Ministerpräsidentin Hannelore Kraft verleiht den Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen an 18 Bürgerinnen und Bürger

24. August 2012
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Ministerpräsidentin Hannelore Kraft hat 18 Bürgerinnen und Bürger im Präsidentenschlösschen der Bezirksregierung Düsseldorf mit dem Ver­dienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen ausgezeichnet. Die Mi­nisterpräsidentin überreichte diese besondere Auszeichnung des Lan­des und würdigte die ausgezeichneten Persönlichkeiten in einzelnen Laudationes.

Staatskanzlei Nordrhein-Westfalen

Die Staatskanzlei teilt mit:

Ministerpräsidentin Hannelore Kraft hat 18 Bürgerinnen und Bürger im Präsidentenschlösschen der Bezirksregierung Düsseldorf mit dem Ver­dienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen ausgezeichnet. Die Mi­nisterpräsidentin überreichte diese besondere Auszeichnung des Lan­des und würdigte die ausgezeichneten Persönlichkeiten in einzelnen Laudationes. Zu Beginn der Feierstunde dankte sie den sechs Frauen und zwölf Männern und sprach ihnen Anerkennung aus. Hannelore Kraft: „Die Landesregierung will mit der Verleihung des Verdienstordens Ihre hervorragenden Leistungen besser sichtbar machen. Wir dürfen es als Gesellschaft nicht als selbstverständlich ansehen, was Menschen wie Sie Großartiges tun“. Die Ausgezeichneten, ergänzte die Minister­präsidentin, lebten anderen Menschen vor, dass es verbindliche Werte und Ziele gebe, für die sie einstünden und die das Fundament für ein gutes Miteinander bildeten. Hannelore Kraft: „Menschenwürde, Gerechtigkeit, Solidarität, Toleranz, Hilfsbereitschaft oder Zivilcourage können nicht ‚von oben’ verordnet werden. Sie können nur vorgelebt und nur auf diese Weise verbreitet werden. Darum brauchen wir Vorbilder wie Sie!“

Der Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen ist im März 1986 gestiftet worden. Er wird an Bürgerinnen und Bürger aus allen Gruppen der Bevölkerung verliehen, deren außerordentliche Verdienste für die Allgemeinheit in allen Lebensbereichen erworben wurden. Die Zahl der Landesorden ist auf 2500 begrenzt. In den 26 Jahren seines Bestehens sind über 1400 Bürgerinnen und Bürger mit dem Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen ausgezeichnet worden.

Fotos von der Veranstaltung und allen neuen Ordensträgern finden Sie hier ab ca. 18.30 Uhr.

Den Landesorden erhalten heute:

  • Dipl.-Volkswirt Bernd-Stephan Baldin, Aachen
  • Lidia Barejko-Knops, Rösrath
  • Roswitha und Erich Bethe, Bergisch-Gladbach
  • Gérard Corboud, 1807 Blonay (Schweiz)
  • Egon Evertz, Solingen
  • Roland Kaiser, Münster
  • Maite Kelly, Köln
  • Monika Kracht, Düsseldorf
  • Cemil Mayadali, Moers
  • Professor Dr. Andreas Pinkwart, Staatsminister a. D., Alfter
  • Annegret Ursula Schrader, Herne
  • Reinhold Schulte, Dortmund
  • Christa Thoben, Staatsministerin a. D., Bochum
  • Professor Dr. h. c. Walther Tröger, Frankfurt am Main
  • Erhard Väth, Direktor des Amtsgerichts a. D., Königswinter
  • Dr. Michael Vesper, Staatsminister a. D., Köln
  • Prälat Dr. Karl-Heinz Vogt, Köln


Die von Ministerpräsidentin Hannelore Kraft vorgetragenen Laudationes im Wortlaut:

Bernd Stephan Baldin aus Aachen

Verantwortung zu übernehmen, nicht nur für das eigene Unternehmen, sondern für die Allgemeinheit, das war die Triebfeder von Bernd Stephan Baldin und seiner Ehefrau Katharina Beys-Baldin. Daher ent­schieden sie sich 1988, die Umwelt-Stiftung „Mensch und Natur“ zu gründen. Der Ansatz ihrer Stiftung war, dass Mensch und Natur keine Gegensätze sind, sondern sinnvoll miteinander verbunden werden kön­nen. Der Anfang war schwer, denn in den 1980er Jahren ist für viele das Wort „Nachhaltigkeit“ noch ein Fremdwort. Doch die Beys-Baldins halten an ihrer Vision fest und fördern verschiedene Umweltschutzpro­jekte in Aachen. Dann kommt das tragische Jahr 1995: Das Jahr, in dem Kathy Beys-Baldin plötzlich schwer erkrankt und verstirbt. Man kann sich kaum vorstellen, wie schwer es für Bernd Stephan Baldin gewesen sein muss, diesen Schicksalsschlag zu verkraften. Und doch findet er schließlich wieder die Kraft, seinen Weg fortzusetzen. Aus Verantwortung für die Gesellschaft, aber sicher auch so, wie es seine verstorbene Ehefrau gewollt hätte. In ihrem letzten Willen hatte Kathy Beys-Baldin geregelt, dass das Vermögen der Stiftung zufließen soll. Die Stiftung, die fortan den Namen „Aachener Stiftung Kathy Beys“ trägt.

Ich bin zutiefst davon beeindruckt, wie sich Bernd Stephan Baldin in den schwierigen Jahren danach mit so großer Energie der Stiftung gewidmet hat. 2000 stellt er das „Aachener Forum“ auf die Beine, in dem Experten über Umweltprobleme und Nachhaltigkeit in der Wirtschaft diskutieren. 2001 entscheidet sich Baldin, sein Unternehmen zu verkaufen.

