Minister Remmel: Wohnort darf beim Online-Handel nicht über den Preis entscheiden
Umfrage zum Online-Handel: Mehrheit der Verbraucherinnen und Verbraucher lehnt umstrittene Preisgestaltungsmodelle ab
Verbraucherinnen und Verbraucher stehen personalisierten Preisgestaltungen im Online-Handel ablehnend gegenüber und kritisieren vor allem die fehlende Transparenz bei der Festlegung von Preisen.
Verbraucherinnen und Verbraucher stehen personalisierten Preisgestaltungen im Online-Handel ablehnend gegenüber und kritisieren vor allem die fehlende Transparenz bei der Festlegung von Preisen. Dies ergab eine bevölkerungsrepräsentative Befragung von Bürgerinnen und Bürgern in Nordrhein-Westfalen im Auftrag des NRW-Verbraucherschutzministeriums. Knapp 90 Prozent der Befragten lehnten Preisgestaltungen, die auf der Basis von individualisierten Daten wie etwa Zahlungsbereitschaft, Wohnort oder Kaufinteresse ermittelt werden, als unfair ab. Die Befragten sprachen sich stattdessen mehrheitlich für einheitliche Preise aus.
„Die Studienergebnisse bestätigen unsere Sichtweise: Wenn der Wohnort oder das Tablet-Modell darüber entscheidet, ob ich einen Preisaufschlag zahlen muss, dann ist das eine sehr bedenkliche Entwicklung“, kritisierte der nordrhein-westfälische Verbraucherschutzminister Johannes Remmel im Vorfeld des europäischen Safer Internet Days am 9. Februar. „Wir hinterlassen in der digitalen Welt permanent unsere Spuren, die unbemerkt gesammelt und weitergenutzt werden. Personalisierte Werbung ist ein Resultat von Big Data, das bereits jeder kennt. Personalisierte Preise könnten schon bald die nächste Stufe sein. Alle technischen Voraussetzungen für ein solches Szenario sind bereits vorhanden und werden durch die massive Datensammlung und die Auswertung unseres Konsumentenverhaltens geschaffen – und zumindest in der Tourismus-Branche findet diese individualisierte Preispolitik bereits auch schon statt“, betonte Minister Remmel. „Diese Art der intransparenten Preisbildung ist eine Blackbox für Verbraucherinnen und Verbraucher. Schon der Sachverständigenrat für Verbraucherfragen des Bundesjustizministeriums hat auf die Risiken und Gefahren dieser Preispolitik im Online-Handel hingewiesen. Ich kann mich dem nur anschließen. Wir müssen diese Geschäftspraxis intensiver beobachten und, falls nötig, missbräuchliche Entwicklung rechtlich stoppen.“
Im Auftrag des NRW-Verbraucherschutzministeriums hat das Institut für Verbraucherpolitik ConPolicy um Professor Christian Thorun die Umfrage zum Thema „Was Verbraucherinnen und Verbraucher in NRW über individualisierte Preise im Online-Handel denken“ vorgelegt. Die quantitativen Ergebnisse der Befragungen von 1000 Personen ab 14 Jahren wurden zudem in Fokusgruppen diskutiert.
Weitere zentrale Ergebnisse der Untersuchung sind:
- Mehrheit für einheitliche Preise
Mehr als die Hälfte der (57 Prozent) der Befragten bevorzugt grundsätzlich einheitliche Preise. Die Ergebnisse der Fokusgruppengespräche deuten darauf hin, dass Verbraucherinnen und Verbraucher besonders den Wegfall von verbindlichen Referenzpreisen sowie einen höheren Aufwand beim Online-Einkaufen fürchten.
- Viele Preis-Praktiken vorstellbar
Verbraucherinnen und Verbraucher halten viele Geschäftspraktiken für möglich, bei denen die Preise individualisiert werden. Hierzu zählen etwa Praktiken, wonach die Preise je nach Uhrzeit, Wohnort, Kundentreue oder dem Kaufinteresse variieren. Knapp 2/3 der Befragten (63 Prozent) halten es für möglich, dass Online-Shops anhand von bestimmten Nutzermerkmalen berechnen, wie viel ein Kunde bereit ist, für ein Produkt oder eine Dienstleistung zu bezahlen.
- Nur Treue-Angebote finden Unterstützung
Lediglich mit Treue-Angeboten können sich Verbraucherinnen und Verbraucher arrangieren. Diese bewertet eine große Mehrheit von 87 Prozent als fair.
- Erfahrung mit individualisierten Preisen
Knapp ein Drittel (32 Prozent) der Verbraucherinnen und Verbraucher in NRW hat schon einmal erlebt, dass Freunde oder Bekannte im Internet ein gleiches Produkt zu einem anderen Preis angezeigt wurde als ihnen selbst.
Minister Remmel unterstützt in diesem Zusammenhang auch die von der Europäischen Kommission geäußerte Kritik an der Preispolitik beim Euro-Disney-Land Paris und bei international tätigen Autovermietungen. Die Unternehmen haben ausländischen Verbraucherinnen und Verbrauchern höhere Preise angeboten als inländischen. „Personalisierte Preise untergraben den bisherigen Vorteil des Onlinehandels für Verbraucherinnen und Verbraucher, nämlich unter Einsatz geringer Kosten eine größtmögliche Preistransparenz zu erreichen“, sagte Minister Remmel.
Das Beispiel der individualisierten Preise zeige für Minister Remmel, wie notwendig ein Verbraucherschutz 4.0 sei. „Das hohe Tempo der technologischen Entwicklung macht es für den Gesetzgeber schwer, Schritt zu halten. Doch der Gesetzgeber muss den fairen Umgang aller Marktbeteiligten garantieren – und zwar umfassend und grundlegend auch für das Internet in all seinen Anwendungsformen. Oft genug sind den Verbraucherschützerinnen und Verbraucherschützern aber die Hände gebunden, weil wir versuchen, mit analogen Gesetzen den rasanten Entwicklungen der digitalen Welt zu begegnen. Daher werden wir uns auch die individualisierte Preisgestaltung im Online-Handel genau ansehen müssen, ob und wo wir Gesetzesänderungen brauchen“, betonte Minister Remmel.
Die Untersuchung des Institutes für Verbraucherpolitik ConPolicy finden Sie auf www.umwelt.nrw.de
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