Genehmigung für größte Hochwasserschutz-Maßnahme: Gesteuerter Überflutungsraum bei Köln-Worringen entlastet am Rhein

Minister Oliver Krischer: Das hilft nicht nur Köln, sondern auch Düsseldorf und allen Rheinunterliegern bis in die Niederlande

14. März 2025
Kartenansicht des gefluteten Retentionsraums Köln-Worringen

Die Maßnahme soll mehrere Zehntausend Menschen im Kölner Norden bei Hochwasser schützen und schafft Entlastung für alle, die unterhalb von Köln-Worringen am Rhein zu Hause sind.

Umwelt, Naturschutz und Verkehr

Die Maßnahme soll mehrere Zehntausend Menschen im Kölner Norden bei Hochwasser schützen und schafft Entlastung für alle, die unterhalb von Köln-Worringen am Rhein zu Hause sind: Am Freitag, 14. März 2025 überreichte Oliver Krischer, Minister für Umwelt, Naturschutz und Verkehr, den Genehmigungsbescheid für den Retentionsraum Worringen an Ulrike Franzke, Vorständin der Stadtentwässerungsbetriebe Köln (StEB Köln). Die künstlich geschaffene Überschwemmungsfläche soll bei Hochwasser bis zu 30 Millionen Kubikmeter Wasser aufnehmen und damit Hochwasserspitzen am Rhein um bis zu 17 Zentimeter kappen. Dafür werden umgrenzende Bauwerke geschaffen, die ein kontrolliertes Fluten und später wieder Ablassen des Wassers auf einer Fläche von insgesamt 670 Hektar ermöglichen.

„Wir können dieses Becken wie eine Badewanne steuern – mit einem Riesen-Schutzeffekt für die Menschen. Das hilft nicht nur Köln, sondern auch Düsseldorf und allen Rheinunterliegern bis in die Niederlande“, sagte Minister Oliver Krischer. „Durch Begradigung und Verbau haben unsere Flüsse in den vergangenen Jahrhunderten ihre natürlichen Überschwemmungsbereiche verloren. Für einen besseren Hochwasserschutz ist es essenziell, dass wir den Flüssen wieder Raum geben durch Renaturierungen und Maßnahmen wie diese.“

Der Retentionsraum soll künftig geflutet werden, wenn am Kölner Pegel eine Höhe von mindestens 11,70 Meter erreicht ist und eine Hochwasserwelle von mehr als 11,90 Metern prognostiziert wird.

„Die Stadtentwässerungsbetriebe, in deren Händen der Kölner Hochwasserschutz liegt, haben die Schutzmaßnahmen kontinuierlich erhöht. Die gesamte Hochwasserschutzlinie entlang des Rheins wurde verstärkt, der Retentionsraum Langel ist bereits in Betrieb. Mit dem Retentionsraum Worringen folgt jetzt der letzte große Schritt des ‚Aktionsplan Hochwasser‘ – ein Schritt, der im Rahmen der Klimafolgenanpassung unserer Stadt umso dringlicher geworden ist. Damit schützen wir weite Teile des Kölner Nordens und leisten als Stadt einen wichtigen Beitrag zum Hochwasserschutz“, sagte Henriette Reker, Oberbürgermeisterin der Stadt Köln.

Durch den Abschluss des Planfeststellungsverfahrens liegt die Genehmigung durch die Bezirksregierung Köln nun vor. „Bei einem Vorhaben dieser Größe sind vielfältige Belange zu beachten. Dazu zählen Fragen des Wassermanagements und der Bauausführung, Auswirkungen auf Nutzungen und das Naturerleben und Naturschutzaspekte. Ich bedanke mich bei allen Beteiligten für das Verfahren, mit dem wir den Grundstein für die Umsetzung nun gelegt haben“, sagte Regierungspräsident Dr. Thomas Wilk.

Die Stadtentwässerungsbetriebe Köln als Maßnahmenträger beginnen nun mit der detaillierten Ausführungsplanung und der Vergabe der Bauleistungen, die ab 2027 bis 2034 stattfinden sollen. Die Dimension und Maßnahmen für die Anlage des Retentionsraumes erläuterte Ulrike Franzke, Vorständin der Stadtentwässerungsbetriebe Köln: „Zur Realisierung sind unter anderem Deiche, Hochwasserschutzwände sowie Ein- und Auslassbauwerke zur gezielten Steuerung des Hochwassers erforderlich. Mit 30 Jahren Erfahrung im Hochwasserschutz übernehmen die StEB Köln die Planung, den Bau und den späteren Betrieb des Retentionsraums Worringen.“ 

 Neben technischen Anlagen wie Deichen oder Schutzmauern haben steuerbare Überflutungsflächen entlang von Flüssen eine wichtige Bedeutung für den Hochwasserschutz. Entlang des Rheins ist eine Kette solcher Retentionsräume geplant. Auf dem Gebiet von Nordrhein-Westfalen gibt es bereits den Polder Rees-Lohrwardt, der in den kommenden Jahren als Rückhalteraum noch optimiert und ausgebaut werden soll. Weitere große Maßnahmen zum Hochwasserrückhalt sind der Polder Orsoy-Land in Rheinberg (im Genehmigungsverfahren) und die Deichrückverlegung in Duisburg-Mündelheim (in Bau).

Der Retentionsraum Köln-Worringen war Bestandteil des damaligen „Aktionsplans Hochwasser“, der durch die Internationale Kommission zum Schutz des Rheins (IKSR) beschlossen wurde und heute als Programm „Rhein 2040“ und in der Hochwasserrisikomanagement-Planung in Nordrhein-Westfalen weitergeführt wird. Er war eine Reaktion auf die extremen Hochwässer 1993 und 1995, von denen auch Köln besonders betroffen war. Die Planungen für diese große Entlastungs-Maßnahme begannen somit vor fast 30 Jahren, blieben wegen komplexer Probleme aber immer wieder stecken. Als Konsequenz aus der Flutkatastrophe 2021 haben die Landesregierung und die Stadt Köln den Prozess forciert, beschleunigt und jetzt abgeschlossen.

Das Land leistet neben dem Bund einen erheblichen Anteil an der Finanzierung, sowohl zur Ertüchtigung des Rheindeichs zwischen Worringen und Chorweiler als auch für den Bau des dahinter liegenden Retentionsraums. Die Gesamtkosten der Maßnahme betragen nach derzeitigem Stand 226 Millionen Euro.

Der Worringer Bruch ist zudem Naturschutzgebiet und dient als Naherholungsgebiet.

Weitere Informationen

Faktenblatt zum Retentionsraum:
www.umwelt.nrw.de/system/files/media/document/file/2025_03_12_steb_handout_retentionsraum-worringen_a4_druck.pdf

Übersicht Bausteine des Retentionsraumes:
www.umwelt.nrw.de/system/files/media/document/file/2025_03_12_steb_handout_anlagen-des-retentionsraumes_a4_druck.pdf 

Karte/Übersicht zum Download:
www.umwelt.nrw.de/bildergalerie/grafiken-und-kartenmaterial 

10-Punkte Arbeitsplan Hochwasserschutz in Zeiten des Klimawandels:
www.land.nrw/media/25821

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