Sein Lebenswerk soll die Kathy-Beys-Stiftung sein. Die Stiftung macht sich deutschlandweit einen Namen. Sie beschäftigt sich mit praktischen Fragestellungen zum Umgang mit natürlichen Ressourcen: Wie können z.B. in Aachener Geschäften mehr Lebensmittel aus der eigenen Re­gion verkauft werden? Wie können in Aachen mehr Häuser aus einhei­mischen Hölzern entstehen? Die Aachener Beys-Stiftung ruft einen Baupreis aus (1999-2003) und arbeitet an innovativen Planungskon­zepten, wie z.B. in Eschweiler/Inden eine gesamte Siedlung ressour­censchonend entstehen kann. Ich könnte noch viele interessante Pro­jekte der Stiftung vorstellen, aber leider reicht die Zeit nicht aus.

Das Engagement von Bernd Stephan Baldin zeigt einmal mehr, dass Mensch und Umwelt keine Gegensätze sind, sondern untrennbar zu­sammengehören. Bernd Stephan Baldin hat mit vielen Impulsen dafür gesorgt, dass die Einheit von Mensch und Natur in den Mittelpunkt un­serer Aufmerksamkeit rückt und immer öfter auch praktisch gelingt. Lie­ber Bernd Stephan Baldin, ein solcher Einsatz muss gewürdigt werden und wir sagen mit der Überreichung des Landesverdienstordens ein großes „Danke“.

Lidia (genannt Liliana) Barejko-Knops aus Rösrath

Als 1981 in Polen das Kriegsrecht verhängt wurde, beschloss eine junge Sprachenstudentin, nach Deutschland auszuwandern – in das Land, das so viel Unheil über das polnische Volk gebracht hatte. Lilianas Barejko-Knops Familie selbst hatte unter der deutschen Besatzung schwer gelitten: Ihre Großeltern wurden ermordet, weil sie Juden ver­steckten. Man braucht nicht viel Phantasie, um sich vorzustellen, wie schwer der jungen Frau dieser Schritt gefallen sein muss, einen Neu­anfang in Deutschland zu wagen. Zudem er in einer Zeit gegangen wurde, in der man von einem vereinten Europa nur zu träumen wagte: Der Kalte Krieg war noch im vollen Gange und das deutsch-polnische Verhältnis noch stark von Ängsten und Vorurteilen geprägt.

Liliana Barjeko-Knops aber hat sich mit viel Mut der neuen Situation ge­stellt. Sie hat sich nicht zurückgezogen, sondern dafür eingesetzt, die Grenzen in den Köpfen abzubauen und die Verständigung zu fördern – und zwar buchstäblich - als Sprachenlehrerin: Als Vorsitzende des Ver­eins der Polnischlehrer und Pädagogen in Deutschland gibt sie Unter­richt in ihrer Muttersprache und fördert Polnisch als Fremdsprache an deutschen Schulen. Liliana Barejko-Knops Einsatz ist es zu verdanken, dass NRW Mitte der 1990er Jahre muttersprachlichen Unterricht für Kinder von polnischen Aussiedlern eingeführt hat.

Liliana Barejko-Knops engagiert sich auch über den Sprachunterricht hinaus: So stellt sie Studienreisen nach Polen auf die Beine und veran­staltet Gesprächsrunden mit polnischen Schriftstellern, z. B. mit dem Literaturnobelpreisträger Czeslaw Milosz in Köln. Und sie hilft dabei, Begegnungen mit Zeitzeugen und Überlebenden des Holocaust zu or­ganisieren.

Liliana Barejko-Knops gehört zu den wichtigsten Brückenbauerinnen zwischen Deutschland und Polen. Liebe Liliana Barejko-Knops, wir sind stolz darauf, dass Sie Bürgerin unseres Landes sind. Für Ihre Ver­dienste wurden Sie bereits in Polen und beim Bundespräsidenten geehrt. Ich freue mich von ganzem Herzen, dass Sie, sehr geehrte Liliana Barejko-Knops, heute auch die Anerkennung und Würdigung erfahren, die wir in NRW für Sie und Ihre Arbeit empfinden.

Roswitha und Erich Bethe aus Bergisch Gladbach

Der römische Philosoph Seneca soll einmal gesagt haben: „Die menschliche Gesellschaft gleicht einem Gewölbe, das zusammenstür­zen müsste, wenn sich nicht die einzelnen Steine gegenseitig stützen würden.“ Roswitha und Erich Bethe sind Menschen, die das Gewölbe unserer Gesellschaft erhalten, indem sie anderen Halt geben.

Sie haben sich dazu entschlossen, einen Teil ihres Vermögens dem Gemeinwohl zu widmen und gründeten 1996 die Bethe-Stiftung. Sie ist eine Stiftung, die Kinder vor Gewalt und Drogen schützt und Jugend­lichen den Start ins Berufleben ermöglicht. Ganz besonders liegt den Eheleuten Bethe die Unterstützung von Kinderhospizen am Herzen. Um das Leben der kleinen Patientinnen und Patienten zu erleichtern, haben sie schon mehrfach die Summe von Spenden an Kinderhospize aus ei­genen Mitteln verdoppelt. Unter dem Motto „Kunst und Helfen“ ließen beide außerdem eine ehemalige Fabrik in Wuppertal in ein Art-Hotel mit individuell gestalteten Zimmern umbauen. Die Ateliers und Ausstel­lungsbereiche, die das Art-Hotel bietet, können Künstlerinnen und Künstler ein Jahr lang Jahr kostenlos nutzen, solange sie 1/3 ihrer Ein­nahmen an Kinderhospize stiften.

Neben ihrem sozialen Engagement setzen sich Roswitha und Erich Bethe für die Völkerverständigung ein: 2010 gründeten sie die Stiftung: „Erinnern ermöglichen“. Ihr Ziel ist, dass Schülerinnen und Schülern ein Studienaufenthalt an der Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau ermöglicht wird.

Roswitha und Erich Bethe fördern damit eine stärkere Auseinanderset­zung von jungen Menschen mit dem Holocaust, und zwar an dem Ort, der wie kein anderer für die Verbrechen der Nazi-Zeit steht.

Ich verbeuge mich vor dem Einsatz von Roswitha und Erich Bethe. Beide verdienen durch ihr herausragendes soziales Engagement nicht nur besondere Aufmerksamkeit, nicht nur besonderen Dank, sondern auch den Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen.

