Never Forget: Jugendliche aus Deutschland und den USA präsentieren Geschichten von Holocaust-Überlebenden

Abschlussveranstaltung des internationalen Projekts in der Alten Synagoge Essen / Ministerin Brandes: Beeindruckender Austausch der Generationen!

25. September 2024
Ina Brandes

Im „Never Forget“-Projekt halten junge Menschen die Geschichten der Zeitzeugen lebendig: Rund 180 Jugendliche aus Deutschland und den USA haben mit Holocaust-Überlebenden gesprochen und ihre Geschichten von Flucht und Verfolgung, Angst und Hoffnung kreativ aufbereitet.

Kultur und Wissenschaft

In einigen Jahren werden Zeitzeuginnen und Zeitzeugen des Holocaust nicht mehr selbst von ihren Erfahrungen berichten können. Im „Never Forget“-Projekt halten junge Menschen die Geschichten der Zeitzeugen lebendig: Rund 180 Jugendliche aus Deutschland und den USA haben mit Holocaust-Überlebenden gesprochen und ihre Geschichten von Flucht und Verfolgung, Angst und Hoffnung kreativ aufbereitet. Bei einer hybriden Abschlussveranstaltung am Mittwoch, 25. September 2024 in der Alten Synagoge Essen präsentierten die Jugendlichen die Ergebnisse zahlreichen Gästen, darunter Ina Brandes, Ministerin für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen.

Das Projekt „Never Forget: Transnationale Zweitzeugen-Bildungsdialoge gegen Antisemitismus“ ist von der Landesregierung gemeinsam mit dem Verein Zweitzeugen in Essen und dem Museum of Jewish Heritage in New York City ins Leben gerufen worden. Das Projekt wird vom Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen mit 60.000 Euro gefördert. Ministerin Ina Brandes hatte bei ihrer New York-Reise im März 2023 den Austausch mit Vertreterinnen und Vertretern des Museum of Jewish Heritage angestoßen. In diesem Jahr kamen zwei Schulgruppen aus Nordrhein-Westfalen und drei Jugendgruppen aus den USA mit Zeitzeuginnen und Zeitzeugen zusammen.

Kulturministerin Ina Brandes: „Wir sollten jede Gelegenheit nutzen, von den Zeitzeugen selbst aus erster Hand zu erfahren, was sie erlebt und durchlitten haben. Ihre Geschichten und Erfahrungen machen die Gräueltaten des Nationalsozialismus greifbar. Ich bin sehr beeindruckt von diesem Austausch der Generationen. Die Schülerinnen und Schüler haben kreativ und einfühlsam die Geschichten der Zeitzeugen aufbereitet. Mit Zeitzeugen des Holocaust zu sprechen und ihre Berichte weiterzutragen, ist ein wichtiger Beitrag dafür, dass sich Geschichte nicht wiederholt!“

Ruth-Anne Damm, Co-Gründerin, Geschäftsführung und Vorstand von Zweitzeugen e. V.: „Das Never Forget Projekt hat uns gezeigt, wie wertvoll es ist, gemeinsam über Landesgrenzen hinweg zu erinnern. Denn unsere Geschichte endet nicht an Ländergrenzen, genauso wenig wie Antisemitismus und Diskriminierung. Und auch die Geschichten der Zeitzeuginnen und Zeitzeugen sind durch Flucht und Deportation international geprägt. Sie bieten einen niedrigschwelligen Zugang zu Geschichte – und viele Anknüpfungspunkte für transnationalen Austausch.“

Neunt- und Zehntklässler der Elsa-Brändström-Realschule in Essen sprachen mit Lisa Baer (Jahrgang 1926), Oberstufenschülerinnen und -schüler der Gesamtschule Wolfhelmschule der Stadt Olfen mit Norbert Strauss (Jahrgang 1929). Lisa Baer und Norbert Strauss wurden in Deutschland von den Nazis verfolgt und leben heute in New York. An dem Video-Gespräch mit Lisa Baer hatte auch Ministerin Ina Brandes teilgenommen. Schülerinnen und Schüler der Terre Haute South Vigo High School Indiana sowie Praktikantinnen und Praktikanten des Museums of Jewish Heritage und der Brookfield High School Wisconsin interviewten zudem Eva Weyl (Jahrgang 1935) und Dr. Leon Weintraub (Jahrgang 1926), die heute in den Niederlanden und Schweden leben.

Die 89-jährige Eva Weyl überlebte das KZ-Durchgangslager Westerbork in den Niederlanden. Sie unterstützt die Zweitzeugen-Arbeit seit mehreren Jahren. Eva Weyl wendet sich mit einem Appell an ihre jugendlichen Zuhörerinnen und Zuhörer: „Nun, da ihr meine Geschichte gehört habt, habt ihr eine Aufgabe. Bald werde ich meine Geschichte nicht mehr erzählen können. Aber ihr seid meine Zweitzeugen, und ich bitte euch: Haltet meine Geschichte lebendig! Dies ist meine Botschaft an euch: Denkt. Lasst eure Herzen sprechen! Zeigt, dass ihr Menschen seid.“

Die Holocaust-Überlebenden erzählten bei den digitalen Treffen von ihrem Alltag vor 1933, den Schrecken des Nationalsozialismus und der Verfolgung – und von ihrem Umgang mit diesen Erlebnissen nach dem Ende des Krieges. Im Anschluss an die Online-Interviews tauschten die Jugendlichen sich über Ländergrenzen hinweg aus und entwickelten unterschiedliche Formate, um die Erinnerungen der Zeitzeugen weiterzugeben. Schülerinnen und Schüler der Elsa-Brändström-Realschule beleuchteten beispielsweise in einem kurzen Film mit Hilfe von Materialien von Pappe bis Knete Lebensstationen der Zeitzeugin Lisa Baer als Stop-Motion-Animation. Die Jugendlichen der Wolfhelmschule erstellten die Grundlagen für eine professionelle grafische Aufzeichnung. Die Bilder und Texte dieses Graphic Recordings bereiteten sie dann für Social Media-Beiträge auf, um auch Jüngere zu erreichen.

Die von den Jugendlichen aufbereiteten Zeitzeugen-Geschichten sind ab sofort online unter www.werde-zweitzeuge.de/wir-sind-zweitzeuginnenabrufbar. Zudem wird es für pädagogische Fachkräfte aus Deutschland und den USA Workshops zu dem Projekt geben. Geplant ist auch ein Erfahrungsbericht, der von den Erkenntnissen des Never Forget-Projekts berichtet, Methoden vorstellt und Hinweise für die Organisation internationaler Zusammenarbeit im Bereich Erinnerungskultur gibt.

Fotomaterial zur Veranstaltung finden Sie ab 25.September 2024, 20.00 Uhr, unter diesem Link.

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