Ministerpräsidentin Kraft verleiht die Rettungsmedaille des Landes Nordrhein-Westfalen an 30 Bürgerinnen und Bürger
Vier Personen erhalten eine Öffentliche Belobigung
Ministerpräsidentin Hannelore Kraft hat in Köln die Rettungsmedaille des Landes Nordrhein-Westfalen an 30 Retterinnen und Retter überreicht. Vier weitere Personen erhielten für ihre Rettungstaten eine Öffentliche Belobigung.
Ministerpräsidentin Hannelore Kraft hat in Köln die Rettungsmedaille des Landes Nordrhein-Westfalen an 30 Retterinnen und Retter überreicht. Vier weitere Personen erhielten für ihre Rettungstaten eine Öffentliche Belobigung.
Bei einer Feierstunde im Deutschen Sport & Olympiamuseum in Köln dankte die Ministerpräsidentin den Retterinnen und Rettern für ihren selbstlosen Einsatz. „Sie haben Mut und Entschlossenheit bewiesen, indem Sie unter großen Gefahren und unter dem Einsatz des eigenen Lebens alles gegeben haben, um das Leben anderer Menschen zu retten. Das ist eine unendlich wertvolle Leistung, für die Sie unsere Anerkennung und unseren Respekt mehr als verdient haben. Sie haben Nachbarn, Familienangehörigen oder auch Ihnen völlig fremden Menschen in höchster Not geholfen. Ihre Tapferkeit ist ein kräftiges Zeichen für mehr Menschlichkeit und ein besseres Miteinander in unserem Land. Wir alle können froh sein, dass es Menschen wie Sie gibt. Sie sind für uns die Vorbilder, die unser Nordrhein-Westfalen braucht.“
Die Verleihung der Rettungsmedaille findet dieses Jahr im Rahmen der Woche des Respekts statt. Um die gegenseitige Achtung und den respektvollen Umgang miteinander zu fördern, veranstaltet die nordrhein-westfälische Landesregierung vom 14. bis 18. November 2016 eine Woche des Respekts. In dieser Woche stehen das Engagement für die Gesellschaft und die Würdigung von Zivilcourage im Mittelpunkt.
Ministerpräsidentin Hannelore Kraft und ihr Kabinett werben in dieser Woche landesweit bei zahlreichen Terminen für mehr Respekt und informieren sich unter anderem in Schulen, bei Polizei und Rettungskräften oder im Jobcenter über die Erfahrungen der Beschäftigten vor Ort.
„Wenn respektloses Verhalten überhandnimmt, bedroht es das Fundament unserer Gesellschaft. Deshalb haben wir ganz bewusst entschieden, die Verleihung der Rettungsmedaille genau in die Mitte unserer Woche des Respekts zu legen. Denn Retterinnen und Retter sind Vorbilder. Und das schließt ausdrücklich auch die Angehörigen mit ein. Gerade Polizei- und Rettungskräfte bringen sich oft selber in Gefahr, um anderen zu helfen. Ihre Familien tragen das mit. Auch das verdient unseren tiefen Respekt“, betonte Ministerpräsidentin Hannelore Kraft.
Die Rettungsmedaille wird seit 1951 auf der Grundlage des Gesetzes über die staatliche Anerkennung für Rettungstaten des Landes Nordrhein-Westfalen verliehen. Mit ihr werden Persönlichkeiten ausgezeichnet, die unter Einsatz ihres eigenen Lebens andere Menschen aus einer lebensbedrohlichen Notlage gerettet haben. Insgesamt wurde die Medaille aus massivem Silber bisher etwa 1.200 Mal verliehen.
Darüber hinaus sieht das Gesetz auch die Möglichkeit einer sogenannten Öffentlichen Belobigung für diejenigen Helferinnen und Helfer vor, die ohne Einsatz ihres eigenen Lebens die Rettung unterstützt haben.
