Ministerin Steffens: Land setzt auf Stärkung der Altersmedizin für längere Lebensqualität im Alter

10. März 2017

Notwendigkeit und Chancen einer modernen Altersmedizin waren das Thema einer gemeinsamen Veranstaltung der Landessenioren-vertretung NRW und dem Pflege- und Gesundheitsministerium unter dem Titel „Gesundheit im Alter“ in Neuss.

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Notwendigkeit und Chancen einer modernen Altersmedizin waren das Thema einer gemeinsamen Veranstaltung der Landessenioren-vertretung NRW und dem Pflege- und Gesundheitsministerium unter dem Titel „Gesundheit im Alter“ in Neuss.
 
„Wenn alle älteren Menschen in unserem Land vom aktuellen Wissen der modernen Altersmedizin und einem deutlichen Mehr an menschlicher Zuwendung profitieren könnten, wäre das ein Quantensprung für die gesundheitliche Versorgung im Alter und vor allem für die persönliche Lebensqualität älterer Menschen in unserem Land“, sagte Gesundheits- und Pflegeministerin Barbara Steffens zur Eröffnung der Veranstaltung. „Deshalb forciert das Land die Bildung von Geriatrieverbünden, in denen Krankenhäuser mit ärztlichen Praxen und sozialen Diensten zusammenarbeiten, und fördert Modellprojekte für mehr Sicherheit bei der Arzneimitteltherapie zur Vermeidung gefährlicher Medikamentencocktails“, so Steffens weiter.
 
Über 100 Mitglieder örtlicher Seniorenvertretungen aus allen Landesteilen waren nach Neuss gekommen, um neue medizinische Entwicklungen und Angebote kennenzulernen und ihre Fragen und Sorgen direkt mit der Ministerin, der Vorsitzenden der Landesseniorenvertretung, Gaby Schnell, und dem unabhängigen Patientenbeauftragten der Landesregierung, Dirk Meyer, zu diskutieren.
 
„Es ist ein Geschenk, dass wir uns dank der längeren Lebenserwartung auf mehr Lebensjahre freuen können“, betonte Gaby Schnell. „Damit daraus auch ein Mehr an erfüllten und aktiven Lebensjahre wird, kommt es vor allem darauf an, gesund zu bleiben oder im Krankheitsfall möglichst schnell wieder gesund zu werden. Deshalb sind Gesundheit und medizinische Versorgung zentrale Themen für ältere Menschen und damit natürlich auch für die Arbeit der Seniorenvertretungen vor Ort und auf Landesebene“, so Schnell.
 
Patientenbeauftragter Dirk Meyer erklärte: „Frühzeitige gesundheitliche Prävention, Rehabilitation und Versorgung sind gerade in einer älter werdenden Gesellschaft von besonderer Bedeutung, um eine hohe Lebensqualität auch im Alter zu erhalten. In unserem sehr unübersichtlichen Gesundheitssystem ist es gerade für ältere Menschen oft eine große Herausforderung, notwendige Hilfe rechtzeitig zu erhalten. Deshalb müssen wir die sektorenübergreifende Zusammenarbeit unbedingt stärken, den Zusammenhalt in Nachbarschaften und Quartieren fördern und besser über die Hilfs- und Unterstützungsangebote informieren. Dabei können auch die Seniorenbeiräte auf kommunaler Ebene eine wichtige Rolle spielen.“
 
Die Altersmedizin („Geriatrie“) setzt auf altersspezifische, interdisziplinäre Diagnose- und Behandlungsangebote und fördert so das Zusammenwirken der verschiedenen Expertinnen und Experten. Ein Ziel ist dabei auch, älteren Menschen ein oft zermürbendes Hin und Her von Facharzt zu Facharzt oder zwischen den verschiedenen Fachabteilungen eines Krankenhauses zu ersparen, das zuletzt in einem täglichen übervollen „Pillencocktail“ endet. Eine unter den verschiedenen Akteurinnen und Akteuren abgestimmte Altersmedizin setzt auf gezielte Prävention und Vermeidung von Fehl- und Übermedikation, die beispielsweise den Organismus so schwächt, dass die Sturzgefahr steigt und die nächste (schwere) Verletzung vorprogrammiert ist.
 
Damit möglichst viele ältere Menschen im Krankenhaus von moderner Altersmedizin profitieren können, schreibt der Krankenhausplan NRW ein einfaches „Screening“ vor, um altersspezifische Erkrankungen bei älteren Patientinnen und Patienten besser zu erkennen. Jedem Menschen ab dem 75. Lebensjahr werden zum Beispiel einige standardisierte Fragen gestellt. Ergeben sich daraus Hinweise etwa auf eine Häufung von Krankheiten, Hilfsbedürftigkeit im Alltag oder ein deutlich vermindertes Erinnerungsvermögen, wird der geriatrische Versorgungsbedarf in weiteren Untersuchungen genauer abgeklärt. Generell soll durch eine engere Zusammenarbeit sich ergänzender medizinischer Fachbereiche - wie etwa Geriatrie, Innere Medizin und Neurologie - sowie durch Versorgungsverbünde eine individuell optimale Behandlung älterer Menschen gewährleistet werden.
 
„Ich weiß, dass dieses neue Verfahren anfangs bei manchen älteren Menschen die Assoziation eines ,Demenztests‘ und damit zunächst auch Verunsicherung und Skepsis ausgelöst hat. Wir dürfen bei allen medizinischen Entwicklungen natürlich nicht vergessen, sie den Menschen zu erklären und sie somit auch emotional mitzunehmen. Deshalb bin ich sehr froh über den offenen Austausch mit den Mitgliedern der Seniorenvertretungen, die als Multiplikatoren im ganzen Land unterwegs sind“, sagte Ministerin Steffens.
 
Weitere vom Land geförderte Konzepte zur Verbesserung der Lebensqualität im Alter sind Strategien zur Vermeidung von Altersverwirrtheit nach einem operativen Eingriffs im Krankenhaus, zielgruppenspezifische Angebote der Suchtprävention bei älteren Menschen sowie besondere Beratungsangebote des NRW-Patientenbeauftragten und der neuen Landesfachstellen „Trauma und Alter“.

Hintergrund:

  • Die Landesseniorenvertretung ist der Landesdachverband der 166 örtlichen Seniorenvertretungen in NRW; www.lsv-nrw.de
  • Informationen zum Geriatriekonzept im Krankenhausplan NRW, dem Projekt „Der alte Mensch im OP“ und den verschiedenen Programmen zur Suchtprävention finden Sie im Downloadbereich des MGEPA unter www.mgepa.nrw.de/ministerium/service.
  • Unter dem Titel „Alt werden wo das Herz schlägt“ steht im MGEPA-Downloadbereich dort auch eine Broschüre mit vielen Informationen zum „Leben im Alter in NRW“ bereit.
  • Mit zwei Millionen Euro von Land und EU werden in NRW fünf Projekte zur Verbesserung der Arzneimitteltherapiesicherheit gefördert. Studien zufolge nimmt fast jeder und jede Zweite über 65 Jahre mindestens fünf Medikamente parallel ein. Das ist insbesondere dann gefährlich, wenn eine Abstimmung fehlt.
  • An dem Projekt „Blickwechsel.Demenz“ - vom Land mit 326.000 Euro gefördert - haben in drei Jahren 70 Kliniken in NRW teilgenommen und die Versorgung von Demenzerkrankten sowie die Unterstützung der Angehörigen verbessert.

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