Minister Oliver Krischer: Klimakrise größte ökologische Herausforderung des Jahrhunderts

Woche der Klimaanpassung: Minister informiert sich über Klimaprojekte – letzte Station der #Thementour2023

18. September 2023
PHB Wald Licht

Die Folgen der globalen Klimakrise werden auch in Nordrhein-Westfalen immer sichtbarer: Hitzewellen und Dürreperioden haben in den letzten Jahren ebenso wie Starkregenereignisse zu gesundheitlichen und wirtschaftlichen Belastungen geführt und werden in Zukunft noch weiter zunehmen.

Umwelt, Naturschutz und Verkehr

Die Folgen der globalen Klimakrise werden auch in Nordrhein-Westfalen immer sichtbarer: Hitzewellen und Dürreperioden haben in den letzten Jahren ebenso wie Starkregenereignisse zu gesundheitlichen und wirtschaftlichen Belastungen geführt und werden in Zukunft noch weiter zunehmen. „Wir haben es nach dem Sommer 2022 auch in diesem Jahr wieder erlebt: Die Klimakrise trifft uns mit voller Wucht. Die Tage mit Temperaturen von mehr als 30, manchmal sogar 40 Grad Celsius werden in Zukunft noch mehr zunehmen. Dazu lange Dürreperioden“, sagte Oliver Krischer, Minister für Umwelt, Naturschutz und Verkehr, bei seiner letzten Thementour in diesem Sommer.

„Die Klimakrise wird gravierende Folgen für Mensch, Umwelt und Infrastruktur haben", so Minister Krischer. Um sich vor Ort zu den weitreichenden Folgen eines ungebremsten Klimawandels und über Klimaanpassungsprojekte zu informieren, besuchte Minister Oliver Krischer drei Maßnahmen in Finnentrop, Duisburg und Aachen. „An jeder Station sehen wir, wie die Folgen der Klimakrise immer mehr zu einer wirtschaftlichen Bedrohung werden. Ob Hangsicherung an Straßen, Regenwassermanagement oder Tiefgangoptimierung an Schiffen – wir brauchen daher einen starken Klimaschutz und eine vorsorgende Klimaanpassung“, betonte Minister Krischer. Daher arbeite die Landesregierung derzeit an der Weiterentwicklung der Klimaanpassungsstrategie für Nordrhein-Westfalen. Minister Krischer: „Klimaanpassung wird immer mehr zur Daseinsvorsorge.“

Wahrscheinlichkeit von Extremwetter steigt

Auch in Nordrhein-Westfalen sind bereits anhand meteorologischer Daten sowie Beobachtungen in Natur und Umwelt Veränderungen des Klimas und die daraus resultierenden Folgen zu erkennen. Neben den seit Aufzeichnungsbeginn gestiegenen Lufttemperaturen und den Änderungen der Niederschlagsmuster haben die heißen und trockenen Sommer 2018, 2019 und 2022, die Starkregenereignisse in den Jahren 2014, 2016, 2021 und im Sommer 2023 sowie die 2019 in Nordrhein-Westfalen gemessenen Hitzerekorde den Klimawandel stärker ins öffentliche Bewusstsein gebracht. Bereits heute sind in den dicht besiedelten Gebieten Nordrhein-Westfalens 6,9 Millionen Menschen von Hitzebelastung betroffen, in Zukunft (2050) dürften es laut den Prognosen des Landesamtes für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW (LANUV) bis zu elf Millionen Menschen werden. „Die Folgen der Klimakrise sind in Nordrhein-Westfalen längst für Jeden und Jede sichtbar“, sagte Minister Krischer.

Dazu erläutert die Vizepräsidentin des LANUV, Dr. Barbara Köllner: „Niedrigwasser und steigende Wassertemperaturen haben weitreichende Folgen für die Ökologie der Flüsse, Bäche und Seen. Wenn Niederschläge fehlen, trocknen die Böden aus und es kann sich kein Grundwasser neu bilden“. Eine anhaltend heiße und trockene Wetterlage habe neben den hydrologischen Auswirkungen auch direkte Folgen für die menschliche Gesundheit. „Insbesondere in den dicht bebauten und stark versiegelten Innenstädten bilden sich sogenannte Hitzeinseln“, erklärt Barbara Köllner. „Die Temperaturen sinken nachts kaum ab, es kommt zu tropischen Nächten. Das kann zu massiven Gesundheitsproblemen führen.“

Auch für die Straßen- und Brückeninfrastruktur zeigen sich immer mehr die Folgen der Wetterextreme. So wurden etwa durch die Unwetterkatastrophe im Juli 2021 im Zuständigkeitsbereich des Landesbetriebs Straßenbau Nordrhein-Westfalen (Straßen.NRW) rund 116 Bauwerke – also beispielsweise Brücken, Lärmschutzwände oder Stützwände – und zwei Tunnel erheblich beschädigt. 15 der Brücken mussten komplett ersetzt werden. Insgesamt mussten unmittelbar nach den Starkregenereignissen 220 Sperrungen auf Bundes-, Landes- und Kreisstraßen in der Zuständigkeit von Straßen.NRW eingerichtet werden. Zahlreiche Schienenstrecken wurden unterspült. „Der Bedarf zur Durchführung von Hangsicherungsmaßnahmen an Bundes- und Landesstraßen ist bei Straßen.NRW, auch als Folge von Extremwetterereignissen wie dem Hochwasser in 2021, gestiegen“, erklärte Straßen.NRW-Direktorin Dr. Petra Beckefeld. So wurden allein im Zuges des Wiederaufbaus über 90 Hangrutschungen gesichert und behoben.

