Landesregierung und Verbände beschließen gemeinsamen Waldpakt Nordrhein-Westfalen
Ministerpräsident Armin Laschet: Landesregierung steht fest an der Seite der Waldbesitzer und ihrer Partner
Um sich weiter gemeinsam für die Zukunft der Wälder zu engagieren, hat die Landesregierung in der Staatskanzlei des Landes Nordrhein-Westfalen mit Verbänden aus Forst- und Holzwirtschaft, Naturschutz und Berufsvertretung den Waldpakt „Klimaschutz für den Wald – unser Wald für den Klimaschutz“ unterzeichnet.
Um sich weiter gemeinsam für die Zukunft der Wälder zu engagieren, hat die Landesregierung am Dienstag, 10. Dezember 2019, in der Staatskanzlei des Landes Nordrhein-Westfalen mit Verbänden aus Forst- und Holzwirtschaft, Naturschutz und Berufsvertretung den Waldpakt „Klimaschutz für den Wald – unser Wald für den Klimaschutz“ unterzeichnet. Der Waldpakt beinhaltet ein umfassendes Maßnahmenpaket zur Anpassung der Wälder an den Klimawandel und zur Bewältigung der aktuellen Schäden durch Sturm, Dürre und Borkenkäfer. Vereinbart wurden zudem umwelt- und baupolitische Initiativen zur Förderung der nachhaltigen Holznutzung, und zur weiteren Honorierung der Klimaschutzleistungen des Waldes.
Ministerpräsident Armin Laschet: „Mit dem Waldpakt bekennen wir uns gemeinsam zu unserer Verantwortung für die Zukunft des Waldes. Er macht mehr als ein Viertel der Fläche in Nordrhein-Westfalen aus und ist unser Klimaschützer Nummer 1. Wir werden Ökonomie und Ökologie nur dann in eine gesunde Balance bringen können, wenn wir alles dafür tun, den Wald zu schützen. Er ist nicht nur wichtiger Lebensraum für Tiere und Pflanzen, CO2-Speicher und Erholungsort, sondern auch ein Garant für viele Arbeitsplätze.“ Der Ministerpräsident weiter: „Die Landesregierung steht fest an der Seite der Waldbesitzer und ihrer Partner: bei der Bekämpfung von Waldschäden, bei der Wiederbewaldung und der Entwicklung klimastabiler Wälder und mit der Unterstützung vielfältiger Initiativen, um den klimafreundlichen Baustoff Holz zu fördern. Dazu gehört auch, dass wir uns beim Bund stark machen, die Klimaleistungen des Waldes mit einer Baumprämie zu honorieren. Der gemeinsam entwickelte Waldpakt ist der nächste, ganz praktische Schritt in eine gesicherte Waldzukunft für Nordrhein-Westfalen.“
Ministerin Ursula Heinen-Esser sagte bei der Unterzeichnung: „Mit dem Waldpakt werden wir die Entwicklung von stabilen Mischwäldern gemeinsam konsequent fortführen und auf Basis unseres Waldbaukonzeptes unterstützen. Denn nur gesunde und vielfältige Wälder können ihre Potenziale für den Klimaschutz, die nachhaltige Rohstofferzeugung und die biologische Vielfalt voll ausschöpfen.“
Bauministerin Ina Scharrenbach betonte, dass Klimaschutz und bezahlbares Wohnen kein Widerspruch mehr sein dürften: „Holz ist ein attraktiver Bau- und Werkstoff, seine Verwendung bietet große ökologische und klimarelevante Vorteile. Mit dem Baurechtsmodernisierungsgesetz haben wir wichtige Erleichterungen für das Bauen mit Holz in Nordrhein-Westfalen geschaffen. Dies ermöglicht nun den Einsatz des nachwachsenden Rohstoffs Holz auch bei Gebäuden bis zu 13 Metern Höhe.“ Darüber hinaus erarbeitet die von der Landesregierung eingesetzte Expertenkommission „Bauen mit Holz/Nachhaltiges Bauen“ derzeit praktische Vorschläge, um das Bauen mit Holz noch stärker in den Fokus des Bauwesens zu rücken.
Für die Waldbesitzer und ihre Partner sagte Dr. Philipp Freiherr Heereman, Vorsitzender des Forstausschusses und des Waldbauernverbandes Nordrhein-Westfalen, anlässlich der Unterzeichnung der Erklärung: „Es ist wichtig, dass wir geschlossen in die Waldzukunft gehen. Die Hilfsangebote des Landes sind in der aktuellen Extremsituation und zur Anpassung unserer Wälder an den Klimawandel dringend erforderlich. Wichtig ist nun, dass alle Beteiligten nicht nur im Dialog bleiben, sondern den Waldpakt auch mit Leben füllen. Wir dürfen uns daher für den neuen Wald keine Denkverbote auferlegen und müssen die natürlichen Herausforderungen unserer jeweiligen Waldstandorte erkennen und akzeptieren.“
Informationen zu den Handlungsfeldern des Waldpaktes
Die Landesregierung hat den Waldpakt gemeinsam mit den Mitgliedern des Forstausschusses, einem Beratungsgremium des Umweltministeriums Nordrhein-Westfalen, erarbeitet. Weitere Verbände haben sich dem Waldpakt bereits angeschlossen und ebenfalls unterzeichnet. Unter dem Titel „Klimaschutz für den Wald – unser Wald für den Klimaschutz“ bündelt der Waldpakt zahlreiche Ziele und Maßnahmen in drei Handlungsfeldern:
- Im ersten Handlungsfeld „Anpassungsstrategie Wald im Klimawandel“ wird die besondere Bedeutung des Waldes als Klimaschützer betont, der gleichzeitig selbst stark von Klimaänderungen betroffen ist. Gemeinsame Ziele sind daher klimastabile Mischwälder mit größerer Vielfalt und Naturnähe, angepasste Wildbestände und der Ausbau der Wald- und klimabezogenen Forschung.
