Kulturministerium und Holocaust Museum Chicago wollen bei politischer Bildung zusammenarbeiten

Ministerin Ina Brandes: Jede Möglichkeit nutzen, junge Menschen mit Zeitzeugen ins Gespräch zu bringen

8. Juli 2024
Kulturministerium und Holocaust Museum Chicago wollen bei politischer Bildung zusammenarbeiten - Gruppenfoto

Am Sonntag besuchte Kultur- und Wissenschaftsministerin Ina Brandes im Rahmen einer USA-Reise im NRW-USA-Partnerjahr das Illinois Holocaust Museum and Education Center und traf Vertreterinnen und Vertreter der jüdischen Gemeinde Chicago zum Austausch.

Kultur und Wissenschaft

„Unsere Herzen sind gebrochen“ angesichts der Terroranschläge der Hamas vom 7. Oktober 2023. „Keiner der Zivilisten hat provoziert, was mit Ihnen geschah“, heißt es in einem Offenen Brief, der im Holocaust Museum in Chicago aushängt. Und weiter: „Nicht alle Palästinenser gehören zur Hamas. Und wenn wir Palästinensische Kinder sehen, die vom Ruß bedeckt sind; ihre Eltern und Großeltern in langen Schlangen an der Grenze, die Schutz in Ägypten suchen; Tausende, die schon gestorben und verletzt sind, schmerzt unser Herz auch um diese Menschen.“ Das Besondere an diesem Brief: Er wurde von Überlebenden des Holocaust geschrieben.

Am Sonntag, 7. Juli, besuchte Kultur- und Wissenschaftsministerin Ina Brandes im Rahmen einer USA-Reise im NRW-USA-Partnerjahr das Illinois Holocaust Museum and Education Center und traf Vertreterinnen und Vertreter der jüdischen Gemeinde Chicago zum Austausch.

Ministerin Brandes: „Ich bin tief beeindruckt von dieser differenzierten Sicht auf die Terroranschläge und ihre Folgen. Daraus spricht eine große Menschenliebe, die umso bewundernswerter ist, als sie von Menschen vorgelebt wird, die selbst das Grauen des Holocaust erlebt haben. Ich würde mir wünschen, dass diese differenzierte und zutiefst menschliche Perspektive die Debatten an unseren Hochschulen noch mehr bestimmt.“

Bereits vor gut einem Jahr hatte die Ministerin für das Land Nordrhein-Westfalen eine Kooperation mit dem New Yorker Museum of Jewish Heritage angestoßen. So haben Schulklassen aus Nordrhein-Westfalen die Gelegenheit bekommen, mit Holocaust-Überlebenden zu sprechen und von den Gräueltaten des Nazi-Regimes aus der Perspektive persönlich Betroffener zu erfahren. In Chicago wurden jetzt Gespräche aufgenommen, auch mit dem Illinois Holocaust Museum and Education Center zusammenzuarbeiten.

Bernard Cheraksov, CEO des Illinois Holocaust Museum: „Es ist uns eine Ehre, Ministerin Ina Brandes und ihr Team im Museum begrüßen zu dürfen, um über unsere Arbeit zur Bewahrung der Geschichten der Überlebenden und der Geschichte des Holocaust zu berichten, unter anderem durch unser holografisches Theater und Virtual-Reality-Filme. Wir freuen uns auf zukünftige Möglichkeiten der Partnerschaft mit dem Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen.“

Ministerin Ina Brandes: „Die Erfahrung und die Eindrücke einer persönlichen Begegnung mit Überlebenden der Shoa sind unersetzlich. Ich bin sehr dankbar, dass das Holocaust Museum in Chicago Bereitschaft gezeigt hat, Jüdinnen und Juden zu gewinnen, ihre persönliche Geschichte und das große Leid, das sie erfahren haben, mit Schülerinnen und Schülern aus Deutschland zu teilen. Wir sollten jede Möglichkeit nutzen, gerade jüngere Menschen mit Zeitzeugen ins Gespräch zu bringen. Das Grauen der Shoa darf niemals in Vergessenheit geraten.“

Im Kooperationsprojekt „Never Forget: Transnationale Zweitzeugen-Bildungsdialoge gegen Antisemitismus“ mit dem Verein Zweitzeugen und dem Museum of Jewish Heritage werden Jugendliche durch die Begegnung mit Zeitzeugen zu Zweitzeugen. Das heißt, die Schülerinnen und Schüler werden selbst aktiv und tragen das Gehörte und Gelernte als Zweitzeugen weiter – je nach Talent, Neigung und Anlass in mündlichen Vorträgen, als Graphic Recording, Audio- oder Video-Datei, als Theaterstück und Diskussionsrunden. Über ihre Erfahrungen mit den Holocaust-Überlebenden tauschen sich Jugendlichen aus Deutschland und den USA aus und treffen sich mit allen Projektbeteiligten digital zum Finale am 25. September 2024 in der Alten Synagoge in Essen.

Hintergrund NRW-USA-Jahr

Das Land Nordrhein-Westfalen und die Vereinigten Staaten von Amerika verbindet eine Geschichte von rund 340 Jahren. Mit keiner anderen Region außerhalb Europas unterhält Nordrhein-Westfalen vergleichbare Beziehungen in Politik, Wirtschaft, Wissenschaft, Kultur und Gesellschaft wie zu den USA. Die Landesregierung möchte diese Beziehung in besonderem Maße würdigen und hat 2023/2024 zum NRW-USA-Jahr unter dem Motto „A Perfect Match“ ausgerufen.

Als sich im 17. Jahrhundert 13 mennonitische Familien aus Krefeld in Pennsylvania niederlassen, ist dies die erste deutsche Ansiedlung in der Neuen Welt. Daran wird am German-American Day am 6. Oktober erinnert. 340 Jahre später begegnen sich die USA und unser Land in tiefer Freundschaft und auf dem Fundament gemeinsamer Interessen. Die Verbundenheit zwischen Nordrhein-Westfalen und den USA ist heute lebendiger denn je: Mehr als 1.700 US-Unternehmen sind in Nordrhein-Westfalen aktiv, ebenso gibt es 33 Städtepartnerschaften. Hinzu kommen 98 Schulpartnerschaften und 290 Hochschulkooperationen – sie alle sorgen für einen vitalen Austausch vor allem zwischen jungen Menschen.

Kulturministerium und Holocaust Museum Chicago wollen bei politischer Bildung zusammenarbeiten - Eva Schloss
  • Foto: MKW NRW / Michael Lee Photography

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