Klimakrise gefährdet Verkehrsinfrastruktur

In Finnentrop informiert sich Minister Krischer über Hangsicherung infolge klimawandelbedingter Extremwettereignisse. Auf einer Baulänge von circa 610 Metern wurden hier auf etwa 5.900 Quadratmetern Netzsicherungen angebracht. Der Hang an der L539 in Finnentrop wird mit Zäunen und Vernetzungen gesichert, um die Landesstraße vor Steinschlägen zu schützen. „Eine umfassende und nachhaltige Hangsicherung ist ein komplexer Vorgang, bei der wir oft auch mit Geologinnen und Geologen und Kletternden zusammenarbeiten“, betont Straßen.NRW Direktorin Dr. Petra Beckefeld.

Neben Extremwetterereignissen, die mit regelmäßigen Gefährdungen oder Schäden an Hängen entlang von Bundes- und Landesstraßen einhergehen, gibt es weitere Gründe für Hangrutschungen und Steinschläge, die das Ergebnis sich gegenseitig verstärkender Auswirkungen des Klimawandels sind:  Die zunehmende Trockenheit aufgrund von Dürreperioden schwächt Bäume, die mit ihren Wurzeln eigentlich eine natürliche und beständige Hangsicherung entlang der Straßen darstellen. Trockene Bäume sind wiederum anfälliger für Krankheiten, Pilze und Schädlinge wie beispielsweise Borkenkäfer. Starkregenereignisse beschleunigen die Erosion, da Wind und Starkregen direkt auf die freigelegten Flächen einwirken und große Schäden anrichten können. Insbesondere in Verbindung mit Frost/Tau-Wechseln und dem vereinfachten Wasserzutritt in offengelegte Klüfte kommt es so vermehrt auch zu Steinschlägen. 

Die Häfen und Güterverkehr Köln AG (HGK) ist die Logistikgesellschaft im Stadtwerke Köln Konzern. Die HGK Shipping in Duisburg ist das größte Binnenschifffahrtsunternehmen in Europa. Mit ihren über 350 eigenen und gecharterten Binnenschiffen werden pro Jahr etwa 45 Millionen Tonnen Fracht befördert. Das Transportspektrum reicht dabei von flüssigen chemischen Produkten und verflüssigten Gasen über Trockengüter bis zu Break Bulk. Die HGK Shipping geht die Herausforderungen der Niedrigwasserproblematik aktiv an. Ihre Schiffsneubauten sind tiefgangoptimiert und gelten als der aktuelle Standard der Branche.

Auch werden diesel-elektrische Antriebe genutzt, mit denen sich bis zu 30 Prozent CO2 im Vergleich zu herkömmlichen Antrieben einsparen lässt. In Aachen besuchte Krischer die INTEWA GmbH, die Produkte und Systeme für Wasseraufbereitung, Wasserwiederverwendung und Regenwassermanagement entwickelt und vertreibt. Die Firma verfügt über ein wasserautarkes Betriebsgelände.

Bundesweite Klimaanpassungswoche

Vom 18. bis zum 22. September findet zum zweiten Mal die bundesweite Woche der Klimaanpassung statt. Ziel ist es, best-practice-Beispiele sowie Vorreiterinnen und Vorreiter sichtbarer zu machen. Auch Nordrhein-Westfalen ist mit dabei: So führt etwa das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (LANUV) in den Klimaatlas ein, während die Verbraucherzentrale NRW zum Thema „Starkregenschutz dank begrünter Dächer und Vorgärten“ informiert. Das Netzwerk Klimaanpassung & Unternehmen.NRW (NKU) ist ebenfalls auf mehreren Veranstaltungen vertreten.

Das Land unterstützt Kommunen, Unternehmen sowie weitere Akteurinnen und Akteure bei der Klimafolgenanpassung bereits mit zahlreichen Angeboten. Minister Krischer: „Die Folgen der Klimakrise sind auch in Nordrhein-Westfalen deutlich spürbar: Hitze- und Dürreperioden stehen extremen Starkregenereignissen und Hochwasser gegenüber. Nur gemeinsam können wir uns dieser Jahrhundertaufgabe erfolgreich stellen. Dazu schafft das Land die Rahmenbedingungen.“

Mit den Förderprogrammen „Klimaresilienz in Kommunen“ und „Klimaresilienz auf kommunaler und regionaler Ebene“ des Umweltministeriums wurden seit 2020 rund 32,5 Millionen Euro in Maßnahmen zur Hitze- und Starkregenvorsorge von Kommunen geleitet. Mitte 2022 wurde zusätzlich das Förderprogramm „Klimawandelvorsorge in Kommunen“ mit einem Fördervolumen von 15,2 Millionen Euro geschaffen, mit dem Kommunen neben Dach- und Fassadenbegrünungen sowie einer klimaresilienten Umgestaltung der Außenanlagen von Schulen und Kindertagesstätten auch die Erarbeitung kommunaler Hitzeaktionspläne realisieren können.

Um die Kommunen in ihrer eigenen Verantwortung wirkungsvoll zu unterstützen, leistet die „Kommunalberatung Klimafolgenanpassung NRW“ seit 2019 im Auftrag des Umweltministeriums konkrete Hilfestellung durch (Förder-)Beratung und Information. Ab Januar 2024 wird die Kommunalberatung beim LANUV angesiedelt sein und damit eng mit dem dort bereits bestehenden Datenangebot zu Klimaveränderungen, Klimafolgen und weiteren Fachinformationen rund um das Thema Klimaanpassung verzahnt.

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