Wissenschaftsrat: Universitätsmedizin in Nordrhein-Westfalen gut aufgestellt für die Zukunft
Gutachten legt umfassende Analyse für die Medizinischen Fakultäten und Unikliniken vor – Ministerin Pfeiffer-Poensgen: Hervorragende Grundlage für die Weiterentwicklung der Hochschulmedizin
Gemeinsam mit dem Wissenschaftsrat hat Wissenschaftsministerin Isabel Pfeiffer-Poensgen in Düsseldorf das von ihr beauftragte Gutachten des Wissenschaftsrats zur Situation der Hochschulmedizin in Nordrhein-Westfalen vorgestellt.
Gemeinsam mit dem Wissenschaftsrat hat Wissenschaftsministerin Isabel Pfeiffer-Poensgen heute (28. Oktober 2019) in Düsseldorf das von ihr beauftragte Gutachten des Wissenschaftsrats zur Situation der Hochschulmedizin in Nordrhein-Westfalen vorgestellt. Zentrales Ergebnis der Analyse: Der Wissenschaftsrat sieht die Medizinischen Fakultäten und Universitätskliniken im Land gut aufgestellt für die Zukunft. „Die Universitätsmedizin in Nordrhein-Westfalen ist durch unterschiedlich profilierte, insgesamt gute bis sehr gute, aber auch herausragende Standorte charakterisiert“, so das Urteil von Prof. Martina Brockmeier, Vorsitzende des Wissenschaftsrats. Nordrhein-Westfalen habe das Potenzial, sich national wie international zu einem bedeutenden Akteur auf dem Feld der universitären Medizin zu entwickeln.
„Die Universitätsmedizin bildet das Herzstück der Gesundheitsforschung und Gesundheitsversorgung in Nordrhein-Westfalen. Sie bringt neue und innovative Therapien hervor, die unmittelbar den Menschen zugutekommen und so zu einer höheren Lebensqualität beitragen. 20 Jahre nach der bisher letzten Begutachtung war es daher höchste Zeit für eine neue Bestandsaufnahme. Die Empfehlungen des Wissenschaftsrats werden uns helfen, die nordrhein-westfälische Hochschulmedizin im nationalen und internationalen Wettbewerb weiter nach vorne zu bringen, die Medizinerausbildung moderner zu gestalten und einen wichtigen Beitrag für eine innovative und personalisierte Krankenversorgung zu leisten. Dafür bin ich dem Wissenschaftsrat sehr dankbar“, sagte Ministerin Pfeiffer-Poensgen.
Entsprechend der Vereinbarung im Koalitionsvertrag hat der Wissenschaftsrat im Auftrag des Ministeriums für Kultur und Wissenschaft seit Anfang 2018 die Standorte für Hochschulmedizin in Nordrhein-Westfalen genau analysiert und dabei auch die anstehenden Herausforderungen wie die Digitalisierung und den demographischen und gesellschaftlichen Wandel in den Blick genommen. Als große Zukunftsaufgabe sieht das Gutachten die konsequente Weiterentwicklung der bestehenden Strukturen und Rahmenbedingungen an den Standorten. Dies sei die Voraussetzung dafür, dass die Universitätsmedizin ihrer Bedeutung als wissenschaftliches Fundament des Gesundheitssystems auch künftig gerecht werden könne.
Zur Stärkung der vielfältigen und leistungsfähigen universitätsmedizinischen Landschaft in Nordrhein-Westfalen empfiehlt der Wissenschaftsrat einen Ausbau von Kooperationen sowie eine stärkere Vernetzung der Standorte untereinander. Die Synergieeffekte einer vernetzten Forschung sollten genutzt werden. Für die Zukunft komme es darauf an, in einem vernetzten Zusammenwirken der Universitätsmedizin und des Ministeriums die wichtigen Weichenstellungen vorzunehmen. „Es gibt bereits heute eine Reihe erfolgreicher gemeinsamer Initiativen aus der Wissenschaft, etwa das landesweite Exzellenznetzwerk Krebsmedizin, die Medizininformatikinitiativen SMITH und HiGHmed oder das standortübergreifende West German Genome Center. Diesen Weg werden wir, wie vom Wissenschaftsrat empfohlen, weitergehen und die Standorte dabei nach Kräften unterstützen“ so Ministerin Pfeiffer-Poensgen.
