Erhebung des Waldzustands 2022 beginnt: Grundlage für zukünftiges Handeln zum Wohle der Wälder
Auftakt der Waldzustandserhebung 2022
Weil der Wald als grüne Lunge des Landes gilt, untersuchen Expertinnen und Experten des Landesbetriebs Wald und Holz NRW kontinuierlich die Stabilität und Gesundheit des Waldökosystems – ganz aktuell im Zuge der diesjährigen Waldzustandserhebung.
Fast ein Drittel Nordrhein-Westfalens ist von Wäldern bedeckt: 60 Prozent bestehen davon aus Laubbäumen – meist Buchen und Eichen – bei den weiteren rund 40 Prozent handelt es sich um Nadelbäume, vor allem Fichten. Weil der Wald als grüne Lunge des Landes gilt, untersuchen Expertinnen und Experten des Landesbetriebs Wald und Holz NRW kontinuierlich die Stabilität und Gesundheit des Waldökosystems – ganz aktuell im Zuge der diesjährigen Waldzustandserhebung. Zum Auftakt der Waldzustandserhebung informierte sich Forstministerin Silke Gorißen gemeinsam mit Thomas Kämmerling und Andreas Wiebe, Leiter des Landesbetriebs Wald und Holz NRW, in sauerländischen Waldgebieten über den Baumbestand.
Forstministerin Silke Gorißen: „Dank der kontinuierlichen Arbeit unserer Forstleute in Nordrhein-Westfalen haben wir mit der Waldzustandserhebung belastbare Walddaten aus fast 40 Jahren. Diese wissenschaftlichen Daten sind ein wichtiger Schatz für unser zukünftiges Handeln zum Wohle der Wälder.“ Gorißen weiter: „Der Wald ist Nordrhein-Westfalens wichtigster Klimaschützer. Stürme, Dürren, Käferplagen und Brände machen dem Waldökosystem zu schaffen. Wir müssen daher stärker auf die Entwicklung vielfältiger und klimastabiler Mischwälder setzen. Zugleich ist es wichtig, dass auch weiterhin Risiken minimiert werden und alle Besucherinnen und Besucher achtsam im Wald unterwegs sind.“
Thomas Kämmerling, Leiter Wald und Holz NRW: „Die Daten der Waldzustandserhebung unterstreichen den dringenden Handlungsbedarf. Sie machen die Folgen des fortschreitenden Klimawandels mit belastbaren wissenschaftlichen Fakten sichtbar. Unseren Wäldern wird es erst wieder besser gehen, wenn wir sie an die Folgen des Klimawandels angepasst haben. Mit dem NRW-Waldbaukonzept haben wir eine sehr gute fachliche Grundlage für den Umbau unserer Wälder zu klimaangepassten Mischwäldern aus mindestens vier Baumarten. Wir setzen auf Mischung und Risikostreuung, denn wir betreiben Waldbau für eine ungewisse Zukunft. Zurzeit kann niemand voraussagen, in welchen klimatischen Verhältnissen die heute gepflanzten Bäume leben müssen, die in hundert Jahren unsere Wälder der Zukunft bilden sollen.“
Waldzustandsbericht als forstliches Monitoring
Der Waldzustand in Nordrhein-Westfalen wird seit den 1980er Jahren regelmäßig im Rahmen sogenannter Waldzustandserhebungen erfasst, ausgewertet und in Waldzustandsberichten dokumentiert. Hierzu wird für Nordrhein-Westfalen der Zustand der Baumkronen von etwa 10.300 dauerhaft markierten Bäumen von speziell geschulten Fachleuten beurteilt. Das forstliche Umweltmonitoring liefert bedeutende Grundlagendaten, die auch wichtig für die Bewirtschaftungskonzepte im nordrhein-westfälischen Wald sind. Die wichtigsten Kriterien in der Waldzustandserhebung sind die sogenannte Verlichtung der Baumkronen und die Vergilbung der noch vorhandenen Nadeln und Blätter. Weitere Faktoren sind unter anderem Insekten- und Pilzbefall, Sturm- und Wetterschäden.
Andreas Wiebe, Leiter Wald und Holz NRW: „Unsere Wälder haben als Kohlenstoffspeicher eine wichtige Aufgabe im Kampf gegen den Klimawandel. Gleichzeitig zeigt der wissenschaftlich ausgewertete Blick in die Baumkronen, die Waldzustandserhebung, dass es unseren Wäldern immer schlechter geht. Eine Herkulesaufgabe für die nächsten Jahrzehnte für die wir zusätzliches gutes und forstlich ausgebildetes Fachpersonal brauchen. Aus den Erfahrungen, die wir nach dem Orkan Kyrill sammeln konnten, wissen wir, dass auf zerstörten reinen Fichtenbeständen sehr oft nur eine Naturverjüngung aus nahezu reiner Fichte heranwächst. Das ist nicht der Wald der Zukunft, den wir im Klimawandel brauchen. Unser Wald braucht jetzt viele helfende, kundige Hände, um den Folgen des Klimawandels zu trotzen.“
Dr. Bertram Leder, Leiter des Zentrums Wald und Holzwirtschaft von Wald und Holz NRW: „Besonders gespannt sind wir in diesem Jahr auf die Ergebnisse zum Zustand der Buche. Der Charakterbaum unserer natürlichen Laubwälder hat bei uns seinen Verbreitungsschwerpunkt und galt lange als widerstandsfähig gegenüber den Einflüssen des Klimawandels. Der Anteil gesunder Buchen lag 1984 zum Beginn der Waldzustandserhebungen noch bei 62 Prozent. Im letzten Jahr waren nur noch 22 Prozent der untersuchten Buchen gesund. Auch die Buche leidet unter der zunehmenden Trockenheit und Hitze. Die Auswirkungen des Klimawandels schwächen unsere Buchen-Ökosysteme. Ihre Produktivität und Vitalität werden dadurch massiv beeinträchtigt.“
Wiederbewaldung als langfristige Aufgabe
Die Wiederbewaldung der großen Kalamitätsflächen und der Waldumbau hin zu klimastabilen Mischwäldern ist für die Forstwirtschaft eine langfristige Aufgabe. Mit Instrumenten zur Waldbewirtschaftung im Klimawandel, zum Beispiel das Waldbaukonzept, das Wiederbewaldungskonzept, das Internetportal Waldinfo.NRW mit vielfältigen digitalen Karten sowie entsprechende Beratungs-, Schulungs- und Förderangebote bietet das Landwirtschaftsministerium eine breite Palette an, um den Wald zu stärken. Die Ergebnisse der diesjährigen Waldzustandserhebung werden im November in Form des Waldzustandsberichts veröffentlicht.
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