Laumann: Gerade in Pandemiezeiten müssen wir der dualen Ausbildung den Rücken stärken
Coronabedingt gibt es in Nordrhein-Westfalen noch unbesetzte Ausbildungsstellen und zahlreiche unversorgte Bewerber. Der Start in dieses Ausbildungsjahr ist allerdings noch bis Januar möglich
„Die duale Berufsausbildung und damit die Zukunft des Fachkräfteangebots in Nordrhein-Westfalen darf nicht durch die Auswirkungen der Pandemie gefährdet werden“, so Arbeitsminister Karl-Josef Laumann.
In Nordrhein-Westfalen waren Anfang September noch 28.727 Ausbildungsstellen unbesetzt und 23.535 Jugendliche unversorgt. Um zu diskutieren, wie diese – coronabedingt besonders großen – Lücken geschlossen werden können, haben sich die Partner des Ausbildungskonsenses Nordrhein-Westfalen beim ausbildenden Unternehmen DataVision in Düsseldorf getroffen.
„Die duale Berufsausbildung und damit die Zukunft des Fachkräfteangebots in Nordrhein-Westfalen darf nicht durch die Auswirkungen der Pandemie gefährdet werden“, so Arbeitsminister Karl-Josef Laumann. „Gerade in Pandemiezeiten müssen wir der dualen Ausbildung den Rücken stärken. Mit vereinten Kräften werden die Partner des Ausbildungskonsenses dafür Sorge tragen, dass Auszubildende und Ausbilder zusammenfinden und Unternehmen ermutigt werden, auch in schwierigen Zeiten auszubilden.“
Genau das macht Andreas Matthei, Geschäftsführer von DataVision und Gastgeber des Treffens. Sein Unternehmen beschäftigt 105 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter – darunter derzeit sieben Auszubildende. Er hat in diesem Jahr in Düsseldorf bereits eine zusätzliche Ausbildungsstelle geschaffen: „Wir bauen die Ausbildung junger Fachkräfte in unserem Unternehmen aktuell weiter aus“, sagt Matthei. „Ausbildung lohnt sich und ist für unsere Zukunft die beste und auch einzige Möglichkeit, die Fachkräfte zu finden, die wir brauchen, um erfolgreich zu sein. Corona ändert daran nichts.“
Kernstück der gemeinsamen Anstrengungen des Ausbildungskonsenses ist ein Handlungskonzept, das die Partner im Ausbildungskonsens Nordrhein-Westfalen, darunter die Landesregierung, die Regionaldirektion der Bundesagentur für Arbeit, der Deutsche Gewerkschaftsbund sowie Vertreter der Wirtschaft und der Kommunen, zusammen entwickelt haben.
Mit dem Konzept soll sichergestellt werden, dass auch in der Coronapandemie die bestehenden Potenziale auf dem nordrhein-westfälischen Ausbildungsmarkt erschlossen werden. Der Ausbildungsmarkt soll gezielt und bedarfsgerecht in den Regionen unterstützt werden, wo besondere Herausforderungen durch die Pandemie entstanden sind. Die im Konzept aufgeführten Maßnahmen reichen von der Beratung der Betriebe, über verstärkte Beratung von jungen Menschen an Berufskollegs bis hin zur Förderung zusätzlicher personeller Matching-Kapazitäten zur Besetzung konkreter offener Ausbildungsplätze als Unterstützung für kleine und mittlere Unternehmen.
Torsten Withake, Vorsitzender der Geschäftsführung der Regionaldirektion NRW der Bundesagentur für Arbeit:
„Der Ausbildungsmarkt ist in diesem Jahr mit rund zwei Monaten Verspätung in die heiße Phase gegangen und die Aufholjagd ist noch lange nicht abgeschlossen. Unsere Botschaft ist: Für junge Menschen gibt es aktuell noch viele tolle Angebote. Viele Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber in NRW investieren gerade jetzt in ihre Zukunft und setzen dabei auf Ausbildung. Deshalb freue ich mich sehr, dass wir zusammen als Partner im Ausbildungskonsens NRW alles tun, um junge Menschen und Unternehmen zu unterstützen und zusammenzubringen. Für die Jugendlichen ist es wichtig, in dieser entscheidenden Phase ihres Lebens einen guten Start ins Berufsleben zu schaffen; für die Unternehmen ist es wichtig, durch Ausbildung frühzeitig Fachkräfte zu gewinnen – denn die demografische Entwicklung wird von Corona nicht aufgehalten.“
Johannes Pöttering, Hauptgeschäftsführer der Landesvereinigung der Unternehmensverbände Nordrhein-Westfalen e.V. (unternehmer nrw):
„Auch unter den wirtschaftlich schwierigen Bedingungen der Corona-Pandemie nehmen die Betriebe in Nordrhein-Westfalen ihre Verantwortung für junge Menschen weiterhin mit großem Engagement wahr. Trotz der angespannten Situation sind nach wie vor viele Ausbildungsplätze unbesetzt. Wir müssen nun alles tun, damit junge Menschen und Ausbildungsplätze auch in den kommenden Wochen und Monaten noch zusammenfinden. Dazu gehört auch, dass in den Anstrengungen bei der Berufsorientierung in den Schulen und bei den Vermittlungsaktivitäten nicht nachgelassen wird. Unternehmen bilden gerade dann aus, wenn sie wieder verlässliche Perspektiven für ihre wirtschaftliche Entwicklung sehen. Auch deshalb sind jetzt zusätzliche politische Impulse für Konjunktur und Wachstum so wichtig."
