„STOPP. ZUHÖREN. BEGEGENEN.“ – Ausstellung macht auf dem Dortmunder Mehmet-Kubaşık-Platz auf Opfer rechter Gewalt aufmerksam

Staatssekretärin Gonca Türkeli-Dehnert: „Öffentliche Orte des Erinnerns und Gedenkens aus der Perspektive der Hinterbliebenen sind unverzichtbar“

24. Juni 2024
PHB Türkeli-Dehnert, Gonca - leicht lächelnd, vor Flaggen (2022)

„Betroffenen zuhören!“ heißt es auf dem blauen Verkehrsschild mit dem Symbol eines Lautsprechers. „Achtung – Kurve nach rechts!“ warnt ein weiteres Schild. Die künstlerisch verfremdeten Verkehrszeichen sind Teil der Ausstellung „STOPP. ZUHÖREN. BEGEGNEN.“, die jetzt auf dem Mehmet-Kubaşık-Platz in Dortmund erstmals zu sehen ist.

Kultur und Wissenschaft

„Betroffenen zuhören!“ heißt es auf dem blauen Verkehrsschild mit dem Symbol eines Lautsprechers. „Achtung – Kurve nach rechts!“ warnt ein weiteres Schild. Die künstlerisch verfremdeten Verkehrszeichen sind Teil der Ausstellung „STOPP. ZUHÖREN. BEGEGNEN.“, die jetzt auf dem Mehmet-Kubaşık-Platz in Dortmund erstmals zu sehen ist. In Bildern und Klängen macht die Ausstellung auf die Opfer von rechter Gewalt aufmerksam. Sie ist Teil des Projekts „Gedenk(stätten)arbeit für eine Gesellschaft der Vielen“ des Forschungsschwerpunkts Rechtsextremismus und Neonazismus (FORENA) an der Hochschule Düsseldorf. Die Landeskoordinierungsstelle gegen Rechtsextremismus und Rassismus im Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen fördert das Projekt mit 120.000 Euro.

Staatssekretärin Gonca Türkeli-Dehnert: „Extrem rechte und rassistische Gewalt prägen das Alltagsleben von Menschen mit Migrationsgeschichte massiv. Öffentliche Orte des Erinnerns und Gedenkens aus der Perspektive der Hinterbliebenen sind daher unverzichtbar. Die Ausstellung ‚Stopp. Zuhören. Begegnen.‘ greift dies auf, indem sie das Erinnern an rechte, rassistische und antisemitische Gewalt in Nordrhein-Westfalen aus der Sicht der Betroffenen thematisiert.“

Wie groß die Bedrohungslage ist, zeigen aktuelle Zahlen: 355 Fälle rechter, rassistischer oder antisemitischer Gewalt haben die beiden vom Land geförderten Beratungsstellen in Nordrhein-Westfalen im Jahr 2023 registriert. 452 Menschen waren direkt betroffen, darunter 17 Kinder und Jugendliche. Ebenso wie die Zahlen ist auch die Intensität der Gewalt angestiegen: Ein Mensch wurde im vergangenen Jahr getötet, 88 weitere teils schwer verletzt – ein neuer Höchststand.

Die Ausstellung macht die Geschichten hinter diesen Zahlen sicht- und hörbar. Sie ist in enger Zusammenarbeit mit lokalen Initiativen, Überlebenden und Familien von Opfern rechter, rassistischer und antisemitischer Gewalt entstanden, die an der Gestaltung der temporären öffentlichen Skulptur und der Sound-Installation unmittelbar beteiligt waren. Die Künstlerinnen Talya Feldman und Cana Bilir-Meier haben das audiovisuelle Konzept entwickelt, das aus drei Teilen besteht und bewusst im öffentlichen Raum auch zufällige Passanten ansprechen will.

Die Filmemacherin und Künstlerin Cana Bilir-Meier (geboren 1986 in München) hat gemeinsam mit der Kunstkuratorin Chana Boekle und der Grafikerin Silvia Troian eine Skulptur aus Erinnerungsschildern erschaffen: In Interviews wurden Überlebende und Angehörige gefragt, welche Bilder, Orte, Symbole oder Sätze für sie mit ihrem Kampf gegen rechte Gewalt und für ein würdiges Erinnern verbunden sind.

Für die Sound-Installation „Hört mir zu: Dieses Lied ist ein Denkmal“ hat die US-amerikanische Künstlerin Talya Feldman (geboren 1990 in Denver, Colorado) mit Sounddesigner Carlos Ángel Luppi Ansprachen von Opfern und Angehörigen bei Gedenktagen zusammengetragen sowie mit Aktivisten und Historikern darüber gesprochen, wie in Nordrhein-Westfalen um ein selbstbestimmtes Erinnern gerungen wurde und wird. Ergänzt werden die Stimmen durch Songs der Kölner Künstler Ozan Ata Canani, Berivan Kaya und Microphone Mafia, die ebenfalls von Kämpfen und Widerstand handeln.

Die Ausstellung ist am 23. und 24. Juni 2024 in Dortmund auf dem Mehmet-Kubaşık-Platz erstmals zu sehen. Der in der Nordstadt gelegene Platz ist nach dem 2006 vom NSU ermordeten Dortmunder Kioskbesitzer und Familienvater Mehmet Kubaşık benannt. Dessen Tochter Gamze Kubaşık hat sich am Ausstellungsprojekt beteiligt. Die Ausstellung wird danach an weiteren Orten in Nordrhein-Westfalen gezeigt werden.

Als dauerhafte Präsentation der Ausstellungsinhalte liefert die Webseite www.stopp-zuhoeren-begegnen.de Hintergründe zu den Motiven der Installation. Sie stellt zudem die Überlebenden und Angehören vor, die sich mit ihren Geschichten an der Ausstellung beteiligt haben.

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