Wärme aus der Tiefe: Land fördert wichtige Vorerkundung für Geothermie-Projekt der Stadtwerke Aachen AG

Ministerin Neubaur: Wir heben den Schatz unter unseren Füßen und bringen die Wärmewende in Nordrhein-Westfalen voran

11. September 2024
Fernwärme

Die Stadtwerke Aachen AG (STAWAG) wird mittels seismischer Messungen detailliert die Potenziale der mitteltiefen und tiefen Geothermie im Raum Aachen für die Einbindung in die kommunale Wärmeversorgung untersuchen.

Wirtschaft, Industrie, Klimaschutz und Energie

Viele Regionen in Nordrhein-Westfalen bieten gute Voraussetzungen, um klimafreundliche Wärme aus der Tiefe zu gewinnen. Damit Kommunen, Stadtwerke und Unternehmen diese nutzen können, hat das Land im April 2024 im Rahmen des „Masterplan Geothermie NRW“ umfangreiche Förderprogramme gestartet. Nun beginnt die Umsetzung: Die Stadtwerke Aachen AG (STAWAG) wird mittels seismischer Messungen detailliert die Potenziale der mitteltiefen und tiefen Geothermie im Raum Aachen für die Einbindung in die kommunale Wärmeversorgung untersuchen. Die NRW.BANK hat im vollständig digitalen Antragsprozess 810.000 Euro Landesmittel für die seismische Erkundung des Untergrunds bewilligt.

Die Vorerkundungen sind ein wichtiger Schritt bei der Aufstellung der kommunalen Wärmeplanung. Hierzu hat die Landesregierung kürzlich den Entwurf des Landeswärmeplanungsgesetzes vorgelegt, mit dem die Gemeinden im Land die Möglichkeit erhalten, ihre Wärmepläne eigenständig zu erstellen.

Wirtschafts- und Klimaschutzministerin Mona Neubaur: „Die Stadtwerke Aachen gehen den nächsten Schritt, wollen den Schatz unter unseren Füßen heben und investieren in die Wärmewende. Ich freue mich, dass das Land dieses Vorhaben mit Fördermitteln aus dem Masterplan Geothermie unterstützen kann. So bringen wir die Wärmewende in Nordrhein-Westfalen gemeinsam voran und legen die Grundlagen für eine bezahlbare erneuerbare Wärmeversorgung. Mit dem Masterplan Geothermie NRW haben wir als erstes Bundesland eine umfassende Strategie vorgelegt, um das enorme Potenzial der Erdwärme zügig und sicher zu erschließen – eine unerschöpfliche und klimaneutrale Energiequelle, die wir heute noch zu wenig nutzen. Bis 2045 wollen wir bis zu 20 Prozent des Wärmebedarfs klimaneutral mit Geothermie decken.“

Dr. Christian Becker, Vorstand der STAWAG: „Mit ehrgeizigen Zielen und konkreten Maßnahmen bringen wir seit Jahren die Energie- und Wärmewende voran. Dazu planen wir eine Umstellung der Fernwärme: Spätestens 2030 soll sie kohlefrei und möglichst klimafreundlich produziert werden. Wir setzen dabei auf einen Mix aus Wärmeauskopplungen, Groß-Wärmepumpen, effizienten Blockheizkraftwerken und Tiefengeothermie. Bereits heute nutzen wir die schon bei den Römern beliebten heißen Thermalquellen in Aachen für Raumwärme. Dank der Förderung des Landes Nordrhein-Westfalens können wir nun einen großen Schritt weitergehen und die Potenziale der Tiefengeothermie untersuchen lassen.“

Gabriela Pantring, stellvertretende Vorsitzende des Vorstands der NRW.BANK: „Kommunale Stadtwerke sind zentrale Akteure für das Gelingen der Klimawende. Sie leisten einen wichtigen Beitrag dazu, die Infrastrukturen aufzubauen, mit denen Nordrhein-Westfalen klimaneutral wird. Genau darum geht es bei dem Tiefengeothermie-Projekt der STAWAG in Aachen, das wir gemeinsam mit dem Land unterstützen und fördern. Hier wird eine klimaneutrale Energie- und Wärmequelle erschlossen und parallel entstehen sichere Arbeitsplätze. Anders gesagt: Hier wird Zukunft für NRW gestaltet.“

Die STAWAG hat bereits Vorarbeiten geleistet und will nun den Untergrund nordöstlich von Aachen Richtung Stolberg erkunden. Das Gesamtvolumen des Projekts beträgt rund 1,6 Millionen Euro. Die Erkundung soll voraussichtlich im Herbst 2025 starten und eine Strecke von insgesamt 18 Kilometern umfassen.

Die seismischen Messungen funktionieren wie eine Ultraschall-Untersuchung und werden mit Hilfe von sogenannten Vibro-Trucks durchgeführt. Die Messfahrzeuge senden über Vibrationen Schallwellen in den Untergrund, die an den gesuchten Gesteinsformationen reflektiert werden. Die Reflektionen werden von Aufnahmegeräten erfasst und in ein Untergrund-Modell überführt. Dieses wird anschließend für die weitere Planung verwendet und erhöht die Sicherheit für eine erfolgreiche Bohrung. Dadurch werden Investitions- und Zeitpläne für die Erschließung der Geothermie kalkulierbar.

Hintergrund

Abhängig von der Tiefe gibt es für die Nutzung der Geothermie verschiedene Möglichkeiten. So kann die oberflächennahe Geothermie bis zu einer Tiefe von 400 Metern zur Versorgung von Einfamilienhäusern oder auch von Quartieren dienen – flächendeckend in ganz Nordrhein-Westfalen.

Weitere Optionen bieten die mitteltiefe Geothermie von 400 bis 1.500 Metern sowie die tiefe Geothermie ab 1.500 Metern. Hier wird das hydrothermale Verfahren angewendet, bei dem natürlich vorkommendes Tiefenwasser durch eine Förderbohrung an die Oberfläche gepumpt wird. Dort gibt das heiße Wasser seine Energie über Wärmetauscher an den Energieverbraucher ab – beispielsweise Industriebetriebe oder Gewächshäuser. Anschließend wird das Wasser über eine zweite Bohrung wieder in die Tiefe zurückgeleitet. 

Der Flächenverbrauch und der Eingriff ins Erdreich sind dabei minimal, sodass Schäden am Grundwasser oder unerwünschte Erdbewegungen äußerst unwahrscheinlich sind. Nordrhein-Westfalen bietet nach jetzigem Stand beste Voraussetzungen für eine breite Nutzung der Geothermie. Die Erdwärme kann damit einen wichtigen Beitrag zum Gelingen der Wärmewende leisten. Weitere Informationen zum Masterplan Geothermie finden Sie hier.

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