Gemeinsam gegen Hass und Hetze im Netz
Schulen aus Nordrhein-Westfalen und ihre Partnerschulen in den USA nehmen am Wettbewerb „Alles fake?“ teil
In den kommenden Monaten sind nordrhein-westfälische Schulen und ihre US-amerikanischen Partnerschulen dazu aufgerufen, Projekte zu starten, die sich mit der Desinformation in digitalen Medien auseinandersetzen.
Der Papst trägt eine Daunenjacke, die sich aufbläht wie ein weißer Ballon – vorm Bauch baumelt ein Kruzifix. Zahlreiche Polizisten ringen auf einer Straße mit US-Präsidentschaftskandidat Donald Trump – sie zerren ihn zu Boden, nehmen ihn fest. Außenministerin Annalena Baerbock spricht sich für ein Haustierverbot aus – um CO2-Emissionen zu verringern. Diese Bilder und Nachrichten haben eins gemeinsam: Sie sind gefälscht, teils hat sie eine Künstliche Intelligenz erstellt. Um an Schulen das Bewusstsein für solche „Fake News“ zu schärfen, haben die nordrhein-westfälische Schulministerin Dorothee Feller, Nordrhein-Westfalens Medienminister Nathanael Liminski und die in Düsseldorf ansässige US-Generalkonsulin Pauline Kao am Dienstagvormittag, 9. April 2024, im Schulministerium den schulischen Wettbewerb „Alles fake?“ gestartet.
In den kommenden Monaten sind nordrhein-westfälische Schulen und ihre US-amerikanischen Partnerschulen dazu aufgerufen, Projekte zu starten, die sich mit der Desinformation in digitalen Medien auseinandersetzen. Das kann beispielsweise eine Agenda für den sensiblen Umgang mit KI im Unterricht sein oder eine Anleitung zum Erkennen von Falschnachrichten – also Beiträge, die an den beteiligten Schulen bei der Mediennutzung helfen. Die Partnerschulen können ihre Projekte digital gemeinsam organisieren und auf der Website präsentieren.
„So sehr die sozialen Medien und die Künstliche Intelligenz Innovationen fördern, so sehr tragen sie auch dazu bei, dass Hetze und Hassparolen verbreitet und Minderheiten diffamiert werden“, erklärte Schulministerin Feller. „Deshalb ist es wichtig, Kinder und Jugendliche zu befähigen, reflektiert mit digitalen Medien umzugehen. Denn Schülerinnen und Schüler gestalten bereits heute die Demokratie von morgen mit“.
Medienminister Nathanael Liminski: „Wir alle erleben im Netz eine ungeheure Informationsflut. Es wird immer schwieriger, belastbare Fakten und Falschinformationen auseinanderzuhalten. Emotionen stehen häufig mehr im Vordergrund als Argumente. Umso wichtiger ist es, möglichst frühzeitig einen guten Umgang mit den Kommunikationsmöglichkeiten im Internet zu entwickeln.“
„Als KI und andere Technologien neu erfunden wurden, gab es die große Hoffnung, dass die Welt durch sie offener und freier werden würde. Es kommt aber darauf an, wie diese Mittel genutzt werden – sie können uns sehr helfen, aber sie können auch eine Gefahr darstellen. KI-Systeme müssen daher sorgfältig geprüft werden, damit sie nicht für die falschen Zwecke missbraucht werden können“, sagte US-Generalkonsulin Kao.
Der schulische Wettbewerb ist Teil des „NRW-USA-Jahres 2023/2024“, das die nordrhein-westfälische Landesregierung ausgerufen hat, um die seit mehreren Jahrhunderten bestehende besondere Freundschaft zwischen dem Bundesland und den USA zu würdigen. Medienminister Nathanael Liminski: „Es passt, dass wir in dieser Partnerschaft auch das Thema Medienkompetenzförderung angehen. Wenn Schülerinnen und Schüler aus Nordrhein-Westfalen und aus den USA gemeinsam an sehr lebensnahen Projekten arbeiten, dann ist das nicht nur gut für den Lernerfolg. Daraus können neue persönliche Kontakte und Freundschaften entstehen.“
In diesem Jahr finden zahlreiche Veranstaltungen rund um die transatlantische Partnerschaft statt. Auch nordrhein-westfälische und amerikanische Schulen können sich daran beteiligen, indem sie beispielweise auf der Projektwebseite von ihren Schulpartnerschaften und persönlichen Austauscherfahrungen berichten. Aktuell pflegen mehr als 100 Schulen zwischen Aachen und Bielefeld Partnerschaften mit Schulen in den Vereinigten Staaten.
Im vergangenen Jahr besuchte Schulministerin Feller gemeinsam mit US-Generalkonsulin Kao das Heinrich-Heine-Gymnasium in Oberhausen. Zudem organisierte das Schulministerium zusammen mit dem Amerika-Haus NRW in Köln den Besuch zweier ehemaliger amerikanischer Kongressabgeordneter an der Marie-Kahle-Gesamtschule in der ehemaligen Bundeshauptstadt. „Wir sind sehr stolz auf diese Freundschaft, die sich nicht nur in der Bildung, sondern auch in vielen anderen Gesellschaftsbereichen zeigt“, sagte Ministerin Feller.
Zum Hintergrund
Den Wettbewerb „Alles Fake?“ im Rahmen des NRW-USA-Jahres 2023/2024 organisieren das Schulministerium, die Staatskanzlei, das US-Generalkonsulat, das Amerika-Haus NRW, die Abteilung Mathematikdidaktik der Universität Siegen, die Vodafone Stiftung und „Coding for Tomorrow“, ein gemeinnütziges Unternehmen, das sich für Bildungsgerechtigkeit und Diversität in der Technologiebranche einsetzt. Eine von den Organisatoren gebildete Jury wird die Projektarbeiten bewerten. Die Schülerinnen und Schüler, die am besten bewertet werden, erhalten eine Einladung in die US-Botschaft in Berlin.
Um sich kritisch mit Inhalten im Internet und in Sozialen Medien auseinanderzusetzen, hat das Schulministerium zudem mit der Landesanstalt für Medien das Medienscout-Programm von Nordrhein-Westfalen ins Leben gerufen, also Schülerinnen und Schüler ausgebildet, die – unterstützt von Lehrkräften – ihre Mitschülerinnen und Mitschüler auf Augenhöhe beraten, wie sie die digitalen Medien verantwortungsvoll nutzen können. Es ist das bundesweit größte Peer-to-Peer-Angebot dieser Art und garantiert an den beteiligten Schulen einen direkten Austausch zu allen Fragestellungen rund um das Thema Medienkompetenz. An mehr als 1.000 nordrhein-westfälischen Schulen wurden mittlerweile rund 7.300 Medienscouts und circa 3.100 Beratungsfachkräfte ausgebildet.
Die Landesregierung und das US-Generalkonsulat planen darüber hinaus ein Austauschprogramm für sozial benachteiligte Schülerinnen und Schüler und deren Lehrkräfte. Unter anderem aus diesem Grund unterzeichneten Medienminister Liminski und US-Generalkonsulin Kao im vergangenen Jahr in den USA einen „Letter of Intent“ mit „Launch Philly“, einer gemeinnützigen Non-Profit-Organisation, die sich um sozial benachteiligte Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene in der Region Philadelphia kümmert. „Launch Philly“ bietet unterschiedliche Programme in mehr als 35 US-amerikanischen Schulen an und kümmert sich um bis zu 7.000 Schülerinnen und Schüler pro Jahr.