Gérard Corboud aus Blonay (Schweiz)

In diesen Tagen wird in den Medien viel über Nordrhein-Westfalen und die Schweiz berichtet. Ein Mitglied meines Kabinetts gilt in der Schweiz angeblich als eine Art Schreckgespenst. Bei allen Diskussionen, die sich aktuell um das Thema „Finanzen“ ranken: Die Freundschaft zwischen NRW und der Schweiz ist eng und wird eng bleiben. Zweifellos ist das auch ein Verdienst von Gérard Corboud. Wir in NRW freuen uns, dass ein so bekannter Schweizer Kunstsammler wie Gérard Corboud sich so eng mit NRW verbunden hat, genauer gesagt mit Köln, der Heimat sei­ner Frau, wo er lange Zeit mit ihr gelebt hat.

Offenbar haben die rheinische Lebensart und das kulturelle Umfeld in Köln Gérard Corboud so überzeugt, dass er sich im Jahr 2001 dazu entschied, seine hochkarätige Sammlung von über 170 Gemälden als „ewige Leihgabe“ dem Kölner Wallraf-Richartz-Museum zu übergeben. Die Namen der Künstler, um die es hier geht, kann man sich auf der Zunge zergehen lassen: Unter den 170 Gemälden sind Meisterwerke von Monet, van Gogh oder Renoir. Dank Gérard Corboud haben sie in Köln eine neue Heimat gefunden. Mit einer zusätzlichen Finanzspritze hat er außerdem dafür gesorgt, dass das Wallraf-Richartz-Museum die Sammlung um weitere Kunstwerke ergänzen kann. Diese Geschenke haben die Kulturlandschaft NRWs wesentlich bereichert.

Lieber Gérard Corboud, ich freue mich daher besonders, Ihnen heute in Anerkennung Ihrer großen Verdienste um die Kultur in Nordrhein-Westfalen den Landesverdienstorden zu überreichen. Und ich freue mich auch sehr darüber, dass der Rat der Stadt Köln im Juni endlich beschlossen hat, dass der seit Jahren geplante Erweiterungsbau des Museums realisiert werden soll: Damit kann der größte Teil Ihrer Sammlung dauerhaft der Öffentlichkeit präsentiert werden, so wie es ursprünglich Ihr Anliegen war. Auch dazu möchte ich Ihnen meinen herzlichen Glückwunsch sagen.

Egon Evertz aus Solingen

Sag einer, in Deutschland wären Karrieren wie in Amerika ausgeschlos­sen. Als 18-Jähriger übernimmt Egon Evertz eine Stelle als technischer Exportkaufmann bei einem Düsseldorfer Schweißer. Nach Büroschluss lässt er sich von Kollegen in die Schweißtechnik einweisen – und erfin­det bei dieser Gelegenheit ein neues Schweißverfahren. Egon Evertz erkennt seine Chance und plant, sein eigenes Unternehmen zu grün­den. Ein Jahr lang spart er das notwendige Startkapital (damals 300 DM). 1956, im Alter von 19 Jahren, ist er sein eigener Chef. Egon Evertz bringt es in kurzer Zeit zum erfolgreichen Unternehmer. Heute hält die inzwischen weltweit tätige Evertz-Gruppe über 100 Patente und Schutz­rechte und zählt in Solingen mit über 600 Beschäftigten zu den wich­tigsten Arbeitgebern.

Egon Evertz arbeitet dabei aktiv in Fachverbänden wie dem Deutschen Verband für Schweißen (DVS) oder dem Verein Deutscher Eisenhüt­tenleute (VDEh) mit. Seine Erkenntnisse und den Stand seiner Ent­wicklungen stellt er bereitwillig der wissenschaftlich-technischen Ge­meinschaftsarbeit deutscher und europäischer stahlerzeugender Unter­nehmen zur Verfügung. Allein in Deutschland profitieren mehr als 500 Lehr-, Ausbildungs- und Kursstätten von seinem Wissen.

Das Leben meinte es also gut mit Egon Evertz, daher möchte er gerne etwas zurückgeben an diejenigen, die es nicht so einfach haben. Be­sonders am Herzen liegen ihm elternlose Kinder und Jugendliche. Schon 1961 half er bei der Gründung des „Vereins für Kinderfamilien“ und unterstützt seitdem Waisen, damit sie gut aufwachsen können.

Egon Evertz ist ein Mann mit vielen Talenten: Er beherrscht nicht nur das Schweißgerät, sondern auch die Geige. Man kann sogar auf seiner Firmen-Website CDs ordern, auf denen er Violine spielt, mit einem Re­pertoire, das von Klassik bis zu „Theo, wir fahren nach Lodz“ reicht. Als großer Musikliebhaber sponsert er außerdem Meisterkurse an der Mu­sikschule Solingen und veranstaltet in seinen Werkshallen Klassikkon­zerte.

Lieber Egon Evertz, ich finde, Sie pflegen eine ganz besondere Kultur, sich für Andere einzusetzen und Sie haben eine Lebenskultur, die ich sehr bemerkenswert finde. Sie haben sich nie auf Ihren Lorbeeren aus­geruht, sondern streben immer nach Neuem und verwirklichen mutig Ihre Visionen. Menschen wie Sie, lieber Egon Evertz, haben unser Land vorangebracht und machen es auch so liebenswert. Als Zeichen unserer Anerkennung und unseres Dankes überreiche ich Ihnen den Landes­verdienstorden.

