Minister Remmel: Kampf gegen Abwasserpilze ist eine Gemeinschaftsaufgabe
Umweltministerium informiert Landtag über Untersuchungsergebnisse zu Abwasserpilzen in Fließgewässern
Nachdem im vergangenen Winter 2015/16 vermehrt Abwasserpilze durch schädliche Einträge in Oberflächengewässer aufgetreten sind, hat das Umweltministerium das Landesumweltamt (LANUV) aufgefordert, an ausgewählten Fließgewässern ein Monitoring durchzuführen. Die Ergebnisse dieser Untersuchungen sowie der Gewässerschauen und Kontrollen der landwirtschaftlichen Betriebe, zu denen die zuständigen Wasserbehörden durch das Umweltministerium aufgerufen waren, liegen jetzt in einem Bericht an den Landtag vor.
Nachdem im vergangenen Winter 2015/16 vermehrt Abwasserpilze durch schädliche Einträge in Oberflächengewässer aufgetreten sind, hat das Umweltministerium das Landesumweltamt (LANUV) aufgefordert, an ausgewählten Fließgewässern ein Monitoring durchzuführen. Die Ergebnisse dieser Untersuchungen sowie der Gewässerschauen und Kontrollen der landwirtschaftlichen Betriebe, zu denen die zuständigen Wasserbehörden durch das Umweltministerium aufgerufen waren, liegen jetzt in einem Bericht an den Landtag vor.
Die Auswertung der Berichte zeigt, dass die Abwasserpilze nicht flächendeckend, sondern im Zusammenhang vor allem in landwirtschaftlich genutzten Regionen auftreten. Bis Juni 2016 waren unter anderem Fließgewässer in folgenden Regionen betroffen:
Bezirksregierung Arnsberg: Kreis Soest, Kreis Unna, Ennepe-Ruhr-Kreis, Siegen-Wittgenstein, Märkischer Kreis sowie die Städte Dortmund und Hagen
Bezirksregierung Detmold: Stadt Bielefeld sowie die Kreise Gütersloh, Herford, Höxter, Lippe, Minden-Lübbecke und Paderborn
Bezirksregierung Düsseldorf: Kreis Kleve, Kreis Wesel und Stadt Solingen
Bezirksregierung Köln: Stadt Aachen, Kreis Düren
Bezirksregierung Münster: Städte Bottrop und Münster sowie die Kreise Münster, Recklinghausen, Steinfurt, Warendorf und Borken.
In allen Fällen wurden die zuständigen Behörden tätig, um die Ursachen zu lokalisieren und durch die Anordnung entsprechender Maßnahmen zu beseitigen.
Im Kreis Borken hat das Landesumweltamt im Februar dieses Jahres an Boombach (vier Messstellen), Thesingbach (drei Messstellen), Efgörtsbach (eine Messstelle) und an der Borkener Aa (zwei Messstellen) ein Monitoring durchgeführt. Im Untersuchungszeitraum wurde kein massenhaftes Vorkommen von Abwasserpilzen in den Gewässern festgestellt, allerdings war ein Ablaufgraben der Borkener Aa stark belastet. Unabhängig davon zeigten die Untersuchungen, dass der Zulauf organisch belasteter Abwässer zu einer negativen Veränderung des aquatischen Lebens im Gewässer führt. Bei zunehmender Belastung finden empfindliche Arten keine geeigneten Lebensbedingungen mehr. Es zeigte sich aber auch, dass eine Belastung der Gewässer relativ schnell verschwindet, wenn die Ursache abgestellt ist. Auch trägt das Selbstreinigungsvermögen der Gewässer dazu bei, dass zum Beispiel im Falle des Boombaches nach circa zwei Kilometer Fließstrecke der Zustand des Gewässers wie oberhalb der Belastungsquelle beobachtet werden konnte. Inwieweit von einer dauerhaften Schädigung der Biozönose am Ort der Belastung gesprochen werden kann, ist nicht abschließend geklärt.
Die Hauptursachen für das Auftreten des Abwasserpilzes sind
- falscher Betrieb, mangelnde Sorgfalt und bauliche Mängel vor allem bei Feldmieten und Silagelagerstätten
- unsachgemäße Entwässerung beziehungsweise Lagerung von Jauche, Gülle, Festmist, Silage und Silagesickersäfte
- Hofentwässerung mit Ableitung verunreinigten Niederschlagswassers und Abschwemmung organischer Stoffe
- Störfälle an Biogasanlagen
- landwirtschaftliche Drainagen.
In den vergangenen Monaten zeigten sich bereits positive Wirkungen der verstärkten und regelmäßigen Kontrollen: die Störfalle haben abgenommen, zahlreiche Mängel wurden behoben. Allerdings konnten noch nicht alle Anlagen bewertet oder Sanierungsmaßnahmen überprüft werden. Auch konnten bei einigen Fällen die Ursachen von beobachteten Gewässerverunreinigungen noch nicht geklärt werden.
Potenzielle Verschmutzungsquellen können daher noch existieren, und damit ist auch ein erneutes Auftreten des Abwasserpilzes bei niedrigeren Temperaturen in Herbst und Winter nicht ausgeschlossen. „Wir können leider noch keine Entwarnung geben“, sagte NRW-Umweltminister Johannes Remmel. „Daher ist es notwendig, dass wir uns weiterhin mit der Problematik befassen und entschieden dagegen vorgehen.“
Erläuterungen zum Abwasserpilz
Der Abwasserpilz bildet sich in Gewässern, die stark mit mikrobiell abbaubaren Stoffen, zum Beispiel nährstoffreichem Wasser, belastet sind. Der Abwasserpilz besteht vor allem aus dem Abwasserbakterium Sphaerotilus natans. Die stäbchenförmigen Bakterien sind hintereinander in dünnwandigen Röhren angeordnet. Wenn sie massenhaft auftreten, sehen sie wegen ihrer fadenförmigen Struktur und durch ihre Anordnung in länglichen schleimigen Röhren einem Pilzmycel ähnlich und werden deshalb im Volksmund auch als Abwasserpilz bezeichnet. Weitere echte Abwasserpilze sind zum Beispiel Leptomitus lacteus und Fusarium aquaeductuum. Mit einer gewissen Verzögerung folgen auf solch ein Massenvorkommen bakterienfressende Tiere. Wegen des fehlenden oder geringen Sauerstoffangebotes ist das Artenspektrum im betroffenen Gewässer stark eingeschränkt. Es überwiegen bakterienfressende Einzeller, während nur wenige Kleinlebewesen, die an Sauerstoffmangel angepasst sind (Tubifex, Chironomus), auftreten.Der Abwasserpilz kann bei niedrigen Temperaturen um 4 º Celsius gut wachsen, ist jedoch nicht an niedrige Temperaturen gebunden. Sein vorwiegendes Auftreten in der kälteren Jahreszeit wird dadurch begünstigt, dass bei niedrigen Temperaturen weniger „Nahrungskonkurrenten“ im Gewässer vorhanden sind. Die Abwasserpilze können sich nur so lange halten, wie die Verschmutzung andauert. Bei ausbleibender Nahrungsgrundlage, also zum Beispiel dem Stoppen von Fehleinleitungen, bildet sich der Abwasserpilz innerhalb kurzer Zeit zurück.
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