Ministerpräsidentin Hannelore Kraft überreicht Bundesverdienstorden an 15 Bürgerinnen und Bürger aus Nordrhein-Westfalen

15. November 2012
Default Press-Release Image

Ministerpräsidentin Hannelore Kraft hat den Verdienstorden der Bundes­republik Deutschland an 15 Bürgerinnen und Bürger aus Nordrhein-Westfalen überreicht. In einer Feierstunde in Düsseldorf lobte die Mi­nisterpräsidentin die herausragenden Verdienste dieser Frauen und Männer für die Gemeinschaft und hob den besonderen Wert des ehren­amtlichen Engagements hervor. Dieser freiwillige und ehrenamtliche Dienst trage in hohem Maße dazu bei, „dass unsere Gemeinschaft ein Stück menschlicher und solidarischer ist“, so Ministerpräsidentin Kraft. Ein solches Engagement für die Mitmenschen werde zu Recht mit der Verleihung des Bundesverdienstordens ausgezeichnet.

Staatskanzlei Nordrhein-Westfalen

Die Staatskanzlei teilt mit:

Ministerpräsidentin Hannelore Kraft hat den Verdienstorden der Bundes­republik Deutschland an 15 Bürgerinnen und Bürger aus Nordrhein-Westfalen überreicht. In einer Feierstunde in Düsseldorf lobte die Mi­nisterpräsidentin die herausragenden Verdienste dieser Frauen und Männer für die Gemeinschaft und hob den besonderen Wert des ehren­amtlichen Engagements hervor. Dieser freiwillige und ehrenamtliche Dienst trage in hohem Maße dazu bei, „dass unsere Gemeinschaft ein Stück menschlicher und solidarischer ist“, so Ministerpräsidentin Kraft. Ein solches Engagement für die Mitmenschen werde zu Recht mit der Verleihung des Bundesverdienstordens ausgezeichnet.

An die Ausgezeichneten gewandt sagte die Ministerpräsidentin: „Sie leben anderen Menschen vor, dass es verbindliche Werte und Ziele gibt, die das Fundament für ein gutes Miteinander bilden.“ Damit meine sie, betonte die Ministerpräsidentin, Werte wie Menschenwürde, Gerechtig­keit, Solidarität, Toleranz, Hilfsbereitschaft oder Zivilcourage. Diese Werte könne man nur verbreiten, indem man sie vorlebe. Ministerpräsi­dentin Kraft: „Darum ist es wichtig, dass es Menschen wie Sie gibt. Ihr ehrenamtlicher Dienst trägt dazu bei, dass unser Land ein lebens- und liebenswertes Land ist und bleibt.“

Die Ministerpräsidentin überreichte die Orden an:

· Konrad Beikircher aus Bonn (Verdienstkreuz 1. Klasse)
·  Karin von Coelln aus Düsseldorf (Verdienstkreuz am Bande)
· Peter Heesen aus Berlin (Verdienstkreuz 1. Klasse)
. Professor Dr. Gerd Heusch aus Neuss (Verdienstkreuz am Bande)
. Jürgen Jordan aus Herten (Verdienstmedaille)
· Dr. Qamar Kaltenborn aus Bonn (Verdienstkreuz am Bande)
· Professor Recep Keskin aus Bonn (Verdienstkreuz am Bande)
· Professorin Dr. Gisela Lück aus Bielefeld (Verdienstkreuz am Bande)
· Erika Meyer zu Drewer aus Meckenheim (Verdienstkreuz 1. Klasse)
· Barbara Moritz aus Köln (Verdienstkreuz am Bande)
· Inge Reinholdt aus Herne (Verdienstmedaille)
· Dr. h.c. Klaus Schneider aus Hamm (Großes Verdienstkreuz)
· Anna Maria Schumacher aus Hürth (Verdienstmedaille)
· Bernd Steingräber aus Duisburg (Verdienstkreuz am Bande)
. Dimitris Vouros aus Ratingen (Verdienstmedaille)

Die Laudationes im Wortlaut:

Konrad Beikircher aus Bonn (Verdienstkreuz 1. Klasse)

Ich freue mich, Konrad Beikircher begrüßen zu dürfen. Er gehört zu den bekanntesten Kabarettisten Deutschlands und sein Spezialgebiet sind die rheinische Lebensart und die Eigenheiten der rheinischen Sprache, die er mit viel Raffinesse aufs Korn nimmt. Wenn man ihn hört und agie­ren sieht, bleibt es immer wieder erstaunlich, dass er nicht aus dem Rheinland stammt, sondern gebürtiger Südtiroler ist. Konrad Beikircher kam in den 1960ern nach Bonn, um Psychologie zu studieren und schlug zunächst eine Laufbahn im Staatsdienst ein, bevor er seine wahre Bestimmung als Kabarettist, Musiker und Schriftsteller fand.

