Ministerpräsident Hendrik Wüst verleiht 14 Personen die Rettungsmedaille des Landes Nordrhein-Westfalen

Ministerpräsident Wüst: Die Geehrten haben mit ihrem mutigen und selbstlosen Einsatz gezeigt, dass das richtige Handeln Einzelner Leben retten kann

3. Mai 2024
Ministerpräsident Hendrik Wüst verleiht 14 Personen die Rettungsmedaille des Landes Nordrhein-Westfalen

Ministerpräsident Hendrik Wüst zeichnet 14 Personen mit der Rettungsmedaille des Landes Nordrhein-Westfalen aus. Sie alle haben ihr eigenes Leben in Gefahr gebracht, um andere Menschen aus lebensbedrohlichen Notlagen zu retten.

Staatskanzlei Nordrhein-Westfalen

Ministerpräsident Hendrik Wüst zeichnet am Freitag, 3. Mai 2024, in Düsseldorf 14 Personen mit der Rettungsmedaille des Landes Nordrhein-Westfalen aus. Sie alle haben ihr eigenes Leben in Gefahr gebracht, um andere Menschen aus lebensbedrohlichen Notlagen zu retten. Darüber hinaus spricht der Ministerpräsident eine Öffentliche Belobigung an eine Person aus, die eine Rettungstat unterstützt hat. Die Auszeichnung findet am Abend im Rahmen einer Feierstunde im Ständehaus K 21 in Düsseldorf statt.

Ministerpräsident Hendrik Wüst: „In manchen Situationen kommt es darauf an, dass Menschen mutig und ohne lange zu zögern handeln – insbesondere dann, wenn Mitmenschen in akuter Gefahr sind. Die 14 Menschen, die heute mit der Rettungsmedaille des Landes Nordrhein-Westfalen ausgezeichnet werden, haben genau das getan: Mit ihrem mutigen und selbstlosen Einsatz haben sie andere Menschen aus lebensgefährlichen Situationen gerettet, aus denen es ohne ihre Hilfe keine Rettung gegeben hätte. Sie haben nicht weggeschaut, sondern hingesehen und unter Einsatz ihres eigenen Lebens geholfen. Dafür haben sie unseren größten Respekt verdient – denn sie sind Vorbilder für uns alle.“

Hintergrund

Die Rettungsmedaille des Landes Nordrhein-Westfalen wird seit 1951 auf der Grundlage des Gesetzes über die staatliche Anerkennung für Rettungstaten des Landes Nordrhein-Westfalen verliehen. Mit ihr werden Persönlichkeiten ausgezeichnet, die unter Einsatz ihres eigenen Lebens andere Menschen aus einer lebensbedrohlichen Notlage gerettet haben. Insgesamt wurde die Medaille aus massivem Silber bisher an 1.391 Bürgerinnen und Bürger verliehen.

Die Rettungstaten im Überblick:

  • Michael Klein aus Leverkusen rettete am 27. Mai 2021 mehrere Bewohner aus einer brennenden Wohnung.
  • Senad Bajraj aus Stadtlohn rettete am 8. Juni 2021 eine gehbehinderte Frau aus ihrer brennenden Wohnung.
  • Kushtrim Hetemi aus Würselen verhinderte am 18. Juni 2021 das Herunterstürzen einer Frau von einer Autobahnbrücke.
  • Tobias Lindekamp aus Hünxe und Pascal Weißenfeld aus Duisburg retteten am 25. Juni 2021 mehreren Menschen nach einem schweren Unfall auf der Autobahn das Leben.
  • Günter Wagner aus Blankenheim ging am 19. Dezember 2021 dazwischen, als eine Frau von ihrem Hund angegriffen und schwer verletzt wird.
  • Polizeioberkommissar Fabian Heeke aus Osnabrück (damals Hörstel) rettete am 1. April 2022 einen Mann vor dem Ertrinken aus dem Dortmund-Ems-Kanal. Polizeihauptkommissar a.D. Heinz-Hermann Grabe aus Nottuln unterstützte die Rettung und erhält dafür eine Öffentliche Belobigung.
  • Simone ter Haar aus Köln rettete am 22. April 2022 einer Seniorin das Leben, die mit einer Schere angegriffen und verletzt wurde.
  • Mohamad Al Hasan aus Mülheim an der Ruhr wurde am 17. August 2022 Zeuge eines Messerangriffs und sorgte durch sein vorbildliches Verhalten dafür, dass der Täter nicht noch weitere Menschen mit dem Messer angreift.
  • Jan Piosik aus Hückelhoven rettete am 16. September 2022 zwei ältere Herren aus einem brennenden Haus.
  • Sandra Brandhofer aus Dortmund, Melissa Abraham aus Memmingen (damals Herne) und Mahir Günes aus Gladbeck retteten am 14. November 2022 über 30 Patientinnen und Patienten aus einem brennenden Krankenhaus in Gelsenkirchen.
  • Jochen Naßmacher aus Lengerich half am 30. November 2022 einer Kollegin, die von einem Mann belästigt wurde. Dabei wird er von dem Mann mit einem Messer angegriffen und stirbt zwei Tage später an seinen Verletzungen. Die posthume Auszeichnung wird von seinem Sohn und seinem Bruder entgegengenommen.

