Nordrhein-Westfalen kauft ein – Studie untersucht Einkaufsverhalten und Handelsangebot in Nordrhein-Westfalen
Ministerin Neubaur: Digitalisierung und Online-Handel haben Gewohnheiten verändert - Ergebnisse liefern umfassende Datenbasis für Kommunen, Händler und Politik
Der stationäre Handel bleibt zentraler Faktor für lebendige Städte und die örtliche Einkaufsinfrastruktur ist ein wichtiger Indikator für die Lebensqualität der Bürgerinnen und Bürger.
Der stationäre Handel bleibt zentraler Faktor für lebendige Städte und die örtliche Einkaufsinfrastruktur ist ein wichtiger Indikator für die Lebensqualität der Bürgerinnen und Bürger. Dabei werden flexible, digitale Angebote, lokale Lieferdienste und Apps immer präsenter und stärken die Bindung zwischen den Geschäften und ihrer Zielgruppe. Das sind Ergebnisse einer vom Wirtschaftsministerium beauftragten Studie zum Einkaufsverhalten und zu Einkaufsmöglichkeiten in Nordrhein-Westfalen. Mehr als 500 Händlerinnen und Händler aus dem ganzen Land sowie über 13.000 Kundinnen und Kunden, sowie Vertreter und Vertreterinnen der Verwaltungen von 28 Städten haben an der Befragung teilgenommen.
Wirtschaftsministerin Mona Neubaur: „Einkaufsstraßen, Fußgängerzonen und Handelszentren sind so viel mehr als nur Einkaufsmöglichkeiten, sie sind lebendige Treffpunkte in unseren Kommunen. Doch der Handel wandelt sich und die Menschen kaufen nicht mehr so ein, wie noch vor einigen Jahren. Die Einkaufsmöglichkeiten sind vielfältiger und Digitalisierung und Online-Handel haben Gewohnheiten und Abläufe verändert. Unsere Studie zeigt, dass ein starker Einzelhandel den Menschen immer noch wichtig ist. Die Beteiligung war riesig und wir werden die Ergebnisse nun intensiv analysieren. Die Datenbasis ist deutschlandweit einmalig und hilft Handel, Kommunen und der Politik dabei die richtigen Weichen zu stellen.“
Die zentralen Ergebnisse:
- Der stationäre Handel wird auch in einer digitalisierten Welt als zentrales Element für lebendige Stadtzentren wahrgenommen. Besonders in kleinen und mittelgroßen Städten wird die Einkaufsinfrastruktur vor Ort geschätzt und als wichtig für die Lebensqualität empfunden.
- Über 85 Prozent der Menschen kaufen Lebensmittel und Waren des täglichen Bedarfs meistens in ihrer eigenen Stadt, während im Non-Food-Bereich – also Artikeln, die nicht zum Verzehr geeignet sind – der Trend verstärkt in Richtung Online-Shopping geht.
- Deutlich über die Hälfte der Befragten kauft Non-Food-Produkte gerne online bzw. mit dem Smartphone ein. Ähnlich groß ist die Gruppe derer, die vor dem Kauf Produkte im Internet vergleicht. Das macht deutlich, wie wichtig es für den stationären Einzelhandel ist, digitale Angebote mit stationären Angeboten zu verbinden.
- Die Attraktivität und Aufenthaltsqualität der Innenstädte sind entscheidende Faktoren für die Bindung der Bevölkerung an den stationären Handel. Innenstädte sind aber nicht nur ein Einkaufsziel, sondern ein wichtiger Bestandteil des städtischen Lebens.
- Eine Mehrheit der befragten interessiert sich für digitale Angebote im stationären Handel, wie etwa Click & Collect, lokale Lieferdienste oder lokale Einkaufs-Apps, die den Komfort des Online-Shoppings mit der unmittelbaren Verfügbarkeit im Handel kombinieren. Fast zwei Drittel der Befragten hat auch Interesse an Selbstbedienungskassen.
- Digitalisierung im Handel bedeutet dabei nicht den Ersatz des persönlichen Kontakts, sondern die intelligente Ergänzung. Digitale Angebote können die Beratung und das Einkaufserlebnis im stationären Handel nicht ersetzen. Nur eine Minderheit (8,3 Prozent) gibt an, nach der Beratung im Geschäft die Produkte online zu kaufen.
