Hajo Jahn mit Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet
Ministerin Pfeiffer-Poensgen: Hajo Jahn gebührt für seinen jahr-zehntelangen Einsatz gegen die Verfolgung und Vertreibung von Künstlerinnen und Künstlern höchste Anerkennung
Der ehemalige Journalist des Westdeutschen Rundfunk und Gründer der Else-Lasker-Schüler-Gesellschaft e. V., Hajo Jahn, ist gestern (14. Juni) für sein jahrzehntelanges ehrenamtliches Wirken im interkulturellen Bereich und für seinen großen Einsatz für die Erinnerungskultur mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet worden.
Der ehemalige Journalist des Westdeutschen Rundfunk und Gründer der Else-Lasker-Schüler-Gesellschaft e. V., Hajo Jahn, ist gestern (14. Juni) für sein jahrzehntelanges ehrenamtliches Wirken im interkulturellen Bereich und für seinen großen Einsatz für die Erinnerungskultur mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet worden. Kulturministerin Isabel Pfeiffer-Poensgen händigte dem 80-jährigen das Verdienstkreuz 1. Klasse des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland im Ministerium für Kultur und Wissenschaft aus. Das Verdienstkreuz 1. Klasse ist eine Höherstufung des Bundesverdienstkreuzes am Bande, das Jahn bereits 2003 erhalten hat. Der Bundesverdienstorden ist die höchste Auszeichnung der Bundesrepublik Deutschland für besondere Leistungen im politischen, wirtschaftlichen, kulturellen, geistigen oder ehrenamtlichen Bereich.
Kulturministerin Isabel Pfeiffer-Poensgen: „Als Mahner gegen die Verfolgung und Vertreibung von Künstlerinnen und Künstlern bezieht Hajo Jahn seit vielen Jahren gegen die Verfemung von Kunst und Kultur durch willkürliche Herrschaftssysteme Stellung. Mit Initiativen wie der Else Lasker-Schüler Gesellschaft – einer der aktivsten Literaturgesellschaften Deutschlands – und dem Zentrum für verfolgte Künste hat er sich tatkräftig der Aufklärung nationalsozialistischen Unrechts verschrieben. Er fordert nicht nur ein, dieses Unrecht aufzuarbeiten, sondern trägt durch sein vielfältiges ehrenamtliches Engagement unter anderem in Form von Else Lasker-Schüler-Foren, Ausstellungen, Konzerten und Vorträgen selbst zu dieser Aufarbeitung bei. Für diese besondere Leistung gebührt Hajo Jahn höchste Anerkennung.“
Zunächst als Bergmann, später als Volontär und Lokalredakteur bei der Westfälischen Rundschau in Dortmund sowie freier Journalist für die ARD tätig, begann Hajo Jahn ab 1970, als Redakteur und Leiter das Bergische Studio des WDR in Wuppertal aufzubauen. Dort arbeitete er zugleich als Reporter und Moderator diverser Landessendungen bis zu seinem Eintritt in den Ruhestand im Jahr 2000.
1990 gründete er die Else-Lasker-Schüler-Gesellschaft e. V. in Wuppertal, eine internationale politische Literaturvereinigung mit rund 1.200 Mitgliedern. Ziel der Einrichtung ist es, das literarische und künstlerische Werk der in Wuppertal geborenen, im Dritten Reich verfolgten und emigrierten deutsch-jüdischen Schriftstellerin wachzuhalten auf Grundlage einer zeitgemäßen Erinnerungskultur, die auch Herausforderungen der Gegenwart wie Flucht, Immigration und Verfolgung von Künstlern einbezieht. 1994 gründete Jahn die Stiftung „Verbrannte und verbannte Dichter – für ein Zentrum der verfolgten Künste“, um an die vom Nationalsozialismus und anderen autoritären Regimen verfolgten Künstler und Intellektuellen zu erinnern, aber auch gegen aktuellen Antisemitismus, Nationalismus und Rassismus zu arbeiten: „Weil es Verfolgung von Künstlern, Journalisten und Schriftstellern gibt, so lange Diktaturen bestehen. Deshalb muss der Blick zurück auch ein Blick nach vorn sein, um junge Menschen aufzuklären“, so Jahn. Mit Hilfe von Unterstützern und des Bundes hat er zudem die Internetplattformen „Exil-Club“ und „Exil-Archiv“ eingerichtet.
Der Journalist Jahn, der mehrere Bücher zu seinen Themen herausgegeben hat, darunter „Gewissen gegen Gewalt“, konnte mit Hilfe öffentlicher Stiftungen des Landes und des Bundes Originalzeichnungen von Else Lasker-Schüler erwerben, die 1937 als „entartet“ aus der Berliner Nationalgalerie entfernt worden waren. Die von ihm gegründete Else Lasker-Schüler-Stiftung erwarb die Exil-Literatur-Sammlung Jürgen Serke für das von ihm initiierte und in Solingen mit Hilfe des Landschaftsverbandes Rheinland und der Stadt Solingen realisierte „Zentrum für verfolgte Künste“.
Neben dem Bundeverdienstorden wurde Hajo Jahn im Jahre 2006 der Rheinlandtaler und 2010 vom nordrhein-westfälischen Ministerpräsidenten der Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen verliehen. Jahn: „Wichtiger als die persönliche Auszeichnung ist für mich die damit verbundene Ehrung der Else Lasker-Schüler-Gesellschaft und vor allem der Malerpoetin Else Lasker-Schüler, die ihr Leben lang für eine Versöhnung der Juden, Christen und Muslime eingetreten ist.“