Waldwandel und Klimawandel: Klimafeste Wälder für eine klimagerechte Zukunft

Umweltministerin Heinen-Esser: Der Wald ist Zeugnis und Seismograph des Klimawandels

26. Juli 2021
phb Wald

Vielfältige und klimastabile Mischwälder sorgen für Klimaschutz und Klimaanpassung

Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz

„Die aktuelle Hochwasser-Katastrophe hat erneut vor Augen geführt, dass der Klimawandel in Nordrhein-Westfalen angekommen ist. Ein weiteres Zeugnis ist die sichtbare Gefährdung unserer Wälder. Erst Stürme, Dürren und Waldbrände, jetzt Starkregen. Die zurückliegenden Jahre zeigen, dass der Klimawandel Realität ist. Von zentraler Bedeutung für den Klimaschutz und die Klimaanpassung ist der Wald. Er ist ein Seismograph des Klimawandels und massiv betroffen“, sagte Ursula Heinen-Esser, Umweltministerin des Landes Nordrhein-Westfalen, bei einem Waldbesuch am Montagvormittag, 26. Juli 2021, im Königsforst bei Köln.
 
Die Entwicklung von vielfältigen und klimastabilen Mischwäldern sei daher von zentraler Bedeutung. „Die Umsetzung unserer waldbaulichen Konzepte ist eine Antwort auf den Klimawandel“, so die Ministerin. „Ohne die gewaltige Wasserspeicherkraft der Wälder und der Waldböden wäre die Flut wohl noch dramatischer ausgefallen. Durch die aktive Wiederbewaldung wird auf den Schadflächen die wichtige wasserspeichernde Wirkung der Wälder wieder hergestellt.“
 
Die Unwetter-Katastrophe hat sich regional sehr unterschiedlich auf die nordrhein-westfälischen Wälder ausgewirkt. Die gute Nachricht ist, dass bisher in der Wald- und Forstwirtschaft keine Toten und Verletzten im Zusammenhang mit dem Unwetter gemeldet wurden. In den Hauptschadensgebieten der Eifel, des Sauerlandes und des Bergischen Landes sind jedoch deutliche Schäden an Waldwegen und der forstlichen Infrastruktur zu verzeichnen. Das hat unmittelbare Folgen auf die auf Hochtouren laufende Bekämpfung der Borkenkäferkalamität. Teils können weder Forstwirtschaftswege befahren werden, noch kann Holz über zerstörte Bahnstrecken abtransportiert werden. Schäden an den Forstamtsgebäuden wurden aus dem Regionalforstamt Hocheifel Zülpicher Börde und dem Nationalparkforstamt Eifel gemeldet. Mehrere Dienstfahrzeuge wurden von den Wassermassen mitgerissen.
 
Unbürokratische und schnelle Soforthilfe
Um nach den Unwettern in den betroffenen Regionen kurzfristige Maßnahmen zur Instandsetzung der Infrastruktur in den Wäldern zu unterstützen und damit die Zugänglichkeit der Wälder sicher zu stellen, stellt das Land über den Landesbetrieb Wald und Holz 2,4 Millionen Euro aus vorhandenen Haushaltsmitteln zur Verfügung. Zudem hat die Landesregierung am 22. Juli unbürokratische und schnelle Soforthilfe auch für die Forstwirtschaft zugesagt.
 
Seit 2018 über 30 Millionen Kubikmeter Käferholz
Nach einer aktuellen Erhebung des Landesbetriebes Wald und Holz Nordrhein-Westfalen umfassen die Schäden durch Sturm, Dürre und Borkenkäfer allein in der Fichte seit 2018 bereits 30,8 Millionen Kubikmeter Käferholz. Das Umweltministerium unterstützt die Schadensbewältigung und Wiederbewaldung mit umfangreichen Förderangeboten. „Bei dieser Mammutaufgabe stehen wir an der Seite der Waldbäuerinnen und Waldbauern und bieten breite finanzielle und fachliche Unterstützung“, so Heinen-Esser. Allein 2021 stehen insgesamt mehr als 75 Millionen Euro zur Verfügung. Im Bereich der Extremwetterförderung liegen bislang 3.600 Anträge mit einem Volumen von über 60 Millionen Euro vor. Davon sind bereits 2.600 Maßnahmen mit einem Volumen von 44 Millionen Euro bewilligt. Die Auszahlung erfolgt kontinuierlich im Zuge der Umsetzung der bewilligten Maßnahmen – aktuell etwa eine Million Euro wöchentlich.
 
Weiterhin hoher Borkenkäferbefall
Sorge bereitet der weiterhin hohe Borkenkäferbefall: Aktuell beginnt der zweite Käferflug. Wie stark die zweite Käfergeneration wird, hängt maßgeblich von der weiteren Witterungsentwicklung ab. „Wichtig ist daher, dass weiterhin alle Anstrengungen auf die Aufarbeitung des forstschutzrelevanten Holzes konzentriert werden“, erläuterte Stephan Schütte, Leiter Regionalforstamt Rhein-Sieg-Erft vom Landesbetrieb Wald und Holz Nordrhein-Westfalen. Die frei geräumten Kalamitätsflächen hätten die aktuelle Hochwasser-Katastrophe nicht befördert. Nach einer aktuellen Abfrage wurde von einer Hangrutschung im Braunkohle-Rekultivierungsgebiet Ville berichtet. Schütte: „Die Wurzeln verbleiben im Boden und schützen vor Erosion. Die aktuellen Ereignisse haben auf dramatische Weise gezeigt, wie wichtig es gerade in Gewässernähe ist, Bäume und Äste aus dem Wald zu räumen.“
 
Start der Waldzustandserhebung
Wie sich das insgesamt kühlere und feuchtere Wetter in diesem Jahr auf die Wälder auswirkt, untersuchen Expertinnen und Experten aktuell im Rahmen der diesjährigen Waldzustandserhebung. Der Besuch von Ministerin Heinen-Esser markiert zugleich auch den offiziellen Auftakt der diesjährigen Waldzustandserhebung. Der Gesundheitszustand von Bäumen lässt sich gut anhand des Zustandes ihrer Kronen ablesen. Hierbei fließen neben dem Nadel-/Blattverlust auch andere Faktoren, wie die Vergilbung der Blätter, die Fruktifikation sowie biotische und abiotische Faktoren, wie auch das Vorkommen von Totholz und Schadorganismen in die Erhebung ein. Aktuell existieren in Nordrhein-Westfalen 560 Stichprobenpunkte mit ca. 10.300 Einzelbäumen. Die zu begutachtenden Bäume sind dauerhaft markiert und werden jährlich von speziell geschulten Forstleuten aufgenommen.“
 
Weitere Informationen
 
Ergebnisse Waldzustandsbericht 2020:
https://www.umwelt.nrw.de/presse/pressemitteilung/wiederbewaldung-mit-mindestens-vier-baumarten-umweltministerium-stellt-waldzustandsbericht-2020-und-wiederbewaldungskonzept-vor-1605867200
 
 

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