Ministerin Scharrenbach: Kunst schafft neue Heimatorte im Ruhrgebiet: 20 Projekte in 13 Städten mit 1,5 Millionen Euro gefördert
Kunst schafft neue Heimatorte im Ruhrgebiet: 20 Projekte in 13 Städten der Metropole Ruhr fördert das Ministerium für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung jetzt mit einem Gesamtvolumen von rund 1,5 Millionen Euro. Vorausgegangen war im Oktober 2019 eine durch das Ministerium in Auftrag gegebene Umfrage unter rund 10.000 Künstlerinnen und Künstlern, Kreativen und Kulturschaffenden mit Wohn- oder Arbeitssitz im Ruhrgebiet unter dem Titel „#heimatruhr“.
Kunst schafft neue Heimatorte im Ruhrgebiet: 20 Projekte in 13 Städten der Metropole Ruhr fördert das Ministerium für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung jetzt mit einem Gesamtvolumen von rund 1,5 Millionen Euro.
Vorausgegangen war im Oktober 2019 eine durch das Ministerium in Auftrag gegebene Umfrage unter rund 10.000 Künstlerinnen und Künstlern, Kreativen und Kulturschaffenden mit Wohn- oder Arbeitssitz im Ruhrgebiet unter dem Titel „#heimatruhr“.
Das Projekt wird im Auftrag des Ministeriums vom Institut für Arbeit und Technik der Westfälischen Hochschule (IAT) und dem european centre for creative economy (ecce) durchgeführt.
„Das Ruhrgebiet steckt voller Potentiale, um unsere Heimat kreativ zu gestalten. Dies zeigen die eingereichten Projektvorschläge. Sie umfassen Aktivitäten an unterschiedlichsten Orten, in ganzen Vierteln, zu Wasser, in leerstehenden Gebäuden und an öffentlichen Plätzen“, sagt Ina Scharrenbach, Ministerin für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung. „Es ist beeindruckend, wie intensiv sich Künstlerinnen und Künstler, Kreative und Kulturschaffende mit ihrer Heimat Ruhr auseinandersetzen. Über 300 Projektideen wurden nach dem ersten Aufruf zur Beteiligung an #heimatruhr eingereicht. Wer im Ruhrgebiet wohnt, wohnt in der Zukunft. Deshalb hat die Landesregierung die Ruhr-Konferenz ins Leben gerufen. Sie soll den entscheidenden Impuls geben, um diese Zukunft zu gestalten und die Chancen zu nutzen“, so die Ministerin weiter.
Prof. Dieter Gorny (ecce): „Wenn Kreativität und Innovation maßgeblich bei der zukunftsgerichteten Gestaltung einer Region im Wandel beteiligt seien sollen, müssen die Rahmenbedingungen und die Freiräume für Künstlerinnen, Künstler und Kreative hergestellt und angeboten werden. Ohne Räume und Orte der kreativen Entfaltung gibt es keine Inspiration, die wir jedoch brauchen, um die Komplexität und die Herausforderung des urbanen Wandels zu gestalten. Im Rahmen der ersten Förderrunde von #heimatruhr haben Künstlerinnen, Künstler, Kreative und Kulturschaffende ihre vielfältigen und innovativen Ideen für die Schaffung, Aktivierung und Verstetigung solcher Räume und Orte formuliert. Die Umsetzung der ersten 20 Projekte markiert nun den ersten Meilenstein von #heimatruhr.“
Dr. Judith Terstriep von IAT ergänzt: „Jedes der ausgewählten Projekte ist einzigartig und zeugt von kreativen Ideen. Trotz aller Vielfalt haben die Projekte eine Gemeinsamkeit: Durch künstlerisches und kreatives Potenzial sollen Orte der Begegnung und des Austausches nicht nur für, sondern auch gemeinsam mit Bürgerinnen und Bürgern entwickelt werden. So können diese Orte belebt und neu genutzt werden, zugleich aber durch das unmittelbare Erleben in die Quartiere ausstrahlen, Identität stiften und zur Lebensqualität vor Ort beitragen.“
Ab sofort können Künstlerinnen, Künstler, Kreative und Kulturschaffende weitere Projektideen im Rahmen von #heimatruhr einreichen. Das Heimatministerium stellt für eine zweite Förderrunde noch einmal rund 1,5 Millionen Euro zur Verfügung.