Den Bundesverdienstorden verleihen wir Konrad Beikircher heute aber nicht für seine künstlerischen Verdienste, für die ist er schon mehrfach ausgezeichnet worden. Nein, heute ehren wir ihn für seinen vorbildli­chen Einsatz um das Gemeinwohl. Die Liste seiner guten Taten ist lang, deswegen kann ich leider nur ein paar Auszüge daraus vorlesen: So ist die Integration behinderter Menschen ein Herzensanliegen von Konrad Beikircher. 15 Jahre lang trat er ohne Gage im Gustav-Heinemann-Haus in Bonn auf, einer Reha-Stätte für behinderte Menschen und brachte bei Kabarett-Workshops behinderte und nichtbehinderte Amateur-Kabarettisten zusammen. Konrad Beikircher unterstützt außerdem den Verein „Hilfe für Betroffene im Rhein-Sieg-Kreis e.V.“. Der Verein hilft Menschen, die an Krebs erkrankt sind und erleichtert ihnen den Lebensalltag. Konrad Beikircher setzte sich auch als prominenter Pate für UNICEF ein: Als „Rheinischer Botschafter“ gab er zahlreiche Benefizauftritte, um für UNICEF-Projekte für Aids-Waisen und Straßenkinder zu werben. Im Jahr 2005 unterstützte er zudem die Hilfsaktion „Bonn hilft Cuddalore“ und übernahm die Moderation eines Benefizkonzerts der Stadt Bonn, bei dem Spenden für Opfer der verhee­renden Tsunami-Katastrophe in der südindischen Stadt gesammelt wur­den. Seit fast zehn Jahren tritt er in der Bonner Oper auf, wenn dort zu­gunsten des Vereins „Weihnachtslicht e.V.“ Konzerte veranstaltet wer­den, um bedürftigen Menschen aus der Region zur Weihnachtszeit fi­nanziell unter die Arme zu greifen. Durch diese Benefizkonzerte flossen dem Verein bisher über 50.000 Euro an Spenden zu.

Lieber Konrad Beikircher, Sie gehören zu den Menschen, die mit be­sonderen Fähigkeiten gesegnet sind und diese Fähigkeiten zugleich nutzen, um unglaublich viel Gutes zu stiften. Dafür unseren herzlichen Dank, den wir heute mit dem Verdienstkreuz 1. Klasse ausdrücken.

Karin von Coelln aus Düsseldorf (Verdienstkreuz am Bande)

Karin von Coelln lebt ihren Glauben auf eine besondere, engagierte Weise. Für sie ist christliche Nächstenliebe keine Worthülse. Karin von Coelln widmet sich ihren Mitmenschen und ihrer Gemeinde, der Evan­gelischen Johannes-Kirchengemeinde in Düsseldorf, mit vollem Elan. Mit viel Zeitaufwand bewältigt sie die anspruchsvolle – und angesichts knapper Kassen häufig schwierige – Aufsicht über das gemeindliche Kassen- und Rechnungswesen. Im EKD-Projekt „Kirche in der Stadt“ setzt sie sich für eine wandlungsfähige, weltoffene und moderne Kirche ein. Bei Jugendfreizeiten oder der „Jazzkirche“ hilft sie tatkräftig mit. Mit ihrem tief empfundenen Glauben, ihrer Sachkenntnis und ihrer freund­lichen Beharrlichkeit ist sie eine hoch geschätzte Ansprechpartnerin.

Seit 20 Jahren begleitet sie im Kuratorium der „Stiftung Evangelisches Krankenhaus Düsseldorf“ die Entwicklung des EVK zu einer der größten Kliniken der Landeshauptstadt. Karin von Coellns Einsatz galt auch über 16 Jahre der Gefangenen-Fürsorge in Düsseldorf. Ihr Werben in Kir­chengemeinden, bei freien Trägern und bei potenziellen Spenderinnen und Spendern trug dazu bei, dass die Beratung und Betreuung für In­haftierte in Umfang und Qualität gesichert werden konnte.

Liebe Karin von Coelln, Sie schaffen es, seit vielen Jahren wirtschaft­liche Vorgaben und Zwänge zu meistern und gleichzeitig Großes zu bewegen, für Ihre Gemeinde und für Ihre Mitmenschen. Sie haben die wertvolle Fähigkeit, auch über den Tellerrand schauen zu können und sie überwinden Barrieren, um Gutes zu tun. Damit sind Sie ein großes Vorbild. Ich gratuliere Ihnen von Herzen zum Verdienstkreuz am Bande, Sie haben sich diese Auszeichnung wirklich verdient.

Peter Heesen aus Berlin (geb. in Krefeld) (Verdienstkreuz 1. Klasse (Höherstufung))

Bei Peter Heesen muss ich genau nachschauen, wo auf seinem Revers noch Platz für einen Orden ist. Denn er ist für seine Verdienste als Bun­desvorsitzender des „dbb Beamtenbundes und Tarifunion“ mehrfach mit Preisen und Orden ausgezeichnet worden, so 2005 mit dem Bundes­verdienstkreuz am Bande und 2009 mit dem Verdienstorden des Lan­des Nordrhein-Westfalen. Und heute würdigen wir ihn mit dem Ver­dienstkreuz der 1. Klasse.

Peter Heesen hat als dbb-Bundesvorsitzender viel bewegt. Dazu gehört nicht nur, dass er den „dbb“, der sich selbst früher als „Standesvertre­tung“ begriff, zur modernen Gewerkschaft umgebaut hat. Er hat auch die Modernisierung des gesamten Öffentlichen Dienstes vorangebracht. Ebenso stark wie für die Reform des Dienstrechts widmete er sich auch der Verwaltungsmodernisierung und dem Bürokratieabbau. Lieber Peter Heesen, besonders hervorheben will ich Ihre Sensibilität und Ihre Fähigkeit zum Dialog. Sie sind sicherlich ein Grundstein Ihres Erfolges.