Die Rettungsmedaille erhalten heute:
- Polizeikommissar Klaus-Dieter Kraß aus Ascheberg und Polizeikommissar Jens Geuting aus Senden (Jens Geuting erhält eine Öffentliche Belobigung)
- Aysun Gencel aus Köln
- Polizeihauptkommissar Dirk Schöttler aus Siegen und Polizeihauptkommissar Sven Meck aus Brachbach (Rheinland-Pfalz)
- Daniela Smid aus Spijk/Niederlande
- Polizeihauptkommissar Rolf Schudlich aus Rees
- Rebecca Scherer aus Dinslaken
- Erdogan Pekkücük aus Niederkassel
- Thomas Herzer aus Bonn
- Sebastian Seegenschmiedt aus Essen, Marcus Hammann und Adem Sirin aus Duisburg, Kriminaloberkommissar Peter Peltzmann aus Mülheim an der Ruhr, Polizeioberkommissar Markus Zeiler aus Schermbeck, Polizeioberkommissar Dennis Tripp, Polizeikommissar Björn Dambeck, Polizeioberkommissar Marco Fabris, Polizeioberkommissar Mark Christian Detering, Polizeioberkommissar Michael Zimmer, Polizeikommissar Tim Neufert, Polizeikommissar David Horoba, Polizeikommissarin Judith Herold, Polizeikommissar Moritz-Christian Gehring, Kriminalkommissarin Laura Kuhlmann, Polizeikommissar Stefan Andreas Clemens, Polizeikommissar Kim Stefan Hölscher, Polizeikommissar Christoph Kastelan, Polizeikommissar Jan Wieczoreck und Polizeikommissar Fabian Espe aus Essen und Polizeikommissar Daniel Luft aus Oberhausen sowie Jörg Schulz, Christian Fuchs und Polizeihauptkommissar Harald Hartung aus Essen (Jörg Schulz, Christian Fuchs und Polizeikommissar Harald Hartung erhalten eine Öffentliche Belobigung)
Die Laudationes im Wortlaut:
(es gilt das gesprochene Wort)
Rettungsmedaille für Polizeikommissar Klaus-Dieter Kraß aus Ascheberg
Öffentliche Belobigung für Polizeikommissar Jens Geuting aus Senden
Am späten Nachmittag des 9. April 2014 ist ein 55-jähriger betrunkener Mann in Senden mit dem Auto unterwegs. An einer Brücke über den Dortmund-Ems-Kanal durchbricht er die Schranke zu einem Versorgungsweg. Er lenkt seinen Wagen direkt in den Kanal. Er will sich das Leben nehmen. Während das Auto untergeht, wird der Mann durch den Sog aus dem Fahrzeug gezogen und treibt an die Wasseroberfläche.
Die ersten Einsatzkräfte vor Ort sind Sie beide, Klaus-Dieter Kraß und Jens Geuting. Schon im Einsatzwagen erfahren sie von der dramatischen Situation. Klaus-Dieter Kraß ist ausgebildeter Rettungsschwimmer und legt bereits während der Fahrt einen Teil seiner Ausrüstung und Uniform ab. Am Kanal angekommen, springt er ohne Zögern in das etwa fünf Grad kalte Wasser. Sein Kollege sichert ihn vom Ufer aus. Schnell erreicht Klaus-Dieter Kraß den im Wasser treibenden Mann, der wegen der Kälte bereits bewegungsunfähig ist. Er greift ihn und schwimmt zurück zum Ufer. Jens Geuting hilft ihm, den Mann aus dem Wasser zu ziehen. Inzwischen ist der Rettungsdienst da und bringt den verunglückten Mann sofort zur weiteren Behandlung ins Krankenhaus. Polizeikommissar Kraß ist zwar stark unterkühlt, aber eine medizinische Versorgung ist nicht nötig. Er setzt sogar seinen Dienst fort.
In dem eiskalten Wasser schwebten sowohl der Gerettete als auch Klaus-Dieter Kraß in Lebensgefahr. Beide hätten sterben können. Klaus-Dieter Kraß hat am 9. April 2014 weit über das Maß seiner dienstlichen Pflichten hinaus gehandelt. Er hat ohne Rücksicht auf sein eigenes Leben oder seine Gesundheit das Leben eines Menschen gerettet. Dafür zeichne ich Sie, lieber Herr Polizeikommissar Kraß, heute mit der Rettungsmedaille unseres Landes aus.
Sie, lieber Herr Polizeikommissar Geuting, haben Ihren Kollegen vom Ufer aus gesichert und die Bergung des Verunglückten am Ufer maßgeblich unterstützt. Sie haben großen Anteil an der erfolgreichen Rettung. Dafür spreche ich Ihnen im Namen des Landes Nordrhein-Westfalen eine öffentliche Belobigung aus.