 

Die Laudationes im Wortlaut:
(Es gilt das gesprochene Wort.)

Michael Klein aus Leverkusen

In der Nacht des 27. Mai 2021 wird Michael Klein von einem lauten Knall geweckt. Dann hört er aus einer Nachbarwohnung einen Brandmelder. Michael Klein, Oberbrandmeister der Freiwilligen Feuerwehr in Leverkusen, wird klar: Das ist ernst! Es brennt in der Nachbarwohnung.

Sehr schnell zieht der Rauch auch in seine Wohnung. Michael Klein kann nur noch über den Boden krabbelnd in den Hausflur gelangen. Dort trifft er auf einen seiner Etagen-Nachbarn. Die beiden hören Schreie aus der dritten, der brennenden Wohnung. Gemeinsam treten sie die Wohnungstür ein. Die Flammen schlagen ihnen entgegen. Es ist unmöglich, in die Wohnung zu gelangen. Sie müssen die Tür wieder schließen.

Es beginnt ein Kampf gegen die Zeit: Michael Klein kümmert sich umgehend darum, die übrigen Bewohner des Hauses zu evakuieren. Der Nachbar verständigt die Feuerwehr. Wenig später haben alle Bewohner das Haus verlassen. Alle bis auf den Mann aus der brennenden Wohnung. Eine zufällig vorbeifahrende Polizeistreife übernimmt die weitere Koordination. Michael Klein eilt zu „seiner“ nahen Feuerwache Steinbüchel und erklärt seinen Kollegen die Lage. Mit dem ersten ausrückenden Fahrzeug fährt er zurück zum Einsatzort. Dort können die Einsatzkräfte der Feuerwehr noch immer nicht in die brennende Wohnung. Feuer und Hitze sind zu stark.

Man befürchtet das Schlimmste für den Bewohner. Doch es stellt sich heraus, dass er sich durch einen Sprung aus dem 2. Stock hat retten können und auf dem Weg ins Krankenhaus ist. Durch das überlegte und entschlossene Handeln Michael Kleins haben alle Bewohner des Hauses eine lebensgefährliche Situation überlebt. Für sein schnelles und umsichtiges Eingreifen verleihe ich Michael Klein die Rettungsmedaille des Landes Nordrhein-Westfalen.

Senad Bajraj aus Stadtlohn

Auch im nächsten Fall geht es um einen hochgefährlichen Brand: Am späten Vormittag des 8. Juni 2021 bricht ein Feuer an einem Zweifamilienhaus in Stadtlohn aus. Von Anbauten des Hauses aus greifen die Flammen auf die Wohnungen im ersten Obergeschoss und auf das Dachgeschoss über. Senad Bajraj ist in der Nähe mit dem Fahrrad unterwegs, sieht die Rauchwolken und fährt sofort zu dem brennenden Haus. Als er dort ankommt, läuft er ohne zu zögern in den Hausflur.

Eine Bewohnerin ruft nach ihrer Mutter, die im Obergeschoss wohnt. Die Mutter ist gehbehindert und kann das Haus nicht ohne Hilfe verlassen. Während die Flammen bereits an der Fassade des Hauses hochschlagen, liegt sie hilflos im Bett.

