Sanierung und Ausbau der Autobahn 45 / Gemeinsamer Kraftakt für NRW und Hessen

21. August 2014
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Minister Al-Wazir und Minister Groschek informieren sich vor Ort: Wie kaum eine andere Bundesfernstraße ist die Autobahn 45 Sinnbild für die dringend erneuerungsbedürftige Verkehrsinfrastruktur in den alten Bundesländern. An der Talbrücke Rinsdorf machten sich NRW-Verkehrsminister Michael Groschek und Hessens Verkehrsminister Tarek Al-Wazir ein Bild von der Lage.

Verkehr
Staatskanzlei Nordrhein-Westfalen

Minister Al-Wazir und Minister Groschek informieren sich vor Ort

Das Ministerium für Bauen, Wohnen, Stadtentwicklung und Verkehr NRW sowie das Hessische Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Landesentwicklung teilen mit:

Wie kaum eine andere Bundesfernstraße ist die Autobahn 45 Sinnbild für die dringend erneuerungsbedürftige Verkehrsinfrastruktur in den alten Bundesländern. An der Talbrücke Rinsdorf machten sich NRW-Verkehrsminister Michael Groschek und Hessens Verkehrsminister Tarek Al-Wazir ein Bild von der Lage.

Auf dem 122 Kilometer langen nordrhein-westfälischen Abschnitt der A45 zwischen Dortmund und der Landesgrenze zu Hessen bei Wilnsdorf gibt es 127 Brücken, davon 36 Großbrücken mit einer Spannweite von über 100 Metern. Von denen wurden im aktuell laufenden Programm zur Nachrechnung der Brückenstatik 17 untersucht, mit dem Ergebnis, dass elf Bauwerke kurzfristig verstärkt und mittelfristig komplett neu gebaut werden müssen. Die Problematik stellt sich ähnlich dar auf hessischer Seite, wo 20 Brücken ersetzt werden müssen.

„An der A45 tritt deutlich zutage, warum die vor rund 50 Jahre gebauten Autobahnbrücken lange vor Ablauf ihrer seinerzeit kalkulierten Lebens-dauer erneuerungsbedürftig sind. 1960 lag das zulässige Gesamtgewicht eines Lastwagens bei 24 Tonnen, heute sind es 44 – und Schwerlasttransporte gehen noch weit darüber hinaus. Die Anzahl der Fahrzeuge, die hier täglich fahren, hat sich vervielfacht. Ein 40-Tonnen-Lkw verursacht aber die gleiche Materialermüdung wie 40.000 Pkw“, sagte Minister Al-Wazir.

„Das Siegerland ist eine boomende Industrieregion, die existentiell auf funktionierende Verkehrsverbindungen angewiesen ist. Mit der heutigen Verkehrsbelastung von bis zu 70.000 Kfz, davon 16.000 Lkw, ist die zweistreifige A45 an der Grenze ihrer Belastbarkeit angekommen. Die notwendigen Brückenersatzbauten werden bereits jetzt auf den für etliche Abschnitte erforderlichen späteren Ausbau der Autobahn auf sechs Fahrstreifen ausgelegt“, ergänzte Minister Groschek.

Die beiden Landesbetriebe Straßen.NRW und Hessen.mobil stehen in enger Abstimmung bei der Planung der Baustellen. „Uns ist bewusst, dass diese Baumaßnahmen Anliegern und Verkehrsteilnehmern eine Menge Geduld abverlangen. Die A45 wird über Jahre von Baustellen geprägt sein“, kündigte Winfried Pudenz, Hauptgeschäftsführer des Landesbetriebs Straßenbau NRW, an. „Daher werden wir regelmäßig über unsere Planung und die Bauarbeiten informieren.“ Bereits im Bau ist im nördlichen Bereich der A45 die Lennetalbrücke. In den nächsten 15 Jahren soll der Ersatzbau der A45-Brücken zum größten Teil abgeschlossen sein.

Die Minister waren sich einig, dass Erhalt und Sanierung der deutschen Verkehrsinfrastruktur die vorrangige Aufgabe der Verkehrspolitik in den nächsten Jahren sein wird. Allein im NRW-Abschnitt der A45 werden für Brückenbaumaßnahmen in den nächsten Jahren Investitionen von mehr als 1,2 Milliarden Euro erforderlich. Auch zu den Kosten für die notwendigen Planungen müsse der Bund jetzt mehr beitragen. Dazu wollen NRW und Hessen einem Antrag des Landes Baden-Württemberg, der im Bundesrat vorliegt, beitreten.

In dem Antrag (Drs. 276/14) heißt es: „Der Bundesrat sieht mit großer Sorge, dass die derzeitige Zweckausgabenpauschale des Bundes für die Entwurfsbearbeitung und Bauaufsicht der Bundesfernstraßen in Höhe von 3% nicht auskömmlich ist, da der tatsächliche Bedarf mit 15-20% weit darüber liegt. Die Länder sind so gezwungen, die fehlenden Planungsmittel zu ihren Lasten aufzubringen. Für eine nachhaltige und bedarfsgerechte Finanzierung muss die Planung, Verfügbarkeit und Steuerung der Finanzmittel im Bundesfernstraßenbau deutlich verbessert werden.“

Bei geschätzten Baukosten von 1,2 Milliarden erstattet der Bund dem Land im Nachhinein 36 Millionen Euro für Planung und Bauüberwachung. Die realen Kosten dafür betragen aber 180 bis 240 Millionen Euro.