Rettungsmedaille für Aysun Gencel aus Köln
An einem Sommernachmittag 2014 in einer Kleingartenanlage in Köln geschieht eine schreckliche Bluttat. Der ehemalige Lebensgefährte einer Frau dringt in einen Garten ein und schießt ihr aus nächster Nähe in den Bauch. Neben ihr stehen Ehemann und Tochter. Schwer verletzt fällt die Frau zu Boden.
Durch den Schuss erschreckt, rennen fast alle Gartenbesucher und Passanten davon. Sie, liebe Frau Aysun Gencel, nicht. Auch Sie sind an jenem Junitag mit ihrer Familie in der Laubenkolonie. Und rennen sofort zur Parzelle gegenüber. Als sie den Tatort erreicht, hält Aysun Gencel zunächst Abstand zum Täter, der – noch immer bewaffnet – vor der verletzten Frau sitzt. Ehemann und Tochter der Verletzten befinden sich noch immer – vollkommen geschockt – im Garten. Frau Gencel beruhigt den Täter und verhindert so wahrscheinlich, dass er erneut schießt. Der Täter flüchtet und Aysun Gencel leistet Erste Hilfe. Mittlerweile hat die Verletzte sehr viel Blut verloren.
Durch ihr entschlossenes und besonnenes Auftreten gegenüber dem bewaffneten Täter hat Aysun Gencel maßgeblich dazu beigetragen, dass die Situation nicht noch weiter eskaliert. Sie ist dabei selbst ein großes Risiko eingegangen. Der Täter hätte auf sie schießen können. Durch ihr mutiges Einreden auf den Täter hat sie wahrscheinlich noch Schlimmeres verhindert. Die angeschossene Frau hat überlebt, aber sie leidet weiterhin an den Folgen der schlimmen Verletzungen. Der Täter wurde kurz nach der Tat gefasst und später auch verurteilt.
Für Ihren mutigen Einsatz, liebe Frau Gencel, zeichne ich Sie heute mit der Rettungsmedaille des Landes Nordrhein-Westfalen aus.
Rettungsmedaille für Polizeihauptkommissar Dirk Schöttler aus Siegen und Polizeihauptkommissar Sven Meck aus Brachbach/Rheinland-Pfalz
Im Hochsommer des Jahres 2014 wird der Ort Hilchenbach im Kreis Siegen-Wittgenstein zum Schauplatz brutaler Gewalt. Die Polizeibeamten Dirk Schöttler und Sven Meck werden zu einem Einsatz bei einer Körperverletzung gerufen. Auf einem Wiesenweg hat ein Mann seine ehemalige Lebensgefährtin bis zur Grenze der Bewusstlosigkeit gewürgt. Als Passanten der Frau zur Hilfe kommen, flieht der Täter.
Als Sie, Herr Schöttler und Herr Meck, am Tatort eintreffen, berichtet die verletzte Frau, der Täter sei zu der Wohnung gelaufen, die sie gemeinsam mit ihrer Mutter bewohne. Die Frau ist in großer Sorge um ihre Mutter, denn der Täter hat den Wohnungsschlüssel mitgenommen.
Die beiden Polizeibeamten eilen mit der Frau zu ihrer Wohnung in unmittelbarer Nähe. Als sie sich dem Haus nähern, bemerken sie Feuer und Rauch in der obersten Etage. Hat der Täter in der Wohnung seiner ehemaligen Lebensgefährtin einen Brand gelegt? Aus Angst um ihre Mutter rennt die Frau in das Gebäude. Dirk Schöttler folgt ihr sofort. Die Frau läuft durch das bereits verqualmte Treppenhaus bis zur Wohnung. Dort holt Dirk Schöttler sie ein und fordert sie auf, das brennende Haus zu verlassen. Er will nach der Mutter suchen, doch im dichten Rauch ist das unmöglich. Später wurde klar: Zum Glück hatte die Mutter die brennende Wohnung bereits verlassen.
Inzwischen hat Sven Meck mit der Evakuierung des Mehrfamilienhauses begonnen. Zu diesem Zeitpunkt sind ungefähr 30 Personen in dem brennenden Gebäude. Flüchtende Hausbewohner sagen Sven Meck, dass sich in einer der Wohnungen noch drei Kinder befinden könnten. Sven Meck versucht zunächst vergeblich, die verschlossene Wohnungstür einzutreten. Als Dirk Schöttler wieder zu ihm gelangt, rammen beide mit Hilfe eines Handfeuerlöschers die Wohnungstür auf. Sie entdecken die Kinder und retten sie und sich ins Freie. Beide Polizeibeamte und die meisten Bewohner des Hauses müssen wegen Rauchgasvergiftungen im Krankenhaus behandelt werden.