- Die Digitalisierung bietet für den stationären Handel die Chance, flexiblere und kundenorientierte Services anzubieten. Dabei besteht allerdings weiterhin großer Beratungs- und Schulungsbedarf zur Nutzung digitaler Möglichkeiten. Virtuelle Shopping-Angebote sind bislang in der Minderheit und nur rund ein Drittel der Befragten Händler verfügt über einen Online-Shop.
- Trotz der steigenden Nachfrage nach digitalen Einkaufsmöglichkeiten beurteilen die lokalen Entscheidungsträger diese eher skeptisch. Grundsätzlich erkennt aber eine Mehrheit der befragten Bürgermeisterinnen und Bürgermeister die Digitalisierung als wichtig für die wirtschaftliche Entwicklung des Einzelhandels an.
Verkaufsoffene Sonntage:
- Verkaufsoffene Sonntage sind gerade für die Städte weiterhin ein aktiver Beitrag zur Erhöhung der Innenstadtattraktivität. Ihre Bedeutung hat für die Bürgerinnen und Bürger aber insgesamt abgenommen. Gerade die Jüngeren halten verkaufsoffene Sonntage eher für wichtig, während das Interesse mit zunehmendem Alter deutlich abnimmt.
- Händlerinnen und Händler nehmen an verkaufsoffenen Sonntagen meistens teil, um das eigene Geschäft bekannter zu machen. Umsatzgründe sind eher nachrangig.
- Gerade Einkaufszeiten am Nachmittag und am Abend sind besonders beliebt. Alternativ zur Sonntagsöffnung kann es sinnvoll sein, auch andere Veranstaltungen in den Blick zu nehmen, wie Late-Night-Shopping oder kulturelle Aktionen, die Menschen emotional an die Stadt binden können.
Weitere Informationen zur Studie:
Die Studie wurde von der Prof. Schramm-Klein GmbH aus Hilchenbach durchgeführt. Der Befragungszeitraum fiel in den Sommer 2024. Auch die Bürgermeisterinnen und Bürgermeister sowie die Stadtverwaltungen haben Auskunft zu Fragestellungen rund um ihre Innenstädte und den Einzelhandel gegeben. Mit 4.488 Einwohnerinnen und Einwohnern ist Hallenberg die kleinste der teilnehmenden Kommunen, Essen mit 586.608 Personen die größte. Insgesamt leben in den 28 teilnehmenden Städte rund 1,87 Millionen Menschen. Das entspricht mehr als 10 Prozent der Bevölkerung Nordrhein-Westfalens.
Prof. Dr. Hanna Schramm-Klein, Studienleiterin: „Die Erkenntnisse der Studie unterstreichen die Bedeutung einer integrierten Handelsstrategie für die Zukunft unserer Städte. Während Politik und Städte die notwendigen Rahmenbedingungen setzen, sind es die Einzelhandelsunternehmen, die mit unternehmerischen Fähigkeiten, Risikobereitschaft und Weitsicht eine nachhaltige und resiliente Handelslandschaft ermöglichen. Gleichzeitig liegt es an den Verbraucherinnen und Verbrauchern, durch bewusste Kaufentscheidungen zur Nachhaltigkeit und Relevanz des regionalen Einzelhandels beizutragen – auch wenn der Preis das dominante Einkaufskriterium bleibt.“
Die teilnehmenden Städte:
- Aus dem Regierungsbezirk Düsseldorf haben acht Städte teilgenommen, aus dem Regierungsbezirk Detmold sechs Städte, aus den Regierungsbezirken Köln und Arnsberg jeweils fünf sowie aus dem Regierungsbezirk Münster vier Städte.
- Kleinstädte: Drolshagen, Gemeinde Erndtebrück, Hallenberg, Nieheim, Rahden, Gemeinde Hiddenhausen, Gemeinde Sonsbeck, Gemeinde Rommerskirchen, Gemeinde Windeck, Burscheid, Billerbeck, Velen
- Mittelstädte: Lünen, Schwelm, Bad Salzuflen, Verl, Nettetal, Rees, Velbert, Düren, Wiehl, Wermelskirchen, Ahlen, Ahaus
- Großstädte: Mönchengladbach, Paderborn, Essen, Remscheid
Die gesamte Studie ist hier zum Download abrufbar: www.wirtschaft.nrw/system/files/media/document/file/hsk_studie-wimi-nrw161224.pdf
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