Ministerpräsidentin Hannelore Kraft verleiht den Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen an 18 Bürgerinnen und Bürger
Ministerpräsidentin Hannelore Kraft hat 18 Bürgerinnen und Bürger im Präsidentenschlösschen der Bezirksregierung Düsseldorf mit dem Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen ausgezeichnet. Die Ministerpräsidentin überreichte diese besondere Auszeichnung des Landes und würdigte die ausgezeichneten Persönlichkeiten in einzelnen Laudationes.
Die Staatskanzlei teilt mit:
Ministerpräsidentin Hannelore Kraft hat 18 Bürgerinnen und Bürger im Präsidentenschlösschen der Bezirksregierung Düsseldorf mit dem Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen ausgezeichnet. Die Ministerpräsidentin überreichte diese besondere Auszeichnung des Landes und würdigte die ausgezeichneten Persönlichkeiten in einzelnen Laudationes. Zu Beginn der Feierstunde dankte sie den sechs Frauen und zwölf Männern und sprach ihnen Anerkennung aus. Hannelore Kraft: „Die Landesregierung will mit der Verleihung des Verdienstordens Ihre hervorragenden Leistungen besser sichtbar machen. Wir dürfen es als Gesellschaft nicht als selbstverständlich ansehen, was Menschen wie Sie Großartiges tun“. Die Ausgezeichneten, ergänzte die Ministerpräsidentin, lebten anderen Menschen vor, dass es verbindliche Werte und Ziele gebe, für die sie einstünden und die das Fundament für ein gutes Miteinander bildeten. Hannelore Kraft: „Menschenwürde, Gerechtigkeit, Solidarität, Toleranz, Hilfsbereitschaft oder Zivilcourage können nicht ‚von oben’ verordnet werden. Sie können nur vorgelebt und nur auf diese Weise verbreitet werden. Darum brauchen wir Vorbilder wie Sie!“
Der Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen ist im März 1986 gestiftet worden. Er wird an Bürgerinnen und Bürger aus allen Gruppen der Bevölkerung verliehen, deren außerordentliche Verdienste für die Allgemeinheit in allen Lebensbereichen erworben wurden. Die Zahl der Landesorden ist auf 2500 begrenzt. In den 26 Jahren seines Bestehens sind über 1400 Bürgerinnen und Bürger mit dem Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen ausgezeichnet worden.
Fotos von der Veranstaltung und allen neuen Ordensträgern finden Sie hier ab ca. 18.30 Uhr.
Den Landesorden erhalten heute:
- Dipl.-Volkswirt Bernd-Stephan Baldin, Aachen
- Lidia Barejko-Knops, Rösrath
- Roswitha und Erich Bethe, Bergisch-Gladbach
- Gérard Corboud, 1807 Blonay (Schweiz)
- Egon Evertz, Solingen
- Roland Kaiser, Münster
- Maite Kelly, Köln
- Monika Kracht, Düsseldorf
- Cemil Mayadali, Moers
- Professor Dr. Andreas Pinkwart, Staatsminister a. D., Alfter
- Annegret Ursula Schrader, Herne
- Reinhold Schulte, Dortmund
- Christa Thoben, Staatsministerin a. D., Bochum
- Professor Dr. h. c. Walther Tröger, Frankfurt am Main
- Erhard Väth, Direktor des Amtsgerichts a. D., Königswinter
- Dr. Michael Vesper, Staatsminister a. D., Köln
- Prälat Dr. Karl-Heinz Vogt, Köln
Die von Ministerpräsidentin Hannelore Kraft vorgetragenen Laudationes im Wortlaut:
Bernd Stephan Baldin aus Aachen
Verantwortung zu übernehmen, nicht nur für das eigene Unternehmen, sondern für die Allgemeinheit, das war die Triebfeder von Bernd Stephan Baldin und seiner Ehefrau Katharina Beys-Baldin. Daher entschieden sie sich 1988, die Umwelt-Stiftung „Mensch und Natur“ zu gründen. Der Ansatz ihrer Stiftung war, dass Mensch und Natur keine Gegensätze sind, sondern sinnvoll miteinander verbunden werden können. Der Anfang war schwer, denn in den 1980er Jahren ist für viele das Wort „Nachhaltigkeit“ noch ein Fremdwort. Doch die Beys-Baldins halten an ihrer Vision fest und fördern verschiedene Umweltschutzprojekte in Aachen. Dann kommt das tragische Jahr 1995: Das Jahr, in dem Kathy Beys-Baldin plötzlich schwer erkrankt und verstirbt. Man kann sich kaum vorstellen, wie schwer es für Bernd Stephan Baldin gewesen sein muss, diesen Schicksalsschlag zu verkraften. Und doch findet er schließlich wieder die Kraft, seinen Weg fortzusetzen. Aus Verantwortung für die Gesellschaft, aber sicher auch so, wie es seine verstorbene Ehefrau gewollt hätte. In ihrem letzten Willen hatte Kathy Beys-Baldin geregelt, dass das Vermögen der Stiftung zufließen soll. Die Stiftung, die fortan den Namen „Aachener Stiftung Kathy Beys“ trägt.
Ich bin zutiefst davon beeindruckt, wie sich Bernd Stephan Baldin in den schwierigen Jahren danach mit so großer Energie der Stiftung gewidmet hat. 2000 stellt er das „Aachener Forum“ auf die Beine, in dem Experten über Umweltprobleme und Nachhaltigkeit in der Wirtschaft diskutieren. 2001 entscheidet sich Baldin, sein Unternehmen zu verkaufen.
Sein Lebenswerk soll die Kathy-Beys-Stiftung sein. Die Stiftung macht sich deutschlandweit einen Namen. Sie beschäftigt sich mit praktischen Fragestellungen zum Umgang mit natürlichen Ressourcen: Wie können z.B. in Aachener Geschäften mehr Lebensmittel aus der eigenen Region verkauft werden? Wie können in Aachen mehr Häuser aus einheimischen Hölzern entstehen? Die Aachener Beys-Stiftung ruft einen Baupreis aus (1999-2003) und arbeitet an innovativen Planungskonzepten, wie z.B. in Eschweiler/Inden eine gesamte Siedlung ressourcenschonend entstehen kann. Ich könnte noch viele interessante Projekte der Stiftung vorstellen, aber leider reicht die Zeit nicht aus.
