Minister Remmel: Hormoneinsatz in der Nutztierhaltung muss begrenzt werden / Grüne Woche: NRW-Umweltminister kritisiert hohen Medikamenten-Einsatz in der Landwirtschaft - Gülleimporte aus den Niederlanden nach NRW

17. Januar 2014
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NRW-Landwirtschafts- und Verbraucherschutzminister Johannes Remmel kritisiert den Einsatz von Hormonen in der Zucht von Schweinen vor allem zum sogenannten „Fruchtbarkeitsmanagement“. „Die Abgabe von Hormonen in der industriellen Tierhaltung zum Stallmanagement steht im Widerspruch der eigentlichen Zielsetzung des Arzneimittelgesetz: der Behandlung von Krankheitssymptomen“, erklärte der Minister zum Auftakt der Grünen Woche 2014 in Berlin. „Die Sauen sind nicht krank. Die Hormone werden eingesetzt, um Arbeitsabläufe zu erleichtern. Folgen dieser unkontrollierten Hormonabgaben für Mensch und Umwelt sind nur schwer abzuschätzen. Über die Gülle können ausgeschiedene Hormone auf unsere Felder gelangen und damit wahrscheinlich auch in unsere Oberflächengewässer und ins Grundwasser.“

Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz
Staatskanzlei Nordrhein-Westfalen

Das Ministerium für Klimaschutz, Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz teilt mit:

NRW-Landwirtschafts- und Verbraucherschutzminister Johannes Remmel kritisiert den Einsatz von Hormonen in der Zucht von Schweinen vor allem zum sogenannten „Fruchtbarkeitsmanagement“. „Die Abgabe von Hormonen in der industriellen Tierhaltung zum Stallmanagement steht im Widerspruch der eigentlichen Zielsetzung des Arzneimittelgesetz: der Behandlung von Krankheitssymptomen“, erklärte der Minister zum Auftakt der Grünen Woche 2014 in Berlin. „Die Sauen sind nicht krank. Die Hormone werden eingesetzt, um Arbeitsabläufe zu erleichtern. Folgen dieser unkontrollierten Hormonabgaben für Mensch und Umwelt sind nur schwer abzuschätzen. Über die Gülle können ausgeschiedene Hormone auf unsere Felder gelangen und damit wahrscheinlich auch in unsere Oberflächengewässer und ins Grundwasser.“

Laut einer Studie des BUND werden in Schweineställen Hormonpräparate eingesetzt, um den Betreuungsaufwand der Muttertiere zu verringern und die Ferkelanzahl zu erhöhen: Gesunde Sauen bekommen Hormone verabreicht, damit deren Sexualzyklen gleichgeschaltet werden. Damit sollen die fruchtbaren Tage von Sauen so aufeinander abgestimmt werden, dass die Geburt von Ferkeln für einen bestimmten Tag synchronisiert wird. Die Studie weist als weitere Folge dieser Praxis aus, dass die Sauen durch die Hormonbehandlung mehr Ferkel zur Welt bringen, als die Sau Zitzen hat. Hierdurch kann ein Teil der Ferkel seitens der Muttersau nicht ausreichend mit Milch versorgt werden.

Im Rahmen der Amtschefkonferenz der Landwirtschafts-Staatssekretäre in Berlin, haben deshalb die Bundesländer NRW, Niedersachsen, Schleswig-Holstein, Rheinland Pfalz und Baden- Württemberg das Bundeslandwirtschaftsministerium aufgefordert, diese komplexen Zusammenhänge zu prüfen und eine Strategie zur Reduktion des Einsatzes von Hormonen in der Nutztierhaltung aufzuzeigen.

