Bilanz zur Japanreise von Ministerpräsident Hendrik Wüst

Ministerpräsident Wüst: Japan ist und bleibt wichtigster strategischer Werte- und Wirtschaftspartner in Asien

8. Juni 2023
8. Juni 2023 - Ministerpräsident Wüst in Osaka

Am Freitag, 9. Juni 2023, endet die Japanreise von Ministerpräsident Hendrik Wüst.

Staatskanzlei Nordrhein-Westfalen

Am Freitag, 9. Juni 2023, endet die Japanreise von Ministerpräsident Hendrik Wüst. Seit Sonntag, 4. Juni 2023, hat er im Rahmen seiner ersten großen internationalen Auslandsreise dieser Legislaturperiode die Regionen Tokio, Fukushima und Osaka besucht und dort politische Gespräche geführt sowie Wirtschafts- und Wissenschaftsstandorte und -projekte besucht. Es war der erste Besuch eines nordrhein-westfälischen Ministerpräsidenten in Japan seit 2007.

Ministerpräsident Hendrik Wüst: „Ich hatte in den vergangenen Tagen die Gelegenheit, das Land, die Menschen und die beeindruckende kulturelle Tradition auf unterschiedlichste Weise und zu den unterschiedlichsten Themen kennenzulernen. Alle Begegnungen haben eindrücklich gezeigt: Nordrhein-Westfalen und Japan verbindet eine ausgesprochen enge Partnerschaft, die auf dieser Reise einmal mehr bekräftigt wurde. Und sie haben gezeigt: Beide Länder verbinden gemeinsame Werte wie Demokratie und Rechtsstaatlichkeit sowie intensive Bestrebungen bei wichtigen Zukunftsthemen wie dem Gelingen der Energiewende auf dem Weg zu klimaneutralen Industriestandorten. Deshalb ist und bleibt Japan unserer wichtigster strategischer Wirtschafts- und Wertepartner in Asien. Was die Reise auch deutlich gemacht hat: Nordrhein-Westfalen und Japan stehen vor ähnlichen gesellschaftlichen Herausforderungen, insbesondere beim Thema Einsamkeit in einer alternden Gesellschaft. Ich bin dankbar für den wertvollen Erfahrungsaustausch zu den Maßnahmen und Strategien, die Japan in der Prävention und Bekämpfung von Einsamkeit nutzt. Auch diese wertvollen Eindrücke werde ich mit nach Deutschland nehmen. Die gute und vertrauensvolle Zusammenarbeit mit Japan werden wir auch zukünftig pflegen und weiter intensivieren.“

Politische Gespräche zur internationalen Zusammenarbeit

Im Rahmen seiner Japanreise traf Ministerpräsident Wüst unter anderem Außenminister Yoshimasa Hayashi in Tokio. In dem Austausch ging es neben politischen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Themen auch um geopolitische Herausforderungen, beispielsweise den Umgang mit China. Ministerpräsident Wüst: „Wir haben vor allem besprochen, wie wir unsere Position als starke Industriestandorte auch im Wettbewerb mit China stärken können, welche dauerhaften Folgen der russische Angriffskrieg auf die Ukraine auf die Weltordnung haben wird, wie wir Lieferketten diversifizieren und wie unsere beiden starken Standorte die Energiewende vorantreiben können. Gerade in einer Zeit, in der die regelbasierte internationale Ordnung vielfältig herausgefordert wird, ist es wichtiger denn je, unsere erfolgreichen Partnerschaften zu pflegen und auf einer gemeinsamen Wertebasis langfristig zu intensivieren.“

Auch kam Ministerpräsident Wüst mit Wirtschaftsminister Yasutoshi Nishimura zu einem bilateralen Gespräch zusammen, bei dem es insbesondere um wichtige Zukunftsthemen wie die Herausforderungen bei der Transformation der Wirtschaft ging. Ziel ist es für Nordrhein-Westfalen und Japan durch eine verstärkte Zusammenarbeit bei den Erneuerbaren Energien eine nachhaltige Energieversorgung für beide Seiten gewinnbringend auszubauen. Ministerpräsident Wüst wurde auf seiner Reise von einer Delegation hochrangiger Wirtschaftsvertreterinnen und -vertreter der Unternehmen Fibre Coat GmbH (Aachen), Messe Düsseldorf GmbH (Düsseldorf), 2G Energy AG (Heek), Hoppecke Batterien (Brilon), Beckhoff Automation GmbH & Co. KG (Verl), NRW.Global Business GmbH, Evonik Industries AG (Essen), thyssenkrupp nucera Japan Ltd., steute Technologies GmbH & Co. KG (Löhne) sowie dem Bundesverband Deutsche Startups e. V. begleitet. Sie nutzten den Aufenthalt in Japan zur Kontaktaufnahme zur Wirtschaft vor Ort sowie zum Austausch zu möglichen Kooperationen – unterstützt von NRW.Global Business. Die Tochtergesellschaft des Landes Nordrhein-Westfalen ist Partner für nationale und internationale Unternehmen bei Investitionsprojekten und der Ansiedlung in Nordrhein-Westfalen sowie bei der Erschließung von Auslandsmärkten für nordrhein-westfälische Unternehmen und der Vernetzung mit internationalen Geschäftspartnern.

