Ministerin Scharrenbach: Neue Energie für das Rheinische Revier – Kohlekraftwerk Frimmersdorf wird zum Digital- und Innovationsstandort
Unter dem Leitbild „Vergangenheit trifft Zukunft“ soll das ehemalige Kohlekraftwerk Frimmersdorf zu einem Digital- und Innovationsstandort im Rheinischen Revier entwickelt werden. Wesentliche Bestandteile des Kraftwerks werden dazu unter Denkmalschutz gestellt.
Unter dem Leitbild „Vergangenheit trifft Zukunft“ soll das ehemalige Kohlekraftwerk Frimmersdorf zu einem Digital- und Innovationsstandort im Rheinischen Revier entwickelt werden. Wesentliche Bestandteile des Kraftwerks werden dazu unter Denkmalschutz gestellt.
Für das Projekt sollen Fördermittel aus den Strukturhilfen des Bundes in Höhe von bis zu 65 Millionen Euro beantragt werden. Ina Scharrenbach, Ministerin für Heimat, Kommunales, Bau und Digitalisierung des Landes Nordrhein-Westfalen, Klaus Krützen, Bürgermeister der Stadt Grevenbroich, Hans-Jürgen Petrauschke, Landrat des Rhein-Kreis Neuss, Dr. Lars Kulik, Vorstandsmitglied für das Ressort Braunkohle der RWE Power AG, und Dr. Corinna Franz, Dezernentin für Kultur und Landschaftliche Kulturpflege beim Landschaftsverband Rheinland, haben am 30. Januar 2024 die Pläne für zukünftige Nutzungen vorgestellt.
Ina Scharrenbach, Ministerin für Heimat, Kommunales, Bau und Digitalisierung des Landes Nordrhein-Westfalen: „Aus Maschinenhalle wird Denkfabrik: Das Kraftwerk Frimmersdorf ist ein Rohdiamant mit Strahlkraft für die gesamte Region. Gemeinsam mit der Stadt Grevenbroich, dem Rhein-Kreis Neuss und RWE machen wir uns auf, den Rohdiamanten zu schleifen. Im zentralen Kraftwerksgebäude soll ein Rechenzentrum auf mehr als 20.000 Quadratmetern für den Landesbetrieb IT.NRW errichtet werden. Darüber hinaus soll auf dem Gelände ein Innovations- und Bildungscampus für IT-Sicherheit der öffentlichen Verwaltung entstehen. Die Pläne zeigen, dass die Nachnutzung des Kraftwerks Frimmersdorf wirtschaftlich ist und weitere IT-Infrastruktur und Gewerbe Platz finden kann – nirgendswo in Nordrhein-Westfalen finden sich vergleichbare Bedingungen für IT-Infrastrukturen. Durch ein Haus-in-Haus Konzept bietet die markante Maschinenhalle Raum für Büronutzung, Labore sowie Besprechungs- und Seminarräume in einem besonderen Ambiente. Das Kraftwerk Frimmersdorf besitzt wie kein anderes Bauwerk im Rheinischen Revier das Alleinstellungsmerkmal, die Geschichte der Verstromung der Braunkohle in beeindruckender Architektur zu repräsentieren. Wir schlagen mit diesem zukunftsweisenden Projekt die Brücke von Vergangenheit zur Zukunft.“
Klaus Krützen, Bürgermeister der Stadt Grevenbroich: „Auf Grundlage der Ergebnisse des Werkstattverfahrens und der vorausgegangenen Untersuchungen wird die untere Denkmalbehörde bei der Stadt Grevenbroich eine Unterschutzstellung der denkmalwerten Gebäude und Anlagen veranlassen. Wir befürworten darüber hinaus die Gründung einer Art Frimmersdorf GmbH, um eine nachhaltige und gewinnbringende Entwicklung der freigeräumten zentralen Flächen zu betreiben. Die Gesellschaft könnte als führender Mieter im Zentralbau auftreten und durch strategische Untervermietungen die Ansiedlung der IT-Wirtschaft vorantreiben. Dabei legen wir einen starken Fokus auf die Schaffung gut bezahlter und nachhaltiger Arbeitsplätze sowie auf die weitere wirtschaftliche Belebung durch gewerbliche Vermietungen. Im Rahmen der Gesamtwirtschaftlichkeit prüfen wir zudem die Möglichkeit, kulturelle Nutzungen zu integrieren und die Vermietung entsprechend zu gestalten.“ Geprüft wird bereits, wie die Gesellschaft konstruiert werden kann und wer ihr beitreten würde.