Senad Bajraj läuft durch das verrauchte Treppenhaus ins erste Obergeschoss und trägt die Frau durch das Treppenhaus hinunter ins Freie. Jetzt treffen auch Feuerwehr und Rettungsdienst ein.

Durch sein schnelles und mutiges Handeln hat Senad Bajraj der Frau das Leben gerettet. Durch die starke Rauchentwicklung und die schnelle Ausbreitung des Brandes wäre die Hilfe der Feuerwehr vermutlich zu spät gekommen. Senad Bajraj befand sich in Lebensgefahr: Das Feuer hätte sich weiter ausbreiten können.

Die Rauchgase sind hochgiftig – sie einzuatmen, kann schon in kürzester Zeit zur Bewusstlosigkeit führen. Auch konnte Senad Bajraj beim Betreten des Hauses nicht wissen, ob er wieder hinauskommen würde. Umso mutiger war sein Einsatz, für den ich Herrn Bajraj die Rettungsmedaille des Landes Nordrhein-Westfalen verleihe.

Tobias Lindekamp aus Hünxe und Pascal Weißenfeld aus Duisburg

Am Nachmittag des 25. Juni 2021 kommt es auf der A2 in der Nähe des Autobahnkreuzes Dortmund-Nordwest zu einem schrecklichen Unfall. Ein Sattelzug gerät von seiner Fahrbahn ab und kollidiert mit einem Auto auf der Nachbarspur.

Daraufhin verliert der LKW-Fahrer die Kontrolle über sein Fahrzeug, durchbricht die Mittelleitplanke und gerät auf die Gegenfahrbahn. Zwei Fahrzeuge können nicht mehr rechtzeitig ausweichen und stoßen mit dem Sattelzug zusammen. Die beiden Fahrer sind sofort tot, drei weitere Insassen werden schwer verletzt. Der Fahrer des Sattelzugs und der des ersten PKW erleiden leichte Verletzungen.

Die Bundeswehrsoldaten Tobias Lindekamp und Pascal Weißenfeld sind ebenfalls auf der A2 unterwegs und werden Zeugen des Unfalls. Tobias Lindekamp hält auf dem Standstreifen und greift den Erste-Hilfe-Kasten. Die beiden Soldaten laufen durch den fließenden Verkehr und über die Leitplanken auf die andere Seite der Autobahn. Dort beginnt eines der Autos zu brennen. Das Feuer kann durch mehrere Ersthelfer schnell gelöscht werden. Gerade rechtzeitig, denn der Dieseltank des Sattelzuges ist aufgerissen und läuft aus.

Pascal Weißenfeld kümmert sich nun um zwei schwerverletzte Jugendliche, die sich selbst aus einem der Wracks befreien konnten. Tobias Lindekamp sucht die Unfallstelle nach weiteren Verletzten ab. In einem der Unfallfahrzeuge findet er die Mutter der beiden Jugendlichen. Sie ist schwerverletzt und eingeklemmt. Erst die später eintreffende Feuerwehr kann sie mit schwerem Gerät befreien.

Tobias Lindekamp läuft zurück zu Pascal Weißenfeld. Gemeinsam mit anderen Helfern kümmern sie sich um die Schwerverletzten und die unter Schock stehenden Leichtverletzten. Als die Rettungskräfte eintreffen, weisen Tobias Lindekamp und Pascal Weißenfeld sie ein, damit keine Zeit verloren geht. Sie unterstützen die Rettungskräfte, bis die Verletzten mit zwei Rettungshubschraubern und mehreren Rettungswagen abtransportiert werden können.

Durch ihr schnelles und mutiges Eingreifen haben Tobias Lindekamp und Pascal Weißenfeld mehreren Menschen das Leben gerettet. Sie haben ein Übergreifen des Feuers auf die anderen Fahrzeuge verhindert und die gesamte Situation nach dem Unfall bestmöglich unter Kontrolle behalten.

Die beiden befanden sich auch selbst in Lebensgefahr. Für ihren mutigen und selbstlosen Einsatz verleihe ich Tobias Lindekamp und Pascal Weißenfeld die Rettungsmedaille des Landes Nordrhein-Westfalen.

Die anderen Ersthelfer, die vor Ort waren und geholfen haben, möchten namentlich nicht genannt werden. Auch ihnen gilt unser besonderer Dank.

