Staatssekretär Becker: Moore sind ein ganz besonderer Schatz vor unserer Tür

30. Juli 2014
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Nordrhein-Westfalen hat in den letzten Jahrhunderten massiv Moorlandschaften durch menschliche Eingriffe verloren: Gab es etwa zu Beginn des 19. Jahrhunderts allein in Westfalen noch rund 6421 Hektar an Hochmooren, sind es heutzutage in ganz NRW gerade einmal noch 789 Hektar. „Unsere letzten Moore sind stark gefährdete Lebensräume und stehen deshalb unter besonderer Beobachtung und besonderem Schutz“, erklärte der Parlamentarische Staatssekretär im Umweltministerium Horst Becker bei seinem Besuch im Großen Torfmoor im Kreis Minden Lübbecke. Es war die 14. Station im Rahmen der diesjährigen Sommertour des Umweltministeriums zum Thema „WildesNRW“. „In den letzten Jahrhunderten sind viele dieser wertvollen Lebensräume für bedrohte Tier- und Pflanzenarten unwiederbringlich verloren gegangen. Dies muss gestoppt werden. Wir brauchen nicht weniger Moorflächen für unsere einzigartige Artenvielfalt, sondern wir brauchen mehr und deshalb müssen wir auch in die Renaturierung von Moorflächen investieren“, sagte Becker. Mehr als 700 Hektar haben das Potenzial, wieder zu solchen echten Hochmooren zu werden. Das Land NRW arbeitet deshalb mit Bio-Stationen und Naturschutzverbänden intensiv an solchen Renaturierungsprojekten, die auch schon erste Erfolge zeigen.

Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz
Staatskanzlei Nordrhein-Westfalen

NRW hat durch menschliche Eingriffe massiv an wertvollen Moorflächen verloren - Großes Torfmoor ist der größte ursprüngliche Naturraum seiner Art

Das Ministerium für Klimaschutz, Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz teilt mit:

Nordrhein-Westfalen hat in den letzten Jahrhunderten massiv Moorlandschaften durch menschliche Eingriffe verloren: Gab es etwa zu Beginn des 19. Jahrhunderts allein in Westfalen noch rund 6421 Hektar an Hochmooren, sind es heutzutage in ganz NRW gerade einmal noch 789 Hektar. „Unsere letzten Moore sind stark gefährdete Lebensräume und stehen deshalb unter besonderer Beobachtung und besonderem Schutz“, erklärte der Parlamentarische Staatssekretär im Umweltministerium Horst Becker bei seinem Besuch im Großen Torfmoor im Kreis Minden Lübbecke. Es war die 14. Station im Rahmen der diesjährigen Sommertour des Umweltministeriums zum Thema „WildesNRW“. „In den letzten Jahrhunderten sind viele dieser wertvollen Lebensräume für bedrohte Tier- und Pflanzenarten unwiederbringlich verloren gegangen. Dies muss gestoppt werden. Wir brauchen nicht weniger Moorflächen für unsere einzigartige Artenvielfalt, sondern wir brauchen mehr und deshalb müssen wir auch in die Renaturierung von Moorflächen investieren“, sagte Becker. Mehr als 700 Hektar haben das Potenzial, wieder zu solchen echten Hochmooren zu werden. Das Land NRW arbeitet deshalb mit Bio-Stationen und Naturschutzverbänden  intensiv an solchen Renaturierungsprojekten, die auch schon erste Erfolge zeigen.

Viele ursprüngliche Naturräume und damit Lebensräume für eine große Anzahl an Tier- und Pflanzenarten wurden durch menschliche Nutzung zurückgedrängt, zum Teil sogar komplett zerstört. Am deutlichsten wird dies am Naturraum Moor, das sich über Jahrtausende entwickelt und innerhalb weniger Jahrzehnte durch Entwässerung und Torfabbau bis auf wenige Einzelflächen verschwunden ist.  Besonders im 18. und 19. Jahrhundert erfuhren die Hochmoore durch zunehmende Entwässerungs-, Abtorfungs- und Kultivierungsarbeiten immer stärkere Veränderungen, die letztlich zur weitflächigen Zerstörung dieser viele Jahrhunderte lang unberührt gebliebenen Naturlandschaften führten.  Bedeutende großflächige Moorgebiete in NRW sind heute noch das Oppenweher Moor (Kreis Minden-Lübbecke), das Amtsvenn, das Burlo-Vardingholter (Kreis Borken), das Recker Moor, das Emsdetter Venn (Kreis Steinfurt), die Venngebiete im deutsch-belgischen Grenzbereich und das Große Torfmoor. Die Zahl der Hochmoore, die durch natürliche Torfbildung auch heute noch wachsen, ist allerdings deutlich geringer: Lediglich zwei lebendige Hochmoore mit knapp 2,4 Hektar gibt es derzeit in NRW, im Kreis Steinfurt (Koffituten) und im Kreis Lippe (Hiddeser Bent).