Das Engagement von Bernd Stephan Baldin zeigt einmal mehr, dass Mensch und Umwelt keine Gegensätze sind, sondern untrennbar zusammengehören. Bernd Stephan Baldin hat mit vielen Impulsen dafür gesorgt, dass die Einheit von Mensch und Natur in den Mittelpunkt unserer Aufmerksamkeit rückt und immer öfter auch praktisch gelingt. Lieber Bernd Stephan Baldin, ein solcher Einsatz muss gewürdigt werden und wir sagen mit der Überreichung des Landesverdienstordens ein großes „Danke“.
Lidia (genannt Liliana) Barejko-Knops aus Rösrath
Als 1981 in Polen das Kriegsrecht verhängt wurde, beschloss eine junge Sprachenstudentin, nach Deutschland auszuwandern – in das Land, das so viel Unheil über das polnische Volk gebracht hatte. Lilianas Barejko-Knops Familie selbst hatte unter der deutschen Besatzung schwer gelitten: Ihre Großeltern wurden ermordet, weil sie Juden versteckten. Man braucht nicht viel Phantasie, um sich vorzustellen, wie schwer der jungen Frau dieser Schritt gefallen sein muss, einen Neuanfang in Deutschland zu wagen. Zudem er in einer Zeit gegangen wurde, in der man von einem vereinten Europa nur zu träumen wagte: Der Kalte Krieg war noch im vollen Gange und das deutsch-polnische Verhältnis noch stark von Ängsten und Vorurteilen geprägt.
Liliana Barjeko-Knops aber hat sich mit viel Mut der neuen Situation gestellt. Sie hat sich nicht zurückgezogen, sondern dafür eingesetzt, die Grenzen in den Köpfen abzubauen und die Verständigung zu fördern – und zwar buchstäblich - als Sprachenlehrerin: Als Vorsitzende des Vereins der Polnischlehrer und Pädagogen in Deutschland gibt sie Unterricht in ihrer Muttersprache und fördert Polnisch als Fremdsprache an deutschen Schulen. Liliana Barejko-Knops Einsatz ist es zu verdanken, dass NRW Mitte der 1990er Jahre muttersprachlichen Unterricht für Kinder von polnischen Aussiedlern eingeführt hat.
Liliana Barejko-Knops engagiert sich auch über den Sprachunterricht hinaus: So stellt sie Studienreisen nach Polen auf die Beine und veranstaltet Gesprächsrunden mit polnischen Schriftstellern, z. B. mit dem Literaturnobelpreisträger Czeslaw Milosz in Köln. Und sie hilft dabei, Begegnungen mit Zeitzeugen und Überlebenden des Holocaust zu organisieren.
Liliana Barejko-Knops gehört zu den wichtigsten Brückenbauerinnen zwischen Deutschland und Polen. Liebe Liliana Barejko-Knops, wir sind stolz darauf, dass Sie Bürgerin unseres Landes sind. Für Ihre Verdienste wurden Sie bereits in Polen und beim Bundespräsidenten geehrt. Ich freue mich von ganzem Herzen, dass Sie, sehr geehrte Liliana Barejko-Knops, heute auch die Anerkennung und Würdigung erfahren, die wir in NRW für Sie und Ihre Arbeit empfinden.
Roswitha und Erich Bethe aus Bergisch Gladbach
Der römische Philosoph Seneca soll einmal gesagt haben: „Die menschliche Gesellschaft gleicht einem Gewölbe, das zusammenstürzen müsste, wenn sich nicht die einzelnen Steine gegenseitig stützen würden.“ Roswitha und Erich Bethe sind Menschen, die das Gewölbe unserer Gesellschaft erhalten, indem sie anderen Halt geben.
Sie haben sich dazu entschlossen, einen Teil ihres Vermögens dem Gemeinwohl zu widmen und gründeten 1996 die Bethe-Stiftung. Sie ist eine Stiftung, die Kinder vor Gewalt und Drogen schützt und Jugendlichen den Start ins Berufleben ermöglicht. Ganz besonders liegt den Eheleuten Bethe die Unterstützung von Kinderhospizen am Herzen. Um das Leben der kleinen Patientinnen und Patienten zu erleichtern, haben sie schon mehrfach die Summe von Spenden an Kinderhospize aus eigenen Mitteln verdoppelt. Unter dem Motto „Kunst und Helfen“ ließen beide außerdem eine ehemalige Fabrik in Wuppertal in ein Art-Hotel mit individuell gestalteten Zimmern umbauen. Die Ateliers und Ausstellungsbereiche, die das Art-Hotel bietet, können Künstlerinnen und Künstler ein Jahr lang Jahr kostenlos nutzen, solange sie 1/3 ihrer Einnahmen an Kinderhospize stiften.
Neben ihrem sozialen Engagement setzen sich Roswitha und Erich Bethe für die Völkerverständigung ein: 2010 gründeten sie die Stiftung: „Erinnern ermöglichen“. Ihr Ziel ist, dass Schülerinnen und Schülern ein Studienaufenthalt an der Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau ermöglicht wird.
Roswitha und Erich Bethe fördern damit eine stärkere Auseinandersetzung von jungen Menschen mit dem Holocaust, und zwar an dem Ort, der wie kein anderer für die Verbrechen der Nazi-Zeit steht.
Ich verbeuge mich vor dem Einsatz von Roswitha und Erich Bethe. Beide verdienen durch ihr herausragendes soziales Engagement nicht nur besondere Aufmerksamkeit, nicht nur besonderen Dank, sondern auch den Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen.