Austausch zu den Themen Einsamkeit und alternde Gesellschaft  

Mit dem Komodo Yume Park und dem Avatar Robot Café Dawn konnte Ministerpräsident Hendrik Wüst zwei konkrete Projekte kennenlernen, die eindrucksvoll zeigen, wie Einsamkeit wirksam begegnet werden kann. Im Komodo Yume Park wird jungen Menschen, die sich etwa aufgrund von Schulangst im Alltag isoliert haben, ein Ort geschaffen, an dem sie wieder zurück ins Sozialleben finden können – ein Ort, der ihnen Raum zu Individualität und Entwicklung bietet. Im Avatar Robot Café bekommen Menschen mit Beeinträchtigungen die Chance, am Arbeitsleben teilzuhaben – indem sie von zuhause aus Bedien-Avatare im Café steuern und so mit Gästen interagieren und kommunizieren können als wären sie vor Ort. Ministerpräsident Wüst: „Einsamkeit braucht einen ganzheitlichen Ansatz und die ganze Aufmerksamkeit der Politik. Japan zeigt auf, was durch Innovation möglich ist. Und es zeigt auch: Mensch und Technologie können sich nicht nur ergänzen, sondern auch bereichern.”

Energiewende als Schlüssel zur Klimaneutraliät

Fukushima ist in Japan – ebenso wie Nordrhein-Westfalen in Deutschland – Vorreiter auf dem Weg zur Klimaneutralität. Ministerpräsident Wüst besuchte das IHI Soma Green Energy Center – ein beispielhaftes Projekt für gelungene Transformation der Wirtschaft in der Region. Dank eines intelligenten Energiemanagements, welches unter anderem Photovoltaik-Anlagen und Wasserstoffproduktion umfasst, gelingt eine lokale Erzeugung von erneuerbarer Energie für den lokalen Verbrauch. Ebenfalls ein Beispiel für die Chancen von Wandel ist das Unternehmen Fujifilm. Bei seinem Besuch des Standortes Tokio würdigte Ministerpräsident Wüst das Engagement des Herstellers in Nordrhein-Westfalen. Fujifilm ist eines von vielen japanischen Unternehmen mit hohen und dauerhaften Investitionen in Nordrhein-Westfalen und steht beispielhaft für erfolgreiche Transformation – vom klassischen Fotogeschäft hin zu den Bereichen Medizintechnik und Life Science.

Ausbau der Kooperationen im Bereich Wissenschaft

Zuletzt bestanden rund 190 Kooperationen zwischen Hochschulen in Nordrhein-Westfalen und Japan. Mit der Unterzeichnung eines „Agreement on Academic Exchange“ vereinbarten die Universität Bonn und die Universität Tokio, ihre Zusammenarbeit im Bereich der transdisziplinären Ethik weiter zu vertiefen. Im internationalen Forschungslabor „H2-Lab“ der Ruhr-Universität Bochum an der Universität Osaka forschen zudem derzeit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zu grünem Wasserstoff aus umweltfreundlichen Quellen. Das Projekt zeigt, wie gemeinsame Kooperationsvorhaben dazu beitragen können, Lösungen für die industrielle Produktion von Wasserstoff zu entwickeln. Beide Länder wollen ihre Zusammenarbeit zukünftig weiter ausbauen, unter anderem bei den wichtigen Zukunftsthemen wie Robotik/Kl, Quantencomputing und Batteriezellentechnologie.

Zusammenarbeit mit den Partnerregionen stärken und ausbauen

Nordrhein-Westfalen arbeitet bereits seit vielen Jahren im Rahmen von wirtschaftlichen und wissenschaftlichen Kooperationen mit den Präfekturen Tokio, Fukushima und Osaka zusammen. Ministerpräsident Wüst nutzte seine Reise nach Japan insbesondere auch, um in Gesprächen mit der Gouverneurin der Präfektur Tokio Yuriko Koike, dem Gouverneur der Präfektur Fukushima Masao Uchibori und dem Gouverneur der Präfektur Osaka Hirofumi Yoshimura die Zusammenarbeit zwischen Japan und Nordrhein-Westfalen zu würdigen und über eine Intensivierung zu sprechen, insbesondere in den Bereichen Erneuerbare Energien/Medizintechnik, Internationalisierung KMU und Batterie-, Wasserstoff- sowie Brennstoffzellentechnologie.

Mit dem Gouverneur der Präfektur Aichi Hideaki Omura erläuterte Ministerpräsident Hendrik Wüst Felder einer möglichen zukünftigen Zusammenarbeit. Mit einem Bruttoinlandsprodukt in Höhe von rund 370 Milliarden Euro im Jahr 2020 ist die Präfektur Aichi die wirtschaftlich drittstärkste Präfektur Japans.

Hintergrund Nordrhein-Westfalen und Japan

Nordrhein-Westfalen ist schon heute das Zentrum japanischen Lebens in Deutschland. Knapp 11.000 Japanerinnen und Japaner (ein Drittel der japanischen Bevölkerung in Deutschland) leben aktuell in Nordrhein-Westfalen, davon über 7.000 im Regierungsbezirk Düsseldorf. Aktuell sind über 600 japanische Unternehmen mit rund 47.000 Beschäftigten in Nordrhein-Westfalen angesiedelt – ca. 40 Prozent aller japanischen Firmen in Deutschland. Mehr als 100 Firmen aus Nordrhein-Westfalen sind mit Tochterunternehmen in Japan vertreten.

Das Außenhandelsvolumen zwischen Nordrhein-Westfalen und Japan belief sich 2022 auf rund neun Milliarden Euro und ist damit im Vergleich zum Vorjahr gestiegen (2021: 7,9 Milliarden Euro). Aus Sicht Nordrhein-Westfalens sind die hiesigen japanischen Direktinvestitionen der zentrale Pfeiler der Wirtschaftsbeziehungen. Die zweithöchsten Direktinvestitionen in Nordrhein-Westfalen kamen 2020 mit knapp 16 Milliarden Euro aus Japan. Auch die Wissens- und Forschungslandschaft ist stark vernetzt. Derzeit bestehen rund 190 Kooperationen zwischen Hochschulen in Nordrhein-Westfalen und Japan.

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