Die Entwicklung des Großen Torfmoores begann vor etwa 12.000 Jahren, als sich das Klima erwärmte und die Torfmoose stärker wuchsen. Pflanzenreste verrotteten im nassen und sauerstoffarmen Moor nicht vollständig, sondern sorgten dafür, dass der Torfboden um jährlich etwa 1 Millimeter in die Höhe wuchs. Das Große Torfmoor ist heute auf rund 500 Hektar ein Lebensraum der Extreme, erfuhr Becker. Das sehr feuchte Moor hat nur wenige Nährstoffe und das Wasser ist sauer. Hier überleben nur Spezialisten unter den Tieren und Pflanzen und diese sind selten geworden in unserer Kulturlandschaft. Torfmoose, Wollgras, Sonnentau und Moosbeere, Moorfrosch und Bekassine sind einige dieser seltenen Arten. Trotz vieler erfolgreicher Naturschutzprojekte setze sich aber auch in NRW der Artenverlust weiter fort, erklärte der Staatssekretär: „Wir sind dabei, die Festplatte unserer Natur unwiederbringlich zu löschen und müssen gegensteuern. Etwa 45 Prozent der untersuchten Tier- und Pflanzenarten sind gefährdet, vom Aussterben bedroht oder bereits ausgestorben. Deshalb ist aktiver Naturschutz und die Wiederansiedlung von einzelnen Arten so wichtig, um zerstörte Lebensräume wiederherzustellen und ehemals ausgestorbenen Arten eine neue Chance zu geben.“

„Neben Ihrer sehr hohen Bedeutung für den Artenschutz sind Moore auch aktive Klimaschützer“, ergänzte Becker „Sie bedecken zwar nur drei Prozent der Erdoberfläche, speichern aber 30 Prozent des im Boden enthaltenen Kohlenstoffs. Moorschutz ist also gleichzeitig auch hochwirksamer Klimaschutz. Die Renaturierung, das bedeutet hier im Großen Torfmoor die Wiedervernässung, ist daher nicht nur eine wichtige Maßnahme für den Naturschutz. Es ist auch eine hochwirksame Maßnahme für den Klimaschutz.“

Der NABU Kreisverband Minden-Lübbecke hat in den Jahren 2003 bis 2008 ein vom Land Nordrhein-Westfalen und der Europäischen Union gefördertes LIFE-Naturschutz-Projekt zur Wiedervernässung des Großen Torfmoor umgesetzt. „Denn die Schutzgebietsausweisung allein reicht nicht aus, um die einmaligen und kostbaren Moorlebensräume und -arten zu erhalten. Vielmehr sind hierfür aktive Maßnahmen notwendig“, so Becker. Der Erfolg der im Rahmen des LIFE Projektes durchgeführten Maßnahmen wurde im Jahr 2008 sichtbar. Damals erfolgte erstmalig in der Naturschutzgeschichte des Landes NRW die Brut eines Kranichpaares mit erfolgreicher Aufzucht eines Jungtieres. Seitdem brüten die Kraniche regelmäßig im Großen Torfmoor. Wichtig ist Becker aber auch das Moorerlebniszentrum, das „Moorhus“, das der NABU Kreisverband am Rande des Großen Torfmoor errichtet hat. „Wir brauchen nicht nur geschützte, intakte Räume, in denen sich Natur entfalten kann, wir müssen auch ein stärkeres Bewusstsein für den Wert und die Schönheit der Natur schaffen. Nur dann können wir das Naturerbe in Nordrhein-Westfalen bewahren. Mit dem Bau und Einrichtung des ‚Moorhus‘ wurde hierfür ein wichtiger Beitrag geleistet.“