Hans-Jürgen Petrauschke, Landrat des Rhein-Kreis Neuss: „Ich habe immer Wert daraufgelegt, dass auf der Fläche Arbeitsplätze geschaffen werden und ein Erhalt des Zentralbaus nur dann vertretbar ist, wenn erkennbar ist, dass nach einer erfolgten Sanierung konkrete Nutzungen und daraus erzielbare Mieten einen dauerhaften, wirtschaftlich tragfähigen Betrieb und eine bauliche Unterhaltung des Gebäudes gewährleisten. Ich freue mich, dass dies sogar bei einer Nutzfläche von über 110.000 Quadratmetern absehbar ist.“
Dr. Lars Kulik, Vorstandsmitglied für das Ressort Braunkohle der RWE Power AG: „Wir unterstützen die Entwicklung des gesamten Kraftwerksgeländes zu einem neuen, hochwertigen Standort für Industrie, Gewerbe und Dienstleistungen. Mit dem gemeinsam erarbeiteten Gesamtkonzept ist es nun möglich, gestuft und bereits zeitnah Ansiedlungen für zukunftsfähige Arbeitsplätze für einen nachhaltigen Strukturwandel auf den Weg zu bringen. “
Dr. Corinna Franz, Dezernentin für Kultur und Landschaftliche Kulturpflege beim Landschaftsverband Rheinland: „Das LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland hat vor langer Zeit auf Grundlage seiner gutachterlichen Tätigkeit den besonderen Denkmalwert des Kraftwerks Frimmersdorf aufgezeigt. Ich freue mich sehr, dass es in diesem Verfahren gelungen ist, gemeinsam Optionen für einen Erhalt und die Nutzung des zentralen Kraftwerksbaus zu erarbeiten und uns auf ein tragfähiges Konzept zu verständigen. Der Prozess zeigt eindrücklich, wie zukunftsweisend der Dialog mit dem Fachamt und der kommunalen Denkmalpflege ist. Zum Erhalt des Baudenkmals gehört auch seine Vermittlung: Wir prüfen daher, im Kraftwerk einen Denkmalpfad einzurichten, der den Weg von der Kohle zum Strom für die Öffentlichkeit erlebbar macht. Darüber hinaus gestattet der Bau weitere kulturelle Nutzungen“.
Über 25 Monate fand eine Erarbeitung des nun vorliegenden Konzeptes statt: Thomas Lennertz, Beauftragter des Ministeriums für Heimat, Kommunales Bau und Digitalisierung des Landes Nordrhein-Westfalen moderierte die Prozesse: „Der zentrale Kraftwerksbau ist ein riesiger Raum der Möglichkeiten. Wer als innovatives Unternehmen von der Strahlkraft des Gebäudes und dem besonderen Ambiente im Inneren profitieren möchte, ist herzlich eingeladen, sich im weiteren Verfahren als Mieter oder Käufer der Immobilie zu beteiligen.“
Das Gelände des Kraftwerks Frimmersdorf umfasst insgesamt rund 70 Hektar Bruttobauland. RWE und die Stadt Grevenbroich haben sich im Herbst 2023 auf eine Entwicklung der Nordfläche (Kraftwerksblöcke P und Q) verständigt, mit deren Planung RWE bereits begonnen hat. Mit dem Rückbau von technischen Anlagen auf der übrigen Fläche soll frühzeitig begonnen werden. Für die Erschließung und Vermarktung der Hauptfläche des Standortes, dazu gehören die westlichen Flächen neben dem zentralen Kraftwerksbau, soll eine öffentlich-rechtliche Gesellschaft gegründet werden. Die Vorbereitung und Suche nach einem Investor für die Herrichtung des zentralen Kraftwerksbaus wird voraussichtlich Ende 2024 starten.
Der Abbruch von bestehenden Gebäuden und Anlagen auf der Fläche, die Entkernung des zentralen Kraftwerkbaus und seine denkmalgerechte Sanierung werden voraussichtlich vier bis fünf Jahre in Anspruch nehmen.
Hintergrund
Das Kraftwerk Frimmersdorf war in den 1960er Jahren und darüber hinaus das größte Kraftwerk in Europa. Der Zentralbau des Kraftwerks besteht aus dem 52 Meter hohen Schwerbau, dem 550 Meter langen Maschinenhaus und einem Vorbau für Elektroanlagen.
Besondere Standortfaktoren sind neben den markanten Gebäuden und Anlagen, die noch erhaltenen und in Betrieb befindlichen Betriebsanlagen des Kraftwerkes, die insbesondere zur Versorgung mit Energie dienen. IT-Einrichtungen wie Rechenzentren benötigen viel Strom, die an vielen anderen Standorten oft fehlt. Die vorhandene Nähe zum Hochspannungsnetz bietet hierzu eine sehr gute Voraussetzung.
Die massive Bauweise des zentralen Kraftwerksbaus ermöglicht IT-Nutzungen, die den strengen Anforderungen an kritische Infrastrukturen in Krisen, insbesondere bei Naturgefahren wie Erdbeben, Starkregen oder Sturm, gerecht werden.
Die Nutzung des vorhandenen Bauwerks vermeidet erhebliche CO2-Emissionen, die beim Bau neuer Gebäude, zum Beispiel für Rechenzentren entstehen würden.
Die Entwicklung des Kohlekraftwerkes Frimmersdorf ist ein Zukunftsprojekt des Strukturwandels im Rheinischen Revier. Bund und Land unterstützen die nachhaltige Transformation des Rheinischen Reviers mit mehr als 14,8 Milliarden Euro. Das Land flankiert die Förderung aus Bundesmitteln mit eigenen Haushaltsmitteln. Bislang sind 171 Projekte mit einem Fördervolumen von rund 1,51 Milliarden Euro bewilligt.
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