Kushtrim Hetemi aus Würselen

Am 18. Juni 2021 befindet sich Kushtrim Hetemi auf dem Heimweg auf der A 544. Er bemerkt einige Autos auf dem Seitenstreifen und mehrere Personen, die zu einer Fußgängerbrücke hochblicken. Kushtrim Hetemi hält ebenfalls an.

Nun sieht er eine Frau, die sich nur noch mit ihren Händen an der Brücke festhält. Sofort fährt Herr Hetemi von der Autobahn ab und macht sich auf den Weg zur Brücke. Dort halten zwei Personen die Frau mit ihren Händen durch das Brückengeländer fest. Kushtrim Hetemi nimmt einen langen Füllschlauch aus seinem Firmenwagen, läuft zu den beiden Helfern und befestigt den Schlauch um seinen Bauch. Dann klettert er über das Brückengeländer. Er hat einen mutigen Plan: Er will sich zu der Frau hinabseilen, um sie zu bergen.

Aber als er mit seiner Aktion beginnen will, verlässt einen der Helfer die Kraft. Er kann den Arm der inzwischen bewusstlosen Frau nicht mehr halten und lässt ihn los. Kushtrim Hetemi springt geistesgegenwärtig hinzu und packt die Hand der Frau.

Auch der zweite Helfer ist am Ende seiner Kräfte und muss die andere Hand der Frau loslassen. Kushtrim Hetemi beweist jetzt eine unglaubliche Stärke und hält mit beiden Händen die Frau alleine fest. Inzwischen sind Rettungskräfte da und haben Sprungpolster unterhalb der Brücke platziert. Auf ihr Zeichen lässt Kushtrim Hetemi die Frau los. Sie fällt auf eines der Sprungpolster und bleibt weitgehend unverletzt.

Ohne das Eingreifen von Kushtrim Hetemi wäre die Frau von der Brücke gestürzt. Kushtrim Hetemi befand sich in Lebensgefahr, als er über das Brückengeländer stieg, um sich zu der Frau abzuseilen.

Für seinen mutigen Einsatz verleihe ich Kushtrim Hetemi die Rettungsmedaille des Landes Nordrhein-Westfalen.

Günter Wagner aus Blankenheim

Am Abend des 19. Dezember 2021 fährt Günter Wagner von seinem landwirtschaftlichen Betrieb zur nahen Tankstelle.

Auf einem Wanderparkplatz an der Bundesstraße sieht Günter Wagner etwas Furchtbares: Ein großer Hund hat sich in eine am Boden liegende Frau verbissen.

Günter Wagner bremst sofort scharf ab, schaltet die Warnblinkanlage ein und hupt. Der Hund, eine Spanische Dogge, reagiert nicht. Günter Wagner steigt aus dem Wagen. Er ist unsicher, ob er überhaupt etwas gegen das riesige, etwa 50 Kilo schwere Tier ausrichten kann. Anders als sonst sind auf der Pick-up-Ladefläche keine großen Werkzeuge, sondern nur zwei leere 10-Liter-Reserve-Kanister.

Günter Wagner greift sich die beiden Kanister und schlägt mit ihnen und mit voller Kraft auf den Kopf des Hundes ein. Endlich lässt der Hund von der Frau ab. Immer wieder scheppert Günter Wagner mit den Kanistern und schreit das Tier an, bis der Hund schließlich in den Wald läuft. Sofort wendet sich Günter Wagner der schwer verletzten, aber ansprechbaren Frau zu. Er beruhigt sie, setzt einen Notruf ab und kümmert sich weiter um sie, bis die Rettungskräfte eintreffen und sie ins Krankenhaus bringen.

Monate später bedankt sich die Frau bei Günter Wagner für ihre Rettung. Sie erzählt ihm, dass sie mehrfach operiert werden musste. Und sie berichtet auch, dass die Spanische Dogge ihr eigener Hund war und sie wie aus dem Nichts angegriffen hatte.

Ohne den mutigen und selbstlosen Einsatz von Günter Wagner hätte die Frau den Angriff ihres Hundes wahrscheinlich nicht überlebt. Auch der Retter befand sich dabei in Lebensgefahr, denn der Hund hätte auch ihn jederzeit angreifen und tödlich verletzen können.

Für seinen entschlossenen, mutigen Einsatz verleihe ich Günter Wagner die Rettungsmedaille des Landes Nordrhein-Westfalen.