Großes Engagement hat Peter Heesen auch in der europäischen Ge­werkschaftsarbeit gezeigt: Er ist seit 2007 Präsident der CESI, der Union der unabhängigen Gewerkschaften Europas. Außerdem wurde Peter Heesen 2010 vom Bundesminister der Verteidigung in den Beirat für Fragen der Inneren Führung berufen. In diesem Gremium bringt er seine Erfahrungen und Kenntnisse ein und leistet so einen Beitrag zur Weiterentwicklung der Bundeswehr.

Lieber Peter Heesen, Sie haben vor kurzem aus Altersgründen auf eine 3. Amtszeit als dbb-Chef verzichtet. Für Ihren jahrzehntelangen Einsatz für die Beschäftigen in unserem Land und in Europa danke ich Ihnen von ganzem Herzen und wünsche Ihnen für Ihren neuen Lebensabschnitt alles Gute. Ich hoffe, Sie finden fortan mehr Zeit für Ihr Engagement in der Kultur und für den Karneval, der Ihnen, wie ich weiß, sehr am Herzen liegt.

Professor Dr. Gerd Heusch aus Neuss (Verdienstkreuz am Bande)

Heute schlägt unser Herz für Gerd Heusch, denn ohne ihn würde viel­leicht so manches Herz heute nicht mehr schlagen. Gerd Heusch gehört zu den besten Herzspezialisten Deutschlands. Seit über 20 Jahren ist er Professor an der Universitätsklinik Essen und Direktor des Instituts für Pathophysiologie. Seine Grundlagenforschung trug wesentlich zum grö­ßeren Verständnis von Herzerkrankungen bei und zur besseren Be­handlung des akuten Herzinfarktes.

Gerd Heusch engagiert sich für den medizinischen Fortschritt auch im Fachkollegiat der Deutschen Forschungsgemeinschaft, in Kommissio­nen und als Präsident der „Deutschen Gesellschaft für Kardiologie - Herz- und Kreislaufforschung e.V.“ (DGK). Zu seinen Leistungen als DGK-Präsident gehört, dass er das Deutsche Herz-Kreislaufzentrum auf den Weg gebracht hat. Gerd Heusch erkannte schon vor Jahren, wie wichtig es ist, die Früherkennung von Herzinfarkten zu verbessern. Deshalb hat er als Präsident der DGK eine Expertenkommission für so genannte „Chest pain units“ ins Leben gerufen. Das sind Spezialambu­lanzen zur Überwachung von Menschen mit „unklarem Brustschmerz“. Inzwischen gibt es deutschlandweit über 150 solcher CPUs. Auf dieser Grundlage können die Ärzte unklare Brustschmerzen zunehmend präzi­ser einschätzen.

Gerd Heusch vergisst über allem auch nicht die Förderung des wissen­schaftlichen Nachwuchses: So optimierte er die Stipendien bei der DGK, um jungen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern bessere Anreize zu bieten, in Deutschland zu forschen und nicht abzuwandern. Das Wir­ken von Gerd Heusch, der mehr als 400 Arbeiten zum Thema Herzin­farkt veröffentlicht hat, wurde national und international vielfach gewür­digt. Zuletzt wurde er im Mai 2012 in die Akademie der Wissenschaften des Landes Nordrhein-Westfalen gewählt. Trotz mehrfacher Rufe auf renommierte Lehrstühle in den USA ist Gerd Heusch seinem Lehrstuhl am Universitätsklinikum Essen, dem Land Nordrhein-Westfalen und damit der Bundesrepublik Deutschland bis heute treu geblieben. Chapeau, lieber Professor Heusch, und das Verdienstkreuz am Bande für so viel Einsatz und Standfestigkeit.

Jürgen Jordan aus Herten (Verdienstmedaille)

„Sich bewegen, bewegt etwas“ – das ist das Motto des Deutschen Roll­stuhl-Sportverbandes. Jürgen Jordan zeigt durch sein Wirken, dass die­ses Motto richtig ist. Er setzt sich seit 22 Jahren dafür ein, dass alle Kin­der und Jugendlichen Spaß an Bewegung, Sport und Spiel haben kön­nen, auch diejenigen, die im Rollstuhl sitzen. Jürgen Jordans Einsatz für den Rollstuhlsport begann im Jahr 1990: Damals wollte er seinen 5jährigen Sohn Dennis, der seit seiner Geburt auf einen Rollstuhl ange­wiesen ist, bei einem Sportverein anmelden. Weil es in Herten aber kei­nen Verein gab, der Dennis aufnehmen konnte, gründete er kurzerhand eine Reha-Abteilung beim Verein „Spiel und Sport Bertlich e.V.“ (SuS Bertlich) – und damit war der 1. Rollstuhl-Sportverband in Nordrhein-Westfalen geboren. Mittlerweile trainiert Jürgen Jordan regelmäßig eine Kinder- und eine Jugendgruppe: Mit den Kleinsten übt er das Rollstuhl­fahren und arbeitet daran, die motorischen Fähigkeiten der Kinder zu verbessern. Mit den Älteren trainiert er Rollifußball, Hockey und Basket­ball – das gelingt so gut, dass seine Mannschaft seit Jahren am Roll­stuhlbasketball-Cup JUROBA in Köln teilnimmt. Ich finde es bemer­kenswert, dass Jürgen Jordan sich im Training selbst auch in den Roll­stuhl setzt, um seine Schützlinge besser betreuen zu können, und sie nicht einfach vom Spielfeldrand aus dirigiert. Mit dem Rollstuhlsport zeigt Jürgen Jordan, wie viel Spaß Behinderte am Sport haben können. Er zeigt, wie falsch es ist, sie auszugrenzen, weil sie nicht genauso am Sportunterricht teilnehmen können wie ihre Mitschüler. Jürgen Jordan baut Barrieren ab, auch bei denjenigen, die nicht auf einen Rollstuhl an­gewiesen sind. Er organisiert z. B. gemeinsame Trainingsstunden mit nicht behinderten Jugendlichen und veranstaltet Feste, um für den Be­hindertensport zu werben. Ich finde, all das sind wunderbare Beispiele für die Integrationskraft des Sports.