Roland Kaiser aus Münster

„Alles ist möglich“ – das ist nicht nur ein Titel auf einer seiner CDs, son­dern scheint auch die Lebensmaxime von Ronald Keiler zu sein, der uns allen als Roland Kaiser bekannt ist. Seit den 1970er Jahren zählt er zu den erfolgreichsten deutschsprachigen Schlagersängern. Ein Leben wie auf der Sonnenseite, könnte man meinen. Doch im Jahr 2000 lernt er auch die Schattenseite des Lebens kennen. Bei Roland Kaiser wird die Lungenerkrankung COPD diagnostiziert. (Info: COPD – Chronisch obst­ruktive Lungenkrankheit). Doch Roland Kaiser denkt nicht daran, seine Bühnenkarriere aufzugeben. Er geht mit seiner Krankheit mutig an die Öffentlichkeit. Er gibt der Krankheit, unter der viele Millionen Menschen leiden, ein Gesicht. (Info: weltweit ca. 600 Mio. Betroffene, mit zum Teil sehr unterschiedlichem Verlauf: von chronischer Bronchitis bis zum Lungenversagen wie bei Kaiser). 2009 veröffentlicht er seine Erfahrun­gen in dem Buch „Atempause", das Betroffenen als Ratgeber dienen soll. Roland Kaiser unterstützt die Münchener Stiftung „AtemWeg“, die Lungenkrankheiten erforscht, und er wirbt um größere Bereitschaft zur Organspende, u.a. als Botschafter der Deutschen Stiftung Organtrans­plantation.

Nachdem sich seine Erkrankung Anfang 2010 verschlimmert, sieht er sich gezwungen, seinen Abschied von der Bühne zu verkünden. Er ent­scheidet sich zu einer Lungentransplantation und schafft es, die Krank­heit zu besiegen. Noch im selben Jahr (Oktober) feiert Roland Kaiser sein Bühnencomeback im Fernsehen. Zurück auf der Sonnenseite des Lebens. Eine wunderbare Geschichte!

Ich finde es auch sehr bemerkenswert, wie sich Roland Kaiser parallel zu Karriere und Engagement gegen COPD noch auf weiteren Feldern engagiert hat. Seit über 10 Jahren arbeitet er nämlich im „Solidarfonds NRW“ mit, der sich für zusätzliche Ausbildungsplätze und die Wieder­eingliederung Langzeitarbeitsloser einsetzt. Daneben ist er seit 2006 offizieller Botschafter des Kinderhospizes Mitteldeutschland und seit 2009 aktiv für die Tom-Wahling-Stiftung in Münster. Diese Stiftung kümmert sich um Menschen, die an der seltenen Erbkrankheit HSP „Hereditäre Spastische Spinalparalyse“ (HSP) leiden.

Lieber Roland Kaiser, Sie haben Ihr Lied „Alles ist möglich“ in die Wirk­lichkeit umgesetzt. Sie haben in der Tat gezeigt, dass man scheinbar Unmögliches möglich machen kann, wenn man daran glaubt und die Hoffnung nicht verliert. Ich wünsche Ihnen – sicher im Namen aller hier Anwesenden – weiterhin eine stabile Gesundheit. Ich hoffe, dass wir noch viel von Ihnen hören werden und freue mich heute ganz beson­ders, Ihnen den Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen über­reichen zu können.

Maite Kelly aus Köln

Es ist schon ein bisschen her, da hat Maite Kelly mit ihrer tollen Stimme als kleiner, blonder Engel bei der „Kelly Family“ mitgesungen. Heute ist sie eine gestandene Solo-Sängerin und hat sich auch als Musical-Star (2009-10 „Hairspray“ in Köln) einen Namen gemacht. Ich erinnere mich auch gerne an ihren frischen Auftritt beim Prominenten-Tanzwettbewerb „Let’s Dance“, bei dem sie ganz vorzüglich das Tanzbein geschwungen hat (2011).

Aber es sind natürlich nicht ihre Erfolge als Künstlerin in Musik und Fernsehen, die mich veranlasst haben, Maite Kelly den Landesorden zu verleihen. Der Grund ist, dass Maite Kelly eine starke und charismati­sche Botschafterin für mehr Nächstenliebe und Selbstlosigkeit in unse­rer Gesellschaft ist.

Als bekennende Christin engagiert sie sich u.a. bei der Diaspora-Kinder- und Jugendhilfe des Bonifatiuswerks der deutschen Katholiken. Maite Kelly ist es ein Anliegen, jungen Menschen Glauben und Werte zu ver­mitteln. Gemeinsam mit dem Bonifatiuswerk hat sie das Familienbuch „Mit Kindern Feste gestalten und feiern“ herausgegeben. Dieses Buch ist voller schöner Ideen, wie man Kindern die Kirchenfeste näher brin­gen kann – und ich bin sicher, dass sie all diese Ideen daheim mit ihren Kindern schon ausprobiert hat.

Besonders liebenswert finde ich auch die Aktion „Weihnachtsmannfreie Zone“: Mit dieser Aktion möchte sie an das Vorbild des Heiligen Niko­laus erinnern, der für Nächstenliebe und Selbstlosigkeit steht.

Damit setzt Maite Kelly ein Zeichen gegen die Kommerzialisierung des Weihnachtsfests. Mit den Einnahmen aus der Aktion fördert sie einen katholischen Kinderhospizdienst in Halle/Saale.

Wenn es um einen guten Zweck geht, ist Maite Kelly immer zur Stelle, auch außerhalb Deutschlands: 2003 hat sie den Aufbau einer Universi­täts-Pfarrei in Togo unterstützt. Ein halbes Jahr lang hat sie selbst in Togo verbracht und dort als Erzieherin in einer Kindertagesstätte gear­beitet.

Aktuell engagiert sich Maite Kelly für die Deutsche Krebshilfe. Mit ge­wohnt viel Energie beteiligt sie sich an der Kampagne „Mit aller Kraft gegen den Krebs - gemeinsam für das Leben.“ Zusammen mit anderen Prominenten, Wissenschaftlern und mit den Betroffenen setzt sie sich für das Wohl krebskranker Menschen und ihrer Angehörigen ein.

Liebe Maite Kelly, Sie sind ein großartiges Vorbild – als Künstlerin, als sozial engagierte Bürgerin und als Mutter. Für Ihren Einsatz zeichne ich Sie heute mit dem Landesorden aus.