Polizeioberkommissar Fabian Heeke aus Osnabrück und Polizeihauptkommissar a.D. Heinz-Hermann Grabe aus Nottuln

Am späten Abend des 1. April 2022 wird über den Polizeinotruf ein Einbruch in einem Getränkehandel in der Nähe des Dortmund-Ems-Kanals gemeldet. Polizeioberkommissar Fabian Heeke und Polizeihauptkommissar Heinz-Hermann Grabe machen sich sofort auf den Weg.

Vor Ort sehen sie einen Mann, der Richtung Dortmund-Ems-Kanal flüchtet. Doch bevor die Polizeibeamten den Mann fassen können, springt er kopfüber in den Kanal. Nach kurzer Zeit ruft der Mann panisch um Hilfe. Sein Kopf taucht immer wieder bedrohlich unter die Wasseroberfläche: Er droht zu ertrinken. Fabian Heeke springt in das acht Grad kalte Wasser. Sein Kollege, Heinz-Hermann Grabe, sorgt mit einer Taschenlampe für bessere Sicht.

Der geflüchtete Mann ist inzwischen komplett unter Wasser. Fabian Heeke taucht nach ihm, bekommt ihn zu fassen und zieht ihn in Richtung Ufer zur Spundwand. Heinz-Hermann Grabe und Fabian Heeke ziehen den entkräfteten und unterkühlten Mann gemeinsam ans Ufer. Hier wird er den eingetroffenen Rettungskräften übergeben.

Fabian Heeke trägt leichte Schürfwunden und Schnittverletzungen davon. Ohne die Hilfe von Fabian Heeke wäre der Mann höchst wahrscheinlich ertrunken. Er war zu kraftlos, um sich ans Ufer zu retten, geschweige denn alleine an der Spundwand hochzuklettern. Aber nicht nur für ihn bestand Lebensgefahr.

Fabian Heeke hätte von dem Mann mit unter Wasser gezogen werden können. Hinzu kam das extrem kalte Wasser. Auch durch die tatkräftige Unterstützung von Heinz-Hermann Grabe konnte der Mann gerettet werden.

Für sein vorbildliches Verhalten verleihe ich Polizeioberkommissar Fabian Heeke die Rettungsmedaille des Landes Nordrhein-Westfalen.

Polizeihauptkommissar a.D. Heinz-Hermann Grabe erhält für seine unterstützende Hilfe eine Öffentliche Belobigung.

Simone ter Haar aus Köln

Am Mittag des 22. April 2022 steht Simone ter Haar in einem Geschäft der Opernpassage in der Kölner Innenstadt. Sie beobachtet, wie eine ältere Frau, die sich Verkaufsstände anschaut, unvermittelt von einem Mann angegriffen und zu Boden geschlagen wird.

Simone ter Haar eilt sofort zur Hilfe. Doch der Angreifer hat der am Boden liegenden Frau bereits mit der Klinge einer Schere in den Hals gestochen. Nun setzt er zu einem weiteren Stich an. Simone ter Haar handelt instinktiv. Sie stößt den Angreifer mit beiden Armen von der Seniorin weg. Der Mann taumelt nach hinten.

Simone ter Haar rennt wieder zurück in das Geschäft und verständigt Rettungsdienst und Polizei. Der Angreifer ist nach ihrem beherzten Eingreifen geflohen.

Das Opfer wird vor Ort von Ersthelfern versorgt, in eine Klinik gebracht und operiert. Die Frau hat eine tiefe Stichverletzung am Hals, nur knapp neben einer wichtigen Arterie. Der Täter kann identifiziert und in seiner Wohnung festgenommen werden. Ein Gericht ordnet später die Unterbringung in einem psychiatrischen Krankenhaus an.

Durch ihr sofortiges und beherztes Eingreifen hat Simone ter Haar der Seniorin vermutlich das Leben gerettet. Hätte sie den Täter nicht weggestoßen, hätte dieser erneut zustechen und sein Opfer tödlich verletzen können. Auch Simone ter Haar hätte angegriffen und verletzt werden können.

Für ihren couragierten Einsatz verleihe ich Simone ter Haar die Rettungsmedaille des Landes Nordrhein-Westfalen.