In der im Oktober 2019 gestarteten Online-Befragung hatten sich Künstlerinnen und Künstler, Kreative und Kulturschaffende zur Bedeutung von Heimat und ihrem Blick auf das Ruhrgebiet geäußert. Für 85 Prozent der Befragten ist „Heimat da, wo ich Freundinnen und Freunde habe“. Für 82 Prozent ist Heimat zugleich „da, wo ich mich entfalten kann“. 92 Prozent der Befragten verbinden das Ruhrgebiet mit „kultureller Vielfalt“. Gefragt nach Stichworten, die ein zeitgemäßes Heimatverständnis im Ruhrgebiet wiedergeben, wurden insbesondere „Offenheit“, „Strukturwandel“, „Kultur“, „Diversität“, „Toleranz“ und „Multikulturalität“ genannt.
Wichtig für eine zeitgemäße Weiterentwicklung von Heimat im Ruhrgebiet sind nach Meinung der Befragten Bildung (98%), Stadt- und Quartiersentwicklung (95%), Kultureinrichtungen (95%), Begegnungen (94%), Naturerlebnisse (87%) und neue, moderne Orte, die den Strukturwandel repräsentieren (77%).
Weitere aktuelle Informationen zum Programms #heimatruhr und alle Ergebnisse der Befragung finden Sie auf der Internetseite des Ministeriums unter: https://www.mhkbg.nrw/themen/heimat/heimatruhr
Hintergrund – Kurzübersicht der ersten 20 zur Förderung vorgesehenen Projekte:
Bochum:
- Heimat süße Heimat: Auf dem Imbuschplatz in Bochum werden eine Ausstellung sowie künstlerische Aktionen im öffentlichen Raum umgesetzt, die einerseits die Historie des Platzes abbilden (unter anderem Platz der Bücherverbrennung), aber auch die aktuellen Anwohnerinnen und Anwohner und zahlreichen künstlerischen Akteurinnen und Akteure (ko-fabrik, Zeitmaultheater) einbinden, um den Platz gemeinsam zu bespielen und einen Begegnungsort zu schaffen.
- Naturerholungsgebiet: Dauerhafte Platzgestaltung an Bochums erstem Kreisverkehr: Mit der Lichtinstallation „Naherholungsgebiet“ soll der Platz, der von den Anwohnerinnen und Anwohnern als Aufenthaltsort genutzt wird, offiziell als solcher ausgezeichnet.
- Kunstkiez brummt in Stahlhausen: Ein denkmalgeschützter Hochbunker im bereits aktiven Kunstkiez Bärendorf wird in einen historisch-künstlerischen Kontext gesetzt und durch verschiedene Aktionen und Kunstformen bespielt: Dabei ist eine Ausstellung Fotografie / Malerei geplant sowie Theater- und Tanzaufführungen und Lesungen. Gegen Ende des Projektzeitraumes (Juni 2021) soll ein konkret historischer Bezug zum Stadtjubiläum Bochums hergestellt werden.
- ParkStreifen: Im Rahmen des Projektes werden Menschen aus Bochum-Langendreer an Figurentheaterformen herangeführt und pädagogisch begleitet. Über ein Jahr wird vom skulpturalen Figurenbau bis zu Digital Puppetry ein spannendes Programm angeboten. Durch mehrere Teilprojekte, wie Schreib- und Tanzworkshops, Figurenbau, Kunstwall-Bau und der digitalen Aufbereitung historischen Materials, wird sich mit der Themenwelt Volkspark Langendreer durch unterschiedliche künstlerische Methoden auseinandergesetzt.
- Das Schaubüdchen – Kiosk für kleine Künste: Ein leerstehender Kiosk soll zur Begegnungsstätte für Menschen und Künste im öffentlichen Raum werden. Verschiedene Installationen, Ausstellungen, Lesungen und Performances setzen sich mit der Geschichte der Stadt und den Erinnerungen der Bürgerinnen und Bürger auseinander. Themen für das Programm entspringen aus dem Umfeld der Besucherinnen und Besucher.