Lieber Herr Polizeihauptkommissar Schöttler, lieber Herr Polizeihauptkommissar Meck, Sie waren während der gesamten Rettungsaktion auf sich allein gestellt. Rettungsdienste und Feuerwehr trafen erst nach der Evakuierung des Gebäudes ein. Sie haben dennoch nicht gezögert und sich in höchste Lebensgefahr begeben, um die Bewohner des Hauses zu retten. Nur durch Ihr schnelles und entschlossenes Handeln war das möglich. Wir alle sind beeindruckt von ihrem heldenhaften Einsatz – so viel Mut verdient unsere höchste Anerkennung. Deshalb verleihe ich Ihnen heute die Rettungsmedaille des Landes Nordrhein-Westfalen.
Rettungsmedaille für Daniela Smid aus Spijk / Niederlande
Am 2. Weihnachtstag 2014. Feiner Nebeldunst liegt über dem Wesel-Datteln-Kanal. Familie Smid aus Spijk in den Niederlanden will dort auf ihrem Schiff „Geja-S“, das unterhalb der Schleuse Datteln vor Anker liegt, Weihnachten feiern. Die Außentemperatur liegt knapp über Null und Daniela Smid geht gerade mit den Geschenken in den Wohnteil des Schiffes, als sie etwas ins Wasser platschen hört.
Sie schaut nach und entdeckt, dass da jemand mit dem Gesicht nach unten im Wasser treibt. Sofort ruft sie ihrem Mann zu, er solle eine Leiter aus dem Laderaum holen. Ohne Zögern springt Daniela Smid dann in das kalte Wasser, schwimmt zu dem Mann, der mittlerweile regungslos in der Mitte des Kanals treibt. Augenzeugen am Ufer, die gesehen haben, wie der 73-jährige in den Kanal sprang, haben zwischenzeitlich den Rettungsdienst gerufen.
Daniela Smid zieht den Mann zur Spundwand unterhalb der Brücke. Dort schiebt sie ihn auf die Leiter, die von ihrem Mann und zwei weiteren Männern gehalten wird. Sie ziehen ihn gemeinsam nach oben. Wenig später treffen die Rettungskräfte ein und reanimieren den stark unterkühlten Mann. Wie sich später herausstellte, war er ins Wasser gesprungen, um sich das Leben zu nehmen.
Durch die niedrige Außentemperatur und das kalte Wasser befanden sich sowohl der 73-jährige Mann als auch Daniela Smid in Lebensgefahr. Beide hätten in kürzester Zeit durch die Unterkühlung und den damit verbundenen Kräfteverlust ertrinken können.
Durch Ihren mutigen und beherzten Sprung ins Wasser haben Sie – ohne Rücksicht auf das eigene Leben – dem Mann das Leben gerettet. Geachte Mevrouw Smid, Hartelijk bedankt voor Uw moedige ingrepen. Dafür zeichne ich Sie heute mit der Rettungsmedaille unseres Landes aus.
Rettungsmedaille für Polizeihauptkommissar Rolf Schudlich aus Rees
Kurz nach dem Jahreswechsel kommt es 2015 in Emmerich zu einem verheerenden Brand. Der Polizeibeamte Rolf Schudlich ahnt noch nichts davon, als er gegen 4 Uhr nachts zu einem Einsatz gerufen wird. Jemand hat eine verdächtige Person über mehrere Hausdächer laufen sehen. Erst später wird sich herausstellen, dass es sich um den drogensüchtigen Brandstifter handelte, der aus seiner eigenen brennenden Wohnung flüchten will.
Als Sie, Herr Polizeihauptkommissar Schudlich, eintreffen, dringt bereits Qualm aus dem Dachstuhl eines Hauses. Fünf Hausbewohner meldet die Leitstelle. Flammen schlagen aus der Dachwohnung. Ihnen ist sofort klar: Ich muss ins Haus und die Menschen retten. Im Treppenhaus ist durch den Rauch kaum noch etwas zu erkennen. Bis ins Dachgeschoss ist es nicht mehr zu schaffen. Die schmale Holzstiege dorthin ist bereits schwarz verkohlt.
