des Zentrums für Türkeistudien und Integrationsforschung an der Universität Duisburg-Essen (ZfTI) hervor. Integrationsminister Joachim Stamp sagte zum Wahlverhalten: „Wenn sich Türken in Deutschland über die Wiederwahl von Erdogan freuen, ist das befremdlich und traurig zugleich. Die Verärgerung darüber verstehe ich. Aus diesem Grund werden wir, wie im Koalitionsvertrag vereinbart, eine Wertedebatte führen, die sich darauf konzentriert, die Demokratie zu vermitteln. In der Vergangenheit haben wir die Integrationspolitik zu sehr auf Sprache, Bildung und Arbeit reduziert.“
In der Übersicht des ZfTI wird deutlich, dass die Türken in Deutschland noch stärker für Präsident Erdogan und seine Wahlallianz Republik gestimmt haben als die Wahlberechtigten in der Türkei. Während Erdogan in Deutschland 64,78 Prozent aller abgegebenen Stimmen auf sich vereinigen konnte, waren es in der Türkei 52,59 Prozent. Die Wahlallianz Republik erzielte in Deutschland 65,09 Prozent, in der Türkei 53,66 Prozent. Prof. Dr. Haci-Halil Uslucan, wissenschaftlicher Leiter des ZfTI, erklärte: „Viele Türken in Deutschland haben eine enge Bindung zur Türkei. Das führt zu einer stärkeren Ideologisierung des Lebens in der vermeintlichen Diaspora. Die räumliche Distanz und der fehlende Bewältigungsdruck dieser Ideologie im Alltag sorgen insbesondere dann für eine Stilisierung, wenn es hier keine Identifikationsangebote gibt.“
Um dieser Entwicklung entgegenzuwirken, haben die regierungstragenden Parteien im Koalitionsvertrag vereinbart, eine Offensive für die Wertevermittlung in Schulen, Kinder- und Jugendeinrichtungen zu starten. Daneben wird ein Konzept für Wertevermittlung erarbeitet, das sich speziell an Zugewanderte richtet und zeitlich und inhaltlich deutlich über das hinausgeht, was in den Integrationskursen vermittelt wird. In den Lehrplänen sollen daneben die Themen Antisemitismus und Islamfeindlichkeit eine stärkere Rolle spielen.
Die ausführliche Ergebnisübersicht des ZfTI zu den Wahlen in der Türkei finden Sie hier: http://url.nrw/zfti .
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