Lieber Jürgen Jordan, Sie können stolz sein auf das, was Sie bisher für die Kinder und Jugendlichen, für uns Alle, erreicht haben. Ihr Engage­ment ist ein wichtiger Beitrag zur Inklusion. Mit einem herzlichen Danke­schön überreiche ich Ihnen heute die Verdienstmedaille.

Frau Dr. Qamar Kaltenborn aus Bonn (Verdienstkreuz am Bande)

Es gibt Menschen, die selbst gefährliche Situationen nicht scheuen, um anderen zu helfen, die weit reisen, sogar in Kriegs- oder Krisengebiete, um dort ihren Mitmenschen zur Seite zu stehen. Wir bewundern diese Helferinnen und Helfer, von denen wir im Fernsehen hören oder in der Zeitung lesen. Dennoch wird der Einsatz dieser Menschen viel zu selten gewürdigt. Und so bleiben sie und das, was sie leisten, für die meisten von uns abstrakt. Das ist heute anders: Denn heute ehren wir eine be­wundernswerte Frau, die seit nunmehr 20 Jahren zahlreichen Frauen und Kindern in Afghanistan und Pakistan ein besseres Leben ermög­licht.

Qamar Kaltenborn ist Ärztin. Sie ist gebürtige Afghanin und lebt seit 1964 in Deutschland. Sie reist jedes Jahr nach Afghanistan und Pakis­tan, um dort verschiedene humanitäre Hilfsprojekte zu unterstützen. Man kann sich kaum vorstellen, mit welchen Gefahren ihre Besuche in den entlegenen Bergdörfern häufig verbunden sind. 1992 war Qamar Kaltenborn eine der Mitbegründerinnen des Afghanischen Frauenver­eins (AFV), Anfang der 1990er Jahren gründete sie im Flüchtlingscamp Munda Pul/Pakistan eine Mutter-Kind-Gesundheitsstation. Die Gesund­heitsstation ist die einzige Klinik in der weiteren Umgebung.
10.000 Frauen und Kinder wurden bisher in der Ambulanz behandelt; in der Impfstation konnten bislang 45.000 Menschen versorgt werden.

2006 gründete Qamar Kaltenborn auch eine Gesundheitsstation in der abgelegenen Bergregion Qolab bei Kabul. Dort schult sie regelmäßig das ärztliche, pflegende und medizinisch-technische Personal.

Qamar Kaltenborn hat ebenfalls den Aufbau von Schulen in Afghanistan und im Grenzgebiet zu Pakistan unterstützt und engagiert sich in der Fortbildung von Lehrerinnen. Sie setzt sich für die Ausbildung von Flüchtlingsfrauen und für den Bau von Brunnen und Wasserleitungen in ländlichen Regionen ein. 2010 leitete Qamar Kaltenborn bei der Flutka­tastrophe in Pakistan eine große Nothilfeaktion in Peschawar und Um­gebung; sie verteilte mehrere Wochen lang Hilfsgüter an über 27.000 Menschen und leistete unter schwierigsten Umständen medizinische Versorgung.

Liebe Qamar Kaltenborn, all das, was Sie in den Jahren für so viele Menschen geleistet haben, kann ich nicht in Worte zu fassen. Aber ich will sagen: Ich habe – wir alle, denke ich, – haben hohen Respekt vor Ihrem großen Einsatz und wir danken Ihnen von ganzem Herzen. Ich bewundere Ihren Mut und wünsche Ihnen die Kraft, Ihr Engagement noch lange fortsetzen zu können.

Professor Recep Keskin aus Bonn (Verdienstkreuz am Bande)

Dass die Integration in unserem Land funktioniert, liegt sehr stark an Menschen wie Professor Recep Keskin. Er ist sicher vielen von Ihnen als erfolgreicher Unternehmer bekannt, der ein Brückenbauer zwischen Deutschland und der Türkei ist. Und er gehört zu den namhaftesten Bürgern des Ruhrgebiets. 1995 hat ihn der „Verein pro Ruhrgebiet“ für seinen Einsatz mit dem Titel „Bürger des Ruhrgebiets“ geehrt. Recep Keskin ist Mitbegründer und Vorsitzender des Verbands türkischer Un­ternehmer und Industrieller in Europa „ATIAD e.V.“, der ein Motor des wachsenden wirtschaftlichen Austauschs zwischen Deutschland und der Türkei ist.