Remmel: „Bundeslandwirtschaftsminister Friedrich muss, ebenso wie beim Einsatz von Antibiotika, auch beim Einsatz von Hormonen in der Tierhaltung Transparenz schaffen. Es darf nicht dazu kommen, dass die Tiere durch Hormongaben weiter überfordert werden. Hormone dürfen auch nicht über diesen Weg die Umwelt belasten und in keinem Fall zum Verbraucher und zur Verbraucherin gelangen.“

6. Novellierung Dünge-Verordnung: 80 Prozent der niederländischen Gülleimporte nach Deutschland landen auf deutschen Äckern
Der NRW-Umweltbericht zeigt, rund 40 Prozent der Grundwasserkörper in NRW sind so stark mit Nitraten belastet, dass ohne entsprechende Aufbereitung keine Gewinnung von Trinkwasser mehr möglich ist. Der Grund dafür ist ein zu großer Eintrag von Nährstoffen auf landwirtschaftliche Flächen, insbesondere durch hohe Mengen von Gülle und Gärresten. Sichtbar wird dies vor allem in den Regionen mit einer starken Nutztierhaltung, wie zum Beispiel im Münsterland oder am Niederrhein. Hier gibt es mittlerweile in vielen landwirtschaftlichen Betrieben einen Überschuss an Gülle, da die Stallanlagen immer größer geworden sind und damit die Konzentration der Tierhaltung in diesen Regionen in den letzten Jahren weiter zugenommen hat. Aber auch in den grenznahen Regionen des Niederrheins oder der Städteregion Aachen sind viele Grundwasserkörper mit Nitraten belastet. Der Grund hierfür sind ver-mutlich auch Gülleimporte aus den Niederlanden. Alleine im Jahr 2012 wurden rund 1,4 Millionen Tonnen Gülle aus den Niederlanden auf nordrhein-westfälischen Äckern ausgebracht. Das waren rund 80 Prozent der Gülle, die von niederländischen Betrieben nach Deutschland exportiert wurde.

Als Reaktion auf diese Problematik, hat das NRW-Landwirtschaftsministerium mehrfach eine Novellierung der Dünge-Verordnung einge¬fordert. „Es droht ein Vertragsverletzungsverfahren der EU, da wir es bisher nicht geschafft haben, unsere Nitratwerte einzuhalten“, sagte Remmel. „Wir haben uns sowohl über die AMK als auch über den Bun¬desrat schon mehrmals für eine Novellierung der Dünge-Verordnung eingesetzt. Bis jetzt hat das Bundeslandwirtschaftsministerium aber noch keinen Entwurf vorgelegt. Ich hoffe, dass nun in dieser Sache mit der neuen Bundesumweltministerin Bewegung kommt.“

Folgende Kernpunkte sind Bestandteil des NRW-Vorschlags zur Novellierung der Dünge-Verordnung:

• Ausweitung der Sperrzeiten für die Gülleausbringung im Herbst,

• Erhöhung der notwendigen Lagerkapazität, auch für die Lagerung von Gärresten aus Biogasanlagen,

• Einbeziehung von Gärresten aus Biogasanlagen in die Begrenzung der organischen Stickstoffdüngung auf maximal 170kg Stickstoff (N) pro Hektar und Jahr,

• verbesserte Bilanzierungsmethoden wie die Hoftorbilanz,

• Aufzeichnungspflicht für die Düngebedarfsermittlung und

• konsequente Begrenzung und Sanktionierung betrieblicher Nährstoffüberschüsse.

„Ich halte es grundsätzlich für problematisch, wenn auf einem landwirtschaftlichen Betrieb mehr Gülle anfällt, als auf eigenen Flächen ausgebracht werden kann“, ergänzte Minister Remmel. „Hinzu kommen dann häufig noch Biogasanlagen, die die Situation in den viehintensiven Regionen zusätzlich verschärfen. Eines unserer Hauptziele wird es dementsprechend sein, in Zukunft wieder eine stärkere Flächenbindung in der Tierhaltung zu erreichen.“

Weitere Informationen zu den Themen Medikamente in der landwirtschaftlichen Tierhaltung und zur Novellierung der Dünge-Verordnung sind zu finden unter www.umwelt.nrw.de.

Bei Nachfragen wenden Sie sich bitte an die Pressestelle des Ministeriums für Klimaschutz, Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz, Wilhelm Deitermann, Telefon 0211 4566-719.

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