Ministerpräsident Hendrik Wüst zum Tod von Michail Gorbatschow
„Mit Michail Gorbatschow verliert die Welt einen der größten Staatsmänner der Zeitgeschichte. Nordrhein-Westfalen verliert einen großen Freund.“
Michail Gorbatschow ist am 30. August 2022 im Alter von 91 Jahren verstorben. Aus diesem Anlass würdigt Ministerpräsident Hendrik Wüst Gorbatschows Verdienste.
„Mit Michail Gorbatschow verliert die Welt einen der größten Staatsmänner der Zeitgeschichte. Nordrhein-Westfalen verliert einen großen Freund. Ob Bonn, Dortmund oder Münster – viele Menschen erinnern sich an Gorbatschows Besuche der Annäherung in unserem Land. In Nordrhein-Westfalen finden sich wichtige Wegmarken der Aussöhnung hin zum Ende des Kalten Krieges. Hier wurden insbesondere durch Michail Gorbatschow und Helmut Kohl Brücken zwischen Ost und West geschlagen – wie fern klingen Glasnost und Perestroika heute. Ruhe in Frieden, Michail Gorbatschow!
Michail Gorbatschow war ein Kämpfer für die Freiheit. In einer Zeit, in der der Krieg zurück nach Europa gekehrt ist, wird seine mahnende Stimme, sein Einsatz für demokratische Werte und sein unermüdliches Streben nach Versöhnung und Frieden mehr denn je fehlen. Bis zuletzt hat Michail Gorbatschow für eine Annäherung zwischen Russland und der westlichen Welt gekämpft – ein Kampf, dessen unermessliche Bedeutung uns heute in der Ukraine schmerzhaft und brutal vor Augen geführt wird. Ein Kampf, den er für uns alle gekämpft hat: Für die Ukraine, für Europa, für die Demokratie, auch für Russland.
Michail Gorbatschow hat durch seine Politik und sein Engagement die Welt verändert und ein Stück weit sicherer gemacht. Er hat auf die Kraft des Dialogs und die Macht der Vernunft gesetzt. Gorbatschow wusste um die Bedeutung, Brücken zu bauen und aufeinander zuzugehen. Auf einem unerschütterlichen Wertefundament hat er den Weg zur atomaren Abrüstung und zum Ende des Kalten Krieges geebnet.
Für seine Politik von Offenheit und Umgestaltung wurde Gorbatschow mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet. Eine Politik, die den Grundstein legen sollte für einen nie dagewesenen Aufbruch, für die Neugestaltung der politischen Ordnung und letztlich für eines der höchsten Güter, die wir haben: für die Freiheit.
Ganz besonders wir in Deutschland sind Michail Gorbatschow zu tiefem Dank verpflichtet. Durch seine Bemühungen, die Beziehungen zwischen Ost und West zu reformieren, hat er den Weg zur deutschen Einheit freigemacht. Unvergessen sind die „Gorbi“-Rufe der Menschen in Bonn oder auf der Dortmunder Westfalenhütte, als Michail Gorbatschow 1989 Deutschland besuchte. Die mit diesen Rufen verbundene Hoffnung wurde nicht enttäuscht – die deutsch-russischen Beziehungen sollten sich mit diesem Besuch grundlegend ändern. Drei Jahre und die Deutsche Einheit später, erlebte Gorbatschow eine ähnliche Welle der Begeisterung in Münster.
Doch Münster war für Michail Gorbatschow auch mit traurigen Erinnerungen verbunden. Dort verstarb 1999 seine Frau Raissa nach kurzer Krankheit. Möge er an ihrer Seite weiter über uns wachen. Sein Vermächtnis bleibt für immer.“
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