Recep Keskin ist auch die Stimme vieler zugewanderter Mitbürgerinnen und Mitbürger aus der Türkei. Er macht in der Öffentlichkeit regelmäßig auf das wirtschaftliche Potenzial von zugewanderten Menschen auf­merksam und fordert darum bessere Bildungs- und Ausbildungschancen für junge Menschen aus Zuwandererfamilien. Er ist Mitinitiator und Ju­rymitglied eines Bildungsförderpreises des türkischen Unternehmerver­bandes ATIAD (in Höhe von 50.000 Euro), der seit 1994 an begabte Schüler, Studenten, Akademiker und Meister mit türkischen Wurzeln vergeben wird. Er unterstützt mit verschiedenen Förderprogrammen den Aufruf „Aktion für Ausbildungsplätze“ für Migranten und beteiligt sich an Initiativen zur beruflichen Bildung, z. B. an dem seit 2008 bundesweit durchgeführten Projekt „ProQualifizierung“ für Unternehmer mit Migrati­onshintergrund. Die Anliegen der türkischen Verbände und Vereine un­terstützt und koordiniert er seit fast zwei Jahrzehnten als Gründungsmit­glied des „Rates der Türkeistämmigen Staatsbürger in Deutschland“. Zudem arbeitet er im Integrationsbeirat der Landesregierung Nordrhein-Westfalen mit und ist Handelsrichter beim Landgericht Ha­gen.

Lieber Recep Keskin, ich bin sicher, dass ich damit erst einen Bruchteil aus Ihrer beeindruckenden Vita vorgetragen habe. Aber auch mit die­sem Bruchteil wird sehr deutlich, dass Sie uns allen ein Vorbild bürger­schaftlichen Engagements sind. Ich danke Ihnen für Ihren unermüd­lichen und erfolgreichen Einsatz für die Integration. Und ich freue mich sehr, dass ich Ihnen heute das Verdienstkreuz am Bande verleihen kann.

Professorin Dr. Gisela Lück aus Bielefeld (Verdienstkreuz am Bande)

Frühkindliche Förderung ist gerade ein heiß diskutiertes Thema. Mir persönlich liegt das Thema sehr am Herzen. Es geht mir dabei um die Chancengleichheit im Bildungssystem, aber auch um die Förderung von Kindern von Anfang an. Darum freue ich mich besonders, heute Gisela Lück zu ehren. Weit über ihre dienstlichen Pflichten an der Universität Bielefeld hinaus, erarbeitet die Professorin für Chemie und ihre Didaktik seit über 20 Jahren Methoden, um das naturwissenschaftliche Interesse von Kindergarten- und Grundschulkindern zu wecken. Grundlegend neue Formen naturwissenschaftlicher Wissensvermittlung im frühen Kindesalter basieren auf ihrer Vorarbeit. Gisela Lück beschreibt selbst komplexe Sachverhalte allgemein verständlich und benutzt für ihre Ex­perimente Alltagsgegenstände, die Kindern aus dem Haushalt oder der Kita bekannt sind. Ihre Veröffentlichungen sind mittlerweile in den meisten Kindergärten und Kindertagesstätten zu finden.

Gisela Lück ist eine enge Zusammenarbeit mit Erzieherinnen und Erzie­hern wichtig, um einen direkten Bezug zur Praxis zu haben. So arbeitet sie in ihrer Heimatstadt Bielefeld mit Pädagogen von Kindertagesein­richtungen zusammen und sie entwickelte an ihrem Lehrstuhl Fortbil­dungen für Bielefelder Kitas, um die naturwissenschaftliche Bildung stärker in der Erziehungsarbeit zu verankern.

Seit mehr als einem Jahrzehnt engagiert sich Gisela Lück in der Ar­beitsgruppe „Schulförderung“ beim „Fonds der Chemischen Industrie“: In diesem Förderwerk des Verbandes der Chemischen Industrie setzt sie sich unter anderem dafür ein, dass der Chemie-Unterricht an Schu­len in Deutschland stärker experimentell ausgerichtet ist. Gisela Lück will erreichen, dass Schülerinnen und Schüler mehr Lust auf Chemie und angrenzende Fächer bekommen. Mit Ehrenamtlichen aus Wissen­schaft, Schule und Wirtschaft entscheidet Gisela Lück außerdem über die Vergabe von Forschungsstipendien und entwickelt Informationsma­terialien. Für ihre Leistungen wurde Gisela Lück bereits mit mehreren Preisen und Ehrungen bedacht. Ich freue mich, Ihnen heute für Ihre richtungweisende Arbeit nun das Verdienstkreuz am Bande zu überrei­chen.

Erika Meyer zu Drewer aus Meckenheim (Verdienstkreuz 1. Klasse)

Täglich eine warme Mahlzeit – das ist für viele Kinder und Jugendliche heute keine Selbstverständlichkeit. In manchen Familien wird die ge­sunde Ernährung sehr vernachlässigt. Für Erika Meyer zu Drewer An­lass, die Initiative „Warme Mahlzeit für Kinder“ zu gründen: Seit 2007 sorgt sie für die Finanzierung von täglichen warmen Mahlzeiten für rund 100 bedürftige Kinder und Jugendliche, und das an rund 200 Schulta­gen im Jahr. Ich finde es sehr bemerkenswert, dass Erika Meyer zu Drewer bewusst auf öffentliche Fördergelder für ihren Verein verzichtet, und mit großem Elan bei privaten Sponsoren um Spenden wirbt. Sie erfährt über die Schulleitungen, welche Kinder bedürftig sind, und Diskretion und Vertraulichkeit sind ihr dabei sehr wichtig.