Monika Kracht aus Düsseldorf

Ernsthaft kranke Menschen brauchen Hoffnung – und Menschen, die Hoffnung spenden und ihnen in der schwierigen Zeit beistehen. Monika Kracht ist ein solcher Mensch. 1988 musste sich ihre kleine Tochter ei­ner Lebertransplantation unterziehen. Liebe Monika Kracht, als Mutter fühle ich mit Ihnen, was Sie erleben mussten, was es heißt, wenn ein Kind plötzlich so schwer erkrankt und wie wichtig es ist, in einer solchen Situation nicht alleine zu sein, sondern Schultern zu finden, an die man sich auch anlehnen kann. Sie hatten damals das Glück, solche Schul­tern zu finden und Gott sei Dank hatte man eine Spenderleber für Ihre Tochter gefunden. Ich habe gelesen, dass Sie sich noch in der Nacht der OP Ihrer Tochter geschworen haben, anderen Menschen zu helfen. Sie haben dann den „Verein zur Förderung von Lebertransplantationen e.V.“ gegründet, um Ihre Erfahrungen an andere weiterzugeben und künftig anderen eine starke Schulter zu sein.

1993 setzte Monika Kracht sich dafür ein, Ihren Verein mit dem „Bun­desverband der Organtransplantierten“ (BDO) zusammenzulegen, des­sen Vorsitzende sie seitdem ist. Im BDO engagiert sich Monika Kracht unermüdlich für Menschen, die auf eine Transplantation warten oder bereits ein neues Organ erhalten haben:

Sie klärt zu den Themen Organspende und Organtransplantation auf, sorgt für psychosoziale Betreuung von Betroffenen und Angehörigen, sammelt Spenden und kümmert sich um die Öffentlichkeitsarbeit des Vereins. Kurzum: Sie sind für den Bundesverband der Organtransplan­tierten unersetzlich.

Unter ihrer Leitung wirkte der BDO an der Gestaltung des 1997 in Kraft getretenen Transplantationsgesetzes mit. Unter ihrer Leitung initiierte der Verband 2008 gemeinsam mit Krankenkassen das Modellprojekt "Paten für Organspende" in Nordrhein-Westfalen. Hier geht es um die Ausbildung ehrenamtlicher Patinnen und Paten, die in Schulen und Krankenhäusern über das Thema Organspende informieren und für die Organspende werben. Wie wichtig es gerade in diesen Wochen und Monaten ist, sich für das Thema „Organspende“ stark zu machen, mit­zuhelfen, dass bei einem Thema, bei dem es wirklich um Leben und Tod geht, das hohe, notwendige Maß an Vertrauen erhalten bleibt – wie wichtig diese Aufgabe ist, steht uns wohl allen deutlich vor Augen.

Liebe Monika Kracht, Ihr selbstloser Einsatz verdient unser aller Aner­kennung und Hochachtung. Deshalb freue ich mich sehr, Monika Kracht heute mit dem Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen auszu­zeichnen.

Cemil Mayadali aus Moers

In den 1960er Jahren gehört Moers zu den ersten Städten in Deutsch­land, in der sich türkische Gastarbeiter niederlassen und sich dort eine neue Heimat aufbauen. Der Maschinenbauingenieur Cemil Mayadali kommt 1972 nach Moers und tritt eine Stelle bei Siemens an. Mit eini­gen Landsleuten gründet Cemil Mayadali in Moers den Fußballverein Anadolu Sports. Der Verein wird eine Anlaufstelle für viele seiner Landsleute, die es schwer haben, sich an ihre neue Heimat zu gewöh­nen. Cemil Mayadali wird dort zum Integrations-Manager: Er hilft Landsleuten bei Behördengängen, unterstützt junge Familien bei Fragen zur Schulbildung und macht ihnen vor allem deutlich, wie wichtig gute Deutschkenntnisse sind, um im Alltag klar zu kommen. Darüber hinaus unterstützt er türkische Frauen, eine Schul- und Berufsausbildung nach­zuholen. Schon bald ist er in Moers auch für Migranten aus anderen Staaten ein Ratgeber und er wirkt daran mit, dass sich die verschiede­nen Migrantenorganisationen in Moers besser vernetzen.

Seit 1978 arbeitet er im Internationalen Kulturkreis Moers e.V. (IKM e.V.) mit, ab 1996 als Vorstandsmitglied und seit 2001 als Vorsitzender. Von 1995 bis 2010 war er überdies Vorsitzender im Ausländerbeirat der Stadt. Seit 40 Jahren also trägt Cemil Mayadali maßgeblich dazu bei, dass in Moers -selbst bei den ehemals isolierten Moscheevereinen -  ein freundschaftliches und konstruktives Miteinander unter den verschiede­nen Volksgruppen und Kulturen herrscht.

Cemil Mayadali genießt allseits Achtung und Respekt und ist ein Bei­spiel für gelungene Integration in Nordrhein-Westfalen. Für seine Leis­tung schuldet das Land Ihnen, lieber Cemil Mayadali, herzlichen Dank und deswegen überreiche ich Ihnen den Verdienstorden des Landes.

Prof. Dr. Andreas Pinkwart aus Alfter

„Politik ist immer etwas auf Zeit“ sagte Andreas Pinkwart zu seiner Ent­scheidung, im Herbst 2010, seine politischen Spitzenämter in der FDP niederzulegen. Andreas Pinkwart ist eben alles andere als ein Sessel­kleber, er hat die Souveränität, die freiheitsliebende Menschen oft kenn­zeichnet. Er entscheidet selbst, wann er einen Sessel verlässt und wann er Platz nimmt. Er ist nämlich durchaus bereit, sich zu binden. Er war immer zur Stelle, wenn er gebeten wurde, Verantwortung zu überneh­men, um der Gesellschaft zu dienen, ob in der Wissenschaft oder in der Politik, immer mit hoher Sachkompetenz. Er verbindet Durchsetzungs­kraft und Initiative mit Verbindlichkeit und einer offenen und herzlichen Art. Mit dieser Mischung hat Andreas Pinkwart weit über Parteigrenzen hinweg Anerkennung gefunden und für die parlamentarische Kultur in Nordrhein-Westfalen Maßstäbe gesetzt.