„Wir sehen an diesem Beispiel, unser Land hat eine einzigartige faszinierende und beeindruckende Natur, ein Hort für Tausende von Tieren und Pflanzen – ein Schatz direkt vor unserer Tür. Ein Schatz, der immer wieder neu entdeckt werden will. Aber eben auch ein Schatz, den es für die nächsten Generationen zu erhalten gilt“, sagte Staatssekretär Becker. „Die Ursachen des Artensterbens in NRW sind häufig menschengemacht, das Beispiel Moor zeigt dies in besonderer Weise. Intensive Bewirtschaftung landwirtschaftlicher Flächen, die Zerstörung und Zerschneidung naturnaher Lebensräume und der fortschreitende Flächenfraß haben zum Rückgang vieler Arten in der Feldflur geführt. Deshalb benötigen wir ursprüngliche Naturräume, in der sich Tier- und Pflanzenarten ohne Einfluss des Menschen ansiedeln und entwickeln können.“


Weitere Informationen zum Schutz des Großen Torfmoors sind zu finden unter http://www.nabu-minden-luebbecke.de/cms/front_content.php?idcat=6

Faltblatt zur neuen Naturschutzpolitik in NRW: http://www.umwelt.nrw.de/extern/epaper/2014/neue_naturschutzpolitik/

Broschüre zu den 14 Naturparken und dem Nationalpark Eifel: http://www.umwelt.nrw.de/extern/epaper/2014/naturparke_nrw/

Link zum neue Web-Videos „NaturErleben NRW“: https://www.youtube.com/watch?v=KKm72NW9w4M


Hintergrundinformation:

Verlust der biologischen Vielfalt bedroht das wilde NRW

In Nordrhein-Westfalen leben über 43.000 verschiedene Tier-, Pilz- und Pflanzenarten. Dieser Artenreichtum ist die Folge des Nebeneinanders zweier großer, sehr verschiedener Naturräume: Dem atlantisch geprägten Tiefland und dem kontinental geprägten Bergland. Jede dieser Regionen bietet eine historisch gewachsene Vielfalt von Lebensräumen (Biotopen) mit ihren typischen Tieren und Pflanzen, vom kleinsten Insekt über unseren „Urwald-Baum“, die Rotbuche, und den Wanderfalken als weltweit schnellstem Lebewesen bis hin zum größten Wildtier in NRW, dem europäischen Wisent. Ein Schatz direkt vor unserer Tür. Aber auch ein Schatz, der bedroht ist und den es zu bewahren gilt.

Weltweit ist die biologische Vielfalt massiv bedroht. Seit Jahrzehnten ist ein dramatischer Rückgang der Arten zu beobachten. So liegt die gegenwärtige Verlustrate in einigen Regionen der Welt etwa 100 bis 1.000 Mal höher als die natürliche Aussterberate. Auch in NRW geht der Verlust an biologischer Vielfalt weiter. Unsere Landschaften und Lebensräume haben sich durch die Eingriffe des Menschen stark verändert. Dies zeigt zum Beispiel ein Blick auf die Wälder in Deutschland: Von Natur aus wären rund zwei Drittel der Fläche Deutschlands von unserem Ur-Baum, der Rotbuche, bedeckt. Heute sind es real aber nur noch knapp sechs Prozent der Fläche.

Unser Naturerbe in NRW zu erhalten, ist eine Herkulesaufgabe, denn auch in NRW konnte bisher das Artensterben nicht aufgehalten werden: Etwa 45 Prozent der untersuchten Tier- und Pflanzenarten sind gefährdet, vom Aussterben bedroht oder bereits ausgestorben. Nach der aktuellen „Roten Liste NRW“ sind dabei Schmetterlinge (rund 55 Prozent), Moose (60 Prozent), Kriechtiere (etwa 71 Prozent) sowie Vögel und Wildbienen/Wespen (jeweils rund 52 Prozent betroffen) überdurchschnittlich gefährdet.

Die Ursachen des Artensterbens sind häufig menschengemacht: Hierzu gehören unter anderem die zu intensive Bewirtschaftung landwirtschaftlicher Flächen, die Zerstörung und Zerschneidung naturnaher Lebensräume und der fortschreitende Flächenfraß. So gehen täglich in NRW etwa 10 Hektar an wertvollen Lebensräumen für eine Vielzahl von Tier-, Pilz- und Pflanzenarten verloren.

Das NRW-Umweltministerium will dem fortschreitenden Verlust der biologischen Vielfalt mit einer neuen Biodiversitätsstrategie und einem neuen Landesnaturschutzgesetz entgegenwirken. Beide Vorhaben sollen in den nächsten beiden Jahren umgesetzt werden.

Weitere Informationen zum Thema und zur Sommertour 2014:


Bei Nachfragen wenden Sie sich bitte an die Pressestelle des Ministeriums für Klimaschutz, Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz, Wilhelm Deitermann, Telefon 0211 4566-719.

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