Seit über 40 Jahren kümmert sich Erika Meyer zu Drewer um die Schwächsten in unserer Gesellschaft. Bereits 1988 wurde sie mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande ausgezeichnet. Ob

-  als Leiterin des Kinderbildungswerks Meckenheim,
-  als jahrzehntelange Organisatorin des Schüler-Vorlesewettbewerbs des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels,
-  als langjährig Aktive in der Kommunalpolitik,
-  als Vorsitzende der Senioren-Union Meckenheim oder
-  als sachkundige Bürgerin:

Stets haben Sie, liebe Erika Meyer zu Drewer, einen besonderen Fokus auf die Schul- und Jugendpolitik gerichtet. Zudem zählten Sie auch zu den Gründungsmitgliedern des Meckenheimer „Freiwilligen-Zentrums OASE“ und vermittelten für engagierte Bürgerinnen und Bürger ein ge­eignetes Ehrenamt. Liebe Erika Meyer zu Drewer, andere Menschen würden im fortgeschrittenen Alter vielleicht einen Gang herunterschalten und die Dinge ein wenig ruhiger angehen. Sie dagegen bleiben auf ho­her Drehzahl und widmen sich mit viel Energie Ihren Ehrenämtern. Das finde ich bewundernswert und ich freue mich sehr, Ihre Leistungen heute durch die Verleihung des Verdienstkreuzes 1. Klasse würdigen zu können.

Barbara Moritz aus Köln (Verdienstkreuz am Bande)

Kommunale Demokratie lebt vom Mitmachen. Ich freue mich, eine Mit­bürgerin zu ehren, die sich seit fast 30 Jahren intensiv der Kölner Kom­munalpolitik widmet. Bereits in den 1980er Jahren engagierte sich Bar­bara Moritz für die „Bürgerinitiative südliche Altstadt“ und setzte sich dabei besonders für den sozialen Zusammenhalt ein. So kämpfte sie erfolgreich für den Bau eines Abenteuerspielplatzes. 1990 wurde sie zunächst in die Bezirksvertretung Innenstadt gewählt und einige Jahre später in den Rat der Stadt Köln. Seit 2000 ist sie dort Fraktionsvorsit­zende der Partei Bündnis 90/Die Grünen. Ihr besonderes Augenmerk gilt der bürgernahen Stadtplanung und so engagiert sie sich besonders im Stadtentwicklungsausschuss. Sie brachte dort die Diskussion voran, wie sich der Flächenverbrauch in Köln reduzieren lässt und wie eine ökologisch orientierte und integrationsfreundliche Stadtentwicklung aus­sehen muss. Wenn es darauf ankommt, ist sie stets dabei, im Sinne des Gemeinwesens auch unpopuläre Dinge umzusetzen.

Barbara Moritz engagiert sich als Mitglied des Vorstands für die kölnische Gesellschaft für „Christlich-Jüdische Zusammenarbeit e.V.“. Insbesondere vertrat sie die Gesellschaft im „Bündnis gegen Rechts“ und hielt den Vorstand über Projekte zum Thema Rechtsextremismus in Köln auf dem Laufenden. 1995 war Barbara Moritz Mitgründerin des Fördervereins Stadtteilbib­liothek Haus Balchem e.V., dem es gelang, die drohende Schließung der Bibliothek abzuwenden. Barbara Moritz steht diesem Verein bis heute mit Rat und Tat zur Seite.

Ein klarer Blick für das Wesentliche und die Fähigkeit, komplizierte Zu­sammenhänge einfach zu veranschaulichen – das sind zwei wichtige und seltene Fähigkeiten. Barbara Moritz hat sie beide und setzt sie ein für ihr Engagement in Köln.

Liebe Barbara Moritz, durch Ihr Engagement hat sich in Köln viel bewegt und zum Besseren verändert. Wir danken Ihnen für Ihren Einsatz.

Inge Reinholdt aus Herne (Verdienstmedaille)

„Wir können dem Leben nicht mehr Tage geben, aber den Tagen mehr Leben.“ Dieses Zitat von Cicely Saunders, der Mitbegründerin der mo­dernen Hospizbewegung und Palliativmedizin, könnte auch das Motto von Inge Reinholdt sein: Sie betreut seit 1996 schwerkranke und ster­bende Menschen, zunächst beim Verein „Omega – Mit dem Sterben leben“ und seit 1998 beim Ambulanten Hospiz- und Palliativdienst (AHPD) am Evangelischen Krankenhaus Herne. Sie hat diesen Dienst mit aufgebaut.

Inge Reinholdt setzt sich mit ihrer ganzen Kraft für ihre Patienten ein. Manche begleitet sie bis zum letzten Moment ihres Lebens. Inge Rein­holdt sorgt sich auch um die Angehörigen. Sie hält zu ihnen intensiven Kontakt, manchmal auch Jahre nach dem schmerzhaften Verlust. Seit 2004 ist Inge Reinholdt Mitglied des Redaktionsteams des Infobriefs „Leben bis zuletzt“ des Ambulanten Hospiz- und Palliativdienstes in Herne.

Es gibt nicht viele Menschen, die so entschlossen handeln, wie es Inge Reinholdt seit Jahren tut. Ungezählte Male stellte sie ihre eigenen Inte­ressen in den Hintergrund. Es braucht viel Kraft, um die enormen psy­chischen und emotionalen Belastungen in ihrer Arbeit auszuhalten. Eine ihrer Stärken liegt darin, dass sie ein enges und vertrauensvolles Ver­hältnis zu ihren Patientinnen und Patienten aufbaut. Das gelingt ihr mit hohem Einfühlungsvermögen, großer Sensibilität und viel Menschlich­keit. So ermöglicht sie betroffenen Menschen bis zuletzt ein würdiges Leben.

Ihnen, liebe Inge Reinholdt, wünsche ich weiterhin viel Kraft und Energie für Ihr vorbildliches Handeln, das heute zu Recht gewürdigt wird. Wir können dankbar sein, dass wir Menschen wie Sie haben! Ich gratuliere Ihnen von ganzem Herzen zur Verdienstmedaille.

