Arbeitsminister Laumann auf Fachkräftetour in der Region Aachen

Minister Laumann: Potenziale sind vorhanden, wir müssen sie nur besser erschließen und nutzen

30. Oktober 2023
phb Bäcker, Brot, Handwerk

Arbeitsminister Karl-Josef Laumann hat sich in der Region Aachen über die Fachkräftesituation vor Ort informiert. Der Besuch fand im Rahmen der „Fachkräfteoffensive NRW“ statt.

Arbeit, Gesundheit und Soziales

Arbeitsminister Karl-Josef Laumann hat sich heute in der Region Aachen über die Fachkräftesituation vor Ort informiert. Der Besuch fand im Rahmen der „Fachkräfteoffensive NRW“ statt. Ziel der Tour ist es, in den nächsten Monaten ein noch besseres Bild von den teils sehr unterschiedlichen Fachkräftesituationen vor Ort zu erhalten und sich gemeinsam mit den regionalen Akteuren über die aktuellen Herausforderungen und erforderlichen Maßnahmen auszutauschen.

„Über alle Branchen hinweg werden händeringend Arbeitskräfte gesucht. Arbeitgeber im Gesundheitssektor, im Bildungs- und Erziehungsbereich, in der Hotellerie, im Gastgewerbe oder im Handwerk haben das Problem, dass sie immer öfter offene Stellen nicht besetzt bekommen. Der Bedarf auf dem Arbeitsmarkt ist groß. Ohne Zuwanderung von qualifizierten Menschen aus dem Ausland werden wir das Problem nicht lösen können. Aber es schlummern auch erhebliche ungenutzte Potenziale in unserem Land, die wir besser erschließen und nutzen müssen. Dazu gehören unter anderem junge Menschen mit Startschwierigkeiten und Geflüchtete mit einer Bleibeperspektive. Wir müssen so viele von ihnen wie möglich in Ausbildung und Arbeit führen. Dass das gelingen kann, wurde heute in der Region Aachen an ganz konkreten Beispielen deutlich”, betont Minister Laumann.

Erster Halt in der Region Aachen war die Arbeitsmarktförderungsgesellschaft low-tec. Dort sprach Laumann mit Verantwortlichen, die Geflüchtete auf eine Ausbildung oder Arbeit vorbereiten und die anschließende Vermittlung in den Ausbildungs- beziehungsweise Arbeitsmarkt unterstützen. Laumann tauschte sich auch mit jungen Menschen und ihren Ausbildungsunternehmen aus, die so zusammengefunden haben.

Bei unserer Arbeit stellen wir die Ressourcen der hilfebedürftigen Menschen in den Vordergrund. Dadurch konnten wir in den letzten Jahren um die 200 Teilnehmende mit Fluchthintergrund auf ihrem Weg in Ausbildung und Arbeit begleiten. Wir sprechen zwar von einer Zielgruppe, die auf den ersten Blick als sehr homogen erscheint, jedoch zeigt die Praxis, dass die Menschen nicht nur aus unterschiedlichen Ländern stammen, sondern auch der Sozial- und Bildungsstand sehr unterschiedlich sind. Wir entwickeln mit ihnen individuell realistische berufliche Möglichkeiten und Bleibeperspektiven, um gezielt dem Fachkräftemangel in Deutschland entgegenzuwirken und den einzelnen Menschen in die Gesellschaft zu integrieren“, so Ralf Stutzke, Geschäftsführer der low-tec.

Anschließend diskutierte Minister Laumann auf dem von der Regionalagentur Aachen organisierten „Fach- und Arbeitskräfte-Summit“ im Medienhaus Aachen mit über 150 Vertreterinnen und Vertretern von Unternehmen, Kammern, Verbänden, Gewerkschaften, Organisationen sowie Beschäftigten, Auszubildenden und der lokalen Politik über erfolgversprechende Lösungen bei der Fach- und Arbeitskräftesicherung.

