Für ein neues „Wir“ in unserer Einwanderungsgesellschaft
Ministerin Löhrmann im Gespräch mit Neuen Deutschen Organisationen
Im Februar 2015 waren rund 80 Initiativen unter dem Motto „Deutschland neu denken“ erstmals zu einem Bundeskongress der Neuen Deutschen Organisationen zusammengekommen. Ihre Botschaft: Deutschsein definiert sich heute nicht mehr allein durch die Herkunft.
Wenn Menschen der zweiten, dritten oder vierten Generation von Eingewanderten sich in Vereinen und Initiativen zusammenschließen, dann könnte schon bald nicht mehr von „Migrantenvereinen“ die Rede sein, sondern von „Neuen Deutschen Organisationen“. Um diesen nicht nur begrifflichen Wandel stärker ins Blickfeld zu rücken, hat Schulministerin Sylvia Löhrmann Vertreterinnen und Vertreter dieser Organisationen in die nordrhein-westfälische Landesvertretung in Berlin zum Dialog geladen. Die Tagung wurde vom Schulministerium, der Stiftung Mercator und den Neuen Deutschen Organisationen gemeinsam getragen.
Ministerin Löhrmann: „Begriffe wie ‚Migrantenorganisationen‘ oder ‚Ausländervereine‘ halten mit der gesellschaftlichen Realität in unserer Einwanderungsgesellschaft nicht mehr Schritt und entsprechen auch nicht dem Selbstverständnis der Menschen. Ich wünsche mir, dass wir in Zukunft nicht mehr zwischen ‚fremder‘ und ‚eigener‘ Kultur unterscheiden, sondern eine offene Gesellschaft gestalten, in der Vielfalt selbstverständlich ist. Die Neuen Deutschen Organisationen tragen zur Definition einer gemeinsamen Identität bei. Wir als gesamte Gesellschaft sind gefragt, ein neues, alle verbindendes ‚Wir‘ mit Leben zu füllen.“
Breschkai Ferhad, Leiterin der Koordinierungsstelle der Neuen Deutschen Organisationen, betonte: „Die aktuellen politischen Entwicklungen in Deutschland machen deutlich, wie wichtig und dringend nötig es ist, dass wir gemeinsam Flagge zeigen – die Bundesrepublik ist schon seit Jahrzehnten ein Einwanderungsland. Aus diesem Grund führen wir alle zusammen einen ehrlichen und konstruktiven Dialog darüber, was uns ,Deutschsein' in der heutigen Zeit bedeutet. Das Verständnis von uns Neuen Deutschen Organisationen ist, dass Offenheit und Vielfalt eine Chance und Bereicherung für unsere Gesellschaft sind.“
„Die polarisierenden Debatten um Zuwanderung der letzten Monate zeigen uns einmal mehr, wie wichtig es ist, dass die Gesellschaft von allen hier lebenden Menschen aktiv mitgestaltet werden kann,“ erklärte Winfried Kneip, Geschäftsführer der Stiftung Mercator. „Die Stiftung Mercator setzt sich dafür ein, dass alle Menschen in Deutschland die gleiche Chance haben, an zentralen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens teilzuhaben. Die Neuen Deutschen Organisationen tragen hierzu maßgeblich bei, indem sie mit ihren Sichtweisen, Ideen und Engagement zeigen, wie im Deutschland von heute und morgen Vielfalt aussehen und Zusammenhalt und Teilhabe gestaltet werden kann.“
Im Februar 2015 waren rund 80 Initiativen unter dem Motto „Deutschland neu denken“ erstmals zu einem Bundeskongress der Neuen Deutschen Organisationen zusammengekommen. Ihre Botschaft: Deutschsein definiert sich heute nicht mehr allein durch die Herkunft.
Nordrhein-Westfalen ist das erste Bundesland, das nun das Forum für einen Dialog geschaffen hat. Auf der Tagung in Berlin sprach Ministerin Löhrmann mit Vertreterinnen und Vertretern der Neuen Deutschen Organisationen über neue Blickwinkel auf die Themen Migration und Einwanderung und diskutierte, wie eine zeitgemäße Politik gestaltet werden kann. Dabei ging es auch um Perspektiven der Zusammenarbeit mit Neuen Deutschen Organisationen in Nordrhein-Westfalen. Auf dem Programm standen zudem mehrere Foren, in denen unter anderem der Frage nachgegangen wurde, wie sich eine neue deutsche Identität und ein neues deutsches „Wir“ definieren lassen.
Eine zentrale Rolle kam dabei der Bildungspolitik zu. Schulministerin Sylvia Löhrmann betonte, dass Schulen interkulturelle Lern- und Lebensräume sind, in denen sich die Vielfalt unserer Gesellschaft spiegelt: „Es ist wichtig, dass in unseren Schulen ein demokratisches, friedliches Zusammenleben und gegenseitige Wertschätzung gelehrt und gelebt werden. Dazu gehört, wachsam zu sein und klar gegen jede Form von Diskriminierung und Gewalt einzustehen. Viele Schulen machen schon vor, wie ein Zusammenleben von Schülerinnen und Schülern unterschiedlichster Biographien ganz selbstverständlich gestaltet werden kann. Diese Selbstverständlichkeit ist es, die eine moderne Gesellschaftspolitik ausmachen sollte“, so Löhrmann.
Auf der Tagung in Berlin wurden Kontakte zwischen den Neuen Deutschen Organisationen und nordrhein-westfälischen Akteuren aus Bildungspolitik, Kommunalen Integrationszentren und weiteren Netzwerken initiiert, um die Zusammenarbeit in Zukunft zu intensivieren. Für 2016 ist gemeinsam mit der Landesweiten Koordinierungsstelle Kommunaler Integrationszentren ein Vernetzungstreffen in Nordrhein-Westfalen geplant.
Weitere Informationen
www.neue-deutsche-organisationen.dewww.stiftung-mercator.de
www.kommunale-integrationszentren.nrw.de
www.schulministerium.nrw.de