Dr. h.c. Klaus Schneider aus Hamm (Großes Verdienstkreuz (Höherstufung))

Klaus Schneider wurde 1987 das Verdienstkreuz am Bande und 1993 das Verdienstkreuz 1. Klasse verliehen. 1999 erhielt er den Verdienst­orden des Landes Nordrhein-Westfalen. Aufgrund seines fortgesetzten ehrenamtlichen Engagements erhält er heute in Anerkennung seines Lebenswerks das Große Verdienstkreuz.

Seit 1967 gehört der Vorsitzende Richter am Oberlandesgericht Hamm der Freiwilligen Feuerwehr Hamm an. Auch wenn Klaus Schneider seit 2005 im Ruhestand ist, seine Arbeit für die Feuerwehr ruht ganz und gar nicht.

Besonders am Herzen lag Klaus Schneider immer die Prävention und Aufklärung von Brand-Unfällen. In Zusammenarbeit mit Versicherungs­unternehmen entwickelte er für Kindergärten und Grundschulen die Handpuppe „Fridulin-Brenzlich“ als „Kleinen Helfer in der Not“ und das „Feuerideen-Mobil“: Das ist ein feuerrotes Holzauto voller Materialien für Kinder, damit sie das faszinierende und gefährliche Phänomen „Feuer“ kennen, einschätzen und respektieren lernen. Außerdem hat Klaus Schneider Aufklärungskampagnen rund um das Thema „Rauchmelder“ ins Leben gerufen. Seine Tätigkeit als langjähriger Lehrbeauftragter für Sicherheitstechnik an der Bergischen Universität Wuppertal nutzte er auch, um einen engen Draht zu den Feuerwehren zu pflegen. 2004 wurde auf seine Initiative der Studiengang „Brandschutz“ eingeführt.

Klaus Schneider ist Ehrenvorsitzender des von ihm neu gegründeten Verbandes der Feuerwehren in Nordrhein-Westfalen VdF. Seit über drei Jahrzehnten arbeitet er in der Redaktion der Verbandszeitschrift „Der Feuerwehrmann“ mit und es ist ein Steckenpferd von ihm, die nordrhein-westfälische Feuerwehrgeschichte daheim sorgfältig zu archivieren. Ob im Präsidialrat des Deutschen Feuerwehrverbandes e.V. (DFV), ob in der DFV-Stiftung „Hilfe für Helfer“ oder beim Förderkreis des Deutschen Feuerwehrverbandes e.V.: Immer war und ist es ihm ein wichtiges An­liegen, anderen zu helfen. Lieber Klaus Schneider, Sie haben unglaub­lich viel erreicht für die Sicherheit der Bevölkerung und auch für die An­gehörigen der Feuerwehren. Ich bedanke mich dafür ganz persönlich bei Ihnen.

Anna Maria Schumacher aus Hürth (Verdienstmedaille)

Es gibt Menschen, die denken zuallererst an sich. Und es gibt zum Glück Menschen wie Anna Maria Schumacher: Immer wieder hilft sie anderen, denen es schlechter geht als ihr. Und das nicht nur innerhalb der eigenen Familie: Ob ein Nachbar erkrankt ist, ob ein Kind oder ein älterer Mensch ihre Unterstützung braucht, Anna Maria Schumacher steht allen stets mit Rat und Tat zur Seite. Sie ist deshalb der „gute Geist“ in ihrer Gemeinde – und das schon seit vielen Jahrzehnten: Als z. B. vor ein paar Jahrzehnten die Diakonie „Michaelshoven“ in ihrer Nachbarschaft eine Außenwohngruppe für Jugendliche mit einer Behin­derung einrichtete, setzte sie sich dafür ein, dass die Jugendlichen re­gelmäßig zu Gemeindefesten eingeladen wurden und so am öffentli­chen Leben in Sielsdorf teilnahmen. Ihr Engagement trug dazu bei, dass sich die Jugendlichen in ihrem neuen Zuhause wohl fühlen konnten. So hat sie gezeigt, wie Integration von Menschen mit einer Behinderung gelingen kann. Mit den ersten Mitgliedern der Außenwohngruppe ist Anna Maria Schumacher bis heute freundschaftlich verbunden und sie sorgt weiterhin dafür, dass Bewohnerinnen und Bewohner der Diakonie-WG in Sielsdorf zu Gemeindefesten in der Umgebung eingeladen wer­den.

Bei jedem Wetter macht sie sich auf und sammelt Geld und Sachspen­den oder organisiert Kleidersammlungen für Benachteiligte. Erfährt sie, dass Nachbarn aus gesundheitlichen Gründen nicht in der Lage sind, sich um die Pflege der Gräber ihrer Angehörigen zu kümmern, ist Anna Maria Schumacher zur Stelle. Doch damit nicht genug: Anna Maria Schumacher ist auch im Dorfverein und im Verein Katholischer Frauen in Sielsdorf aktiv. Beim Weltjugendtag 2005 in Köln organisierte sie Un­terkünfte für angereiste Pilger und half bei der Essensausgabe.

Liebe Anna Maria Schumacher, für Ihren jahrzehntelangen selbstlosen Einsatz als „guter Geist“ Ihrer Gemeinde gebührt Ihnen unser aller Dank und Anerkennung. Wie schön wäre es, wenn wir überall solche guten Geister hätten!

