Verkehrsminister Groschek setzt beim Initiativkreis Ruhr ein Signal für die Zukunft des Reviers
Für das industrielle Herz Deutschlands rollt ein neues Fitnessprogramm an: das Projekt „Ruhrgebiet mobil“.
Für das industrielle Herz Deutschlands rollt ein neues Fitnessprogramm an: das Projekt „Ruhrgebiet mobil“. Verkehrsminister Michael Groschek präsentierte dazu die Eckpunkte des Projekts vor der Vollversammlung des Initiativkreises Ruhr. Groschek ließ bei seinem Besuch keine Zweifel, dass gegen die alltäglichen Staus in der Region neue Maßnahmen nötig sind: „Wir verzichten gern auf die Platzierung unter den Top Ten in den jährlichen Staubilanzen. Das Ruhrgebiet ist kein Platz für Bremser.“
Der Moderator des Initiativkreises Ruhr, Klaus Engel, forderte wirksame Maßnahmen zur Entspannung der Verkehrslage an Rhein und Ruhr. „In seinem Handlungskonzept spricht sich der Initiativkreis Ruhr für die Nutzung neuer Technologien und intelligenter Telematik zur Verkehrsoptimierung aus. Hier setzt das Projekt ‚Ruhrgebiet mobil‘ an. Das begrüßen wir“, sagte Engel. Im Initiativkreis Ruhr GmbH haben sich Re-präsentanten von rund 70 führenden Wirtschaftsunternehmen und Institutionen zusammengeschlossen mit dem Ziel, die Entwicklung des Ruhrgebiets voranzutreiben und seine Zukunfts- und Wettbewerbsfähigkeit zu stärken.
Mobilität ist für die Wirtschaft der Standortfaktor Nummer 1 – und die digitale Revolution macht auch auf diesem Feld heute Vorhaben möglich, die früher undenkbar oder unbezahlbar waren. Selbstfahrende Pkw und automatisierte Lkw-Kolonnenfahrten sind keine Zukunftsmusik mehr. Groschek knüpfte vor den Mitgliedern des regionalen Wirtschaftsbündnisses an das im November 2014 vom Initiativkreis Ruhr vorgelegte Handlungskonzept „Starke Industrie braucht modernes Umfeld“ an. Der Minister unterstrich: „Das Handlungskonzept des Initiativkreises hat bundesweit Aufmerksamkeit erregt. Die Wirtschaft an Rhein und Ruhr fordert darin Investitionen für die Region – auch in moderne Mobilität. Genau hier setzt das Projekt ‚Ruhrgebiet mobil‘ an. Das ist ein wichtiges Signal. Die Landesregierung will mit der Verbesserung der Verkehrsinfrastruktur das Ruhrgebiet zukunftsfest machen.“
Das Projekt „Ruhrgebiet mobil“ setzt drei Schwerpunkte: Straße, Bahn und Rad. Immer mehr Menschen wollen flexibler unterwegs sein. Sie wollen Autos, öffentliche Verkehrsmittel und Fahrräder individuell kombinieren können. Für Autos gilt zunehmend: benutzen statt besitzen. Über das Smartphone sollen Menschen künftig ihre Wege von A nach B mit unterschiedlichen Verkehrsträgern planen, buchen und bezahlen können. „Das ist DIE Chance für das Ruhrgebiet“, sagte Groschek. „Im Ruhrgebiet können wir beispielhaft demonstrieren, wie das Smartphone zum Zündschlüssel der Zukunft wird. Die Organisation integrierter Mobilität im Ruhrgebiet wird auf drei Ebenen einen Qualitätssprung erleben“, sagte Groschek.
Intelligente Straße: Keine Region eignet sich besser für die intelligente Straße als das Ruhrgebiet. Hier verlaufen drei parallele Autobahnen: A 2, A 40 und A 42. Um den Fahrzeugfluss optimal zu lenken, soll es ein intelligentes Verkehrssteuerungs-System geben.
Die Fahrer können vor Antritt der Fahrt in Echtzeit Auslastung und aktuelle Geschwindigkeiten auf den drei Strecken abrufen, um die schnellste Route zu wählen. Staufreie Fahrt beginnt schon vor Fahrtantritt. Dafür werden bis zum Jahr 2020 insgesamt 20 Millionen Euro in telematische Infrastruktur fließen. Mit der Installation von 60 neuen dynamischen Wegweisern zur Verkehrslenkung wird noch in diesem Jahr begonnen.