Andreas Pinkwart hat in der Kommunal-, Landes- und Bundespolitik Spuren hinterlassen. Ganz früh in seiner politischen Karriere, als wirt­schaftspolitischer Sprecher der FDP im Rhein-Sieg-Kreis, setzte er sich dafür ein, der Region nach dem Bonn/Berlin-Beschluss von 1991 neue Perspektiven zu geben. So unterstützte er den Aufbau und die Entwick­lung der Hochschule Bonn/Rhein-Sieg, um die Wissenschaftsregion Köln/Bonn zu stärken. Heute ist die Region eine prosperierende Region mit hoher Beschäftigung und unterdurchschnittlicher Arbeitslosigkeit. Dazu hat auch Andreas Pinkwart beigetragen.

Innovation ist für ihn Lebensinhalt. Als Innovationsminister des Landes NRW war es eines seiner wichtigsten Ziele, die Autonomie und Selbst­verwaltung der Hochschulen zu stärken. Ihm lag es am Herzen, die in­ternationale Wettbewerbsfähigkeit der Universitäten in NRW zu erhöhen und die akademische Bildung praxistauglicher auszurichten.

Sie wissen, lieber Andreas Pinkwart, dass wir in manchen politischen Inhalten nicht immer auf einer Wellenlänge gelegen haben. Aber Ihr großes Engagement für unser Land, das Sie immer mit Fairness und hoher Kompetenz geleistet haben, ist ganz ohne Frage vorbildlich und aller Anerkennung wert. Das Land dankt Andreas Pinkwart für sein En­gagement mit dem Landesorden.

Annegret Ursula Schrader aus Herne

Wie arm wäre eine Gesellschaft ohne Menschen wie Annegret Schrader. Und wie reich beschenkt sie diejenigen, die bei ihr Rat und Trost suchen. Annegret Schrader ist nicht nur eine engagierte und großartige Künstlerin, sie ist auch Heilpädagogin und Maltherapeutin, die seit 20 Jahren die Selbsthilfegruppe „Verwaiste Eltern“ in Herne lei­tet. Annegret Schrader hilft Eltern, die ihr Leben nach dem schmerzhaf­ten Verlust ihres Kindes neu ordnen müssen. Sie bleibt ihnen jahrelang verbunden, als verständnisvolle Zuhörerin und einfühlsame Ratgeberin. Vor zehn Jahren gründete sie außerdem den Förderverein „Stern­schnuppe - Ein Abschied in Würde e. V.“ Der Verein in Herne steht trauernden Eltern in der schweren Zeit zur Seite und organisiert Ab­schiedsfeiern für Eltern, die ihr Kind verloren haben.

Annegret Schrader begleitet außerdem regelmäßig mit Firmlingen der Katholischen Kirchengemeinde St. Peter & Paul in Herne den Projekttag „Wie Menschen den Tod erleben und damit umgehen können“. Ihr ist es wichtig, dass sich auch junge Menschen mit dem Thema „Tod“ ausei­nandersetzen, das in unserer Gesellschaft zu oft als Tabu behandelt wird.

Ich bin zutiefst beeindruckt, mit welcher Kraft sich Annegret Schrader dieser fordernden Aufgabe stellt. Ihr Engagement ist mutig und zeugt von enormer innerer Stärke und großer Nächstenliebe. Es gibt nur we­nige Menschen, die so stark und entschlossen handeln, wie Annegret Schrader das seit vielen Jahren tut.

Ihr besonderes Engagement verdient unser aller Respekt und wird heute mit dem Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen gewür­digt.

Reinhold Schulte aus Dortmund

Es gibt Menschen, für die der Tag einfach zu kurz ist, die sich vermutlich wünschen, dass ein Tag mindestens 30 Stunden hätte, um noch mehr Gutes zu tun, ob im Beruf oder für das Gemeinwesen. Reinhold Schulte ist so ein Mensch. Er ist Vorstandsvorsitzender einer Versicherungs­gruppe. Nun könnte man meinen, dass er damit schon alle Hände voll zu tun hätte. Trotzdem schafft Reinhold Schulte es, sich auf verschie­dene Art und Weise zu engagieren, z. B. in Institutionen der Wissen­schaft und der Aus- und Weiterbildung. Die Aus- und Fortbildung junger Menschen liegt dem Familienvater besonders am Herzen: Für die Stif­tung „Von Werkstatt zu Werkstatt“ unterstützt Reinhold Schulte den Auf­bau handwerklicher Betriebe und er wirbt persönlich um Spenden, mit denen Berufsbildungszentren für die Aus- und Weiterbildung von Ju­gendlichen in Entwicklungsländern gefördert werden. Seiner Initiative ist auch die Stiftung „Partner für Schule NRW“ zu verdanken, die dauer­hafte und systematische Zusammenarbeit von Schule und Wirtschaft fördert. Im Vorstand des nordrhein-westfälischen Handwerkstages engagiert er sich für die Handwerksbau Niederrhein AG, einem vorwie­gend im sozialen Wohnungsbau tätigen Unternehmen.

Im Initiativkreis Ruhr hilft er, den Strukturwandel im Ruhrgebiet weiter voranzubringen und auf sein Betreiben hin finanziert seine Versiche­rungsgruppe über das Rheinisch-Westfälische Institut für Wirtschaftsfor­schung e. V. (RWI) die Aufnahme talentierter Nachwuchswissenschaft­ler in die Ruhr Graduate School of Economics.

So viel das alles ist, es sind dennoch nur ein paar Auszüge aus der be­eindruckenden und umfassenden Arbeit von Reinhold Schulte für das Gemeinwesen und aus Zeitgründen muss ich es leider dabei belassen. Heute würdigen wir ihn für seine vielfältigen, ehrenamtlichen Leistungen und deshalb freue ich mich, ihn heute mit dem Verdienstorden des Lan­des Nordrhein-Westfalen auszuzeichnen.