Bernd Steingräber aus Duisburg (Verdienstkreuz am Bande)

„Es ist normal, verschieden zu sein“, hat Bundespräsident Richard von Weizsäcker einmal gesagt, als er für die Inklusion warb, also für das gute Miteinander von Behinderten und Nicht-Behinderten. Für eine sol­che Inklusion setzt sich Bernd Steingräber, der selbst Vater einer behin­derten Tochter ist, auf ganz vielfältige Weise ein: Über vier Jahrzehnte lang engagierte er sich im Vorstand der „Lebenshilfe für Men­schen mit geistiger Behinderung e.V. Duisburg“. Ob es um den Aufbau von Wohnheimen, eines Frühförderkindergartens, die Gründung eines integrativen Kindergartens oder die Einrichtung einer Werkstatt für be­hinderte Menschen ging: Bernd Steingräber hat sich an allen Projekten mit viel Herzblut beteiligt. 2001 initiierte er die Aufnahme seines „Le­benshilfe“-Vereins in die „Arbeitsgemeinschaft-Handicap“ – einem Zu­sammenschluss aller Duisburger Selbsthilfeeinrichtungen für Menschen mit Behinderungen. Als Delegierter im „Beirat für Menschen mit Behin­derungen“ tritt er sachkundig und engagiert für die Interessen von be­hinderten Menschen in Duisburg ein, zum Beispiel, wenn es darum geht, dass Rad- und Gehwege behindertengerecht gestaltet werden.

Seit 2007 ist Bernd Steingräber Vorsitzender der „Stiftung Lebenshilfe Duisburg“ und kümmert sich auch in dieser Funktion intensiv um die Belange behinderter Menschen. Das oberste Ziel ist und bleibt für Bernd Steingräber, dass Menschen mit Behinderung langfristig und dauerhaft als selbstständige und selbstverständlich gleichberechtigte Mitglieder in unserer Gesellschaft leben können.

Lieber Bernd Steingräber – Sie haben die Inklusion von Behinderten in den letzten Jahrzehnten in Ihrer Stadt entscheidend vorangebracht. Bitte hören Sie nicht auf, sich für Menschen mit einem Handicap einzu­setzen! Als ein großes „Dankeschön“ für Ihren bisherigen Einsatz über­reiche ich Ihnen heute das Verdienstkreuz am Bande.

Dimitrios Vouros aus Ratingen (Verdienstmedaille)

Vom russischen Schriftsteller Andrej Sinjawski stammt der Satz „Heimat ist kein geographischer Begriff. Man trägt sie in sich selbst.“ Dieser Satz ist Dimitrios Vouros wie auf den Leib geschnitten, weil er sich seit vielen Jahrzehnten dafür einsetzt, dass sich Menschen mit Migrationshin­tergrund in ihrer neuen Heimat wohl fühlen können. Dimitrios Vouros stammt von der griechischen Insel Lesbos und erlernte dort das Schnei­derhandwerk. Im Jahr 1959 kam er, wie viele andere so genannte „Gastarbeiter“, zu uns nach NRW. Dimitrios Vouros gelang die Integra­tion ohne große Schwierigkeiten und er gewöhnte sich schnell an die neue Heimat. Als er aber sah, dass anderen ausländischen Arbeitskol­legen die Integration nicht so einfach fiel, bot er ihnen als eine Art „In­tegrations-Manager“ seine Hilfe an, z. B. bei Problemen im Werksalltag oder mit der Bürokratie. Schnell erwarb er den Ruf eines klugen und sachkundigen Vermittlers zwischen ausländischer Belegschaft und deutscher Betriebsleitung. Er verschaffte den damaligen „Gastarbeitern“ mehr politisches Gehör und nahm dabei auch – wenn nötig – Konflikte mit Rat und Verwaltung in Kauf. 1974 wagte er den Schritt in die Selbst­ständigkeit und eröffnete eine Änderungsschneiderei. Sein Engagement aber setzte er fort. 1976 gehörte Dimitrios Vouros zu den Gründungs­mitgliedern des „Arbeitskreises ausländischer Arbeitnehmer“. Dieser Arbeitskreis wirkte 1981 maßgeblich am Aufbau des ersten Ratinger Ausländerbeirats mit. Dimitrios Vouros gehörte diesem Beirat, der heute Integrationsbeirat heißt, seit der 1. Stunde an und war über viele Jahre hinweg der Vorsitzende des Rats.

Dimitrios Vouros setzt sich für alle Migranten ein, unabhängig von Na­tionalität und Aufenthaltsstatus, und wirbt für ein friedliches Zusam­menleben von Deutschen und Zuwanderern. Bis heute ist er in ver­schiedenen kommunalen Arbeitsgruppen und ausländischen Vereinen in Ratingen ein angesehener Gesprächspartner und Vermittler in Fragen der Integration.

Lieber Dimitrios Vouros, Ihr Engagement ist beispielgebend für eine vorbildliche Integrationsarbeit von Zugewanderten für Zugewanderte. Sie haben der kommunalen Integrationspolitik in Ratingen viele wichtige Impulse gegeben. Wir drücken mit der Verdienstmedaille unseren ganz großen Dank aus!

Kontakt

Pressekontakt

Staatskanzlei Nordrhein-Westfalen

Telefon: 0211 / 837-1134
E-Mail: presse [at] stk.nrw.de

Bürgeranfragen

Staatskanzlei Nordrhein-Westfalen

Telefon: 0211837-01
E-Mail: nrwdirekt [at] nrw.de