Der Wissenschaftsrat weist in seinem Gutachten darauf hin, dass für die weitere Verbesserung der Universitätsmedizin in Forschung, Lehre und Krankenversorgung sowie für die Behebung dringender baulicher und infrastruktureller Bedarfe an den Standorten eine langfristige und ausreichende Finanzierung seitens des Landes notwendig sei. Die Landesregierung greift diesen Hinweis auf und wird ihre gezielten Investitionsbemühungen fortsetzen: Bereits seit 2015 investiert Nordrhein-Westfalen verstärkt in den Universitätsklinikbau. Das hierfür eingerichtete Medizinische Modernisierungsprogramm 2015 - 2021 hat ein Volumen von mehr als 2,4 Milliarden Euro. Obwohl dieser enorme Mitteleinsatz bereits zu Verbesserungen bei der baulichen Infrastruktur geführt hat, wird der Abbau des Sanierungsstaus an den Universitätskliniken noch mehrere Jahre in Anspruch nehmen, da die vorhandenen Gebäude und Einrichtungen zu einem großen Teil noch aus den 1970er Jahren stammen. „Klar ist: Eine leistungsstarke Universitätsmedizin hat ihren Preis. Aber das sollte sie uns auch wert sein. Das Gutachten gibt der Landesregierung wichtige Hinweise zu Finanzierungsbedarfen an den Universitätskliniken an die Hand. Diese werden wir eingehend prüfen und umsetzen, wie es der Landeshaushalt ermöglicht“, so Isabel Pfeiffer-Poensgen.
Die Bewertung der Standorte im Einzelnen:
Den Unikliniken in Aachen und Bonn attestiert der Wissenschaftsrat eine herausragende Entwicklung seit der letzten Evaluierung vor rund 20 Jahren. Die Uniklinik Köln wird ebenfalls als ein in Lehre und Forschung sehr guter bis exzellenter sowie international renommierter Standort beschrieben. Auch die Uniklinik Münster verfügt laut Wissenschaftsrat über eine sehr gute, teilweise exzellente Forschung und eine innovative Lehre. Der Hochschulmedizin in Duisburg-Essen bescheinigen die Gutachter ein großes Potential und Dynamik für die zukünftige Entwicklung. Der Standort Düsseldorf habe erfolgreich einen Wandel eingeleitet, stehe aber weiterhin vor Herausforderungen. Das Bochum-Modell verfügt laut Gutachten über sehr gute Anknüpfungspunkte in Lehre, Forschung und Krankenversorgung, die Strukturen des Bochumer Modells sollten jedoch modernisiert werden.
Neben den bestehenden Standorten haben die Gutachter auch die Konzepte für den Aufbau einer medizinischen Fakultät Ostwestfalen-Lippe in Bielefeld und zur Kooperation der Universitäten Bonn und Siegen im Modellprojekt „Medizin neu denken“ betrachtet. Die Zielsetzung dieses Modellvorhabens, bei dem digital- und telemedizinische Potenziale zur Verbesserung der medizinischen Versorgung im ländlichen Raum entwickelt und erprobt werden sollen, wird vom Wissenschaftsrat als gesellschaftlich sehr relevant eingestuft, der bislang beschrittene Weg zur Umsetzung jedoch kritisch bewertet. Das Konzept zum Aufbau einer Medizinischen Fakultät in Bielefeld schätzen die Gutachter grundsätzlich positiv ein und bescheinigen diesem unter anderem eine hohe gesellschaftliche Relevanz. Da noch kein umfassendes Curriculum vorliege, sei eine abschließende Beurteilung zum jetzigen Zeitpunkt aber noch nicht möglich.
Das Ministerium für Kultur und Wissenschaft wird die rund 1500 Seiten umfassenden Ergebnisse und Empfehlungen, die der Wissenschaftsrat bei seiner Herbstsitzung vom 23. bis 25. Oktober 2019 beschlossen hat, jetzt sorgfältig auswerten und dabei jeden Standort und dessen spezielle Anforderungen genau betrachten. Bereits Ende November wird hierzu im Ministerium ein erster „Runder Tisch Universitätsmedizin“ mit allen Standorten stattfinden. Gemeinsam mit den Hochschulen und Universitätskliniken sowie dem Gesundheitsministerium wird das Ministerium für Kultur und Wissenschaft entscheiden, wie die Empfehlungen konkret umgesetzt werden können.
Das vollständige Gutachten zur Universitätsmedizin in Nordrhein-Westfalen ist auf der Seite des Wissenschaftsrats veröffentlicht: www.wissenschaftsrat.de