In der 3. Etage, direkt unter der Brandwohnung, tritt Rolf Schudlich die Wohnungstür ein und findet einen 79-jährigen Hausbewohner, der noch schläft. Er weckt den alten Mann und hilft ihm nach unten. Auf dem Weg öffnet Rolf Schudlich auch die Wohnungen im 2. und im 1. Stock, rettet so drei weitere Menschen, die nun vor Qualm, Flammen und herabstürzenden Hausteilen ins Freie flüchten können. Dank dieses schnellen und mutigen Handelns werden alle Bewohner des Hauses gerade noch rechtzeitig in Sicherheit gebracht. Beim Eintreffen der Feuerwehr steht das Dachgeschoss schon lichterloh in Flammen.
Mit Ihrem Einsatz, haben Sie, lieber Herr Polizeihauptkommissar Schudlich, das Leben von vier Menschen gerettet. Sie haben sich durch Ihr beherztes Eingreifen – ohne Schutzkleidung und ohne Unterstützung der Feuerwehr – auch selbst in akute Lebensgefahr gebracht. Sie mussten wegen einer Rauchgasvergiftung im Krankenhaus behandelt werden. Heute, lieber Herr Schudlich, stehen Sie hier. Sie haben weit mehr getan, als es Ihre Pflicht gewesen wäre. Dafür zeichne ich Sie heute mit der Rettungsmedaille unseres Landes aus.
Rettungsmedaille für Rebecca Scherer aus Dinslaken
In unserer „Retter-Chronologie“ sind wir jetzt im Sommer 2015 angekommen. In der Nacht vom 13. auf den 14. Juni kommt es in Dinslaken zu einem folgenschweren Verkehrsunfall. Kurz vor 1 Uhr hört Familie Scherer ein lautes Krachen. Aufgeschreckt und alarmiert durch diesen Lärm läuft zuerst Rebecca Scherer aus dem Haus. Die Eltern folgen ihr. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite, in einer tiefer gelegenen Böschung, entdeckt Rebecca Scherer ein Auto, das frontal gegen einen Baum geprallt ist und bereits Feuer gefangen hat. Der Fahrer – ein junger Mann – ist noch im Fahrzeuginneren.
Frau Scherer zögert nicht, läuft die Böschung hinunter zum brennenden Pkw. Sofort zieht sie den blutüberströmten jungen Mann aus dem Auto. Anschließend verständigt sie die Polizei, Feuerwehr und Rettungsdienst.
Zwischenzeitlich hat ein weiteres Auto angehalten und der Fahrer hilft Rebecca Scherer, den Verletzten weiter von seinem brennenden Fahrzeug wegzuziehen. Die junge Frau kümmert sich bis zum Eintreffen des Rettungswagens um das Unfallopfer. Währenddessen löscht die Feuerwehr den lichterloh brennenden Wagen und die umliegenden Bäume, die bereits Feuer gefangen haben. Der Verletzte muss später im Krankenhaus stationär behandelt werden.
Ohne das schnelle und beherzte Eingreifen von Rebecca Scherer hätte sich der junge Mann mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht rechtzeitig aus seinem brennenden Wagen befreien können. Auch Frau Scherer befand sich in Lebensgefahr, da der Wagen bei ihrer Ankunft am Unfallort bereits brannte und jederzeit hätte explodieren können. Liebe Frau Scherer, für diese mutige Rettungstat zeichne ich Sie heute mit der Rettungsmedaille des Landes Nordrhein-Westfalen aus.
Rettungsmedaille für Erdogan Pekkücük aus Niederkassel
An einem heißen Sommertag 2015 ist Herr Erdogan Pekkücük in seinem Garten in Niederkassel bei Bonn aktiv, er pflückt Kirschen. Plötzlich bemerkt er Brandgeruch. Er schaut sich um: Aus der Haustür seiner Nachbarin quillt Rauch.