Gérard Corboud aus Blonay (Schweiz)
In diesen Tagen wird in den Medien viel über Nordrhein-Westfalen und die Schweiz berichtet. Ein Mitglied meines Kabinetts gilt in der Schweiz angeblich als eine Art Schreckgespenst. Bei allen Diskussionen, die sich aktuell um das Thema „Finanzen“ ranken: Die Freundschaft zwischen NRW und der Schweiz ist eng und wird eng bleiben. Zweifellos ist das auch ein Verdienst von Gérard Corboud. Wir in NRW freuen uns, dass ein so bekannter Schweizer Kunstsammler wie Gérard Corboud sich so eng mit NRW verbunden hat, genauer gesagt mit Köln, der Heimat seiner Frau, wo er lange Zeit mit ihr gelebt hat.
Offenbar haben die rheinische Lebensart und das kulturelle Umfeld in Köln Gérard Corboud so überzeugt, dass er sich im Jahr 2001 dazu entschied, seine hochkarätige Sammlung von über 170 Gemälden als „ewige Leihgabe“ dem Kölner Wallraf-Richartz-Museum zu übergeben. Die Namen der Künstler, um die es hier geht, kann man sich auf der Zunge zergehen lassen: Unter den 170 Gemälden sind Meisterwerke von Monet, van Gogh oder Renoir. Dank Gérard Corboud haben sie in Köln eine neue Heimat gefunden. Mit einer zusätzlichen Finanzspritze hat er außerdem dafür gesorgt, dass das Wallraf-Richartz-Museum die Sammlung um weitere Kunstwerke ergänzen kann. Diese Geschenke haben die Kulturlandschaft NRWs wesentlich bereichert.
Lieber Gérard Corboud, ich freue mich daher besonders, Ihnen heute in Anerkennung Ihrer großen Verdienste um die Kultur in Nordrhein-Westfalen den Landesverdienstorden zu überreichen. Und ich freue mich auch sehr darüber, dass der Rat der Stadt Köln im Juni endlich beschlossen hat, dass der seit Jahren geplante Erweiterungsbau des Museums realisiert werden soll: Damit kann der größte Teil Ihrer Sammlung dauerhaft der Öffentlichkeit präsentiert werden, so wie es ursprünglich Ihr Anliegen war. Auch dazu möchte ich Ihnen meinen herzlichen Glückwunsch sagen.
Egon Evertz aus Solingen
Sag einer, in Deutschland wären Karrieren wie in Amerika ausgeschlossen. Als 18-Jähriger übernimmt Egon Evertz eine Stelle als technischer Exportkaufmann bei einem Düsseldorfer Schweißer. Nach Büroschluss lässt er sich von Kollegen in die Schweißtechnik einweisen – und erfindet bei dieser Gelegenheit ein neues Schweißverfahren. Egon Evertz erkennt seine Chance und plant, sein eigenes Unternehmen zu gründen. Ein Jahr lang spart er das notwendige Startkapital (damals 300 DM). 1956, im Alter von 19 Jahren, ist er sein eigener Chef. Egon Evertz bringt es in kurzer Zeit zum erfolgreichen Unternehmer. Heute hält die inzwischen weltweit tätige Evertz-Gruppe über 100 Patente und Schutzrechte und zählt in Solingen mit über 600 Beschäftigten zu den wichtigsten Arbeitgebern.
Egon Evertz arbeitet dabei aktiv in Fachverbänden wie dem Deutschen Verband für Schweißen (DVS) oder dem Verein Deutscher Eisenhüttenleute (VDEh) mit. Seine Erkenntnisse und den Stand seiner Entwicklungen stellt er bereitwillig der wissenschaftlich-technischen Gemeinschaftsarbeit deutscher und europäischer stahlerzeugender Unternehmen zur Verfügung. Allein in Deutschland profitieren mehr als 500 Lehr-, Ausbildungs- und Kursstätten von seinem Wissen.
Das Leben meinte es also gut mit Egon Evertz, daher möchte er gerne etwas zurückgeben an diejenigen, die es nicht so einfach haben. Besonders am Herzen liegen ihm elternlose Kinder und Jugendliche. Schon 1961 half er bei der Gründung des „Vereins für Kinderfamilien“ und unterstützt seitdem Waisen, damit sie gut aufwachsen können.
Egon Evertz ist ein Mann mit vielen Talenten: Er beherrscht nicht nur das Schweißgerät, sondern auch die Geige. Man kann sogar auf seiner Firmen-Website CDs ordern, auf denen er Violine spielt, mit einem Repertoire, das von Klassik bis zu „Theo, wir fahren nach Lodz“ reicht. Als großer Musikliebhaber sponsert er außerdem Meisterkurse an der Musikschule Solingen und veranstaltet in seinen Werkshallen Klassikkonzerte.
Lieber Egon Evertz, ich finde, Sie pflegen eine ganz besondere Kultur, sich für Andere einzusetzen und Sie haben eine Lebenskultur, die ich sehr bemerkenswert finde. Sie haben sich nie auf Ihren Lorbeeren ausgeruht, sondern streben immer nach Neuem und verwirklichen mutig Ihre Visionen. Menschen wie Sie, lieber Egon Evertz, haben unser Land vorangebracht und machen es auch so liebenswert. Als Zeichen unserer Anerkennung und unseres Dankes überreiche ich Ihnen den Landesverdienstorden.
