Ministerin Löhrmann zum Bundesbildungsbericht: Soziale Gerechtigkeit bleibt die große Herausforderung für den Bildungsbereich
Der heute in Berlin vorgestellte Bildungsbericht 2016 widmet sich nach 2006 zum zweiten Mal dem Schwerpunktthema Bildung und Migration.
Der heute in Berlin vorgestellte Bildungsbericht 2016 widmet sich nach 2006 zum zweiten Mal dem Schwerpunktthema Bildung und Migration. „Der Bericht bestätigt unsere Erfahrungen in Nordrhein-Westfalen, dass Zugewanderte nicht zwangsläufig schlechtere Bildungschancen haben. Es ist vielmehr der sozioökonomische Status der Herkunftsfamilie, der ausschlaggebend ist für den Bildungserfolg unserer Kinder und Jugendlichen“, erklärte Schulministerin Sylvia Löhrmann. „Der Bericht bestärkt uns auf unserem Weg, für mehr Chancengerechtigkeit zu sorgen. Er zeigt aber auch, dass wir bereits viel erreicht und noch weiter viel zu tun haben. Wir wollen die scheinbare Zwangsläufigkeit durchbrechen, mit der soziale Benachteiligung von einer Generation an die nachfolgende quasi ‚vererbt‘ wird.“
Die für Deutschland auffallenden sozialen Ungleichheiten zeigen sich in Nordrhein-Westfalen besonders in den Städten des Ruhrgebietes. Löhrmann: „Diese Erkenntnis überrascht uns nicht. Deshalb hat die Landesregierung das Projekt ‚Kein Kind zurücklassen‘ gestartet, das überall dort, wo sich die Risikolagen besonders deutlich zeigen, zum Tragen kommen soll. Uns ist aber auch bewusst, dass dies ein längerer Prozess ist. Signifikante Veränderungen können erst in einigen Jahren in den Statistiken ablesbar sein.“
Erste Erfolge zeigen sich bei Kindern und Jugendlichen mit Zuwanderungshintergrund. Sowohl im Grundschul- als auch im Sekundarbereich sind hier Kompetenzzuwächse zu verzeichnen. Positiv bewertet wird auch das zunehmende Ganztagsangebot. Bundesweit machen 60 Prozent der Schulen Ganztagsangebote, in Nordrhein-Westfalen sind dies über 90 Prozent der Grundschulen und jede zweite weiterführende Schule in der Sekundarstufe I. 46,3 Prozent der Schülerinnen und Schüler in der Primar- und Sekundarstufe I besuchen im Schuljahr 2015/16 eine Ganztagsschule, bundesweit ist es rund ein Drittel.
Der alle zwei Jahre erscheinende Bildungsbericht spiegelt die Leistungsfähigkeit des deutschen Bildungssystems im internationalen Vergleich. Er fasst dazu vorhandene statistische Daten und Studienergebnisse zusammen. Der jetzt vorliegende Bildungsbericht 2016 berichtet Daten bis ca. 2014/15. Der Bericht gibt einen umfassenden Überblick über das Bildungssystem in Deutschland, beginnend mit der frühkindlichen Bildung über die allgemeinbildenden Schulen, die berufliche Ausbildung und Hochschule bis hin zur Weiterbildung im Erwachsenenalter.
Der Bericht zeigt auch zentrale Herausforderungen des Bildungssystems auf. Dabei wird explizit auf den Übergang vom ersten allgemeinbildenden Schulabschluss in die Berufsausbildung verwiesen. Ministerin Löhrmann: „Hier sehe ich uns mit dem Programm ‚Kein Abschluss ohne Anschluss‘ auf einem guten Weg. Nordrhein-Westfalen ist das erste Flächenland, das damit begonnen hat, ein landesweites Übergangssystem von der Schule in Beruf und Studium aufzubauen.“ Inzwischen erhalten alle Schülerinnen und Schüler spätestens ab Klasse 8 eine verbindliche, systematische und geschlechtersensible Berufs- und Studienorientierung mit regelmäßigen Praxisphasen. Mit Blick auf den eklatanten Mangel an Ausbildungsplätzen, forderte Ministerin Löhrmann die Wirtschaft zum Handeln auf: „Im Ausbildungskonsens müssen jetzt endlich Nägel mit Köpfen gemacht werden.“ Im Jahr 2015 befanden sich nach Angaben des Statistischen Landesamtes 303.681 junge Männer und Frauen in einer beruflichen Ausbildung. Dies war die niedrigste Zahl an Auszubildenden seit Beginn der Aufzeichnungen der Berufsbildungsstatistik Anfang der 1970er Jahre.
Ein erfreulicher Befund des Berichtes für Nordrhein-Westfalen ist die Situation des staatlichen Schulsystems. Während in anderen Bundesländern das staatliche Schulangebot durch eine wachsende Zahl von Schulen in privater Trägerschaft in Bedrängnis gerät, sehen die Studienautoren hier für Nordrhein-Westfalen nur ein geringes Problem. „Unser öffentliches Schulangebot befindet sich in einem deutlichen Veränderungsprozess. Trotzdem nehmen die meisten Eltern dieses öffentliche Angebot wahr, wie die große Akzeptanz des öffentlichen Schulangebotes zeigt. Insgesamt haben wir in Nordrhein-Westfalen ein gesundes Verhältnis zwischen öffentlichen und privaten Schulen“, so Ministerin Löhrmann abschließend.