„Ohne Fachkräfte hat unser Wirtschaftsstandort keine Zukunft. Deshalb müssen wir alle Möglichkeiten nutzen, um mehr qualifizierte Mitarbeitende zu gewinnen: passgenaue Aus-, Fort- und Weiterbildung, gezielte Zuwanderung und bessere Beschäftigungsanreize”, betont Michael F. Bayer, Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer Aachen.

„Wenn NRW Berufsbildungsland Nummer 1 in Deutschland werden will, brauchen wir eine bessere Berufsorientierung an den Schulen, vor allem an den Gymnasien. Zudem wäre die Wiedereinführung des Werkunterrichts ein wichtiger Baustein, wieder mehr junge Menschen für handwerkliche Berufe und eine Ausbildung im Handwerk zu begeistern“, betont Georg Stoffels, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Aachen.

Ralf Holtkötter, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Brühl: „Es gibt nicht das Mittel gegen den Fachkräftemangel – wir müssen uns auf allen Ebenen und allen Bereichen bewegen und neue Wege gehen: bei Ausbildung, Weiterbildung, Rekrutierung und Zuwanderung.“

„Das größte Potential an Fach- und Arbeitskräften in unserer Region sind junge Menschen und Frauen. Allein in der Städteregion Aachen sind 6.000 junge Leute unter 25 Jahren beim Jobcenter registriert, die zwar fast alle einen Schulabschluss, aber keinerlei berufliche Bildung haben. Dazu leisten wir uns insbesondere bei Frauen ein hohes Maß an Verschwendung von Arbeitskräften durch Minijobs. Vor allem im Hotel- und Gaststättengewerbe, im Einzelhandel und in der Reinigungsbranche gehören Minijobs zum Geschäftsmodell. Diese Minijobs müssen dringend in reguläre sozialversicherungspflichtige Beschäftigung umgewandelt werden. 15 Prozent der beschäftigten Frauen haben ausschließlich einen Minijob“, so Ralf Woelk, Geschäftsführer DGB Region NRW Süd-West.

In der Region Aachen werden in den nächsten Jahren voraussichtlich 23 Prozent der Beschäftigten in den Ruhestand gehen, gleichzeitig werden deutlich weniger junge Menschen ins Berufsleben einsteigen. Daher müssen noch mehr Menschen Chancen eröffnet und auf ihrem Weg unterstützt werden. Einen Beitrag dazu leistet die Landesregierung mit dem neuen Programm “Ausbildungswege NRW”. Mithilfe von Coaches werden unversorgte, ausbildungsinteressierte junge Menschen für eine duale Ausbildung gewonnen und bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz unterstützt. Zugleich erhalten Betriebe Hilfe bei der Besetzung ihrer freien Ausbildungsstellen. Hierfür stellt die Landesregierung jährlich insgesamt rund 17 Millionen Euro aus dem Europäischen Sozialfonds (ESF) und dem Landeshaushalt bereit.

Simon Zabel, Leiter Regionalagentur Region Aachen: „Viele Unternehmen in der Region sind vom Fachkräftemangel betroffen und suchen händeringend Mitarbeitende. Wir kennen die besonderen Herausforderungen unserer Region, die neben der Versorgung mit Fach- und Arbeitskräften auch die digitale Transformation und den Strukturwandel im Rheinischen Revier umfassen. Als zentrale Schnittstelle zwischen Landesarbeitsministerium und Region arbeiten wir mit regionalen Partnerinnen und Partnern an gemeinsamen Lösungen und füllen die Fachkräfteoffensive des Landes durch konkrete Initiativen und Maßnahmen hier vor Ort mit Leben.“

Mit der Fachkräfteoffensive NRW koordiniert und bündelt die Landesregierung ihre Maßnahmen zur Fachkräftesicherung und bindet die entscheidenden Akteure des Arbeitsmarkts mit ein. Die Fachkräftetour von Arbeitsminister Laumann findet im Rahmen dieser Offensive statt. Weitere Informationen zur Fachkräfteoffensive NRW und der Fachkräftetour finden Sie hier.

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