Roland Kaiser aus Münster
„Alles ist möglich“ – das ist nicht nur ein Titel auf einer seiner CDs, sondern scheint auch die Lebensmaxime von Ronald Keiler zu sein, der uns allen als Roland Kaiser bekannt ist. Seit den 1970er Jahren zählt er zu den erfolgreichsten deutschsprachigen Schlagersängern. Ein Leben wie auf der Sonnenseite, könnte man meinen. Doch im Jahr 2000 lernt er auch die Schattenseite des Lebens kennen. Bei Roland Kaiser wird die Lungenerkrankung COPD diagnostiziert. (Info: COPD – Chronisch obstruktive Lungenkrankheit). Doch Roland Kaiser denkt nicht daran, seine Bühnenkarriere aufzugeben. Er geht mit seiner Krankheit mutig an die Öffentlichkeit. Er gibt der Krankheit, unter der viele Millionen Menschen leiden, ein Gesicht. (Info: weltweit ca. 600 Mio. Betroffene, mit zum Teil sehr unterschiedlichem Verlauf: von chronischer Bronchitis bis zum Lungenversagen wie bei Kaiser). 2009 veröffentlicht er seine Erfahrungen in dem Buch „Atempause", das Betroffenen als Ratgeber dienen soll. Roland Kaiser unterstützt die Münchener Stiftung „AtemWeg“, die Lungenkrankheiten erforscht, und er wirbt um größere Bereitschaft zur Organspende, u.a. als Botschafter der Deutschen Stiftung Organtransplantation.
Nachdem sich seine Erkrankung Anfang 2010 verschlimmert, sieht er sich gezwungen, seinen Abschied von der Bühne zu verkünden. Er entscheidet sich zu einer Lungentransplantation und schafft es, die Krankheit zu besiegen. Noch im selben Jahr (Oktober) feiert Roland Kaiser sein Bühnencomeback im Fernsehen. Zurück auf der Sonnenseite des Lebens. Eine wunderbare Geschichte!
Ich finde es auch sehr bemerkenswert, wie sich Roland Kaiser parallel zu Karriere und Engagement gegen COPD noch auf weiteren Feldern engagiert hat. Seit über 10 Jahren arbeitet er nämlich im „Solidarfonds NRW“ mit, der sich für zusätzliche Ausbildungsplätze und die Wiedereingliederung Langzeitarbeitsloser einsetzt. Daneben ist er seit 2006 offizieller Botschafter des Kinderhospizes Mitteldeutschland und seit 2009 aktiv für die Tom-Wahling-Stiftung in Münster. Diese Stiftung kümmert sich um Menschen, die an der seltenen Erbkrankheit HSP „Hereditäre Spastische Spinalparalyse“ (HSP) leiden.
Lieber Roland Kaiser, Sie haben Ihr Lied „Alles ist möglich“ in die Wirklichkeit umgesetzt. Sie haben in der Tat gezeigt, dass man scheinbar Unmögliches möglich machen kann, wenn man daran glaubt und die Hoffnung nicht verliert. Ich wünsche Ihnen – sicher im Namen aller hier Anwesenden – weiterhin eine stabile Gesundheit. Ich hoffe, dass wir noch viel von Ihnen hören werden und freue mich heute ganz besonders, Ihnen den Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen überreichen zu können.
Maite Kelly aus Köln
Es ist schon ein bisschen her, da hat Maite Kelly mit ihrer tollen Stimme als kleiner, blonder Engel bei der „Kelly Family“ mitgesungen. Heute ist sie eine gestandene Solo-Sängerin und hat sich auch als Musical-Star (2009-10 „Hairspray“ in Köln) einen Namen gemacht. Ich erinnere mich auch gerne an ihren frischen Auftritt beim Prominenten-Tanzwettbewerb „Let’s Dance“, bei dem sie ganz vorzüglich das Tanzbein geschwungen hat (2011).
Aber es sind natürlich nicht ihre Erfolge als Künstlerin in Musik und Fernsehen, die mich veranlasst haben, Maite Kelly den Landesorden zu verleihen. Der Grund ist, dass Maite Kelly eine starke und charismatische Botschafterin für mehr Nächstenliebe und Selbstlosigkeit in unserer Gesellschaft ist.
Als bekennende Christin engagiert sie sich u.a. bei der Diaspora-Kinder- und Jugendhilfe des Bonifatiuswerks der deutschen Katholiken. Maite Kelly ist es ein Anliegen, jungen Menschen Glauben und Werte zu vermitteln. Gemeinsam mit dem Bonifatiuswerk hat sie das Familienbuch „Mit Kindern Feste gestalten und feiern“ herausgegeben. Dieses Buch ist voller schöner Ideen, wie man Kindern die Kirchenfeste näher bringen kann – und ich bin sicher, dass sie all diese Ideen daheim mit ihren Kindern schon ausprobiert hat.
Besonders liebenswert finde ich auch die Aktion „Weihnachtsmannfreie Zone“: Mit dieser Aktion möchte sie an das Vorbild des Heiligen Nikolaus erinnern, der für Nächstenliebe und Selbstlosigkeit steht.
Damit setzt Maite Kelly ein Zeichen gegen die Kommerzialisierung des Weihnachtsfests. Mit den Einnahmen aus der Aktion fördert sie einen katholischen Kinderhospizdienst in Halle/Saale.
Wenn es um einen guten Zweck geht, ist Maite Kelly immer zur Stelle, auch außerhalb Deutschlands: 2003 hat sie den Aufbau einer Universitäts-Pfarrei in Togo unterstützt. Ein halbes Jahr lang hat sie selbst in Togo verbracht und dort als Erzieherin in einer Kindertagesstätte gearbeitet.
Aktuell engagiert sich Maite Kelly für die Deutsche Krebshilfe. Mit gewohnt viel Energie beteiligt sie sich an der Kampagne „Mit aller Kraft gegen den Krebs - gemeinsam für das Leben.“ Zusammen mit anderen Prominenten, Wissenschaftlern und mit den Betroffenen setzt sie sich für das Wohl krebskranker Menschen und ihrer Angehörigen ein.
Liebe Maite Kelly, Sie sind ein großartiges Vorbild – als Künstlerin, als sozial engagierte Bürgerin und als Mutter. Für Ihren Einsatz zeichne ich Sie heute mit dem Landesorden aus.