Aber auch „intelligente“ Straßen müssen in ihrer baulichen Substanz leistungsfähig und intakt sein. Dafür laufen zurzeit im Ruhrgebiet zahlreiche Baumaßnahmen wie der Ausbau der A 1 zwischen Wermelskirchen und der Tank- und Rastanlage Remscheid, der A 40 im Bereich Bochum-Stahlhausen und der A 43 vom Autobahnkreuz Herne bis zur Anschlussstelle Recklinghausen/Herten auf sechs Fahrstreifen sowie die Decken- und Bauwerkssanierung zwischen des Anschlussstelle Dortmund/Hafen und dem Autobahnkreuz Dortmund-West im Zuge der A 45.
RRX - Die neue Dimension des Zugfahrens: Der Rhein-Ruhr-Express wird die Kapazitäten des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) zwischen Köln und Dortmund enorm erweitern. 2018 werden bereits die ersten neuen Züge rollen. Dann können die Menschen auf den Geschmack kommen, wie es sich in diesen modernen Wagen fährt.
Für den ersten Planfeststellungsbereich des Rhein-Ruhr-Express sowie für den notwendigen Ausbau im Bahnhof Dortmund ist eine erste Finanzierungsvereinbarung zwischen Bund und Bahn unterzeichnet. Dabei wird der Hauptbahnhof in Dortmund insgesamt modernisiert und barrierefrei ausgestaltet, Bahnsteigdächer werden neu gebaut und es wird eine Wegeverbindung in Form einer großzügigen Verknüpfungshalle zur Stadtbahn gebaut.
Mit dem Ausbau der RRX-Infrastruktur können zusätzlich bis zu 30.000 Menschen täglich von der Straße auf die Schiene umsteigen. Für den RRX werden insgesamt rund zwei Milliarden investiert.
Radschnellweg Ruhr (RS1): Der RS1 wird der erste Radschnellweg in Deutschland. Die Planung: Er durchquert die Metropole Ruhr auf ganzer Ost-West-Länge zwischen Hamm und Duisburg. Geplante Trassenlänge: 100 km. Geplante Fertigstellung: 2020. Im nahen Einzugsbereich der Trasse leben 1,6 Millionen Menschen, gibt es vier Hochschulen und unzählige Betriebe. Bau und Ausbau des RS1 werden 186 Millionen Euro kosten. Zum Vergleich: Ein Kilometer Autobahn kostet zwischen 15 und 50 Millionen Euro.
Der RS1 führt durch Innenstädte, an die Hochschulstandorte heran und zu den Verknüpfungspunkten im überörtlichen Verkehrsnetz. Hohe Qualitätsstandards machen den Weg attraktiv: von der Beschilderung, über die Beleuchtung bis zum Schneeräumdienst. Die Kosten-Nutzen-Analyse belegt: Jedem eingesetzten Euro stehen nahezu fünf Euro gesamtwirtschaftlicher Nutzen gegenüber.
Mit Elektrorädern werden Radschnellwege zu einer echten Alternative im Alltagsverkehr. Elektroräder verzeichnen starke Zuwachsraten: von 150.000 Stück in 2009 bis rund 500.000 in 2014. Dadurch ergibt sich ein enormes Verlagerungspotenzial. Täglich bis zu 50.000 Autos weniger auf den Straßen der Region. Der Straßenverkehr wird täglich um bis zu 400.000 Pkw-Kilometer entlastet. Die Zahl der Verkehrsunfälle im Bereich des RS1 wird um zwei Prozent sinken und damit auch das Stau-aufkommen. Durch die gesundheitlichen Effekte werden pro Jahr bis zu elf Millionen Euro an Krankheitskosten eingespart. Auch die Umwelt profitiert: Durch die gesparten Pkw-Kilometer werden jährlich 16.600 Tonnen CO2 eingespart. Kurz gesagt: Der RS1 ist die A 40 für Radfahrer – aber ohne Stau!
In seinem Handlungskonzept fordert der Initiativkreis zudem Investitionen in eine international leistungsfähige Logistik sowie in attraktive Stadtviertel und Quartiere. Er bietet dabei an, sein Know-how in die Entwicklung von Logistikflächen und die Ausweitung des erfolgreichen Stadtumbau-Projektes InnovationCity Ruhr über Bottrop hinaus einzubringen. „Das sind zwei weitere wichtige Punkte, die wir konstruktiv begleiten wollen“, sagte Groschek.