Wildkatze erobert sich in NRW immer mehr Lebensräume zurück / Erfolg für Naturschutz – Parlamentarischer Staatssekretär Horst Becker besucht Projekt „Wildkatzensprung“ in Lohmar
Die Wildkatze erobert sich Lebensräume zurück und ist damit eines der erfolgreichen Artenschutzprojekte in NRW. In großen, zusammenhängenden Waldgebieten wie dem Rothaargebirge, dem Egge-Gebirge
oder der Eifel hat sie sich wieder angesiedelt. Allein im nordrhein-westfälischen Teil der Eifel leben heute wieder an die 250 Wildkatzen. In der gesamten Eifel wird ihr Bestand auf 1.000 Tiere geschätzt. Bei Untersuchungen in Ostwestfalen konnten über 50 Tiere nachgewiesen werden.
Das Ministerium für Klimaschutz, Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz teilt mit:
Die Wildkatze erobert sich Lebensräume zurück und ist damit eines der erfolgreichen Artenschutzprojekte in NRW. In großen, zusammenhängenden Waldgebieten wie dem Rothaargebirge, dem Egge-Gebirge
oder der Eifel hat sie sich wieder angesiedelt. Allein im nordrhein-westfälischen Teil der Eifel leben heute wieder an die 250 Wildkatzen. In der gesamten Eifel wird ihr Bestand auf 1.000 Tiere geschätzt. Bei Untersuchungen in Ostwestfalen konnten über 50 Tiere nachgewiesen werden. „Die Wildkatze ist ein gutes Beispiel dafür, dass ein ambitionierter Naturschutz Früchte tragen kann. Jahrzehntelang war die Wildkatze akut vom Aussterben bedroht, nun hat sich die Bestandssituation in den letzten Jahren verbessert“, sagte der Parlamentarische Staatssekretär im Umweltministerium, Horst Becker, bei einem Besuch im Wald zwischen Lohmar und Siegburg. Auch dort werden derzeit wissenschaftliche Untersuchungen zur rechtsrheinischen Verbreitung der Wildkatze mit Lockstöcken durchgeführt, von denen Staatssekretär Becker einen unter fachkundiger Anleitung aufstellte. Im Rahmen des Projektes „Wildkatzensprung“ erfasst der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) in mehreren Gebieten in Nordrhein-Westfalen das Vorkommen der scheuen Tiere. Mit Hilfe dieser Erfassungen wird eine bundesweite Gendatenbank erstellt, welche Rückschlüsse auf die Populationen ermöglicht.
Die Wildkatze war noch im 19. Jahrhundert in Nordrhein-Westfalen in den bergigen Regionen flächig verbreitet. Mit der zunehmenden Indus-trialisierung und dem Verlust von natürlichen Lebensräumen schrumpfte ihr Bestand in NRW drastisch. In den Roten Listen der gefährdeten Arten der Jahre 1986 und 1999 war sie noch als „vom Aussterben bedroht“ gekennzeichnet. In der aktuellen Roten Liste 2011 wurde sie dank der erfolgreichen Artenschutzmaßnahmen nun in die Kategorie 3 „gefährdet“ zurückgestuft. Becker: „Die Erfolge sind erfreulich, aber trotzdem ist die Wildkatze weiterhin gefährdet. Daher müssen wir unsere Anstrengungen im Artenschutz weiter verstärken.“
Insgesamt sind in NRW etwa 45 Prozent der beobachteten Tier- und Pflanzenarten gefährdet, vom Aussterben bedroht oder bereits ausgestorben. „Wir sind dabei, die Festplatte unserer Natur unwiederbringlich zu löschen. Deshalb müssen wir gegensteuern und werden in diesem Jahr die Naturschutzpolitik neu ausrichten. Noch im ersten Halbjahr sollen die Eckpunkte für eine langfristige Biodiversitäts-Strategie zum Schutz der Artenvielfalt vorgelegt werden“, kündigte Becker an.
Das durch das Bundesprogramm „Biologische Vielfalt“ und durch das NRW-Umweltministerium geförderte Projekt „Wildkatzensprung“ soll das mögliche Wildkatzenvorkommen in den Wäldern bei Lohmar nun überprüfen. Wälder im linksrheinischen Bereich wurden bereits im vergangenen Jahr durch den BUND untersucht. Dabei konnten im Kottenforst und in der Ville erfreuliche und in dieser Größenordnung überraschende Neufunde der Wildkatze nachgewiesen werden. Becker: „Ich bin sehr gespannt, welche Ergebnisse dabei herauskommen werden und ob die Wildkatze auch hier wieder heimisch wird.“
Die Europäische Wildkatze (Felis silvestris) wird fälschlicherweise oftmals als Vorfahre aller heimischen Hauskatzen bezeichnet. Tatsächlich stammt unsere Hauskatze aber von mehren Linien der sogenannten Libyschen Wildkatze ab. Schon beim Aussehen gibt es Unterschiede zwischen der Europäischen Wildkatze und den heutigen Hauskatzen: Die Wildkatze hat ein gelblichgrau bis bräunlich gefärbtes Rückenfell, das mit einem undeutlichen schwarzen Tigermuster gezeichnet ist. Über die Rückenmitte zieht sich von den Schulterblättern bis zur Schwanzwurzel ein schwarzer Aalstrich. „Sie benötigt große zusammenhängende alte Laub- und Mischwälder mit reichlich Unterwuchs, Windwurfflächen, Waldrändern, ruhigen Dickichten und Wasserstellen. Bevorzugte Nahrungsflächen sind Waldränder, Waldlichtungen, waldnahe Wiesen und Felder, aber auch weiter entfernt gelegene gehölzreiche Offenlandbereiche“, erläuterte Dr. Matthias Kaiser, Experte für Artenschutz im Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (LANUV). Darüber hinaus benötigen die Tiere ein ausreichendes Angebot an natürlichen Versteckmöglichkeiten als Schlafplätze und zur Jungenaufzucht, etwa dichtes Gestrüpp, bodennahe Baumhöhlen, Wurzelteller, trockene Felsquartiere, verlassene Fuchs- oder Dachsbaue. Im April kommen die Jungtiere zur Welt, sie verlassen nach spätestens 6 Monaten ihre Mutter.