Mohamad Al Hasan aus Mülheim an der Ruhr

Am 17. August 2022 liefert Mohamad Al Hasan in Mülheim an der Ruhr ein Paket aus. Als er seinen Wagen parkt, beobachtet er einen Streit an einem nahen Kiosk. Ein Mann will dort eine Pfandflasche abgeben. Die Verkäuferin nimmt die Flasche jedoch nicht an, weil das Etikett fehlt.

Der Mann geht zunächst weg, dreht aber nach wenigen Metern plötzlich um, greift in seinen Rucksack und holt ein Messer heraus. Er geht zurück zum Kiosk und sticht einer älteren Dame, die in der Schlange davor wartet, unvermittelt mit dem Messer in den Rücken. Dann flüchtet er. Das alles geschieht in wenigen Sekunden.

Mohamad Al Hasan kennt die Frau und läuft sofort zu ihr. Er beruhigt sie, informiert ihre Familie und setzt einen Notruf ab. Noch während er die Polizei anruft läuft Mohamad Al Hasan zu seinem Wagen und nimmt die Verfolgung auf. Tatsächlich kann er den Täter ausfindig machen. Der geht gerade auf eine Haltestelle zu, an der sich viele Kinder aufhalten. Mohamad Al Hasan befürchtet, dass der Mann die Kinder mit dem Messer angreifen könnte.

Er steigt aus dem Auto, geht auf den aggressiven Mann zu, zieht seine Aufmerksamkeit auf sich und überwältigt ihn. Er kann ihn festhalten, bis nach wenigen Minuten die Polizei eintrifft. Durch seine schnelle Reaktion hat Mohamad Al Hasan verhindert, dass weitere Personen verletzt oder getötet werden konnten. Und auch für ihn selbst bestand die Gefahr, durch das Messer verletzt zu werden.

Der Täter wurde gefasst und später verurteilt. Für seinen mutigen Einsatz zur Abwendung einer Gefahr für die Allgemeinheit verleihe ich Mohamad Al Hasan die Rettungs­medaille des Landes Nordrhein-Westfalen.

Jan Piosik aus Hückelhoven

Am Abend des 16. September 2022 bemerkt Jan Piosik vor seiner Wohnung in Hückelhoven, dass Rauch aus dem Nachbarhaus aufsteigt. Er läuft sofort hinüber. Die Haustür ist nur angelehnt, er geht hinein.

Im Haus gibt es eine enorme Rauch­entwicklung. Im Wohnzimmer trifft er auf einen der beiden älteren Bewohner. Der verwirrt wirkende Mann versucht, einen Brand mit einer kleinen Karaffe Wasser zu löschen. Jan Piosik versucht, ihn zum Verlassen des Hauses zu bewegen. Vergeblich.

Den zweiten älteren Herrn findet Jan Piosik in der Küche, wo dieser gerade versucht, Wertsachen zu retten. Jan Piosik wird klar, dass sich das Feuer weiter ausbreitet und die Rauchentwicklung immer stärker wird. Beherzt greift er die beiden Senioren am Arm und bringt sie aus dem Haus und in Sicherheit. Er wählt den Notruf.

Kurz darauf schlagen bereits Flammen aus dem Fenster des brennenden Wohnzimmers. Bald treffen Feuerwehr und Rettungskräfte ein.

Ohne die sofortige Reaktion von Jan Piosik hätten es die beiden Bewohner sehr wahrscheinlich nicht rechtzeitig geschafft, das Haus zu verlassen. Jan Piosik befand sich ebenfalls in Lebensgefahr. Bei seiner Rettungstat atmete er giftige Rauchgase ein. Für sein beherztes Eingreifen verleihe ich Jan Piosik die Rettungsmedaille des Landes Nordrhein-Westfalen.

Melissa Abraham aus Memmingen, Sandra Brandhofer aus Dortmund und Mahir Günes aus Gladbeck

Am 14. November 2022 bricht kurz vor Mitternacht auf einer Station des Evangelischen Klinikum Gelsenkirchen in einem Patientenzimmer ein Feuer aus. Melissa Abraham, Sandra Brandhofer und ihr Kollege Mahir Günes haben gerade Nachtdienst auf der Station.