Monika Kracht aus Düsseldorf
Ernsthaft kranke Menschen brauchen Hoffnung – und Menschen, die Hoffnung spenden und ihnen in der schwierigen Zeit beistehen. Monika Kracht ist ein solcher Mensch. 1988 musste sich ihre kleine Tochter einer Lebertransplantation unterziehen. Liebe Monika Kracht, als Mutter fühle ich mit Ihnen, was Sie erleben mussten, was es heißt, wenn ein Kind plötzlich so schwer erkrankt und wie wichtig es ist, in einer solchen Situation nicht alleine zu sein, sondern Schultern zu finden, an die man sich auch anlehnen kann. Sie hatten damals das Glück, solche Schultern zu finden und Gott sei Dank hatte man eine Spenderleber für Ihre Tochter gefunden. Ich habe gelesen, dass Sie sich noch in der Nacht der OP Ihrer Tochter geschworen haben, anderen Menschen zu helfen. Sie haben dann den „Verein zur Förderung von Lebertransplantationen e.V.“ gegründet, um Ihre Erfahrungen an andere weiterzugeben und künftig anderen eine starke Schulter zu sein.
1993 setzte Monika Kracht sich dafür ein, Ihren Verein mit dem „Bundesverband der Organtransplantierten“ (BDO) zusammenzulegen, dessen Vorsitzende sie seitdem ist. Im BDO engagiert sich Monika Kracht unermüdlich für Menschen, die auf eine Transplantation warten oder bereits ein neues Organ erhalten haben:
Sie klärt zu den Themen Organspende und Organtransplantation auf, sorgt für psychosoziale Betreuung von Betroffenen und Angehörigen, sammelt Spenden und kümmert sich um die Öffentlichkeitsarbeit des Vereins. Kurzum: Sie sind für den Bundesverband der Organtransplantierten unersetzlich.
Unter ihrer Leitung wirkte der BDO an der Gestaltung des 1997 in Kraft getretenen Transplantationsgesetzes mit. Unter ihrer Leitung initiierte der Verband 2008 gemeinsam mit Krankenkassen das Modellprojekt "Paten für Organspende" in Nordrhein-Westfalen. Hier geht es um die Ausbildung ehrenamtlicher Patinnen und Paten, die in Schulen und Krankenhäusern über das Thema Organspende informieren und für die Organspende werben. Wie wichtig es gerade in diesen Wochen und Monaten ist, sich für das Thema „Organspende“ stark zu machen, mitzuhelfen, dass bei einem Thema, bei dem es wirklich um Leben und Tod geht, das hohe, notwendige Maß an Vertrauen erhalten bleibt – wie wichtig diese Aufgabe ist, steht uns wohl allen deutlich vor Augen.
Liebe Monika Kracht, Ihr selbstloser Einsatz verdient unser aller Anerkennung und Hochachtung. Deshalb freue ich mich sehr, Monika Kracht heute mit dem Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen auszuzeichnen.
Cemil Mayadali aus Moers
In den 1960er Jahren gehört Moers zu den ersten Städten in Deutschland, in der sich türkische Gastarbeiter niederlassen und sich dort eine neue Heimat aufbauen. Der Maschinenbauingenieur Cemil Mayadali kommt 1972 nach Moers und tritt eine Stelle bei Siemens an. Mit einigen Landsleuten gründet Cemil Mayadali in Moers den Fußballverein Anadolu Sports. Der Verein wird eine Anlaufstelle für viele seiner Landsleute, die es schwer haben, sich an ihre neue Heimat zu gewöhnen. Cemil Mayadali wird dort zum Integrations-Manager: Er hilft Landsleuten bei Behördengängen, unterstützt junge Familien bei Fragen zur Schulbildung und macht ihnen vor allem deutlich, wie wichtig gute Deutschkenntnisse sind, um im Alltag klar zu kommen. Darüber hinaus unterstützt er türkische Frauen, eine Schul- und Berufsausbildung nachzuholen. Schon bald ist er in Moers auch für Migranten aus anderen Staaten ein Ratgeber und er wirkt daran mit, dass sich die verschiedenen Migrantenorganisationen in Moers besser vernetzen.
Seit 1978 arbeitet er im Internationalen Kulturkreis Moers e.V. (IKM e.V.) mit, ab 1996 als Vorstandsmitglied und seit 2001 als Vorsitzender. Von 1995 bis 2010 war er überdies Vorsitzender im Ausländerbeirat der Stadt. Seit 40 Jahren also trägt Cemil Mayadali maßgeblich dazu bei, dass in Moers -selbst bei den ehemals isolierten Moscheevereinen - ein freundschaftliches und konstruktives Miteinander unter den verschiedenen Volksgruppen und Kulturen herrscht.
Cemil Mayadali genießt allseits Achtung und Respekt und ist ein Beispiel für gelungene Integration in Nordrhein-Westfalen. Für seine Leistung schuldet das Land Ihnen, lieber Cemil Mayadali, herzlichen Dank und deswegen überreiche ich Ihnen den Verdienstorden des Landes.
Prof. Dr. Andreas Pinkwart aus Alfter
„Politik ist immer etwas auf Zeit“ sagte Andreas Pinkwart zu seiner Entscheidung, im Herbst 2010, seine politischen Spitzenämter in der FDP niederzulegen. Andreas Pinkwart ist eben alles andere als ein Sesselkleber, er hat die Souveränität, die freiheitsliebende Menschen oft kennzeichnet. Er entscheidet selbst, wann er einen Sessel verlässt und wann er Platz nimmt. Er ist nämlich durchaus bereit, sich zu binden. Er war immer zur Stelle, wenn er gebeten wurde, Verantwortung zu übernehmen, um der Gesellschaft zu dienen, ob in der Wissenschaft oder in der Politik, immer mit hoher Sachkompetenz. Er verbindet Durchsetzungskraft und Initiative mit Verbindlichkeit und einer offenen und herzlichen Art. Mit dieser Mischung hat Andreas Pinkwart weit über Parteigrenzen hinweg Anerkennung gefunden und für die parlamentarische Kultur in Nordrhein-Westfalen Maßstäbe gesetzt.
