Grenzüberschreitendes eTicketing im Test: Verkehrsminister Wüst informiert sich in Aachen über zukünftige Technologie
Unkompliziert, nahtlos und transparent - so wünschen sich Fahrgäste das Ticketsystem im öffentlichen Nahverkehr auch über die Landes- und Verbundgrenzen hinweg.
Unkompliziert, nahtlos und transparent - so wünschen sich Fahrgäste das Ticketsystem im öffentlichen Nahverkehr auch über die Landes- und Verbundgrenzen hinweg. Verkehrsminister Hendrik Wüst hat sich heute in Aachen über eine neue Technologie zum grenzüberschreitenden Einsatz von elektronischen Tickets im ÖPNV informiert. Die neue Technologie wird derzeit in einem Pilotprojekt in der Region Aachen und Limburg (NL) getestet.
Hendrik Wüst, Minister für Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen, freut sich auf neue Lösungsansätze: „Wir verfolgen das erste Projekt dieser Art in Nordrhein-Westfalen mit großem Interesse und sind gespannt auf die Ergebnisse. Wir hoffen, dass wir aus dem Pilotprojekt Erkenntnisse gewinnen, die uns helfen, ein verbundübergreifendes landesweites eTicket hinzubekommen.“
Im Rahmen des europäischen Forschungs- und Entwicklungsprogramms Horizon 2020 arbeiten der Aachener Verkehrsverbund (AVV) und die Aachener Straßenbahn und Energieversorgungs-AG (ASEAG) gemeinsam mit Partnern aus den Niederlanden, Luxemburg und Deutschland im Projekt European Travellers Club (ETC).
Ziel des Projektes ist es, elektronische Tickets zu entwickeln, die über Landesgrenzen hinweg funktionieren. Hierzu wird das sogenannte ID-Ticketing genutzt, womit das Ticketing über eine dem Kunden zugehörige Identifikationsnummer abgewickelt wird.
„Auch wenn die Tarifsysteme verschieden sind, so reduzieren wir mit der im Test befindlichen Technologie die Komplexität der unterschiedlichen Tarif- und Vertriebssysteme, da der Fahrgast den Nahverkehr im Nachbarland ganz einfach mit seiner heimischen Chipkarte nutzen kann“, so AVV-Geschäftsführer Hans-Peter Geulen. „Auf den technischen Voraussetzungen aufbauend kann perspektivisch zudem ein eTarif entwickelt werden“, so Geulen weiter.
Das Ministerium für Verkehr setzt auf den Erkenntnisgewinn aus dem Pilotprojekt. Dieses wird nach seinem Ablauf Ende März 2018 evaluiert und somit als valide Grundlage weiterer Entscheidungen zu Art und Umfang der Fortführung des ID-Ticketing-Ansatzes genutzt werden. Ausführliche Information zum Projekt unter www.avv.de.
Statements:
Hubert Mackus, Gedeputeerde Provinz Limburg: „Deutschland, Belgien und die Niederlande sind bedeutsame Handelspartner füreinander und pflegen innige Beziehungen. Immer öfter wird über die Grenzen hinweg gearbeitet, studiert, geheiratet und auch die wirtschaftlichen Beziehungen sind stark. Bessere Bahnverbindungen ohne Umsteigen, schnelle Züge und eine grenzüberschreitend akzeptierte Fahrkarte zu einem transparenten Tarif sind ein Gewinn für alle Parteien. Wir, die Provinz Limburg, unterstützen das elektronische Ticketing im grenzüberschreitenden Nahverkehr. Wir wollen gemeinsam mit AVV und Arriva daran arbeiten, dass dieses Pilotprojekt auch auf den Dreiländerzug ausgeweitet wird, um grenzüberschreitendes Reisen weiter zu vereinfachen. Neue Grenzen im ÖPNV Ticketing müssen vermieden werden.“Sjef Janssen, Geschäftsführer VDV eTicket Service (VDV-eTS), Betreiber des deutschen eTicket-Standards eTicket Deutschland: „Die VDV-eTS ist offizieller Partner im Konsortium des ETC-Projekts und hat die Entwicklungen im Projekt daher von Beginn an mit begleitet. Ausdrückliches Ziel der VDV-eTS ist es, den entwickelten Ansatz in den deutschen e-Ticket-Standard VDV-KA zu integrieren.“
Michael Carmincke, Vorstand der Aachener Straßenbahn und Energieversorgung-AG (ASEAG): „Die ASEAG ist aktiver Partner bei der Entwicklung eines grenzüberschreitenden eTicketings, weil wir der Digitalisierung im ÖPNV große Bedeutung beimessen. Schon heute nutzen wir das eTicket, um unseren Kunden mit Car- und Bikesharing zusätzliche Mobilitätsmöglichkeiten anzubieten.“
Patrice van Bergen, Regiodirecteur Limburg Arriva: „Als Betreiber des Nahverkehrs in der niederländischen Provinz Limburg, die nahezu komplett von Ausland umgeben ist, freuen wir uns, dass sich jetzt eine technische Lösung abzeichnet, wie wir die noch vorhandene Barrieren überwinden und damit den Kunden endlich einen in allen Bereichen attraktiven grenzüberschreitenden Verkehr anbieten können.“
Arco Groothedde, Geschäftsführer Trans Link Systems (TLS), Betreiber des niederländischen eTicket-Standards OV-chipkaart: „Gemeinsam mit allen eingebundenen Partnern können wir hier etwas Einzigartiges präsentieren: Grenzüberschreitendes Reisen mit dem eigenen, nationalen E-Ticket, ein- und auschecken sowohl auf der deutschen als auch auf der niederländischen Seite und mit einer einfachen Bezahlung im Nachgang. Was wir hier sehen, ist die Zukunft des Ticketings im Europäischen Nahverkehr: flexible Tokens und ein smartes Backoffice.“
Roel Testroote, Geschäftsführer Account-Based Travelling for European Public Transport (ACCEPT), Konsortialführer des ETC-Projekts: „Das ETC-System stellt sicher, dass der Reisende leicht von einem Land in ein anderes reisen kann. Die ID-Technologie bietet in Bezug auf das Nutzermedium eine hohe Flexibilität. Es kann sowohl eine Chipkarte als auch ein Ticket mit Barcode oder ein Smartphone verwendet werden.“
Michael Vogel, Geschäftsführer Nahverkehr Rheinland (NVR): „Der NVR beobachtet die aktuellen Entwicklungen im AVV mit großem Interesse, da künftig auch der grenzüberschreitende SPNV von Fahrgästen einfach und unkompliziert genutzt werden können soll. Die hohe Flexibilität des ETC-Ansatzes in Bezug auf Nutzermedium und die erzielte Interoperabilität sind hierbei zwei besonders gewinnbringende Elemente.“