Er weiß, dass die Dame nach einem Schlaganfall nicht mehr mobil ist. Deshalb läuft Herr Pekkücük, ohne zu zögern, ins Haus seiner Nachbarin und ruft nach ihr. Er sieht: In der Küche brennt etwas, doch niemand ist im Raum. Herr Pekkücük ruft nochmal nach seiner Nachbarin. Und endlich hört er schwache Laute aus dem hinteren Teil des Gebäudes. Die Nachbarin hatte vergeblich versucht, in Richtung ihres Gartens zu fliehen. Herr Pekkücük kann unter dem dichten Qualm die Beine der alten Dame entdecken. Sofort kriecht er unter dem Rauch zu ihr – genau richtig, denn so kann er dem giftigen Rauch ausweichen und seine Nachbarin ins Freie führen. Es war buchstäblich Rettung in letzter Sekunde: Kurz nachdem Erdogan Pekkücük mit seiner Nachbarin in Sicherheit ist, erfasst das Feuer schlagartig das gesamte restliche Haus – noch bevor die Feuerwehr eintrifft. Die alte Dame wird vorsorglich zur ambulanten Behandlung in ein Krankenhaus gebracht. Sie, lieber Herr Pekkücük bleiben – wie durch ein Wunder – unverletzt.
Ohne Ihr schnelles Eingreifen hätte Ihre Nachbarin das Haus nicht rechtzeitig verlassen können und wäre vermutlich ums Leben gekommen. Und Sie haben sich selbst bei diesem Einsatz ebenfalls in Lebensgefahr begeben. Daher, lieber Herr Pekkücük, verleihe ich Ihnen für diesen mutigen Einsatz heute die Rettungsmedaille unsers Landes Nordrhein-Westfalen.
Rettungsmedaille für Thomas Herzer aus Bonn
Am 29. Oktober 2015 wird Thomas Herzer kurz vor Mitternacht durch einen Anruf seiner 91-jährigen Mutter aus dem Schlaf geweckt. Sie ist völlig aufgelöst: „Bitte komm sofort. Du musst mich hier rausholen. Es brennt.“ Thomas Herzer zögert keine Sekunde, er wirft sich etwas über, alarmiert die Feuerwehr und läuft zu dem ca. 200 Meter entfernten Mehrfamilienhaus, in dem seine Mutter wohnt.
Bereits beim Öffnen der Haustür schlägt ihm beißender Rauch entgegen. Als er die Wohnung seiner Mutter in der 1. Etage betritt, kann er wegen des dicken Rauchs schon nichts mehr sehen. Im Flur herrscht bereits eine glühende Hitze. Als Eigentümer des Hauses kennt er jeden Winkel und weiß, wo er nach seiner Mutter suchen muss. Er vermutet sie zunächst im Schlafzimmer. Nachdem er sie weder dort noch in Küche oder Esszimmer gefunden hat, entdeckt er sie schließlich auf einem Sofa im Wohnzimmer. Obwohl Herr Herzer wenige Tage zuvor einen doppelten Rippenbruch erlitten hat und starke Schmerzen hat, trägt er seine Mutter „Huckepack“ aus der brennenden Wohnung durchs verrauchte Treppenhaus ins Freie.
Draußen wird ihm klar, dass sich noch mindestens sieben Personen in dem brennenden Haus befinden müssen. Also läuft Thomas Herzer beherzt zurück in das Gebäude. Er geht von Wohnungstür zu Wohnungstür und alarmiert die Bewohner durch lautes Rufen und Trommeln. Da der Rauch im ganzen Treppenhaus mittlerweile fast undurchdringlich geworden ist, rät er den Bewohnern der 2. Etage, in ihrer Wohnung zu bleiben und auf die Feuerwehr zu warten. Ein guter Rat, wie sich zeigt!
Ohne Ihr schnelles Eingreifen, Herr Herzer, hätte Ihre Mutter das Haus nicht rechtzeitig verlassen können und wäre vermutlich ums Leben gekommen. Durch Ihre tatkräftige Unterstützung der Rettungskräfte haben Sie außerdem dazu beigetragen, dass alle Personen, die sich noch in Ihrem Haus befanden, rechtzeitig gerettet werden konnten. Für diesen mutigen und selbstlosen Einsatz zeichne ich Sie heute mit der Rettungsmedaille unseres Landes aus.