Dinslaken:
- KSL – Kunst statt Leerraum: Kunst statt Leerraum bietet 100 Künstlerinnen und Künstlern die Möglichkeit, das ehemaliges Bergwerk Zeche Lohberg über einen Zeitraum von zehn Tagen zu bespielen und vom Gestaltungskonzept bis hin zur finalen Präsentation zu planen und umzusetzen. Daraus resultierend ergibt sich ein attraktiver Ort als alltägliche Begegnungsstätte sowie weitere Aufenthalts- und Begegnungsorte für die Allgemeinheit (Skate-Park, Proberäume, Veranstaltungsorte). Die Ergebnisse der Umnutzung und Erschließung werden im Rahmen eines einwöchigen Festivals mit Konzerten, Workshops, Performances und partizipativen Formaten präsentiert.
Dortmund:
- Experimentier.Labor Heimat.Dortmund: Für das Projekt soll ein Leerstand in Dortmund angemietet werden, um dort langfristig ein transkulturelles und inklusives Zentrum für darstellende Künste zu etablieren. Hierbei wird es darum gehen, die Vernetzung der Tanz- und Theaterszene zu kultivieren und zugleich gemeinsam für und mit Bürgerinnen und Bürgern verschiedene Projekte, Workshops und Veranstaltungen zum Heimatbegriff zu initiieren.
Duisburg:
- Das Plus am Neumarkt: Umnutzung eines 800m² leerstehenden Ladenlokals im Zentrum Duisburgs zum Kultur- und Kreativzentrum: Dieses dient einerseits als Ausstellungs-, Probe- und Co-Workingraum für Künstlerinnen, Künstler und Kreative und bietet über das Projektjahr (saisonale) Veranstaltungen für die Bürgerschaft, so z.B. einen lebendigen Adventskalender, Nachbarschafstreffs, Film- und Musikabende u.a.
Essen:
- Die Werkstatt: Brachliegende und leerstehende Gebäude auf dem Gelände der Zeche Carl in Essen sollen gemeinsam mit Kindern und Jugendlichen konzeptuell und praktisch erschlossen werden. Die Visionen und Ideen zur Gestaltung werden anschließend im Rahmen einer zweiwöchigen Zukunftswerkstatt präsentiert. Dauerhaft soll auf diese Weise ein innovatives Kulturzentrum – gedacht für und von jungen Menschen – entstehen.
- Floating Pavillions: Auf dem Baldeney-See in Essen werden sechs schwimmende Holz-Pavillons errichtet. Die Pavillons bieten bespielbare Räume für verschiedene Anlässe zur Nutzung durch: Kulturvereine, Künstlerinnen und Künstler, Sportvereine, Musikvorführungen, Cafés u.a. Die Pavillons könnten langfristig an verschiedene Akteurinnen und Akteure vermietet werden und somit ein wechselndes Kulturangebot bieten.
Gelsenkirchen:
- NEIGHBORING SATELLITES – #nebenanbeginntdiewelt: Hier sollen alte, unbekannte, versteckte Räume in Gelsenkirchen identifiziert und belebt werden, um neue Orte der Verständigung und gemeinsamen Zukunftsgestaltung zu schaffen. Hierzu finden über mehrere Monate Dialogveranstaltungen mit der Kultur- und Kreativszene sowie der Stadtgesellschaft statt. Ziel ist es, gemeinsam neue Begegnungsorte zu schaffen und künstlerisch zu bespielen. Die Präsentation erfolgt u.a. beim Kulturfestival Szeniale 2021.
Gelsenkirchen/Herten:
- Heimat neu erleben – Neue Klänge an besonderen Orten (HeimatKlänge): An unterschiedlichen Orten im Ruhrgebiet (Nordsternturm, Burg Lüttinghof, Schwarzkaue Schlägel & Eisen, Schloss Horst) werden 20 hochkarätige und internationale Jazzkonzerte durchgeführt. Innovative, kreative Jazzmusik wird hier mit identitätsstiftenden Orten des Ruhrgebiets zusammengebracht.