Christa Thoben aus Bochum

„Ran an die Wirklichkeit“ – das ist das Leitmotiv von Christa Thoben. Streitbar wie sie ist, hat sie es ihren politischen Wegbegleitern bei die­sem „Rangehen“ nicht immer leicht gemacht. Wer sich in visionäre Sphären verabschieden will, wird von Christa Thoben in die Wirklichkeit zurückgeholt. Und wie diese Wirklichkeit aussieht, weiß sie im Detail, sei es bei der Frauenpolitik, in Fragen der Gentechnologie, der Familien- oder der Wirtschaftspolitik. Die Politikerin Christa Thoben hat sich immer mit Herz und Seele dafür eingesetzt, pragmatische Lösungen zu finden. Lösungen für die zentrale Frage, wie wir auch in Zukunft Wohlstand und gute Arbeitsplätze in unserem Land schaffen können.

Christa Thoben ist und bleibt ein Kind des Ruhrgebiets. Die Entwicklung und Verbesserung der Lebensqualität im Revier waren ihr schon wäh­rend ihrer Zeit bei der Industrie- und Handelskammer zu Münster eine Herzensangelegenheit. In den frühen 1980er Jahren knüpfte sie vor al­lem für kleine und mittelständische Unternehmen Verbindungen, u.a. nach China. Später, Anfang der 1990er Jahre, wurden die Niederlande zu einem Schwerpunkt. Dass heute ein festes wirtschaftliches Band zwischen nordrhein-westfälischen und niederländischen Unternehmen besteht, das ist auch ein Verdienst von Christa Thoben.

Es war auch Christa Thoben, die politisch Verantwortliche aus dem Münsterland mit dem Ruhrgebiet an einen Tisch brachte, um gemein­sam die Region voranzubringen. Vor allem das Thema Bildung ist ihr wichtig.

So hat sie die Ansiedlung einer Hochschule im nördlichen Ruhrgebiet unterstützt. Als Landtagsabgeordnete waren die Stahlindustrie, Ener­giepolitik und die regionale Wirtschaftsförderung ihre zentralen Themen. Als Wirtschaftsministerin ab 2005 hilft sie Unternehmen oft unbürokra­tisch und ohne Aufsehen bei der Lösung schwieriger existenzieller Probleme.

In ihrer langen Karriere hat Christa Thoben viel Gutes für NRW erreicht. Ihre Gesprächseinleitung „Zuerst die Sachverhalte, bitte“ ist längst zum geflügelten Wort geworden, zur ständigen Mahnung, die Wirklichkeit zu nehmen wie sie ist und sie nicht so zurechtzubiegen, wie man sie sich wünscht. Liebe Christa Thoben, Nordrhein-Westfalen braucht solche Menschen wie Sie, Menschen mit Realitätssinn und Tatkraft. Für ihr er­folgreiches Wirken danken wir Christa Thoben mit dem Landesorden.

Professor Dr. h.c. Walther Tröger aus Frankfurt am Main

Für viele ist Sport die schönste Nebensache der Welt – für Walther Trö­ger ist Sport zur Lebensaufgabe geworden. Den Sport zu fördern und die internationale Sportbewegung zu stärken, dafür hat er sich viele Jahrzehnte lang wie kein anderer eingesetzt. Von 1992 bis 2002 war er Präsident des Nationalen Olympischen Komitees (NOC) in Deutschland, zudem hat er dem Internationalen Olympischen Komitee (IOC) von 1989 bis 2009 angehört und er brachte sich in zahlreichen Gremien und Kommissionen des IOC in das internationale Sportgeschehen ein. Seit 2006 ist Walther Tröger auch Mitglied des Präsidiums im Deutschen Olympischen Sportbund DOSB. 6x betreut er als Chef die Deutsche Mission bei den Olympischen Winterspielen. Sein großes, internationa­les Netzwerk in die Sportszene nutzt er bis heute. Er ist als Botschafter und Vermittler in den unterschiedlichsten Missionen unterwegs, unter anderem als IOC-Delegierter für den Behindertensport und als Vorsit­zender der IOC-Kommission „Sport für alle“.

Zu Nordrhein-Westfalen hat Walther Tröger eine besondere Verbindung: Als Spiritus Rector zählt er zu den wichtigsten Initiatoren des Deutschen Sport & Olympia Museums in Köln, das mit seinem Überblick über die Sportgeschichte ein Besuchermagnet ist, der jedes Jahr ca. 150 000 Gäste anzieht.

Mit seinen internationalen Kontakten hat Walther Tröger auch dabei ge­holfen, dass die finanzielle Zukunft des Museums gesichert ist. Walther Tröger, hat sich über viele Jahrzehnte herausragend um den Sport ver­dient gemacht. Mit dem Landesorden drücken wir heute dafür Dank und Anerkennung aus. 

Erhard Väth aus Königswinter

Der eine oder andere von Ihnen hat bestimmt schon einmal erlebt, wie ein Streit, z. B. zwischen Nachbarn oder Autofahrern eskalierte, wie aus einer Kleinigkeit ein lautstarker Konflikt mit heftigen Beleidigungen wurde. Damit ein solcher Zwist möglichst schnell auch wieder aus der Welt geschafft wird, gibt es ehrenamtliche Schiedsfrauen und -männer, die es gelernt haben, Streithähne wieder auf den Teppich zu holen und zu schlichten. Erhard Väth sorgt seit vielen Jahrzehnten dafür, dass wir ehrenamtliche Schiedsfrauen und -männer haben, die das können.

Der ehemalige Richter gehört zu den am meisten geschätzten Juristen in NRW. Zu seiner langen Laufbahn in der Justiz gehört auch, dass er seit vielen Jahren Bundesvorsitzender des Bundes Deutscher Schieds­männer und Schiedsfrauen und Schulungsleiter des Schiedsamtssemi­nars ist. Damit ist Erhard Väth so etwas wie der Chef-Ausbilder aller Schiedsfrauen und -männer – natürlich auch in Nordrhein-Westfalen – und hat diese Ausbildung wie kein Zweiter geprägt. Zahlreiche Lehr­pläne hat er mit gestaltet und unter seiner Ägide ist die Zahl der Lehr­gänge kontinuierlich gewachsen. Sein breites Wissen hat er in Fachta­gungen immer verständlich und überdies kurzweilig weitergegeben. Ab 1991 ist Erhard Väth auch in den neuen Bundesländern im Einsatz ge­wesen, um dort neue Schiedsfrauen und -männer auszubilden und Schiedsstellen aufzubauen.