- Im zweiten Handlungsfeld „Unterstützung für Wald und Waldbesitzende“ sieht der Waldpakt eine Fortführung der Hilfen zur Schadensbewältigung und eine stärkere Honorierung der Gemeinwohlleistungen des Waldes vor. Das Land wird hierzu Mittel für Ad-hoc-Hilfen und für die Wiederbewaldung bereitstellen. Nach einer Erhebung des Landesbetriebes Wald und Holz Nordrhein-Westfalen fielen in den Jahren 2018 und 2019 allein in der Fichte über 18,7 Millionen Kubikmeter Schadholz an (Stand: November 2019).
Von bislang beantragten Ad-Hoc-Hilfen in Höhe von rund neun Millionen Euro wurden bereits etwa acht Millionen Euro bewilligt. Für die Wiederbewaldung hat das Land zudem Mittel in Höhe von 100 Millionen Euro für die kommenden zehn Jahre zugesagt. Geplant sind zudem der Ausbau des forstlichen Monitoringsystems zur frühzeitigen Schadensabwehr und die Unterstützung der Waldbesitzer bei Verkehrssicherung und Waldbrandprävention. Aufgrund ihrer Bedeutung für die Betreuung von Kleinprivatwald sollen zudem forstwirtschaftliche Zusammenschlüsse unterstützt und gefördert werden. Vereinbart wird in dem Pakt auch eine Unterstützung der Gemeinden bei der Bereitstellung von Wald-Leistungen für die Allgemeinheit. - Als drittes Handlungsfeld sieht der Waldpakt umwelt- und baupolitische Initiativen vor: Gefordert wird unter anderem eine Weiterentwicklung der rechtlichen Rahmenbedingungen für ein effizientes Krisenmanagement. Hierzu wird sich das Land auf Bundesebene für eine Reform des Forstschädenausgleichsgesetzes einsetzen. Gefördert werden soll zudem der Holzbau, um die CO2-Bindung und damit den wald- und holzbasierten Klimaschutz-Beitrag zu unterstützen.
Unterzeichner des Waldpaktes sind für die Landesregierung:
- Ministerpräsident Armin Laschet
- Ursula Heinen-Esser, Ministerin für Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz
- Ina Scharrenbach, Ministerin für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung
- Dr. Philipp Freiherr Heereman, Vorsitzender des Waldbauernverbandes Nordrhein-Westfalen
- Bürgermeister Bernhard Halbe, Vorsitzender des Waldbesitzerverbandes der Gemeinden, Gemeindeverbände und öffentlich-rechtlichen Körperschaften Nordrhein-Westfalen
- Max Freiherr von Elverfeldt, Vorsitzender Familienbetriebe Land und Forst Nordrhein-Westfalen e.V.
- Dr. Heide Naderer, Landesvorsitzende Naturschutzbund (NABU) Nordrhein-Westfalen
- Fred-Josef Hansen, Vorsitzender Bund Deutscher Forstleute, Landesverband Nordrhein-Westfalen
- Peter Wicke, Vorsitzender Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt, Landesvertretung Forst und Naturschutz Nordrhein-Westfalen
- Lutz Schmelter, Vizepräsident Deutsche Säge- und Holzindustrie Bundesverband e.V.
- Marie-Luise Fasse, Vorsitzende Schutzgemeinschaft Deutscher Wald, Landesverband Nordrhein-Westfalen
- Mark vom Hofe, Vorsitzender Landesgemeinschaft Naturschutz und Umwelt Nordrhein-Westfalen
- Jörg Matzick, Vorsitzender Forstverein Naturschutz Nordrhein-Westfalen
- Uwe Schölmerich, Vorsitzender Arbeitsgemeinschaft naturgemäße Waldwirtschaft, Landesgruppe Nordrhein-Westfalen
Nordrhein-Westfalen verfügt über 935.000 Hektar Wald, was 27 Prozent der Landesfläche entspricht. Die Wälder in Nordrhein-Westfalen erfüllen vielfältige ökologische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Funktionen. Sie speichern rund 700 Millionen Tonnen CO2. Zusätzlich zur Speicherfunktion des Waldes trägt der Ersatz fossiler Materialien durch den nachwachsenden Rohstoff Holz zur Verringerung der CO2-Emissionen bei. Darüber hinaus dienen Wälder der Erholung und als wertvoller Lebensraum für Tiere und Pflanzen. Zudem sind sie entscheidend für die Regulierung des Wasser- und Temperaturhaushalts und damit ein Schlüssel einer erfolgreichen Klimaanpassungsstrategie. Dies gilt insbesondere auch für Städte oder Ballungszentren, in denen Bäume und Wälder Temperaturspitzen aber auch Starkregenereignisse abfedern können. Mit 63 Prozent der Waldfläche weist Nordrhein-Westfalen den höchsten Privatwaldanteil in Deutschland auf. 21 Prozent der Waldfläche ist Körperschaftswald.
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