Rettungsmedaille für Sebastian Seegenschmiedt aus Essen,
Adem Sirin aus Duisburg, Kriminaloberkommissar Peter Peltzmann aus Mülheim an der Ruhr, Polizeioberkommissar Markus Zeiler aus Schermbeck,
Polizeikommissar Daniel Luft aus Oberhausen
sowie
Polizeioberkommissar Dennis Tripp, Polizeikommissar Björn Dambeck, Polizeioberkommissar Marco Fabris, Polizeioberkommissar
Mark Christian Detering, Polizeioberkommissar Michael Zimmer, Polizeikommissar Tim Neufert, Polizeikommissar David Horoba,
Polizeikommissarin Judith Herold, Polizeikommissar Moritz-Christian Gehring, Kriminalkommissarin Laura Kuhlmann, Polizeikommissar
Stefan Andreas Clemens, Polizeikommissar Kim Stefan Hölscher, Polizeikommissar Christoph Kastelan, Polizeikommissar Jan Wieczoreck und
Polizeikommissar Fabian Espe aus Essen
Öffentliche Belobigung: Jörg Schulz, Christian Fuchs und Polizeihauptkommissar Harald Hartung aus Essen
Am Rande des Musik-Festivals „Pfingst Open Air“ in Essen-Werden ereignet sich im Mai 2016 an der Werdener Brücke ein dramatischer Unfall. Ein Autofahrer verliert die Kontrolle über sein Fahrzeug und gerät ins Schlingern. Zunächst fährt er in eine Gruppe Radfahrer, von denen er einige schwer verletzt. Das Fahrzeug durchbricht anschließend ein Brückengeländer und stürzt acht Meter tief in die Ruhr. Das Auto dreht sich, versinkt im Wasser und bleibt auf dem Dach liegen.
Die Polizistinnen und Polizisten, die beim „Pfingst Open Air“ eingesetzt sind, handeln sofort: Zusammen mit drei Passanten springen sie ins Wasser, versuchen mit vereinten Kräften, den Mann aus dem Pkw zu ziehen. Abwechselnd tauchen die Retterinnen und Retter in das etwa zwei Meter tiefe, kalte Wasser. Ohne Tauchausrüstung sind sie bei der starken Strömung und der schlechten Sicht unter Wasser auf ihren Tastsinn angewiesen. Die Türen des Autos lassen sich nicht öffnen, also versuchen sie, das Fahrzeug zu drehen. Mit Unter-stützung von zwei Helfern auf einem Boot des Roten Kreuzes, verbinden sie ein Seil mit dem Auto und nun gelingt die Drehung.
Jetzt versuchen die Helferinnen und Helfer von zwei Seiten, den Fahrer aus dem Auto zu bergen. Immer wieder tauchen sie im Wechsel in die Tiefe und tasten sich heran. Mit einem Messer wird schließlich der Sicherheitsgurt zerschnitten. Mit vereinten Kräften ziehen sie den Mann durch das Fenster der Fahrertür aus dem Auto und bringen ihn ans Flussufer.
Ein herbeigerufener Notarzt reanimiert den Mann. Er wird in ein Krankenhaus gebracht, wo er am nächsten Tag aber leider seinen schweren Verletzungen erliegt.
Liebe Retterinnen und Retter, Sie haben sich bei der Bergung des Mannes in akute Lebensgefahr gebracht. Die niedrige Wassertemperatur, die starke Strömung des Flusses und die zerborstenen Fahrzeugscheiben verursachten Unterkühlungen, Prellungen, Schürfwunden und Schnittverletzungen. Einige Beamtinnen und Beamte wurden verletzt, zwei mussten im Krankenhaus behandelt werden. Trotz aller Widrigkeiten und Gefahren haben Sie nicht aufgegeben. Für diese Rettungstat, ohne Rücksicht auf das eigene Leben und die eigene Gesundheit, erhalten Sie heute die Rettungsmedaille des Landes Nordrhein-Westfalen.
Den beiden Helfer des Deutschen Roten Kreuzes, die die Gemeinschaftsaktion vom Boot aus unterstützten, sowie einem der Polizisten, der die Rettungsmaßnahmen vom Ufer aus koordinierte, spreche ich heute eine „Öffentliche Belobigung“ aus.
Liebe Retterinnen und Retter, ich denke, wir alle sind bewegt von Ihren Taten. Sie haben Mut und Entschlossenheit bewiesen, indem Sie unter großen Gefahren und unter dem Einsatz Ihres eigenen Lebens, alles gegeben haben, um das Leben anderer Menschen zu retten. Das ist eine unendlich wertvolle Leistung, für die Sie unsere Anerkennung und unseren Respekt mehr als verdient haben. Indem wir Sie auszeichnen, zeigen wir, was richtig ist und was vorbildlich ist. Ihre Tapferkeit ist ein kräftiges Zeichen für mehr Menschlichkeit und ein besseres Miteinander in unserem Land.
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