Norbert Wichmann, Abteilungsleiter Deutscher Gewerkschaftsbund NRW:
„Alle sind von der Pandemie betroffen, aber nicht alle gleich. Die Ausbildungschancen der jungen Menschen hängen noch immer von ihrem Wohnort, ihrem Schulabschluss und dem Pass ihrer Eltern ab. Besonders schwierig ist die Situation bei Jugendlichen mit Hauptschulabschluss. Wir appellieren an die Arbeitgeber Hauptschülerinnen und Hauptschülern wieder vermehrt eine Chance auf Ausbildung zu eröffnen. Aktuell schaffen 33 Prozent der Hauptschülerinnen und Hauptschüler keine abgeschlossene Ausbildung. Gemeinsam wollen wir das ändern.“
Ralf Mittelstädt, Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammern Nordrhein-Westfalen:
„Die Chancen auf dem Ausbildungsmarkt stehen besser als man denkt. Tatsächlich gibt es im Moment sogar mehr freie Stellen als im Vorjahr. Wir gehen davon aus, dass in diesem Jahr deutlich mehr Ausbildungsverträge als sonst noch nach dem 1. September geschlossen werden. Wer jetzt noch in die Ausbildung einsteigt, hat nichts verloren. Der verpasste Stoff kann mit Hilfe der Ausbildungsbetriebe und Berufskollegs aufgeholt werden. In die Abschlussprüfung geht es dann wie geplant. Ein Blick in die IHK-Lehrstellenbörse lohnt!"
Matthias Heidmeier, Hauptgeschäftsführer des Westdeutschen Handwerkskammertags:
„Das Handwerk ist Stabilitätsanker und bietet auch in der Coronakrise beste Beschäftigungsperspektiven. Unsere Ausbildungsbetriebe suchen aktuell noch in nahezu allen Regionen und Berufen Auszubildende, auch noch zum sofortigen Einstieg in die Ausbildung. Wer sich engagiert und interessiert, hat im Handwerk beste Chancen auf einen Anschluss nach der Schule oder Hochschule. Der direkte Zugang zu Ausbildungsbetrieben geht ganz einfach über die aktuelle Plattform ‚Finde Dein Handwerk‘: www.whkt.de/findedeinhandwerk“
Hintergrund:
Viele Potenziale am Ausbildungsmarkt in NRW Anfang September noch ungenutzt
Anfang September waren in Nordrhein-Westfalen noch 28.727 Ausbildungsstellen unbesetzt. 23.535 Jugendliche konnten noch keinen Ausbildungsplatz finden oder hatten noch keine Alternative. Rechnet man die Bewerberinnen und Bewerber hinzu, die eine Alternative hatten, die ihre Ausbildungssuche aber fortsetzen, suchten zum traditionellen Start des Ausbildungsjahres Anfang September noch 34.854 junge Menschen einen Platz in einer beruflichen Ausbildung.
Im April und im Mai war der Ausbildungsmarkt in Nordrhein-Westfalen stark von den Auswirkungen der Corona-Pandemie betroffen. Viele Unternehmen verschoben ihre Aktivitäten am Ausbildungsmarkt, Auswahlgespräche wie auch die Ausschreibung offener Stellen, auf die Zeit nach dem Lockdown. Seit Juni läuft die Aufholjagd am Ausbildungsmarkt. Die Unternehmen und Betriebe in Nordrhein-Westfalen meldeten Monat um Monat mehr offene und noch zu besetzende Berufsausbildungsstellen als in den Vergleichsmonaten des Vorjahres und im Schnitt der vergangenen fünf Jahre.
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