Talbrücken Rinsdorf und Rälsbach werden neu gebaut

Über das Gesamtkonzept zur Sanierung der A45 zwischen dem Auto-bahnkreuz Westhofen und der Landesgrenze NRW/Hessen und den Neubau der beiden Talbrücken in Wilnsdorf informierten Ludger Siebert, Karl-Hermann Metz und Carola Ziebs von der Straßen.NRW Regional-niederlassung Südwestfalen.

Die beiden Bauwerke Rinsdorf und Rälsbach liegen nur 250 m auseinander. Sie werden daher gleichzeitig neu gebaut. Zurzeit werden für beide Brücken die Entwürfe aufgestellt, die Anfang 2015 dem Landes- und dem Bundesverkehrsministerium zur Genehmigung vorgelegt werden. Im Laufe des Jahres 2015 kann dann die Ausschreibung und 2016 die Vergabe der Neubauten erfolgen. Baubeginn soll Mitte 2016 sein.

Ziel für den Verkehrsablauf während der Bauzeit ist es, den Eingriff in den fließenden Verkehr so gering wie möglich zu halten. Die Bauzeit für beide Bauwerke soll so kurz wie möglich sein. Es sollen immer zwei, wenn auch verengte Fahrstreifen pro Fahrtrichtung zur Verfügung stehen. Dafür sind mehrere Bauphasen erforderlich:

Auf der aus zwei einzelnen Bauwerken bestehenden Brücke Rälsbach, eine für jede Fahrtrichtung, wird der komplette Verkehr zunächst auf das Bauwerk in Fahrtrichtung Frankfurt verlegt. Anschließend wird die Brückenhälfte, auf der bisher der Verkehr in Richtung Dortmund floss, abgebrochen und neu gebaut. Im Anschluss wird der Verkehr komplett auf den Neubau verlegt, die andere Hälfte der Talbrücke kann abgebrochen und anschließend neu gebaut werden.

Anders die Talbrücke Rinsdorf: Sie besteht zurzeit aus nur einem Bauwerk für beide Fahrtrichtungen. Hier muss zunächst seitlich der neue Überbau, der künftig den Verkehr in Fahrtrichtung Dortmund aufnehmen soll, gebaut werden. Nach dessen Fertigstellung kann der ganze Verkehr auf diesen Neubau verlegt und die alte Brücke komplett abgerissen werden. Anschließend wird an der Stelle der alten Brücke das Bauwerk für die andere Brückenhälfte neu gebaut. Schließlich wird der komplette Verkehr hierhin verlegt und der andere Neubau im Querverschub in seine endgültige Position gebracht.

Talbrücke Rinsdorf
bestehendes Bauwerk neues Bauwerk
  • Baujahr 1967
  • 9 Felder mit einer Gesamtlänge von 486 m
  • Größte Stützweite 54 m
  • Größte Pfeilerhöhe 68 m, Stahlbetonhohlpfeiler
  • Einteiliger Spannbetonträgerrost, ein Überbau
  • 5 Fahrstreifen, 3 Fahrstreifen Fahrtrichtung Frankfurt, 2 Fahrstreifen Fahrtrichtung Dortmund plus Standstreifen
  • Breite: 31,25 m
  • Im Jahre 1985 ist das Bauwerk verstärkt worden mittels externer Vorspannung
  • Letzte Bauwerksprüfung 2010: Zustandsnote 3,0
  • Brücke ist seit Dez. 2011 für Fahrzeuge über 44 t gesperrt
  • 7 Felder mit einer Gesamtlänge von 486 m
  • Größte Stützweite 100 m, andere Felder 70 bzw. 50 m
  • Pfeilerhöhen min. 13 m, max. 60 m
  • Zweiteiliger Stahlhohlkasten mit Diagonalen
  • Verbundbauweise – Stahlüberbau mit Betonfahrbahnplatte
  • 6 Fahrstreifen plus 2 Standstreifen
  • Breite: 38,2 m
  • Taktschiebeverfahren und Querverschub
  • Bauzeit 4 Jahre
  • Baukosten 44 Mio Euro plus 10 Mio Euro Abriss des bestehenden Bauwerks
Talbrücke Rälsbach
bestehendes Bauwerk neues Bauwerk
  • Baujahr 1966
  • Derzeit 5 Felder mit einer Gesamtlänge von 161 m
  • Größte Stützweite 36 m
  • Größte Pfeilerhöhe 30 m
  • Zweizelliger Spannbetonüberbau mit Quervorspannung, zwei getrennte Überbauten
  • 5 Fahrstreifen, 3 Fahrstreifen FR Frankfurt, 2 Fahrstreifen plus Standstreifen FR Dortmund
  • Breite: 31,85 m
  • Letzte Bauwerksprüfung 2013: Zustandsnote 2,7/ 2,8
  • Nachrechnung des Bauwerks 2013 hat ergeben, dass Bauwerk von Brückenklasse 60 auf die Brückenklasse 45 herabgestuft werden muss; Folgen:
    • LKW-Überholverbot
    • LKW Abstandsgebot 50 m auch im Stau
    • Sperrung über 44 t
    • theoretische Restnutzungsdauer von 2013 an kleiner 5 bis 7 Jahre
  • 5 Felder mit einer Gesamtänge von 175 m
  • Größte Stützweite 50 m
  • Pfeilerhöhe min. 13 m, max. 25 m
  • Spannbetonüberbau
  • Zweizelliger Hohlkasten mit externer Vorspannung (ohne Quervorspannung)
  • Herstellung wahrscheinlich auf Traggerüst
  • 6 Fahrstreifen plus 2 Standstreifen
  • Breite: 36,98 m
  • Bauzeit 3 Jahre
  • Baukosten 12,3 Mio. Euro incl. Abriss des bestehenden Bauwerks


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