Plötzlich zeigt ein Überwachungsmonitor einen ungewöhnlichen Wert an. Herr Günes macht sich sofort auf, um nach dem Patienten zu sehen. Als er das Zimmer betritt, sieht er, dass eines der beiden Betten brennt. Einer der Patienten flüchtet an Herrn Günes vorbei durch die Tür. Mahir Günes ruft laut, um seine Kolleginnen auf den Brand aufmerksam zu machen. Frau Brandhofer alarmiert die Feuerwehr. Zusammen mit Frau Abraham beginnt sie daraufhin sofort mit der Evakuierung der Station. Mahir Günes trägt den zweiten Patienten aus dem Zimmer. Melissa Abraham hilft ihm dabei.

Inzwischen erfasst der Rauch fast das ganze Gebäude. Wegen des Alarms kommen weitere Kolleginnen und Kollegen von anderen Stationen und helfen, die Patienten zu evakuieren. Teilweise müssen die Kranken durch die Fenster nach draußen transportiert oder über den Balkon evakuiert werden. Der Flur der Station ist wegen des dichten Rauchs schon bald nicht mehr passierbar. Insgesamt werden 37 Personen evakuiert. Innerhalb der etwa 30 Minuten andauernden Aktion haben sich viele Pflegekräfte in Gefahr gebracht. Insgesamt acht Personen, darunter auch Frau Abraham, Frau Brandhofer und Herr Günes, hatten eine Rauchgasvergiftung.

Melissa Abraham, Sandra Brandhofer und Mahir Günes waren durch ihren Einsatz in Lebensgefahr. Durch ihr schnelles, direktes und zugleich umsichtiges Handeln haben Melissa Abraham, Sandra Brandhofer und Mahir Günes nicht nur einem Menschen das Leben gerettet. Sie haben auch viele weitere Patientinnen und Patienten evakuiert und so vor Schlimmerem bewahrt.

Für diesen vorbildlichen Einsatz verleihe ich Melissa Abraham, Sandra Brandhofer und Mahir Günes die Rettungsmedaille des Landes Nordrhein-Westfalen.

Jochen Naßmacher aus Lengerich

Auf die Bühne bitte ich nun die Herren Rico und Frank Naßmacher, den Sohn und den Bruder des verstorbenen Jochen Naßmacher.

Am 30. November 2022 befindet sich Jochen Naßmacher, Pächter einer Esso-Tankstelle in Lengerich, gemeinsam mit einer Mitarbeiterin und einer Kundin im Verkaufsraum der Tankstelle.

Plötzlich betritt ein Mann den Verkaufsraum und beginnt herumzuschreien. Dann geht er hinter den Verkaufstresen und bedrängt die dort stehende Mitarbeiterin. Voller Panik ruft sie um Hilfe.

Jochen Naßmacher hört die Hilferufe seiner Mitarbeiterin und eilt zu ihr. Er versucht, den Mann wegzuschieben. Es kommt zu einem Handgemenge.

Der Mann zieht ein Messer und sticht mehrfach auf Jochen Naßmacher ein. Ein Polizeibeamter, der gerade zufällig in die Tankstelle kommt und Zeuge des Angriffs wird, zieht seine Waffe und erschießt den Täter. Jochen Naßmacher ist sehr schwer verletzt. Er kommt ins Krankenhaus, wird mehrfach operiert, aber am Ende können die Ärzte sein Leben nicht retten. Er stirbt zwei Tage später an den Folgen seiner schweren Verletzungen.

Jochen Naßmacher ist seiner Mitarbeiterin ganz selbstverständlich zur Hilfe geeilt, ohne Rücksicht auf die eigene Sicherheit. Er zeigte große Zivilcourage und kam durch sein selbstloses Handeln ums Leben.

Für seinen mutigen Einsatz verleihe ich Jochen Naßmacher posthum die Rettungsmedaille des Landes Nordrhein-Westfalen.

Lieber Rico und Frank Naßmacher, Ihnen gilt nicht nur mein Dank, dass Sie heute diese posthume Auszeichnung für Ihren Vater und Bruder entgegennehmen.

Ihnen gilt auch mein tief empfundenes Beileid für Ihren Verlust. Eine Medaille wie diese kann Ihren Schmerz sicher nicht lindern, aber wir alle können Ihrem Vater, Ihrem Bruder ein ehrendes Andenken bewahren.

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