Andreas Pinkwart hat in der Kommunal-, Landes- und Bundespolitik Spuren hinterlassen. Ganz früh in seiner politischen Karriere, als wirtschaftspolitischer Sprecher der FDP im Rhein-Sieg-Kreis, setzte er sich dafür ein, der Region nach dem Bonn/Berlin-Beschluss von 1991 neue Perspektiven zu geben. So unterstützte er den Aufbau und die Entwicklung der Hochschule Bonn/Rhein-Sieg, um die Wissenschaftsregion Köln/Bonn zu stärken. Heute ist die Region eine prosperierende Region mit hoher Beschäftigung und unterdurchschnittlicher Arbeitslosigkeit. Dazu hat auch Andreas Pinkwart beigetragen.
Innovation ist für ihn Lebensinhalt. Als Innovationsminister des Landes NRW war es eines seiner wichtigsten Ziele, die Autonomie und Selbstverwaltung der Hochschulen zu stärken. Ihm lag es am Herzen, die internationale Wettbewerbsfähigkeit der Universitäten in NRW zu erhöhen und die akademische Bildung praxistauglicher auszurichten.
Sie wissen, lieber Andreas Pinkwart, dass wir in manchen politischen Inhalten nicht immer auf einer Wellenlänge gelegen haben. Aber Ihr großes Engagement für unser Land, das Sie immer mit Fairness und hoher Kompetenz geleistet haben, ist ganz ohne Frage vorbildlich und aller Anerkennung wert. Das Land dankt Andreas Pinkwart für sein Engagement mit dem Landesorden.
Annegret Ursula Schrader aus Herne
Wie arm wäre eine Gesellschaft ohne Menschen wie Annegret Schrader. Und wie reich beschenkt sie diejenigen, die bei ihr Rat und Trost suchen. Annegret Schrader ist nicht nur eine engagierte und großartige Künstlerin, sie ist auch Heilpädagogin und Maltherapeutin, die seit 20 Jahren die Selbsthilfegruppe „Verwaiste Eltern“ in Herne leitet. Annegret Schrader hilft Eltern, die ihr Leben nach dem schmerzhaften Verlust ihres Kindes neu ordnen müssen. Sie bleibt ihnen jahrelang verbunden, als verständnisvolle Zuhörerin und einfühlsame Ratgeberin. Vor zehn Jahren gründete sie außerdem den Förderverein „Sternschnuppe - Ein Abschied in Würde e. V.“ Der Verein in Herne steht trauernden Eltern in der schweren Zeit zur Seite und organisiert Abschiedsfeiern für Eltern, die ihr Kind verloren haben.
Annegret Schrader begleitet außerdem regelmäßig mit Firmlingen der Katholischen Kirchengemeinde St. Peter & Paul in Herne den Projekttag „Wie Menschen den Tod erleben und damit umgehen können“. Ihr ist es wichtig, dass sich auch junge Menschen mit dem Thema „Tod“ auseinandersetzen, das in unserer Gesellschaft zu oft als Tabu behandelt wird.
Ich bin zutiefst beeindruckt, mit welcher Kraft sich Annegret Schrader dieser fordernden Aufgabe stellt. Ihr Engagement ist mutig und zeugt von enormer innerer Stärke und großer Nächstenliebe. Es gibt nur wenige Menschen, die so stark und entschlossen handeln, wie Annegret Schrader das seit vielen Jahren tut.
Ihr besonderes Engagement verdient unser aller Respekt und wird heute mit dem Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen gewürdigt.
Reinhold Schulte aus Dortmund
Es gibt Menschen, für die der Tag einfach zu kurz ist, die sich vermutlich wünschen, dass ein Tag mindestens 30 Stunden hätte, um noch mehr Gutes zu tun, ob im Beruf oder für das Gemeinwesen. Reinhold Schulte ist so ein Mensch. Er ist Vorstandsvorsitzender einer Versicherungsgruppe. Nun könnte man meinen, dass er damit schon alle Hände voll zu tun hätte. Trotzdem schafft Reinhold Schulte es, sich auf verschiedene Art und Weise zu engagieren, z. B. in Institutionen der Wissenschaft und der Aus- und Weiterbildung. Die Aus- und Fortbildung junger Menschen liegt dem Familienvater besonders am Herzen: Für die Stiftung „Von Werkstatt zu Werkstatt“ unterstützt Reinhold Schulte den Aufbau handwerklicher Betriebe und er wirbt persönlich um Spenden, mit denen Berufsbildungszentren für die Aus- und Weiterbildung von Jugendlichen in Entwicklungsländern gefördert werden. Seiner Initiative ist auch die Stiftung „Partner für Schule NRW“ zu verdanken, die dauerhafte und systematische Zusammenarbeit von Schule und Wirtschaft fördert. Im Vorstand des nordrhein-westfälischen Handwerkstages engagiert er sich für die Handwerksbau Niederrhein AG, einem vorwiegend im sozialen Wohnungsbau tätigen Unternehmen.
Im Initiativkreis Ruhr hilft er, den Strukturwandel im Ruhrgebiet weiter voranzubringen und auf sein Betreiben hin finanziert seine Versicherungsgruppe über das Rheinisch-Westfälische Institut für Wirtschaftsforschung e. V. (RWI) die Aufnahme talentierter Nachwuchswissenschaftler in die Ruhr Graduate School of Economics.
So viel das alles ist, es sind dennoch nur ein paar Auszüge aus der beeindruckenden und umfassenden Arbeit von Reinhold Schulte für das Gemeinwesen und aus Zeitgründen muss ich es leider dabei belassen. Heute würdigen wir ihn für seine vielfältigen, ehrenamtlichen Leistungen und deshalb freue ich mich, ihn heute mit dem Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen auszuzeichnen.