„Die Wildkatze ist eine hochmobile Art mit einem großen Raumanspruch“, sagte Dr. Hans-Jürgen Schäfer, Abteilungsleiter Naturschutz beim Landesbetrieb Wald und Holz. In der Nordeifel beträgt die Größe der Streifgebiete bei den Katern 1.000 bis 2.000 Hektar, bei den Katzen etwa 500 Hektar. Innerhalb ihres Lebensraumes legen die Tiere Entfernungen von durchschnittlich drei Kilometer pro Nacht im Sommer beziehungsweise elf Kilometer pro Nacht im Winter zurück. „Als Land haben wir zum Schutz der Wildkatze beigetragen, in dem wir im Staatswald mehr als zehn Prozent unserer Wälder komplett aus der Nutzung herausgenommen haben, um sie vollständig für die Verbesserung der Biodiversität einzusetzen. Das schafft auch Lebensräume für die Wildkatze und Arten wie den Schwarzstorch, den Luchs und viele weitere seltene oder verschollene Arten die langsam in unsere Wälder zurückkehren“, erklärte Dr. Schäfer.
Weitere Informationen des Landesumweltamtes (LANUV) zur Wildkatze in NRW: www.naturschutzinformationen-nrw.de
Weitere Informationen zum Projekt Wildkatzensprung des BUND: www.bund-nrw.de
Web-Video über Wildkatzen in OWL: www.wildes-owl.de
Audio-Datei zu Wildkatzen in der Eifel: www.nationalpark-eifel.de
Ansprechpartner zur Wildkatze in NRW: Michael Blaschke, Pressesprecher Landesbetrieb Wald und Holz NRW, Telefon: 0251-91797-210, E-Mail: michael.blaschke@wald-und-holz.nrw.de
Peter Schütz, Pressesprecher Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (LANUV), Telefon: 02361-305-1337, E-Mail: Peter.Schuetz@lanuv.nrw.de
Bei Nachfragen wenden Sie sich bitte an die Pressestelle des Ministeriums für Klimaschutz, Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz, Wilhelm Deitermann, Telefon: 0211-4566 719.
WildesNRW – Der Schatz vor Deiner Tür
Alte Buchenwälder, mystische Moore, knorrige Eichenbäume, moosbedeckte Auenwälder, blühende Heideflächen, ausgedehnte Wasserlandschaften und wilde Mittelgebirgsbäche: Nordrhein-Westfalen hat eine einzigartige Natur und eine faszinierende Artenvielfalt. Mehr als 3.000 Naturschutzgebiete, etwa 550 Gebiete des europäischen Schutzgebietssystems „Natura 2000“, der Nationalpark Eifel, rund 100 Wildnisgebiete und 14 Naturparke bewahren das heimische Naturerbe und machen es für die Bevölkerung erlebbar. Als bevölkerungsreichstes Bundesland ist Nordrhein-Westfalen nicht nur Heimat für rund 18 Millionen Menschen; auch mehr als 43.000 verschiedene Tier-, Pilz- und Pflanzenarten finden hier Lebensraum, vom kleinsten Insekt über unseren „Urwald-Baum“, die Rotbuche, und den Wanderfalken als weltweit schnellstem Lebewesen bis hin zum größten Wildtier in NRW, dem Wisent. Sie alle gehören zum „Wilden NRW“: Ein Schatz vor unserer Tür, den es für kommende Generationen zu bewahren gilt.
Doch diese beeindruckenden Zahlen dürfen nicht drüber hinwegtäuschen, dass unser Naturerbe gefährdet ist. Das Artensterben schreitet auch in NRW weiter voran: Etwa 45 Prozent der beobachteten Tier- und Pflanzenarten in NRW sind gefährdet, vom Aussterben bedroht oder bereits ausgestorben. Und die Situation verschärft sich. Denn mittlerweile geraten auch immer mehr Allerweltsarten an den Rand ihrer Existenz.
Die Ursachen des Artensterbens sind häufig menschengemacht: Hierzu gehören die zu intensive Bewirtschaftung landwirtschaftlicher Flächen, der Klimawandel, der auch in NRW bereits deutlich Spuren hinterlässt und der fortschreitende Flächenfraß. So verschwinden täglich in NRW etwa zehn Hektar an wertvollen Flächen, Brutstätten und Lebensräume für eine Vielzahl von Tier-, Pilz- und Pflanzenarten.
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