Die Vernunft hat gesiegt – Worst Case abgewendet
Minister Pinkwart: Geordneter Brexit lässt uns mit noch mehr Zuversicht auf eine wirtschaftliche Erholung 2021 blicken
In Nordrhein-Westfalen gibt es 1.400 britische Unternehmen mit etwa 129.000 Arbeitnehmern.
„Die Vernunft hat gesiegt, wenn auch buchstäblich in letzter Sekunde.“ Mit diesen Worten kommentierte Wirtschaftsminister Prof. Dr. Andreas Pinkwart das Ergebnis der Gespräche zu den zukünftigen Beziehungen zwischen der Europäischen Union und dem Vereinigten Königreich. „Der Worst Case ist damit abgewendet. Für Nordrhein-Westfalen geht es dabei um viel: Unser Land hat von allen Bundesländern mit rund 20 Milliarden Euro den größten Anteil am deutsch-britischen Außenhandel. Ein geordneter Brexit ist ein echter Grund, mit noch mehr Zuversicht auf eine nachhaltige wirtschaftliche Erholung im kommenden Jahr zu blicken. Beide Seiten müssen weiter miteinander sprechen, um die Handelshemmnisse für die Wirtschaft auch für die Zukunft so gering wie möglich zu halten“.
Die kilometerlangen LKW-Staus in Südengland kurz vor Weihnachten und die Grenzschließungen zwischen England und dem europäischen Festland wegen des Aufkommens einer neuartigen Coronavirus-Variante habe allen Beteiligten in drastischer Weise die Folgen von Störungen des Handels vor Augen geführt, so Minister Pinkwart.
Auch der Präsident der Landesvereinigung der Unternehmensverbände Nordrhein-Westfalen e.V. unternehmer nrw, Arndt Kirchhoff, begrüßt die Übereinkunft: „Ich bin erleichtert, dass so kurz vor Torschluss noch eine Einigung erzielt und zumindest ein harter Brexit vermieden werden konnte. Ungeachtet dessen ist der Austritt Großbritanniens aus der EU schon schmerzhaft genug – vor allem für die Briten selbst. Denn machen wir uns nichts vor: Der britische Markt wird für die nordrhein-westfälische Wirtschaft weiter an Bedeutung verlieren. Das wird zu spürbaren Wohlstandsverlusten im Vereinigten Königreich führen, aber auch wir werden die Auswirkungen merken. Umso wichtiger bleibt es, dass auch weiterhin nichts unversucht bleibt, durch vernünftige und kluge Verträge so viele Handelsschranken und -hemmnisse wie möglich zu vermeiden. Ich wünsche mir, dass die bald erlebte wirtschaftliche Realität zu noch mehr Einsicht führt und belastbare Wege zu einem möglichst einvernehmlichen Miteinander zum Wohle aller Menschen in Europa gefunden werden.“
Der Präsident der Industrie- und Handelskammern Nordrhein-Westfalen, Thomas Meyer, erklärte: „Mit oder ohne Vertrag, den Brexit bedauern wir im Ergebnis sehr. Nach der jahrelangen Ungewissheit mit immer neuen Fristen können sich die Unternehmen nun auf die neue Situation einstellen. Ungeachtet der Entscheidungen auf dem letzten Meter und der noch offenen Verhandlungspunkte verändert sich das Geschäft in und mit Großbritannien grundlegend: ab Januar werden wieder Personenkontrollen stattfinden, Zollerklärungen im Warenverkehr ebenso wie etwa Gesundheitschecks für landwirtschaftliche Produkte fällig. Dies macht das UK-Geschäft schwieriger, aber nicht unmöglich. Die IHK-Organisation in Nordrhein-Westfalen steht den Unternehmen dabei zu allen relevanten Themen vom Zoll bis zum Außenwirtschaftsrecht, von der Logistik, der Entsendung bis zu den Regelungen für Unternehmensgründungen mit Rat und Tat zur Seite.“
Hintergrund:
In Nordrhein-Westfalen gibt es 1.400 britische Unternehmen mit etwa 129.000 Arbeitnehmern. 25.000 Briten leben in Nordrhein-Westfalen (ein Fünftel der Briten in Deutschland). Die Bedeutung des Vereinigten Königreichs als Handelspartner hat seit dem Referendum bereits deutlich abgenommen (Rang 4 der wichtigsten Handelspartner in 2015 auf Rang 8 in 2019).
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