Christa Thoben aus Bochum
„Ran an die Wirklichkeit“ – das ist das Leitmotiv von Christa Thoben. Streitbar wie sie ist, hat sie es ihren politischen Wegbegleitern bei diesem „Rangehen“ nicht immer leicht gemacht. Wer sich in visionäre Sphären verabschieden will, wird von Christa Thoben in die Wirklichkeit zurückgeholt. Und wie diese Wirklichkeit aussieht, weiß sie im Detail, sei es bei der Frauenpolitik, in Fragen der Gentechnologie, der Familien- oder der Wirtschaftspolitik. Die Politikerin Christa Thoben hat sich immer mit Herz und Seele dafür eingesetzt, pragmatische Lösungen zu finden. Lösungen für die zentrale Frage, wie wir auch in Zukunft Wohlstand und gute Arbeitsplätze in unserem Land schaffen können.
Christa Thoben ist und bleibt ein Kind des Ruhrgebiets. Die Entwicklung und Verbesserung der Lebensqualität im Revier waren ihr schon während ihrer Zeit bei der Industrie- und Handelskammer zu Münster eine Herzensangelegenheit. In den frühen 1980er Jahren knüpfte sie vor allem für kleine und mittelständische Unternehmen Verbindungen, u.a. nach China. Später, Anfang der 1990er Jahre, wurden die Niederlande zu einem Schwerpunkt. Dass heute ein festes wirtschaftliches Band zwischen nordrhein-westfälischen und niederländischen Unternehmen besteht, das ist auch ein Verdienst von Christa Thoben.
Es war auch Christa Thoben, die politisch Verantwortliche aus dem Münsterland mit dem Ruhrgebiet an einen Tisch brachte, um gemeinsam die Region voranzubringen. Vor allem das Thema Bildung ist ihr wichtig.
So hat sie die Ansiedlung einer Hochschule im nördlichen Ruhrgebiet unterstützt. Als Landtagsabgeordnete waren die Stahlindustrie, Energiepolitik und die regionale Wirtschaftsförderung ihre zentralen Themen. Als Wirtschaftsministerin ab 2005 hilft sie Unternehmen oft unbürokratisch und ohne Aufsehen bei der Lösung schwieriger existenzieller Probleme.
In ihrer langen Karriere hat Christa Thoben viel Gutes für NRW erreicht. Ihre Gesprächseinleitung „Zuerst die Sachverhalte, bitte“ ist längst zum geflügelten Wort geworden, zur ständigen Mahnung, die Wirklichkeit zu nehmen wie sie ist und sie nicht so zurechtzubiegen, wie man sie sich wünscht. Liebe Christa Thoben, Nordrhein-Westfalen braucht solche Menschen wie Sie, Menschen mit Realitätssinn und Tatkraft. Für ihr erfolgreiches Wirken danken wir Christa Thoben mit dem Landesorden.
Professor Dr. h.c. Walther Tröger aus Frankfurt am Main
Für viele ist Sport die schönste Nebensache der Welt – für Walther Tröger ist Sport zur Lebensaufgabe geworden. Den Sport zu fördern und die internationale Sportbewegung zu stärken, dafür hat er sich viele Jahrzehnte lang wie kein anderer eingesetzt. Von 1992 bis 2002 war er Präsident des Nationalen Olympischen Komitees (NOC) in Deutschland, zudem hat er dem Internationalen Olympischen Komitee (IOC) von 1989 bis 2009 angehört und er brachte sich in zahlreichen Gremien und Kommissionen des IOC in das internationale Sportgeschehen ein. Seit 2006 ist Walther Tröger auch Mitglied des Präsidiums im Deutschen Olympischen Sportbund DOSB. 6x betreut er als Chef die Deutsche Mission bei den Olympischen Winterspielen. Sein großes, internationales Netzwerk in die Sportszene nutzt er bis heute. Er ist als Botschafter und Vermittler in den unterschiedlichsten Missionen unterwegs, unter anderem als IOC-Delegierter für den Behindertensport und als Vorsitzender der IOC-Kommission „Sport für alle“.
Zu Nordrhein-Westfalen hat Walther Tröger eine besondere Verbindung: Als Spiritus Rector zählt er zu den wichtigsten Initiatoren des Deutschen Sport & Olympia Museums in Köln, das mit seinem Überblick über die Sportgeschichte ein Besuchermagnet ist, der jedes Jahr ca. 150 000 Gäste anzieht.
Mit seinen internationalen Kontakten hat Walther Tröger auch dabei geholfen, dass die finanzielle Zukunft des Museums gesichert ist. Walther Tröger, hat sich über viele Jahrzehnte herausragend um den Sport verdient gemacht. Mit dem Landesorden drücken wir heute dafür Dank und Anerkennung aus.
Erhard Väth aus Königswinter
Der eine oder andere von Ihnen hat bestimmt schon einmal erlebt, wie ein Streit, z. B. zwischen Nachbarn oder Autofahrern eskalierte, wie aus einer Kleinigkeit ein lautstarker Konflikt mit heftigen Beleidigungen wurde. Damit ein solcher Zwist möglichst schnell auch wieder aus der Welt geschafft wird, gibt es ehrenamtliche Schiedsfrauen und -männer, die es gelernt haben, Streithähne wieder auf den Teppich zu holen und zu schlichten. Erhard Väth sorgt seit vielen Jahrzehnten dafür, dass wir ehrenamtliche Schiedsfrauen und -männer haben, die das können.
Der ehemalige Richter gehört zu den am meisten geschätzten Juristen in NRW. Zu seiner langen Laufbahn in der Justiz gehört auch, dass er seit vielen Jahren Bundesvorsitzender des Bundes Deutscher Schiedsmänner und Schiedsfrauen und Schulungsleiter des Schiedsamtsseminars ist. Damit ist Erhard Väth so etwas wie der Chef-Ausbilder aller Schiedsfrauen und -männer – natürlich auch in Nordrhein-Westfalen – und hat diese Ausbildung wie kein Zweiter geprägt. Zahlreiche Lehrpläne hat er mit gestaltet und unter seiner Ägide ist die Zahl der Lehrgänge kontinuierlich gewachsen. Sein breites Wissen hat er in Fachtagungen immer verständlich und überdies kurzweilig weitergegeben. Ab 1991 ist Erhard Väth auch in den neuen Bundesländern im Einsatz gewesen, um dort neue Schiedsfrauen und -männer auszubilden und Schiedsstellen aufzubauen.
