Ministerin Steffens: SchLAu NRW ist wegweisend für eine aufgeklärte und offene Gesellschaft

SchLAu NRW leistet seit 15 Jahren Antidiskriminierungsarbeit

30. Oktober 2015

Als Projekt eines Netzwerks lokaler Aufklärungsgruppen leistet SchLAu (Schwul Lesbisch Bi Trans* Aufklärung) in Nordrhein-Westfalen seit 15 Jahren Antidiskriminierungsarbeit insbesondere in Schulen und Jugendeinrichtungen.

Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung

Als Projekt eines Netzwerks lokaler Aufklärungsgruppen leistet SchLAu (Schwul Lesbisch Bi Trans* Aufklärung) in Nordrhein-Westfalen seit 15 Jahren Antidiskriminierungsarbeit insbesondere in Schulen und Jugendeinrichtungen. Vorbehalte gegen gleichgeschlechtlich liebende und lebende Menschen sind seit 2012 in NRW insgesamt leicht zurückgegangen, nicht aber bei Menschen unter 30 Jahren und den über 60-Jährigen. „Die homo- und transphoben Tendenzen gerade bei Jüngeren zeigen, wie wichtig die Arbeit von SchLAu NRW ist“, erklärte Ministerin Barbara Steffens anlässlich des Fachtags von SchLAu NRW am morgigen Samstag, 31. Oktober 2015, in Bochum. „Die Selbstbestimmung von jungen Menschen zu stärken und ihnen die Möglichkeit zu geben, in einem geschützten Rahmen über unterschiedliche sexuelle und geschlechtliche Identitäten zu diskutieren und Diskriminierungen abzubauen, ist ein wichtiges Ziel der Workshops von SchLAu. Sie tragen zu einer offenen und aufgeklärten Gesellschaft bei“, so Steffens weiter.
 
Im Jahr 2000 aus einigen ehrenamtlich tätigen Gruppen hervorgegangen, wurde SchLAu NRW mittlerweile zum Vorbild für die Arbeit gegen Homo- und Transphobie auch in anderen Bundesländern. Im Rahmen des „NRW-Aktionsplans für Gleichstellung und Akzeptanz – gegen Homo- und Transphobie“ der Landesregierung wurde 2011 eine hauptamtliche Koordination eingerichtet. Dadurch wird der Ausbau von lokalen, ehrenamtlichen SchLAu-Gruppen unterstützt und die Qualifizierung der Teammitglieder vor Ort weiter entwickelt, etwa durch Einbeziehung von möglichen anderen Diskriminierungsaspekten wie Behinderung oder Migrationshintergrund.
 
Mit pädagogischen Methoden zur Sensibilisierung sowie zum Abbau von Vorurteilen gegenüber Lesben, Schwulen, bisexuellen und Trans* Menschen unterstützt ein Materialienkoffer - die sogenannte „SchLAue Kiste“ - die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Jeder Einsatz wird zuvor mit den Lehrkräften oder Betreuungspersonen abgestimmt, auch um die Materialien alters- und adressatengerecht auszuwählen.
 
Die aktuelle Studie „Abwertung gleichgeschlechtlich liebender Menschen in Nordrhein-Westfalen“ zeigt, dass Homophobie in Nordrhein-Westfalen rückläufig ist, sich dieser positive Trend jedoch abschwächt. „Rund 13 Prozent der Befragten in NRW neigen nach wie vor zu deutlichen sexuellen Vorurteilen. Es ist wichtig, dass wir gemeinsam für eine Gesellschaft der Vielfalt eintreten, in der jeder Mensch seine sexuelle Orientierung und geschlechtliche Identität frei leben kann“, so die Ministerin.
 
Hintergrund

  • Das Projekt SchLAu NRW (www.schlau-nrw.de) wird vom Emanzipationsministerium gefördert und besteht mittlerweile aus 18 lokalen Projekten in ganz NRW.
  • Rund 200 ehrenamtlich Tätige engagieren sich für den Abbau von Trans*- und Homophobie in Schulen und in der Jugendarbeit.
  • Allein im Jahr 2014 wurden 8.300 Teilnehmende in rund 300 Workshops erreicht.
  • SchLAu NRW wurde mehrfach ausgezeichnet, in Hessen, Rheinland-Pfalz, Schleswig-Holstein und Niedersachsen wird ebenfalls nach SchLAuen Qualitätsstandards gegen Homo- und Transphobie gearbeitet. Ein Zusammenschluss aller Projekte deutschlandweit in „Queere Bildung e.V.“ sichert seit 2014 die länderübergreifende Qualität der Arbeit.
  • Die Bilanz und Fortschreibung des „NRW-Aktionsplans für Gleichstellung und Akzeptanz – gegen Homo- und Transphobie“ ist online verfügbar.
  • Die Studie „Abwertung gleichgeschlechtlich liebender Menschen in Nordrhein-Westfalen“ von Prof. Beate Küpper (Hochschule Niederrhein) und Prof. Andreas Zick (Universität Bielefeld) ist online verfügbar.
  • Auszüge aus den Ergebnissen der Studie
  • Die große Mehrheit der Befragten in NRW ist gegenüber der gleichgeschlechtlichen Liebe akzeptierend eingestellt, doch eine Minderheit lehnt weiterhin sexuelle Vielfalt klar ab.
  • Die gleichgeschlechtliche Ehe lehnt rund ein Viertel ab, ein Fünftel hat immer noch homophobe Einstellungen.
  • Homophobie ist bei den Älteren weiter verbreitet. Allerdings stimmen auch die Jüngeren unter 30 Jahren homophoben Einstellungen eher zu als Menschen im mittleren Erwachsenenalter. Bei den Jüngeren und den Älteren nimmt das Ausmaß an Homophobie nicht mehr ab, sondern stagniert.
  • In der Tendenz neigen Menschen mit geringerem Bildungsstatus, Männer, Befragte mit Zuwanderungsgeschichte und Befragte, die auf dem Land wohnen, eher zu Homophobie.
  • Mit zunehmender Religiosität, ablehnender Haltung gegenüber kultureller und religiöser Vielfalt und einer autoritären Grundhaltung nehmen homophobe Einstellungen zu.
  • Mit der politischen Selbstpositionierung von Links über die Mitte nach rechts nehmen homophobe Einstellungen zu. Wer sich politisch machtlos fühlt, neigt eher zu Homophobie. Darüber hinaus sind politische Einstellungen etwa zur Demokratie für Homophobie unbedeutend.
  • Wer gegenüber Europa und der EU kritisch eingestellt ist und eine Rückbesinnung auf nationalstaatliche Autonomie fordert, neigt in der Tendenz etwas eher zur Homophobie.
  • Wer seine sozialen Beziehungen nach Kosten-Nutzen bewertet und wer über mangelnde soziale Unterstützung klagt, tendiert eher zu Homophobie.
  • Mit zunehmendem Einkommen sinken homophobe Einstellungen. Allerdings spielt die eigene finanzielle Lage verglichen mit anderen Einflussfaktoren insgesamt kaum eine Rolle für das individuelle Ausmaß von Homophobie. So ist beispielsweise die Angst vor der eigenen Arbeitslosigkeit unerheblich.
  • Homophobie ist mit anderen Vorurteilen signifikant verknüpft. Wer homosexuelle, also gleichgeschlechtlich liebende Menschen abwertet, wertet mit größerer Wahrscheinlichkeit insbesondere Frauen, Menschen mit Zuwanderungsgeschichte, Juden und Musliminnen und in der Tendenz auch asylsuchende, langzeitarbeitslose und obdachlose Menschen und Menschen mit Behinderung stärker ab.
 
 

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