Hamm:
- Identität der Heimat: Durch Kunst am Bau soll ein zentraler Ort der Kulturszene Hamm umgestaltet werden: An die Fassade der Galerie der Disziplinen wird eine vier Meter hohe Skulptur gebaut, die aus gesammelten Metallobjekten aus Haushalten der Stadt besteht und damit verschiedene Geschichten der Bewohnerinnen und Bewohnern vereint. Durch einen QR-Code ist die Skulptur medial erlebbar und bietet die Möglichkeit Geschichten aus der Stadt anzuhören.
Herten:
- Denk Mal: Im öffentlichen und halböffentlichen Raum in Herten entstehen bis zu sieben Skulpturen, die die verschiedenen Bewohnerinnen und Bewohner des Quartiers abbilden und in ihrer Diversität zeigen. Bei der Entwicklung der Figuren werden Anwohnerinnen und Anwohner und verschiedene gesellschaftliche Gruppen dazu eingeladen, die Skulpturen gemeinsam mit Künstlerinnen und Künstler mitzugestalten.
Herne:
- Freiraumluxus für Kreative: Künstlerinnen, Künstler und Kreative bespielen verschiedene Orte (Ladenlokal/ Werkstatt/ Lager/ Schrottimmobilie/Passage) in Wanne mit künstlerischen Interventionen im öffentlichen Raum und machen diese damit als erlebbaren kreativen Lebensraum in Echtzeit sichtbar. Die Interventionen können temporär und dauerhaft sein und sollen langfristig zu einem Diskurs darüber führen, wie Leerstände künstlerisch genutzt werden können.
Lünen:
- Begegnungen über Tage – Urban Art in Lünen: Verschiedene öffentliche und private Gebäudefassaden an der Lebensader des Stadtteils Lünen-Süd, der Jägerstraße, sollen mittels Urban Art gestaltet werden. Aufhänger für die Gestaltungen ist die Bergbauidentität des Stadtteils. In das Projekt werden verschiedene Akteurinnen und Akteure des Stadtteils und die Stadtteilöffentlichkeit eingebunden und es finden öffentlichkeitswirksame Aktionen statt.
Recklinghausen:
- Erinnerung an Blumenthal: Heute als die Kunstmeile bekannt, früher als die Schachtanlage Recklinghausen Blumenthal. Hier soll die ehemalige Zechentrasse (Unterführung) durch historische Motive künstlerisch neugestaltet werden. Der Entwurf wurde partizipativ in einem Workshop mit ehemaligen Bergleuten entwickelt.
Schwerte:
- Heimatort Schwerter Mitte: Die Bürgerstiftung St. Viktor wird das historische Rathaus und die Marktschänke in der Mitte der Stadt baulich herrichten und zu einem Ensemble verbinden, das als „Schwerter Mitte“ einen Kultur- und Begegnungsort bietet. Während und nach Abschluss des Umbaus wird die Stadtgesellschaft und Bürgerschaft durch verschiedene Veranstaltungen und partizipative Formate eingeschlossen, u.a. geplant: Ausstellung im öffentlichen Raum zum Thema „Heimat“, Nachbarschaftsfest und Bürgermarkt, Workshops, Performances, Konzerte, Lesungen.
Witten:
- Knotenpunkt – lokal. und Roxi im Wiesenviertel: Der Projektraum lokal. und die Quartiersbühne Roxi werden zu offenen Begegnungs- und Nachbarschaftsorten für das Quartier: in einem Tandemprogramm werden Anwohnerinnen und Anwohner eingebunden, um Veranstaltungsreihen zu entwickeln und damit neue Zielgruppen zu erschließen. Geplant sind zudem szenische Workshops/performative Kurse für Eltern und Kindern zur Neuaneignung und Entwicklung von Selbstwirksamkeit und Dokumentation durch Fotografie und Film, eine Veranstaltungsreihe unter Mitwirkung lokaler Musikerinnen und Musiker und Anwohnerinnen und Anwohner.
- #heimatortwitten: Dauerhafte Fassadengestaltung im öffentlichen Raum: In generationenübergreifenden Workshops (Anwohnerinnen und Anwohner, Seniorinnen und Senioren, Kinder und Jugendliche) werden Gestaltungideen für ein Kunstwerk am Bau gesammelt und erarbeitet, die anschließend von Graffiti-Künstlerinnen und -künstlern umgesetzt werden. Die Umsetzungsphase wird von Graffiti und Streetart-Workshops begleitet.
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