Erhard Väth hat an der Novellierung der Schiedsamtsgesetze in vielen Bundesländern mitgewirkt. Er hat die Institution des Schiedsamts modernisiert und dazu beigetragen, dass die Gerichte in unserem Land entlastet werden. Erhard Väth ist ein vorbildlicher Repräsentant der Justiz und des bürgerschaftlichen Engagements unseres Landes, dessen Verdienste heute mit dem Landesorden ausgezeichnet werden.
Dr. Michael Vesper aus Köln
Von Johannes Rau sind viele Sprichwörter überliefert. Eines davon lautet: „Lieber ein Haus im Grünen als einen Grünen im Haus.“ Was ihn damals zu dieser Aussage verleitete, können wir heute nur vermuten. Vielleicht kamen die Grünen ihm damals so bedrohlich vor wie grüne Invasoren von Mars. Ich bin mir sicher, dass es jedenfalls nicht Michael Vesper war, der ihm einen solchen Schrecken eingejagt hat. Denn Michael Vesper hat sich immer dafür eingesetzt, Probleme pragmatisch anzugehen. Bei den Grünen hat Michael Vesper seinen Stil einmal als „Management des größten alternativen Unternehmens in Deutschland“ bezeichnet. Auf diese Weise hat er maßgeblich zur Entwicklung der Grünen von einer Umweltbewegung zur etablierten Partei in Deutschland beigetragen. Als NRW-Minister war er verantwortlich für Bauen und Wohnen, Städtebau, Kultur und Sport. Und nicht zuletzt war er stellvertretender Ministerpräsident.
Das Verhandlungsgeschick Michael Vespers ist legendär, in den Zeitungen wurde er auch „erfolgreicher Troubleshooter“ (SZ) oder „Fachmann für das Schlichten von Konflikten“ (FAZ) genannt – zu Recht, wie ich finde. Ich persönlich kann mich noch sehr gut an Episoden im Kabinett Clement und Steinbrück erinnern, die Michael Vesper und ich gemeinsam erlebt haben. Ihn schickte man immer mitten ins Geschehen, wenn es darum ging, in der rot-grünen Koalition die Wogen zu glätten.
2006 erfolgte der „Seitenwechsel“, wie er es selbst bezeichnete, von der Politik in den Sport: Heute ist Michael Vesper Generaldirektor des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) und setzt sich mit seinen Stärken für den Sport ein: unbürokratisch, freundlich und immer mit gutem Draht zur Basis. Ihm liegt die Förderung des Leistungs- und des Breitensports am Herzen.
Michael Vesper verstand es, die beiden ehemaligen Dachorganisationen im Sport, das NOK und den DSB, zu einer Einheit zusammenzuführen. Er entwickelte den nationalen Integrationsplan und er hat den Kampf gegen Doping zu seinen wichtigsten Aufgaben gemacht. Und nicht zuletzt war er bei den Olympischen Spielen in London und 2008 schon in Peking als „Chef de Mission“ der deutschen Delegationen im Einsatz. Für seinen großen Einsatz in der Politik und für den Sport sagen wir heute Danke und zeichnen Michael Vesper mit dem Landesverdienstorden aus.
Prälat Dr. Karl-Heinz Vogt, Köln
Für Prälat Dr. Karl-Heinz Vogt ist die christliche Nächstenliebe die Grundlage jedes Handelns. Unermüdlich hat er sich für das Wohl der Menschen eingesetzt, besonders für Arme und Hilfsbedürftige. Um sie hat er sich als Caritasdirektor beim Caritasverband der Stadt Köln besonders gekümmert. Bis zum heutigen Tag fühlt er sich diesem Auftrag verpflichtet.
Prälat Dr. Vogt ist der Landesregierung seit vielen Jahren ein verlässlicher Partner. Als Leiter des Katholischen Büros in Nordrhein-Westfalen war er von 2000 bis 2010 ein engagierter Vermittler zwischen Kirche und Politik. Er hat an der Schnittstelle zwischen beiden Welten um gegenseitiges Verständnis geworben. Ich bin sicher, dass dies eine sehr spannende, zuweilen auch anstrengende Zeit war: In den zehn Jahren hat Prälat Dr. Vogt vier verschiedene Regierungschefs erlebt, die sich nicht nur in der politischen Couleur voneinander unterschieden haben, sondern gewiss auch in ihrer persönlichen Art. Bei allen unterschiedlichen Positionen, Überzeugungen und Persönlichkeiten hat Prälat Dr. Vogt es verstanden, einen engen Dialog zwischen katholischer Kirche und der Politik zu pflegen. Auch aus eigener Erfahrung weiß ich, dass ihm dies exzellent gelungen ist.
Mit seiner besonnenen und freundlichen Art hat Prälat Dr. Vogt hat dafür gesorgt, dass der Austausch zwischen der katholischen Kirche – den Diözesen, Erzdiözesen und Verbänden – und den politischen Institutionen des Landes stets fruchtbar blieb.
Das ist von großer Bedeutung, denn die Kirchen sind wichtige Akteure, wenn es um die Gestaltung einer gerechten Gesellschaft geht.
Lieber Prälat Dr. Vogt, im Namen der Landesregierung NRW danke ich Ihnen von ganzem Herzen für Ihr Engagement. Denn auch ich bin davon überzeugt, dass wir den Menschen in den Mittelpunkt unseres Handels stellen müssen. Kirche und Politik müssen hier dieselbe Sprache sprechen. Für Ihr soziales Engagement und Ihre besonderen Dienste um den partnerschaftlichen Austausch zwischen Staat und Kirche verleihe ich Ihnen heute den Landesverdienstorden.
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