Innenminister Reul trifft Missbrauchsbeauftragte des Bundes Kerstin Claus
Reul: Jedes einzelne Kind, das Opfer von sexueller Gewalt wird, ist eines zu viel
Die Unabhängige Beauftragte für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs Kerstin Claus und Innenminister Herbert Reul haben sich am Donnerstag (4. August 2022) erstmals persönlich über die polizeiliche Ermittlungsarbeit sowie die Bekämpfung von sexualisierter Gewalt an Kindern ausgetauscht.
Die Unabhängige Beauftragte für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs Kerstin Claus und Innenminister Herbert Reul haben sich am Donnerstag (4. August 2022) erstmals persönlich über die polizeiliche Ermittlungsarbeit sowie die Bekämpfung von sexualisierter Gewalt an Kindern ausgetauscht. Claus ist seit April 2022 als Missbrauchsbeauftragte der Bundesregierung verantwortlich für die Anliegen von Betroffenen und außerdem eine Stelle für alle, die sexualisierter Gewalt und Ausbeutung an Kindern und Jugendlichen entgegentreten. Der Besuch der Beauftragten in Düsseldorf soll auch dazu dienen, die Zusammenarbeit zwischen Landes- und Bundesebene zu stärken.
Positiv hob Kerstin Claus die Arbeit der Polizei in Nordrhein-Westfalen und die dortigen Bestrebungen zum Schutz von Kindern und Jugendlichen hervor: „Nordrhein-Westfalen hat nach den großen Fällen wie in Lügde oder Bergisch Gladbach viel in die Ermittlungsstrukturen investiert. Das kostet natürlich Geld, spiegelt sich aber jetzt in der sehr erfolgreichen Ermittlungsarbeit wider. Täternetzwerke agieren länderübergreifend, planen ihre Gewalttaten sehr strategisch und tauschen die erstellten Videos und Bilder vielfältig aus. Deswegen ist es so wichtig, dass die anderen Bundesländer nachziehen und die notwendigen Ressourcen zur Verfügung stellen, damit sexuelle Gewalt an Kindern besser verhindert oder mindestens so früh wie möglich gestoppt werden kann.“
Innenminister Herbert Reul hatte die Bekämpfung von Kindesmissbrauch und Missbrauchsdarstellungen bereits 2018 zu einem Schwerpunkt der polizeilichen Arbeit in Nordrhein-Westfalen gemacht: „Seitdem haben wir einiges umgekrempelt und verbessert. Wir haben das Personal nahezu verfünffacht und im IT-Bereich haben wir ebenfalls stark aufgerüstet. So können die Ermittlerinnen und Ermittler nun landesweit über ein virtuelles Großraumbüro vernetzt miteinander arbeiten und Daten parallel auswerten.“
Durch die strukturellen, personellen und technischen Maßnahmen innerhalb der nordrhein-westfälischen Polizei werden kontinuierlich mehr Fälle erfasst und das Dunkelfeld erhellt. 2021 wurden in NRW insgesamt 4.131 Fälle von Kindesmissbrauch polizeilich bekannt. Im Vergleich zum Vorjahr war das ein Anstieg um 23 Prozent. Im Bereich Kinderpornographie hat sich die Fallzahl mit einer Steigerung um 137 Prozent auf 11.328 Fälle sogar mehr als verdoppelt.
„Dass wir immer mehr Fälle aufdecken, ist zwar erschreckend, macht aber auch Hoffnung. Denn daran zeigt sich, dass die harte Arbeit der Polizei etwas bewirkt. Allerdings müssen wir noch mehr tun. Jedes einzelne Kind, das Opfer von sexueller Gewalt wird, ist eines zu viel. Die Gesellschaft müssen wir weiterhin aufklären und für das Thema sensibilisieren. Damit es im besten Fall gar nicht erst zum Missbrauch kommt“, sagte Reul.
„Es darf nicht länger vom Zufall abhängen, ob ein Kind auf ein kompetentes Umfeld stößt“, sagte die Unabhängige Beauftragte Kerstin Claus. Im Herbst werde sie deshalb eine Aufklärungs- und Sensibilisierungskampagne starten. Es gehe darum, dass wir alle begreifen müssten, dass Missbrauch überall und damit eben auch im eigenen persönlichen Umfeld stattfinde. Es sei wichtig zu vermitteln: Wie können wir Täterstrategien besser erkennen oder aber an wen kann ich mich wenden, wenn ich einen Verdacht habe oder einfach nur ein ungutes Bauchgefühl? „Erst wenn Menschen Missbrauch in ihrem eigenen Umfeld für möglich halten und verstehen, dass es auch die eigenen Kinder oder Kinder und Jugendliche, die man kennt, treffen kann, werden sie auch beginnen genauer hinzusehen und zu handeln.“
Im Anschluss an das Treffen mit Minister Reul besuchte Claus außerdem das Landeskriminalamt und sprach dort unter anderem mit Ermittlerinnen und Ermittlern.