Erhard Väth hat an der Novellierung der Schiedsamtsgesetze in vielen Bundesländern mitgewirkt. Er hat die Institution des Schiedsamts mo­dernisiert und dazu beigetragen, dass die Gerichte in unserem Land entlastet werden. Erhard Väth ist ein vorbildlicher Repräsentant der Jus­tiz und des bürgerschaftlichen Engagements unseres Landes, dessen Verdienste heute mit dem Landesorden ausgezeichnet werden.

Dr. Michael Vesper aus Köln

Von Johannes Rau sind viele Sprichwörter überliefert. Eines davon lau­tet: „Lieber ein Haus im Grünen als einen Grünen im Haus.“ Was ihn damals zu dieser Aussage verleitete, können wir heute nur vermuten. Vielleicht kamen die Grünen ihm damals so bedrohlich vor wie grüne Invasoren von Mars. Ich bin mir sicher, dass es jedenfalls nicht Michael Vesper war, der ihm einen solchen Schrecken eingejagt hat. Denn Michael Vesper hat sich immer dafür eingesetzt, Probleme pragmatisch anzugehen. Bei den Grünen hat Michael Vesper seinen Stil einmal als „Management des größten alternativen Unternehmens in Deutschland“ bezeichnet. Auf diese Weise hat er maßgeblich zur Entwicklung der Grünen von einer Umweltbewegung zur etablierten Partei in Deutsch­land beigetragen. Als NRW-Minister war er verantwortlich für Bauen und Wohnen, Städtebau, Kultur und Sport. Und nicht zuletzt war er stellver­tretender Ministerpräsident.

Das Verhandlungsgeschick Michael Vespers ist legendär, in den Zei­tungen wurde er auch „erfolgreicher Troubleshooter“ (SZ) oder „Fach­mann für das Schlichten von Konflikten“ (FAZ) genannt – zu Recht, wie ich finde. Ich persönlich kann mich noch sehr gut an Episoden im Kabi­nett Clement und Steinbrück erinnern, die Michael Vesper und ich ge­meinsam erlebt haben. Ihn schickte man immer mitten ins Geschehen, wenn es darum ging, in der rot-grünen Koalition die Wogen zu glätten.

2006 erfolgte der „Seitenwechsel“, wie er es selbst bezeichnete, von der Politik in den Sport: Heute ist Michael Vesper Generaldirektor des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) und setzt sich mit seinen Stärken für den Sport ein: unbürokratisch, freundlich und immer mit gu­tem Draht zur Basis. Ihm liegt die Förderung des Leistungs- und des Breitensports am Herzen.

Michael Vesper verstand es, die beiden ehemaligen Dachorganisatio­nen im Sport, das NOK und den DSB, zu einer Einheit zusammenzu­führen. Er entwickelte den nationalen Integrationsplan und er hat den Kampf gegen Doping zu seinen wichtigsten Aufgaben gemacht. Und nicht zuletzt war er bei den Olympischen Spielen in London und 2008 schon in Peking als „Chef de Mission“ der deutschen Delegationen im Einsatz. Für seinen großen Einsatz in der Politik und für den Sport sa­gen wir heute Danke und zeichnen Michael Vesper mit dem Landesver­dienstorden aus.

Prälat Dr. Karl-Heinz Vogt, Köln

Für Prälat Dr. Karl-Heinz Vogt ist die christliche Nächstenliebe die Grundlage jedes Handelns. Unermüdlich hat er sich für das Wohl der Menschen eingesetzt, besonders für Arme und Hilfsbedürftige. Um sie hat er sich als Caritasdirektor beim Caritasverband der Stadt Köln be­sonders gekümmert. Bis zum heutigen Tag fühlt er sich diesem Auftrag verpflichtet.

Prälat Dr. Vogt ist der Landesregierung seit vielen Jahren ein verläss­licher Partner. Als Leiter des Katholischen Büros in Nordrhein-Westfalen war er von 2000 bis 2010 ein engagierter Vermittler zwischen Kirche und Politik. Er hat an der Schnittstelle zwischen beiden Welten um ge­genseitiges Verständnis geworben. Ich bin sicher, dass dies eine sehr spannende, zuweilen auch anstrengende Zeit war: In den zehn Jahren hat Prälat Dr. Vogt vier verschiedene Regierungschefs erlebt, die sich nicht nur in der politischen Couleur voneinander unterschieden haben, sondern gewiss auch in ihrer persönlichen Art. Bei allen unterschied­lichen Positionen, Überzeugungen und Persönlichkeiten hat Prälat Dr. Vogt es verstanden, einen engen Dialog zwischen katholischer Kirche und der Politik zu pflegen. Auch aus eigener Erfahrung weiß ich, dass ihm dies exzellent gelungen ist.

Mit seiner besonnenen und freundlichen Art hat Prälat Dr. Vogt hat dafür gesorgt, dass der Austausch zwischen der katholischen Kirche – den Diözesen, Erzdiözesen und Verbänden – und den politischen Institutio­nen des Landes stets fruchtbar blieb.

Das ist von großer Bedeutung, denn die Kirchen sind wichtige Akteure, wenn es um die Gestaltung einer gerechten Gesellschaft geht.

Lieber Prälat Dr. Vogt, im Namen der Landesregierung NRW danke ich Ihnen von ganzem Herzen für Ihr Engagement. Denn auch ich bin da­von überzeugt, dass wir den Menschen in den Mittelpunkt unseres Han­dels stellen müssen. Kirche und Politik müssen hier dieselbe Sprache sprechen. Für Ihr soziales Engagement und Ihre besonderen Dienste um den partnerschaftlichen Austausch zwischen Staat und Kirche ver­leihe ich Ihnen heute den Landesverdienstorden.

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